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Veröffentlicht am 11.03.2023

Eine großartige Musikbiographie!

Daisy Jones and The Six
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Handlung: Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, habe ich mir sofort ihr weithin gehypter und international bekannter Bestseller "Daisy Jones & The ...

Handlung: Nachdem mich Taylor Jenkins Reid in "The Seven Husbands of Evelyn Hugo" tief beeindruckt hat, habe ich mir sofort ihr weithin gehypter und international bekannter Bestseller "Daisy Jones & The Six" bestellt. Ganz an die Geschichte von Evelyn Hugo konnte "Daisy Jones & The Six" für mich zwar nicht heranreichen, die Autorin hat hier aber wieder eine großartige fiktive Musikbiografie geschrieben, der man jedes Detail abkauft. Aus der Sicht der damaligen Beteiligten erleben wir hier das Zusammenfinden, den Aufstieg und dann schließlich das Ende der weltberühmten Rockband "Daisy Jones & The Six". Dabei wird der Rock’n’Roll der 70er Jahre mit Partys auf dem Sunset Strip in Los Angeles, unkontrolliertem Drogenkonsum, erfolgreichen Welttourneen und unsterblichen Platten zwischen den Seiten eingefangen. Dies beschert uns beim Lesen viele großartigen Momenten, bei denen man angesichts des Welterfolg der Band, des musikalischen Genie und der puren Euphorie auf der Bühne am liebsten mitfeiern und Teil des Ganzen werden möchte. Die Autorin schreckt jedoch auch nicht davor zurück, die Schattenseiten wie Drogenabhängigkeit, Streit, Erfolgsdruck, Rassismus, Sexismus, Einsamkeit und Herzschmerz darzustellen, sodass das Lesen nicht immer Spaß macht. Neben diesen Gegensätzen wird außerdem eine bittersüße Liebesgeschichte über zwei gebrochene Genies erzählt, die sich tief im Herzen verstehen, ihre Chemie in Songs fließen lassen, es aber nie zueinander schaffen. Das hat mir schlicht und einfach das Herz gebrochen! Der Grund, weshalb ich dem Buch trotz allem, was es in mir ausgelöst hat, keine 5 Sterne geben möchte, ich dass die Handlung im Mittelteil ein wenig vor sich hinplätschert und für mich etwas geraffter sein können. Es ist durch die sich langsam zuspitzenden Konflikte in der Band, die sich entrollende Liebesgeschichte und der wachsende Ruhm der Band aber dennoch ein eindeutiger Spannungsbogen mit Steigerung von Anfang bis zum Ende vorhanden. Man liest weiter, weiß eigentlich schon fast, was zur Trennung der Band führen wird, und hofft nur, dass alle unbeschadet und mit ganzem Herzen am Ende ankommen.

Schreibstil:
Hervorstechend ist an der Geschichte, dass sie im Stil einer bibliographischen Dokumentation geschrieben ist. Es gibt keinen Erzähler, keine Beschreibungen, keine durchgängige Handlungen. Stattdessen müssen wir uns die Geschehnisse aus Schnipseln aus Interviews, in denen die beteiligten Figuren aus ihrer Sicht erzählen, was damals passiert ist, selbst zusammensetzen. Die Einteilung in grobe Zeiträume und anleitende Zwischenkommentare einer bis zum Ende unbekannten Autorin helfen dabei, die Geschehnisse zu ordnen. Super spannend ist dabei, dass sich die Beschreibungen und Aussagen der Bandmitglieder zwar überlappen, aber auch teilweise leicht widersprechen, sodass trotz der Abwesenheit einer durchgängigen Erzählung ein lebendiges und kontroverses Bild der damaligen Zeit vor dem inneren Auge entsteht. Großartig sind auch die Lyrics der im Buch besprochenen Songs, die am Ende des Buches eingefügt sind. Noch lieber als gelesen hätte ich die Songs nur noch gehört - aber vielleicht können wir das ja in der neuen Amazon Prime Serie, auf die ich wahnsinnig gespannt bin!

