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Veröffentlicht am 03.03.2023

Kurz, interessant, empfehlenswert

Eine Seuche in der Stadt
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Ulitzkaja erzählt in diesem kurzen Buch, eine Geschichte, die auf einem wahren Kern beruht und ursprünglich als Drehbuch verfasst wurde. Es geht um den drohenden Ausbruch einer Lungenpest-Seuche in Moskau ...

Ulitzkaja erzählt in diesem kurzen Buch, eine Geschichte, die auf einem wahren Kern beruht und ursprünglich als Drehbuch verfasst wurde. Es geht um den drohenden Ausbruch einer Lungenpest-Seuche in Moskau im Jahr 1939. Durch das Eingreifen des sowjetischen Geheimdienstes, durch strikte Quarantänen und Nachverfolgungen kann eine Epidemie jedoch verhindert werden.

Sehr anschaulich zeigt die Geschichte, wie eng gestrickt das Netz des Geheimdienstes ist und wie tief die Angst sitzt, die er in den Bürgern des Landes auslöst. Terror und Angst, die durch die Staatsmacht verbreitet werden, aber auch durch die Natur in Form der Pest, stehen sich in diesem Drehbuch gegenüber.

Eine kurze, zuweilen fragmentarisch anmutende, aber trotzdem interessante Lektüre. Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Ein guter historischer Schmöker

Diebe des Lichts
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Mit “Diebe des Lichts” hat Philipp Blom einen Roman geschrieben, der den Leser ins 16. Jahrhundert und in die Zeit der großen italienischen Renaissance-Maler entführt. Im Zentrum der Geschichte steht Sander, ...

Mit “Diebe des Lichts” hat Philipp Blom einen Roman geschrieben, der den Leser ins 16. Jahrhundert und in die Zeit der großen italienischen Renaissance-Maler entführt. Im Zentrum der Geschichte steht Sander, der während der spanischen Besetzung Flanderns mitansehen muss, wie sein Vater ermordet wird. Als Waisen begeben sich sein verstummter Bruder und er auf eine Wanderschaft, die sie bis nach Rom führt. Sie arbeiten in einer Druckerei, in einem Atelier und werden an die Welt der Farben und der Malerei herangeführt.

Besonders Sander entdeckt sein Talent für die Pflanzen- und Blumenmalerei, welches er in der Werkstatt des römischen Malers Virgilio Nobili vertiefen kann. Dort lernt er auch die Tochter des Malers kennen und verliebt sich in sie. Doch ihm ist mit dieser Liebe kein Glück vergönnt und bald schon führt ihn sein Weg weiter nach Neapel und Palermo.

Sander ist umgeben von Menschen der Zeit, wie Giordano Bruno und Caravaggio. Er wird Berater eines spanischen Kardinals und gewinnt tiefe Einblicke in die Machenschaften der Kirche(nmänner) und in ihre Ablehnung neuer Ideen. Sander deckt Verbrechen auf, macht sich mächtige Feinde und hat mit Intrigen zu kämpfen.

Blom öffnet seinen Lesern mit diesem Roman gleich mehrere Türen, durch die die Welt der Renaissance betreten werden kann. Der Protagonist, der sich zwischen unterschiedlichen Institutionen, Städten und Interessen bewegt, der sowohl Künstler als auch Berater in der Kirche ist, schafft Verbindungen und gewährt interessante Einblicke.

“Diebe des Lichts” ist ein leichter, aber kein seichter Roman. Ein historischer Schmöker, der trotz einiger Längen Spaß macht. Er kann all jenen Lesern empfohlen werden, die Lust auf eine kleine (kunsthistorische) Zeitreise haben.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Der Mikrokosmos Insel

Zur See
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In "Zur See" erzählt Dörte Hansen vom Mikrokosmos Insel, von einem Leben, das sich an Touristenströme, Saison- und Jahreszeiten anpassen und dem Meer aussetzen muss. Sie erzählt von Verlust und Veränderung, ...

In "Zur See" erzählt Dörte Hansen vom Mikrokosmos Insel, von einem Leben, das sich an Touristenströme, Saison- und Jahreszeiten anpassen und dem Meer aussetzen muss. Sie erzählt von Verlust und Veränderung, von einer alten Welt, die langsam schwindet, einer Sprache, die nicht mehr gesprochen wird, von Reetdächern, die weichen müssen, weil ihre Instandhaltung zu teuer ist, von Fischern, die nur noch für Touristen aufs Meer fahren und von Immobilienhaien, die die Häuser der Alteingesessenen aufkaufen.

Aber Hansen schreibt nicht nur über das Große, sie zoomt nah ran an das Inselleben, lässt es durch klar gezeichnete Figuren lebendig werden. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Familie, die seit Generationen auf der Insel lebt, die Sanders. Ihre Vorfahren waren Kapitäne und Seefahrer. Nun leben sie, wie eigentlich alle, von den Touristen, machen Kunst aus Treibgut, vermieten Zimmer, arbeiten auf der Fähre. Doch das ist nur die Oberfläche.

