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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2023

Willkommen zurück in Coopers Chase!

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel (Die Mordclub-Serie 3)
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Dieses Mal arbeiten unsere vier Lieblings-Senioren am ungelösten Todesfall von Bethany Waites. Die Journalistin ist vor zehn Jahren bei der Recherche zu einem großen Betrugsfall ermordet worden. Und als ...

Dieses Mal arbeiten unsere vier Lieblings-Senioren am ungelösten Todesfall von Bethany Waites. Die Journalistin ist vor zehn Jahren bei der Recherche zu einem großen Betrugsfall ermordet worden. Und als hätte das Quartett nicht schon genug zu tun, wird dann auch noch Elizabeth entführt…

Was soll ich sagen, außer dass es war mir eine außerordentliche Freude war die Vier wieder beim Ermitteln zu begleiten. Ich habe das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und musste mehr als einmal laut auflachen. Ich meine ganz ehrlich, wo sonst schauen Gangsterbosse Bake Off?! Wie könnte man Connie Johnson nicht lieben, auch wenn sie Drogen im ganz großen Stil verkauft? Für mich macht das einen wahren cosy Krimi aus - durch die herzlichen Senioren dürfen wir immer hinter die Fassade der „Bösen“ blicken, die dann auf einmal einfach nur ganz normal Menschen sind und auch gerne eine Tasse Tee trinken und schnacken möchten.

Es liest sich flüssig runter und die Erzählweise ist angenehm. Die Kapitel sind, wie bei den vorangegangenen Teilen auch, teilweise als Tagebucheinträge von Joyce geschrieben. Durch ihre Gedanken wird manchmal erst klar, wie sie nun in dem Fall vorangekommen sind, schließlich haben wir es mir vier Ermittlern Ü70 zu tun, die in einer Seniorenresidenz leben und nicht mit der Polizei. Joyce ist so herzlich naiv, da würde man als Leser vielleicht sonst nicht unbedingt drauf kommen. Und nicht so viel lachen.

Eine Empfehlung von Herzen, nicht nur für Krimi-Liebhaber. Hier fließt definitiv mehr Tee, Whisky und Cider, als Blut, sodass auch alle Fans einer sehr guten Komödie auf ihre Kosten kommen. Wer Kluftinger, britischen Humor, und mittelmäßigen Rotwein (der aber umsonst ist!) mag, wird den Donnerstagsmordclub lieben. Bitte fangt allerdings am besten mit dem ersten Teil an, weil die Hauptprotagonisten nicht nochmal ausführlich vorgestellt werden. Mal abgesehen davon, dass euch sonst ziemlich viele Lacher entgehen würden.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Ein düsterer Ausflug in das Paris der 20er Jahre

Stadt der Mörder
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In Paris treibt ein Mörder sein Unwesen, dem Lieutenant Vioric auf den Fersen ist. Und dann ist da noch Lysanne, die nach Paris gekommen ist um ihre Schwester zu finden und eine Gruppe Surrealisten, die ...

In Paris treibt ein Mörder sein Unwesen, dem Lieutenant Vioric auf den Fersen ist. Und dann ist da noch Lysanne, die nach Paris gekommen ist um ihre Schwester zu finden und eine Gruppe Surrealisten, die in den 20er Jahren mit unkonventionellen Auftritten von sich reden machen. Alles hängt, wie sollte es anders sein, natürlich mit einander zusammen, aber nicht auf die offensichtliche Art. Es zieht sich ein wunderbarer Spannungsbogen durch die Geschichte und auch als versierter Krimileser, hat man lange Spaß am mit rätseln.

Durch die bildgewaltige und manchmal etwas schnörkelige Sprache, die für mich aber hervorragend zum Thema und in die Zeit passt, baut sich augenblicklich eine düstere und beklemmende Atmosphäre auf, die sich durch das komplette Buch zieht. Nur wenn die Surrealisten auftreten, kehrt Ausgelassenheit und Lebensfreude ein. Hier kommen auch Kunstliebhaber auf ihre Kosten - wir treffen reale Personen, was mir immer ausgesprochen viel Freude bereitet, wenn diese mit in eine fiktive Geschichte eingewoben werden. Zwar war mir der Surrealismus schon vorher nicht unbekannt, aber es hat mir wahnsinnig viel Freude bereitet mehr darüber zu lernen und tiefer einzutauchen (André Breton kannte ich vorher tatsächlich nicht, aber als Man Ray auftauchte, war mir klar, dass da noch mehr reale Personen herumschwirren und ich habe die Internet Suchmaschine bemüht).