Figuren
: Die große Stärke der Bücher von Taylor Jenkins Reid ist, dass sich die fiktiven Figuren so lebensecht anfühlen, dass man meint, man könne sie googeln. Sei es die Hassliebe zwischen der leicht verträumte Powerfrau Daisy und dem egozentrischen Musikgenie Billy, die unerschöpfliche Ruhe und Gelassenheit seiner vertrauensvollen Frau Camilla, die Affäre zwischen dem grummelige Graham und der emanzipierten Keyboarderin Karen, die Gemütlichkeit von Warren und Pete oder der Egotrip von Eddie - die Charaktere und deren Beziehungen untereinander werden allein durch den Erzählton ihrer Kommentare deutlich und scheinen durch die Seiten hindurch zu einem zu sprechen. Dabei ist keine der Figuren sofort zugänglich, makellos oder uneingeschränkt sympathisch. Alle haben ihre großen und kleinen Fehler, die sie aber greifbar und real erscheinen lassen und dafür sorgen, dass man sie über kurz oder lang einfach ins Herz schließen muss. Eine solche Nähe wie bei Evelyn Hugo habe ich aber nicht zu den Figuren aufgebaut. Es kann allerdings auch sein, dass dies aus einem Selbstschutz-Reflex heraus passiert ist, da die Abgründe der Figuren und deren Drogenkonsum manchmal nur schwer zu ertragen sind.


Die Zitate:


Daisy Jones: “I had absolutely no interest in being somebody else's muse.
I am not a muse.
I am the somebody.
End of fucking story.”

Billy Dunne: “You have these lines you won’t cross. But then you cross them. And suddenly you possess the very dangerous information that you can break the rule and the world won’t instantly come to an end. You’ve taken a big, black, bold line and you’ve made it a little bit gray. And now every time you cross it again, it just gets grayer and grayer until one day you look around and you think, There was a line here once, I think.”

Daisy Jones: “I wish someone had told me that love isn’t torture. Because I thought love was this thing that was supposed to tear you in two and leave you heartbroken and make your heart race in the worst way. I thought love was bombs and tears and blood. I did not know that it was supposed to make you lighter, not heavier. I didn’t know it was supposed to take only the kind of work that makes you softer. I thought love was war. I didn’t know it was supposed to… I didn’t know it was supposed to be peace.”"

Billy Dunne: “Passion is...it's fire. And fire is great, man. But we're made of water. Water is how we keep living. Water is what we need to survive.”

Billy Dunne: “She had written something that felt like I could have written it, except I knew I couldn't have. I wouldn't have come up with something like that. Which is what we all want from art, isn’t it? When someone pins down something that feels like it lives inside us? Takes a piece of your heart out and shows it to you? It’s like they are introducing you to a part of yourself.”

Graham Dunne: “Music is never about music. If it was, we'd be writing songs about guitars. But we don't. We write songs about women. Women will crush you, you know? I suppose everybody hurts everybody, but women always seem to get back up, you ever notice that? Women are always still standing.”

Billy Dunne: "We love broken, beautiful people. And it doesn't get much more obviously broken and more classically beautiful than Daisy Jones."



Das Urteil:


Eine großartige Musikbiographie über Liebe, Herzschmerz, Drogen, Partys, Sex, Erfolg, Geld, Freundschaft, Familie und Rock´n´Roll mit einfallsreichem Erzählkonzept und lebendigen Figuren! Trotz kleiner Durchhänger im Mittelteil kann ich die Geschichte uneingeschränkt weiterempfehlen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2023

Setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um

Beste Freunde
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Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, ...

Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, deren Verbrechen von einer Person verbüßt wird, die dafür 20 Jahre später eine Wiedergutmachung einfordert, klang sehr vielversprechend und wurde auch in einer spannenden und wendungsreichen Geschichte umgesetzt. Letztendlich konnten allerdings der Mittelteil und vor allem das Ende nicht halten, was der temporeiche Einstieg in den Roman versprach. Nach dem Zeitsprung und der Rückkehr Megans aus dem Gefängnis, verliert sich die Geschichte leider in Wiederholungen, die immer mehr Fragen aufwerfen, ohne welche zu beantworten, nur um dann in einem eher beliebigen und schlecht vorbereiteten Ende zu gipfeln. Zwar kann man der großen Wendung definitiv nicht vorwerfen, vorhersehbar gewesen zu sein, ich hätte mir aber eine ganze Handvoll besserer Auflösungen vorstellen können. Denn statt den verstreuten Hinweisen zu folgen und aufzugreifen, was sie zuvor schon in den Raum gestellt hat, hat sich Sharon Bolton für ihre Wendung eine Person herangezogen, auf deren Motive und deren Entwicklung kaum eingegangen wurde, sodass nach dem Ende kaum klar wird, was zu der dargestellten Eskalation geführt hat. Eine richtig gute Wendung ist meiner Meinung nach dadurch ausgezeichnet, dass man leise Hinweise und Andeutungen finden würde, wenn man die Geschichte mit dem neuen Wissen nocheinmal lesen würde, sie aber zu subtil sind, als dass sie einem beim Lesen sofort auffallen würden. Eine überraschende Wendung sollte meines Erachtens so logisch in die Handlung eingegliedert sein, dass man darauf kommen KÖNNTE, da es nicht allem bisher gelesenen widerspricht, sondern die Handlung in ein neues Licht setzt. Das war hier leider nicht der Fall - selbst wenn man mit dem neuen Wissen die Geschichte abermals zur Hand nehmen würde, würde man keine Warnzeichen oder Herleitungen entdecken und abermals unvorbereitet und aus dem Nichts mit der Wendung konfrontiert werden. Ich hätte mir also definitiv noch mehr verstreute Hinweise gewünscht, sodass man im Mittelteil ein wenig mitraten kann.

Schreibstil:
Sharon Boltons Schreibstil war recht nüchtern und schmucklos, was sehr gut zu der Geschichte gepasst hat. Sie hat sich hier für eine personale Erzählperspektive mit auktorialen Elementen entschieden, die zwischen den Hauptfiguren wechselt und immer mal wieder eine andere Person in den Fokus nimmt. So bekommen wir einen Einblick in die Leben von allen sechs Figuren und erfahren, was die Situation mit ihnen macht. Auch das bodenständige, leicht düstere Setting der Geschichte passt gut zur Handlung. Die Autorin nimmt in "The Pact" mit nach England in die Umgebung von Oxford und stürzt ihre Figuren zwischen Industrie und Universität, Politik und Kleinbürgerlichkeit, Privilegien und Abgründen in moralische Dilemma, Machtspiele und Rätselraten.

Figuren:
Auffallend ist, dass es in "The Pact" keine richtige Identifikationsfigur gibt. Die sechs Freunde haben alle ihre Schwächen und Fehler, haben Schuld auf sich geladen und handeln teilweise fragwürdig, sodass man zwar mit ihnen mitfiebert, sie aber auch beim Lesen ein wenig verurteilt. Etwas seltsam ist außerdem, dass die Figuren auch nach dem Zeitsprung wenig wie Erwachsene und mehr wie die kopflosen Teenager wirkten, als die wir sie im ersten Abschnitt kennengelernt haben. Zudem habe ich Dan, Felix, Talitha, Xav und Amber einige Male durcheinandergebracht. Ein wenig mehr Tiefe und Abgrenzung zwischen den einzelnen Figuren hätten der Geschichte also nicht geschadet. Wie deren Beziehungen, ihre Freundschaft und Loyalität auf die Probe gestellt werden, ist jedoch sehr toll dargestellt. Die Geschichte zeigt, was Menschen bereit sind zu tun, wenn sie unter ausreichend Druck stehen und wie unterschiedliche Personen mit psychologischem Stress und Traumata anders umgehen. Und mit Megan haben wir eine ambivalente Gegenspielerin, die zwischen Opfer, Monster, Verbrecherin, Strippenzieherin und Mastermind changiert und der Geschichte trotz der einzelnen Kritikpunkte die nötige Würze verleiht, um bis zum Ende gespannt am Ball zu bleiben.


Die Zitate:

"A Silence fell, as though Xav had voiced a truth they’d all known but had been keeping hidden; that they had been drawn together by nothing more than a smug acceptance of their shared privilege, that they were none of them particularly nice, certainly not good people."

"When you think you can't possibly be more afraid, you learn that you can be, that there is no limit to fear."

"That summer was a time of neither hope nor promise but of certainty: they were the chosen ones, to whom the world belonged, and their lives, only just beginning, would be long and golden. How very wrong they were."



