Profilbild von JessicaImReihenhaus

JessicaImReihenhaus

Lesejury Profi
offline

JessicaImReihenhaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JessicaImReihenhaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.07.2023

Skurriler Krimi, der ungeahnt Abgründe aufdeckt

Der Hahn ist tot
0

Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum ...

Rosi ist Angestellte bei einer Versicherung, Mitte 50, alleinstehend. Als sie sich Hals über Kopf in Rainer verliebt, gerät ihr Leben völlig aus den Fugen und auf einmal säumen Leichen ihren Weg.

Warum sich eine Mittfünfzigerin, die ihr Leben scheinbar sehr mag und im Griff hat, auf einmal in einen Mann verliebt und diesem auf eine toxische Art und Weise völlig verfällt, wie man es vielleicht einer jungen Frau Anfang 20 zutraut, aber keinesfalls einer Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, erschließt sich mir in kleinster Weise. Wäre es jetzt ein Mann, der sie bewusst um den Finger wickelt, okay, aber Rainer hat keinerlei Interesse an ihr oder wägt sie in dem Glauben er erwidere ihre Liebe. Und dann nimmt eine dramatische Geschichte ihren Lauf, die mich ein wenig an „Falling Down“ erinnert hat (der Film mit Michael Douglas aus den 90ern, kennt ihr?!) nur, dass sich hier alles über mehrere Wochen erstreckt und nicht alles an einem Tag passiert.

Long story short: kein einziger Protagonist ist auch nur in irgendeiner Weise sympathisch. Und ganz ehrlich glücklicherweise ist das Buch nur sehr kurz. Ich muss allerdings zugeben, dass die skurrile Art und der tief tief schwarze Humor das Ganze schon wieder interessant gemacht haben. Auch wenn ich dem britischen, schwarzem Humor sehr zugeneigt bin, meinem persönlichen Geschmack hat das Buch nicht entsprochen. Es war mein erstes Buch von Ingrid Noll und ich bin sehr froh es gelesen zu haben, sodass ich jetzt zumindest mitreden kann ;)

Wer aber makabere Geschichten und „Falling Down“ mag, der wird hier ganz bestimmt auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 11.03.2023

Urban Fantasy im viktorianischen London, die nicht überzeugen kann

Der Uhrmacher in der Filigree Street
0

Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. ...

Thaniel Steepleton erhält eines Tages auf mysteriöse Weise eine Taschenuhr. Sie scheint zunächst nicht zu funktionieren, aber verhindert, dass er bei einem Bombenanschlag auf Scotland Yard verletzt wird. Er begibt sich auf die Suche nach dem Uhrmacher und es entfaltet sich eine wundersame Geschichte über Liebe, Freundschaft und Magie.

Eigentlich bin ich kein Fantasy Leser, aber ab und an muss man sich ja mal aus seiner Komfortzone herauswagen und da hat mich dieses Buch aufgrund des Settings, viktorianisches London mit Verbindungen nach Japan, angesprochen. Ich bin durchweg gut mit dem Fantasy Elementen zurecht gekommen und die Geschichte liest sich sehr schön. Man könnte meinen mit dem Aufhänger des Bombenanschlags geht es vornehmlich um die Suche nach den Verantwortlichen. Es spielt zwar durchweg eine wichtige Rolle, aber eigentlich geht es eher um Thaniel und die Freundschaft zu Mori, dem Uhrmacher. Die Atmosphäre, die Mori umgibt ist wirklich magisch und seine allerhand mechanischen Tiere sind so süß beschrieben, dass sie vor dem inneren Auge ganz lebendig werden, allen voran Katsu der Octopus.

Soweit so gut. Nun tritt allerdings Physikstudentin Grace noch auf die Bildfläche. Die Idee dahinter fand ich toll. Sie forscht über den Äther (wieder was dazu gelernt) und hat anfänglich etwas Schwung und Humor in die Geschichte gebracht. Nur leider entwickelt sie sich fast augenblicklich zu einer wirklich unausstehlichen Person. Und hier bekam dann die gesamte Story einen Knick - es war für mich nicht mehr auch nur ansatzweise nachvollziehbar, warum die Personen handeln wie sie handeln. Was letztendlich alle, einschließlich den zunächst liebenswerten Mori und Thaniel, zu unsympathischen Protagonisten degradiert hat. Das Ende möchte versöhnlich wirken und letztendlich bekommt Thaniel das Ende, was man ihm wünscht, aber das kann es für mich nicht mehr raus reißen. Deshalb kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung aussprechen.