Tatsächlich gibt es nichts was ich hier bemängeln kann oder möchte. Das Buch hat genau meinen Geschmack getroffen und ich kann es allen empfehlen, die an den 20er Jahren interessiert sind, mehr über den Surrealismus erfahren wollen und die ˋMidnight in Paris´ zu ihren Lieblingsfilmen zählen. Die Kriminalgeschichte bildet maßgeblich den Rahmen der Geschichte, daher sollte man allerdings schon Krimi-affin sein, damit einem das Buch genauso viel Freude bereitet wie mir.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine ganz besondere Geschichte

Eine ganz dumme Idee
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Durch eine ganz dumme Idee kommt es in einer schwedischen Kleinstadt zum Jahresende zunächst zu einem Banküberfall und dann auch noch zu einer Geiselnahme. Viel mehr möchte ich eigentlich nicht verraten ...

Durch eine ganz dumme Idee kommt es in einer schwedischen Kleinstadt zum Jahresende zunächst zu einem Banküberfall und dann auch noch zu einer Geiselnahme. Viel mehr möchte ich eigentlich nicht verraten und vielmehr ist auch gar nicht nötig zu wissen, weil es eigentlich weder um den Banküberfall noch um die Geiselnahme geht, sondern um die Personen die involviert sind. Jeder der Beteiligten hat sein Päckchen zu tragen und steht an einem Punkt in seinem Leben, an dem man sich durchaus mal fragen kann - und jetzt?!

Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden, was an dem speziellen Schreibstil liegt. Die Sätze sind stakkato-haft und durch teilweise sehr kurze Kapitel kommt überhaupt kein Lesefluss auf. Es hat auch einen Moment gedauert, bis ich mich mit den Protagonisten anfreunden konnte. Aber trotzdem möchte man wissen wie es zu der Situation, in der sie stecken, kommen konnte und natürlich wie sie da wieder raus finden. Und für das Dranbleiben wird man mehr als belohnt. Von Seite zu Seite entfaltet sich eine immer wunderbarere Geschichte. Die Charaktere werden tiefgründiger, die Kapitel länger und alle Puzzleteilchen fallen an ihren Platz. Bis ich ganz zum Schluss wirklich Tränen in den Augen hatte.

Triggerwarmung! Das Thema Suizid zieht sich als roter Faden durch das Buch. Es ist aber keineswegs entmutigend und negativ, sondern das genaue Gegenteil. Es zeigt auf, dass es immer einen Ausweg gibt, dass man nicht alleine ist, dass aus Fremden innerhalb eines Tages Freunde werden können, dass das Leben lebenswert ist, dass jeder in seinem Leben schon mal so eine richtig dumme Ideen hatte und wir alle auch deshalb manchmal einfach auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Und die darf und sollte man auch gerne annehmen.

Diese Buch ist ganz besonders und ich kann es mit nichts vergleichen, was ich bis jetzt gelesen habe. Eine absolute Herzens- und Leseempfehlung. Nur, wenn dich das Thema Selbstmord triggert, ist es vielleicht nicht das richtige oder solltest du es zusammen mit jemandem lesen.

Veröffentlicht am 08.02.2023

Eine inspirierende Frau

Eine Frage der Chemie
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Elizabeth Zott weiß was sie will und das ist Wissenschaftlerin zu sein. in einer Zeit in der Frauen, wenn sie sich nicht um Haushalt und Kinder kümmerten, maximal vielleicht Sekretärinnen wurden.
Wenn ...

Elizabeth Zott weiß was sie will und das ist Wissenschaftlerin zu sein. in einer Zeit in der Frauen, wenn sie sich nicht um Haushalt und Kinder kümmerten, maximal vielleicht Sekretärinnen wurden.
Wenn man das liest könnte man denken - okay, USA 60er Jahre, eine Frau will sich nicht den gesellschaftlichen Normen beugen und rebelliert - aber es ist SO viel mehr als das!