Das Urteil:


Der psychologische Thriller "The Pact" setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um und erzählt eine atmosphärische Geschichte über Schuld, Loyalität, Freundschaft, moralische Dilemma, Mord, Machtspiele und Rätselraten. Um ein richtiges Highlight zu werden, haben mir allerdings noch mehr Tiefe bei den Figuren, eine bessere Herleitung der finalen Wendung und etwas mehr Abwechslung im Mittelteil gefehlt

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.02.2023

Setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um

Beste Freunde
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Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, ...

Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, deren Verbrechen von einer Person verbüßt wird, die dafür 20 Jahre später eine Wiedergutmachung einfordert, klang sehr vielversprechend und wurde auch in einer spannenden und wendungsreichen Geschichte umgesetzt. Letztendlich konnten allerdings der Mittelteil und vor allem das Ende nicht halten, was der temporeiche Einstieg in den Roman versprach. Nach dem Zeitsprung und der Rückkehr Megans aus dem Gefängnis, verliert sich die Geschichte leider in Wiederholungen, die immer mehr Fragen aufwerfen, ohne welche zu beantworten, nur um dann in einem eher beliebigen und schlecht vorbereiteten Ende zu gipfeln. Zwar kann man der großen Wendung definitiv nicht vorwerfen, vorhersehbar gewesen zu sein, ich hätte mir aber eine ganze Handvoll besserer Auflösungen vorstellen können. Denn statt den verstreuten Hinweisen zu folgen und aufzugreifen, was sie zuvor schon in den Raum gestellt hat, hat sich Sharon Bolton für ihre Wendung eine Person herangezogen, auf deren Motive und deren Entwicklung kaum eingegangen wurde, sodass nach dem Ende kaum klar wird, was zu der dargestellten Eskalation geführt hat. Eine richtig gute Wendung ist meiner Meinung nach dadurch ausgezeichnet, dass man leise Hinweise und Andeutungen finden würde, wenn man die Geschichte mit dem neuen Wissen nocheinmal lesen würde, sie aber zu subtil sind, als dass sie einem beim Lesen sofort auffallen würden. Eine überraschende Wendung sollte meines Erachtens so logisch in die Handlung eingegliedert sein, dass man darauf kommen KÖNNTE, da es nicht allem bisher gelesenen widerspricht, sondern die Handlung in ein neues Licht setzt. Das war hier leider nicht der Fall - selbst wenn man mit dem neuen Wissen die Geschichte abermals zur Hand nehmen würde, würde man keine Warnzeichen oder Herleitungen entdecken und abermals unvorbereitet und aus dem Nichts mit der Wendung konfrontiert werden. Ich hätte mir also definitiv noch mehr verstreute Hinweise gewünscht, sodass man im Mittelteil ein wenig mitraten kann.

Schreibstil:
Sharon Boltons Schreibstil war recht nüchtern und schmucklos, was sehr gut zu der Geschichte gepasst hat. Sie hat sich hier für eine personale Erzählperspektive mit auktorialen Elementen entschieden, die zwischen den Hauptfiguren wechselt und immer mal wieder eine andere Person in den Fokus nimmt. So bekommen wir einen Einblick in die Leben von allen sechs Figuren und erfahren, was die Situation mit ihnen macht. Auch das bodenständige, leicht düstere Setting der Geschichte passt gut zur Handlung. Die Autorin nimmt in "The Pact" mit nach England in die Umgebung von Oxford und stürzt ihre Figuren zwischen Industrie und Universität, Politik und Kleinbürgerlichkeit, Privilegien und Abgründen in moralische Dilemma, Machtspiele und Rätselraten.

Figuren:
Auffallend ist, dass es in "The Pact" keine richtige Identifikationsfigur gibt. Die sechs Freunde haben alle ihre Schwächen und Fehler, haben Schuld auf sich geladen und handeln teilweise fragwürdig, sodass man zwar mit ihnen mitfiebert, sie aber auch beim Lesen ein wenig verurteilt. Etwas seltsam ist außerdem, dass die Figuren auch nach dem Zeitsprung wenig wie Erwachsene und mehr wie die kopflosen Teenager wirkten, als die wir sie im ersten Abschnitt kennengelernt haben. Zudem habe ich Dan, Felix, Talitha, Xav und Amber einige Male durcheinandergebracht. Ein wenig mehr Tiefe und Abgrenzung zwischen den einzelnen Figuren hätten der Geschichte also nicht geschadet. Wie deren Beziehungen, ihre Freundschaft und Loyalität auf die Probe gestellt werden, ist jedoch sehr toll dargestellt. Die Geschichte zeigt, was Menschen bereit sind zu tun, wenn sie unter ausreichend Druck stehen und wie unterschiedliche Personen mit psychologischem Stress und Traumata anders umgehen. Und mit Megan haben wir eine ambivalente Gegenspielerin, die zwischen Opfer, Monster, Verbrecherin, Strippenzieherin und Mastermind changiert und der Geschichte trotz der einzelnen Kritikpunkte die nötige Würze verleiht, um bis zum Ende gespannt am Ball zu bleiben.