Veröffentlicht am 13.02.2023

Eine Frau auf der Suche

Die Galerie am Potsdamer Platz
0

Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ...

Nach dem Tod ihrer Mutter reist Alice zu Beginn der 30er Jahre von Wien nach Berlin um ihre Großmutter zur Rede zu stellen, warum diese vor vielen Jahren ihre Tochter und Alices Mutter verstoßen hat. Während ihre beiden Onkel und ihre Schwägerin sie herzlich in die Familie aufnehmen, lehnt ihre Großmutter Helena jeglichen Kontakt hab. Niemand in der Familie kennt Helenas Beweggründe; ein großes Familiengeheimnis muss noch gelüftet werden. Gleichzeitig findet Alice die große Liebe, doch auch hier bahnt sich langsam aber sicher Unheil an.

Das Positive: Das Buch liest sich ganz toll flüssig runter, man fliegt geradezu durch die Seiten und es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf.
Das Negative: Titel und Klappentext suggerieren, dass hier das Thema Kunstgalerie maßgeblich ist. Das kommt in meinen Augen viel zu kurz. Ich hatte mir viel tiefere Einblicke in die Kunst dieser Zeit versprochen. Und das Potential ist da; zu Beginn wurde der Expressionismus direkt aufgegriffen (da hatte ich noch Hoffnung) und mindestens genauso interessant, der Umgang des Nazi-Regimes damit.

Die Erzählweise ist angenehm, ein objektiver Erzähler berichtet über die Geschehnisse, jedoch haben wir Leser nur Alices Wissen. Manchmal hätte ich mir einen Perspektivenwechsel gewünscht um die anderen Charaktere noch besser kennenzulernen. Alice war mir zu Beginn sehr sympathisch, wandelt sich aber zu einer Frau, die sehr auf ihren Vorteil bedacht ist, ohne Rücksicht auf Verluste mit Nazis Geschäfte macht und immer wieder mit patzigen Verhaltensweisen auffällt.

Insgesamt ist es ein gutes Buch, das mir aber nicht sonderlich im Gedächtnis bleiben wird. Ich kann es eingeschränkt empfehlen, an alle Liebhaber von Geschichten mit Familiengeheimnissen und historischem Interesse an den 30er Jahren und den Anfängen der Nazi-Diktatur. Wer, so wie ich, eher ein Buch erwartet zum Thema Kunst in diesem zeitlichen Zusammenhang, der wird etwas enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine gehypte Romanze mit ein paar Schönheitsfehlern

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
0

Durch einen impulsiven und wenig durchdachten Kuss kreuzen sich die Wege von Promotionsstudentin Olive und Professor Adam Carlsen.
Wie es der Zufall will profitieren beide davon, dass die Welt um sie ...

Durch einen impulsiven und wenig durchdachten Kuss kreuzen sich die Wege von Promotionsstudentin Olive und Professor Adam Carlsen.
Wie es der Zufall will profitieren beide davon, dass die Welt um sie herum denkt sie seien ein Paar, also beschließen sie sich einmal in der Woche auf ein Fake-Date zu treffen. Doch ist wirklich alles nur ein Fake?

Ich habe das Buch tatsächlich wegen des wissenschaftlichen Settings gekauft. Ich wollte mich einfach wieder wie 25 fühlen, als ich selbst noch in einem Labor gearbeitet habe. Man merkt, dass die Autorin sich bestens in der universitären Forschung auskennt und ich musste das eine oder andere Mal schmunzeln, da scheinbar alle (oder zumindest sehr viele) Promotionsstudenten die gleichen Probleme zu haben scheinen. Besonders gut haben mir auch die Hypothesen zu Anfang jedes Kapitels gefallen.

Der Rest war okay; Olive ist ein sehr liebenswerter Hauptcharakter, die Love-Story an sich war nett und süß, aber das war‘s dann auch schon. Was wirklich anstrengend war, dass sich Olive dauernd entschuldigt und auf jeder Seite mindestens einmal erwähnt wird wie groß (und heiß) Adam ist. Puh… ich glaube mit besagten 25 hätte mir das Buch sehr gut gefallen, heute, ein paar Jährchen später, bekommt es von mir maximal ein wohlwollendes Lächeln. Ich komm nicht mehr umhin dauernd zu denken ‚sag halt doch einfach die Wahrheit‘. Auch wenn wir Olives Gedanken kennen und sie uns wissen lässt warum genau sie jetzt schon wieder lügt.

Empfehlen kann ich das Buch nur echten RomCom Fans. Ich persönlich kann den Hype nicht so wirklich nachvollziehen.