Elizabeth hat mich von Anfang an mit ihrer direkten Art mitgerissen. Sie glaub an sich und ihr Können, während fast alle um sie herum es nicht tun. Man kann sie einfach nicht nicht mögen. Sie sagt was sie denkt, auch wenn sie weiß, dass sie damit anecken wird, weil sie ihrer Zeit voraus und in den meisten Fällen ihren männlichen Kollegen überlegen ist.
Auch wenn Elizabeth als sachlich und direkt beschrieben wird, so strotzt dieses Buch vor Leidenschaft. Sie kämpft leidenschaftlich für ihre Träume, während das Leben sie immer wieder beutelt und zurück wirft.

Die gesellschaftliche Rolle der Frau in dieser Zeit wird intensiv beleuchtet. Alle Frauen in dem Buch verbindet, dass sie von Männern dominiert und ihre Leben durch sie bestimmt werden. Etwas erschreckend dabei: auf jeden liebenswerten und gutherzigen Mann kommt in dem Buch auch ein misogyner Mann, der aktiv Gewalt an Frauen ausübt, sei es körperlich oder psychisch.

Und dennoch hat dieses Buch zu 100% etwas Lebensbejahendes. Egal wieviele Rückschläge Elizabeth in ihrem Leben wegstecken musste, es gab immer etwas für das es sich lohnte wieder aufzustehen und sie steht stets für sich selbst ein. Davon kann und sollte man sich inspirieren lassen.

Veröffentlicht am 20.05.2024

Rasant und abenteuerlich

Es muß nicht immer Kaviar sein
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Ja, ich bekenne mich schuldig. Bis dato habe ich, als eingefleischter Krimifan und Liebhaberin von Geschichten, die in den 40er und 50er Jahren spielen, diesen Klassiker noch nicht gelesen. Jetzt ist ...

Ja, ich bekenne mich schuldig. Bis dato habe ich, als eingefleischter Krimifan und Liebhaberin von Geschichten, die in den 40er und 50er Jahren spielen, diesen Klassiker noch nicht gelesen. Jetzt ist es dem glücklichen Umstand, dass Simmel dieses Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, geschuldet, dass es eine Jubiläumsausgabe gibt. Wenn das mal nicht ein Zeichen ist! Und was soll ich sagen?! Warum habe ich solange gewartet? Dieses Buch hat, trotz seiner 60 Jahre (!), die es auf dem Buckel hat, alles was ein rasanter Krimi braucht.

Thomas Lieven möchte sein Leben als Bankier genießen, wird aber stattdessen während des zweiten Weltkrieges gleich von drei Geheimdiensten als Spion rekrutiert. In dieser Rolle gerät er von einer Mission in die nächste und rettet sich teilweise auf abenteuerlichste Weise aus den schlimmsten Situationen. Wir (und Thomas) lernen, vor der Kulisse des Krieges, wie man Pässe fälscht, aus dem Gefängnis flieht oder skrupellose Juweliere bestiehlt.

Dabei hat mir sehr gut gefallen, dass sich die pazifistische Einstellung Thomas von Anfang bis Ende durchzieht. Er möchte nicht „auf einer Seite stehen“, sondern in sein ihm bekanntes Leben zurückkehren und in Frieden leben, was ihm immer wieder verwehrt wird.
Aber wie jede Medaille, hat auch diese Geschichte eine nicht so schöne Seite und die zeigt in meinen Augen klar die Rolle der Frauen in Thomas Leben. Reihenweise verfallen diese ihm, eine sogar bis nahezu zur Selbstaufgabe, was beim Lesen wirklich schwer zu ertragen ist. Dass Frauen hier auf James Bond Manier dargestellt werden, ist sicherlich der Zeit geschuldet in der das Buch, nun einmal auch noch von eine Mann, geschrieben wurde, macht die Sache jetzt leider aber nur marginal besser, wenn auch erklärbar.

Letztendlich ist die Geschichte aber so interessant und rasant, dass es von mir eine Leseempfehlung gibt für alle, die James Bond, Argylle und historische Spionagethriller mögen.