Die Zitate:

"A Silence fell, as though Xav had voiced a truth they’d all known but had been keeping hidden; that they had been drawn together by nothing more than a smug acceptance of their shared privilege, that they were none of them particularly nice, certainly not good people."

"When you think you can't possibly be more afraid, you learn that you can be, that there is no limit to fear."

"That summer was a time of neither hope nor promise but of certainty: they were the chosen ones, to whom the world belonged, and their lives, only just beginning, would be long and golden. How very wrong they were."



Das Urteil:


Der psychologische Thriller "The Pact" setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um und erzählt eine atmosphärische Geschichte über Schuld, Loyalität, Freundschaft, moralische Dilemma, Mord, Machtspiele und Rätselraten. Um ein richtiges Highlight zu werden, haben mir allerdings noch mehr Tiefe bei den Figuren, eine bessere Herleitung der finalen Wendung und etwas mehr Abwechslung im Mittelteil gefehlt

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Veröffentlicht am 18.02.2023

Setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um

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Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, ...

Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, deren Verbrechen von einer Person verbüßt wird, die dafür 20 Jahre später eine Wiedergutmachung einfordert, klang sehr vielversprechend und wurde auch in einer spannenden und wendungsreichen Geschichte umgesetzt. Letztendlich konnten allerdings der Mittelteil und vor allem das Ende nicht halten, was der temporeiche Einstieg in den Roman versprach. Nach dem Zeitsprung und der Rückkehr Megans aus dem Gefängnis, verliert sich die Geschichte leider in Wiederholungen, die immer mehr Fragen aufwerfen, ohne welche zu beantworten, nur um dann in einem eher beliebigen und schlecht vorbereiteten Ende zu gipfeln. Zwar kann man der großen Wendung definitiv nicht vorwerfen, vorhersehbar gewesen zu sein, ich hätte mir aber eine ganze Handvoll besserer Auflösungen vorstellen können. Denn statt den verstreuten Hinweisen zu folgen und aufzugreifen, was sie zuvor schon in den Raum gestellt hat, hat sich Sharon Bolton für ihre Wendung eine Person herangezogen, auf deren Motive und deren Entwicklung kaum eingegangen wurde, sodass nach dem Ende kaum klar wird, was zu der dargestellten Eskalation geführt hat. Eine richtig gute Wendung ist meiner Meinung nach dadurch ausgezeichnet, dass man leise Hinweise und Andeutungen finden würde, wenn man die Geschichte mit dem neuen Wissen nocheinmal lesen würde, sie aber zu subtil sind, als dass sie einem beim Lesen sofort auffallen würden. Eine überraschende Wendung sollte meines Erachtens so logisch in die Handlung eingegliedert sein, dass man darauf kommen KÖNNTE, da es nicht allem bisher gelesenen widerspricht, sondern die Handlung in ein neues Licht setzt. Das war hier leider nicht der Fall - selbst wenn man mit dem neuen Wissen die Geschichte abermals zur Hand nehmen würde, würde man keine Warnzeichen oder Herleitungen entdecken und abermals unvorbereitet und aus dem Nichts mit der Wendung konfrontiert werden. Ich hätte mir also definitiv noch mehr verstreute Hinweise gewünscht, sodass man im Mittelteil ein wenig mitraten kann.

Schreibstil:
Sharon Boltons Schreibstil war recht nüchtern und schmucklos, was sehr gut zu der Geschichte gepasst hat. Sie hat sich hier für eine personale Erzählperspektive mit auktorialen Elementen entschieden, die zwischen den Hauptfiguren wechselt und immer mal wieder eine andere Person in den Fokus nimmt. So bekommen wir einen Einblick in die Leben von allen sechs Figuren und erfahren, was die Situation mit ihnen macht. Auch das bodenständige, leicht düstere Setting der Geschichte passt gut zur Handlung. Die Autorin nimmt in "The Pact" mit nach England in die Umgebung von Oxford und stürzt ihre Figuren zwischen Industrie und Universität, Politik und Kleinbürgerlichkeit, Privilegien und Abgründen in moralische Dilemma, Machtspiele und Rätselraten.