Denn früh schon legt Hansen einen Fokus auf die Ungradlinigkeit der Lebenswegen, auf die Einsamkeit und Unangepasstheit, auf das Auseinanderbrechen und Wiederzusammenkommen einer Familie.

Das gelingt ihr ausgesprochen gut und man taucht mit Freude in diese scharf beobachtete und atmosphärisch erzählte Inselwelt und in das Leben der Inselbewohner ein.

"Zur See" ist Unterhaltungsliteratur, die zu keiner Zeit seicht ist, die stets Niveau bewahrt und deshalb wunderbar für Momente geeignet ist, in denen man einfach eine gut erzählte Geschichte braucht.

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Veröffentlicht am 16.02.2023

Ein Thriller über den Nordirland-Konflikt

Northern Spy – Die Jagd
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Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa ...

Als Tessa erfährt, dass ihre Schwester Marian in einen Überfall der IRA verwickelt war, kann sie es kaum glauben. Sie und Marian haben sich stets gegen die Gewalt in Nordirland ausgesprochen. Für Tessa setzt sich also ein völlig neues Bild zusammen. Sie muss nicht nur ihre Beziehung zu ihrer Schwester überdenken, sondern sich auch fragen, wie sicher sie sich in Belfast noch fühlen kann. Denn schließlich ist sie Mutter eines kleinen Sohnes, der auf sie angewiesen ist.

„Northern Spy“ liest sich flüßig und ist durchgehend spannend, was aber an keiner Stelle erzwungen wirkt. Durch Tessas Mutterschaft und ihre Beziehung zu ihrem Baby wird die Spionage-Geschichte um eine emotionale und menschliche Ebene erweitert. Dadurch sind die Figuren und vor allem Tessa als Hauptfigur nahbar.

Außerdem ist die Wahl des Nordirland-Konflikts als zeitliches und räumliches Setting des Romans interessant. Neben seinem Unterhaltungsaspekt taucht der Roman zwar nicht tief, aber auch nicht oberflächlich in diese politische Dimension ein und schafft damit einen glaubwürdigen und mitreißenden Rahmen für die Geschichte.

Für mich ein unterhaltender und lesenswerter Thriller.

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Veröffentlicht am 24.01.2023

Ein guter Unterhaltungsroman

Lightlark
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Isla herrscht über das Wildfolk. Sie sind Teil eines Reichs, über dem ein Fluch liegt. Für die sechs Völker des Reichs bedeutet der Fluch unterschiedliches, für das Wildfolk bedeutet er, dass sie jeden, ...

Isla herrscht über das Wildfolk. Sie sind Teil eines Reichs, über dem ein Fluch liegt. Für die sechs Völker des Reichs bedeutet der Fluch unterschiedliches, für das Wildfolk bedeutet er, dass sie jeden, in den sie sich verlieben, töten müssen und sich ausschließlich von menschlichen Herzen ernähren können. Ihr Ruf als verführerische Monster eilt ihnen voraus.

Alle hundert Jahre jedoch treffen die Herrscher der Völker während des Centennials aufeinander, um den Fluch zu brechen. Dafür muss einer der sechs Herrscher und damit sein ganzes Volk sterben. Bisher ist das nicht gelungen.

Isla wurde ihr ganzes Leben lang auf das Centennial vorbereitet. Und für sie ist es gefährlicher als für alle anderen. Denn obwohl sie die Herrscherin über das Wildfolk ist, hat sie weder deren Fluch vererbt bekommen noch deren Kräfte. Doch das dürfen die anderen Herrscher auf gar keinen Fall erfahren.

Der Roman bedient sich der altbekannten Figur der jungen unerfahrenen Heldin, die ein Reich retten soll. Isla hat gleich an mehreren Fronten zu kämpfen, muss ihr Geheimnis verbergen, Verbündete finden, nach einer Lösung suchen, um ihr Reich zu retten und verliebt sich gleichzeitig.

„Lightlark“ wurde im englischsprachigen Raum gleich aus vielerlei Gründen kritisiert. Ich kann diese Kritik in den meisten Fällen nicht ganz nachvollziehen. Mir hat der Roman gut gefallen. Es ist eine Geschichte zum Abtauchen. Man kann sich in dieser Welt, die Alex Aster erschaffen hat, verlieren. Und das macht ein gutes Unterhaltungsbuch doch aus.

Zugegeben, im zweiten Teil hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin auf einige Längen verzichtet hätte und zum Ende hin schienen manche Fäden doch unter sehr großem Kraftaufwand miteinander verknüpft worden zu sein. Die Wendungen wirkten dann etwas konstruiert. Aber letztlich hat all das meinem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.

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