Figuren:
Auffallend ist, dass es in "The Pact" keine richtige Identifikationsfigur gibt. Die sechs Freunde haben alle ihre Schwächen und Fehler, haben Schuld auf sich geladen und handeln teilweise fragwürdig, sodass man zwar mit ihnen mitfiebert, sie aber auch beim Lesen ein wenig verurteilt. Etwas seltsam ist außerdem, dass die Figuren auch nach dem Zeitsprung wenig wie Erwachsene und mehr wie die kopflosen Teenager wirkten, als die wir sie im ersten Abschnitt kennengelernt haben. Zudem habe ich Dan, Felix, Talitha, Xav und Amber einige Male durcheinandergebracht. Ein wenig mehr Tiefe und Abgrenzung zwischen den einzelnen Figuren hätten der Geschichte also nicht geschadet. Wie deren Beziehungen, ihre Freundschaft und Loyalität auf die Probe gestellt werden, ist jedoch sehr toll dargestellt. Die Geschichte zeigt, was Menschen bereit sind zu tun, wenn sie unter ausreichend Druck stehen und wie unterschiedliche Personen mit psychologischem Stress und Traumata anders umgehen. Und mit Megan haben wir eine ambivalente Gegenspielerin, die zwischen Opfer, Monster, Verbrecherin, Strippenzieherin und Mastermind changiert und der Geschichte trotz der einzelnen Kritikpunkte die nötige Würze verleiht, um bis zum Ende gespannt am Ball zu bleiben.


Die Zitate:

"A Silence fell, as though Xav had voiced a truth they’d all known but had been keeping hidden; that they had been drawn together by nothing more than a smug acceptance of their shared privilege, that they were none of them particularly nice, certainly not good people."

"When you think you can't possibly be more afraid, you learn that you can be, that there is no limit to fear."

"That summer was a time of neither hope nor promise but of certainty: they were the chosen ones, to whom the world belonged, and their lives, only just beginning, would be long and golden. How very wrong they were."



Das Urteil:


Der psychologische Thriller "The Pact" setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um und erzählt eine atmosphärische Geschichte über Schuld, Loyalität, Freundschaft, moralische Dilemma, Mord, Machtspiele und Rätselraten. Um ein richtiges Highlight zu werden, haben mir allerdings noch mehr Tiefe bei den Figuren, eine bessere Herleitung der finalen Wendung und etwas mehr Abwechslung im Mittelteil gefehlt

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Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, ...

Handlung: Als erstes Buch von Sharon Bolton, die für ihre psychologischen Thriller gefeiert wird, ist letzte Woche "The Pact" bei mir gelandet. Die Grundidee einer kollektiv schuldigen Freundesgruppe, deren Verbrechen von einer Person verbüßt wird, die dafür 20 Jahre später eine Wiedergutmachung einfordert, klang sehr vielversprechend und wurde auch in einer spannenden und wendungsreichen Geschichte umgesetzt. Letztendlich konnten allerdings der Mittelteil und vor allem das Ende nicht halten, was der temporeiche Einstieg in den Roman versprach. Nach dem Zeitsprung und der Rückkehr Megans aus dem Gefängnis, verliert sich die Geschichte leider in Wiederholungen, die immer mehr Fragen aufwerfen, ohne welche zu beantworten, nur um dann in einem eher beliebigen und schlecht vorbereiteten Ende zu gipfeln. Zwar kann man der großen Wendung definitiv nicht vorwerfen, vorhersehbar gewesen zu sein, ich hätte mir aber eine ganze Handvoll besserer Auflösungen vorstellen können. Denn statt den verstreuten Hinweisen zu folgen und aufzugreifen, was sie zuvor schon in den Raum gestellt hat, hat sich Sharon Bolton für ihre Wendung eine Person herangezogen, auf deren Motive und deren Entwicklung kaum eingegangen wurde, sodass nach dem Ende kaum klar wird, was zu der dargestellten Eskalation geführt hat. Eine richtig gute Wendung ist meiner Meinung nach dadurch ausgezeichnet, dass man leise Hinweise und Andeutungen finden würde, wenn man die Geschichte mit dem neuen Wissen nocheinmal lesen würde, sie aber zu subtil sind, als dass sie einem beim Lesen sofort auffallen würden. Eine überraschende Wendung sollte meines Erachtens so logisch in die Handlung eingegliedert sein, dass man darauf kommen KÖNNTE, da es nicht allem bisher gelesenen widerspricht, sondern die Handlung in ein neues Licht setzt. Das war hier leider nicht der Fall - selbst wenn man mit dem neuen Wissen die Geschichte abermals zur Hand nehmen würde, würde man keine Warnzeichen oder Herleitungen entdecken und abermals unvorbereitet und aus dem Nichts mit der Wendung konfrontiert werden. Ich hätte mir also definitiv noch mehr verstreute Hinweise gewünscht, sodass man im Mittelteil ein wenig mitraten kann.

Schreibstil:
Sharon Boltons Schreibstil war recht nüchtern und schmucklos, was sehr gut zu der Geschichte gepasst hat. Sie hat sich hier für eine personale Erzählperspektive mit auktorialen Elementen entschieden, die zwischen den Hauptfiguren wechselt und immer mal wieder eine andere Person in den Fokus nimmt. So bekommen wir einen Einblick in die Leben von allen sechs Figuren und erfahren, was die Situation mit ihnen macht. Auch das bodenständige, leicht düstere Setting der Geschichte passt gut zur Handlung. Die Autorin nimmt in "The Pact" mit nach England in die Umgebung von Oxford und stürzt ihre Figuren zwischen Industrie und Universität, Politik und Kleinbürgerlichkeit, Privilegien und Abgründen in moralische Dilemma, Machtspiele und Rätselraten.

Figuren:
Auffallend ist, dass es in "The Pact" keine richtige Identifikationsfigur gibt. Die sechs Freunde haben alle ihre Schwächen und Fehler, haben Schuld auf sich geladen und handeln teilweise fragwürdig, sodass man zwar mit ihnen mitfiebert, sie aber auch beim Lesen ein wenig verurteilt. Etwas seltsam ist außerdem, dass die Figuren auch nach dem Zeitsprung wenig wie Erwachsene und mehr wie die kopflosen Teenager wirkten, als die wir sie im ersten Abschnitt kennengelernt haben. Zudem habe ich Dan, Felix, Talitha, Xav und Amber einige Male durcheinandergebracht. Ein wenig mehr Tiefe und Abgrenzung zwischen den einzelnen Figuren hätten der Geschichte also nicht geschadet. Wie deren Beziehungen, ihre Freundschaft und Loyalität auf die Probe gestellt werden, ist jedoch sehr toll dargestellt. Die Geschichte zeigt, was Menschen bereit sind zu tun, wenn sie unter ausreichend Druck stehen und wie unterschiedliche Personen mit psychologischem Stress und Traumata anders umgehen. Und mit Megan haben wir eine ambivalente Gegenspielerin, die zwischen Opfer, Monster, Verbrecherin, Strippenzieherin und Mastermind changiert und der Geschichte trotz der einzelnen Kritikpunkte die nötige Würze verleiht, um bis zum Ende gespannt am Ball zu bleiben.


Die Zitate:

"A Silence fell, as though Xav had voiced a truth they’d all known but had been keeping hidden; that they had been drawn together by nothing more than a smug acceptance of their shared privilege, that they were none of them particularly nice, certainly not good people."

"When you think you can't possibly be more afraid, you learn that you can be, that there is no limit to fear."

"That summer was a time of neither hope nor promise but of certainty: they were the chosen ones, to whom the world belonged, and their lives, only just beginning, would be long and golden. How very wrong they were."



Das Urteil:


Der psychologische Thriller "The Pact" setzt eine vielversprechende Grundidee spannend und wendungsreich um und erzählt eine atmosphärische Geschichte über Schuld, Loyalität, Freundschaft, moralische Dilemma, Mord, Machtspiele und Rätselraten. Um ein richtiges Highlight zu werden, haben mir allerdings noch mehr Tiefe bei den Figuren, eine bessere Herleitung der finalen Wendung und etwas mehr Abwechslung im Mittelteil gefehlt

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