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Veröffentlicht am 03.04.2023

Punktet mit viel Zeit- und Lokalkolorit

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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1924, Baden-Baden im Ägyptenfieber. Alma Täuber, das Fräulein vom Amt, hat nicht nur die Gelegenheit, sich die Aufführung der Oper „Aida“ anzusehen, sondern auch, an der anschließenden Premierenfeier, ...

1924, Baden-Baden im Ägyptenfieber. Alma Täuber, das Fräulein vom Amt, hat nicht nur die Gelegenheit, sich die Aufführung der Oper „Aida“ anzusehen, sondern auch, an der anschließenden Premierenfeier, für die ihre Freundin Emmi Wolke die Blumenarrangements zusammengestellt hat, teilzunehmen. Emmi selbst flirtet auf der Feier eifrig mit dem Tenor, was ihrem Freund August gar nicht gefällt. Als der Tenor tot aufgefunden wird, wird August verhaftet, und Emmi fleht Alma an, erneut zu ermitteln.

Der zweite Band der Reihe spielt etwa zwei Jahre nach dem ersten. Alma ist immer noch Telefonistin, und hat ihre Beziehung zu Ludwig Schiller, der mittlerweile Kriminalkommissar ist, beendet. Nun treffen sie sich wieder, denn Ludwig ist in die Ermittlungen zum Todesfall involviert, und schnell ist klar, dass beiderseits noch Gefühle füreinander da sind. Ob sich am Ende des Romans die Beziehung der beiden erneut geändert hat, verrate ich natürlich nicht. Ich selbst mag Ludwig sehr, und bin gespannt, wo die beiden am Ende der Reihe stehen werden.

Neben Ludwig und Emmi trifft man eine ganze Reihe weiterer Charaktere wieder, die man bereits aus dem Vorgängerband kennt, allen voran Almas Familie und ihre Vermieterin. Auch Emmis Chef ist wieder dabei, und hat sogar eine größere Rolle. Größer ist auch die der Kolleginnen Almas und ihrer Vorgesetzten. Vor allem letztere überrascht.

Natürlich gibt es auch neue Charaktere, mir hat die autofahrende Frau Doktor Hinrichs gut gefallen, aber auch die ägyptische Sängerin Mary Milabran ist interessant.

Der Fall wird am Ende natürlich aufgelöst, aber tatsächlich steht er eher weniger im Mittelpunkt der Geschichte. Dort findet sich neben Almas Privatleben wie schon im Vorgängerband viel Zeit- und Lokalkolorit. Der historische Hintergrund wird, unter anderem, wieder von vielen kleinen Szenen und einigen Namen gebildet, so z. B. die Hutnadelszene und Bess Mesendiecks Frauenturnen. Das trägt gut zur Atmosphäre bei und gefällt mit insgesamt gut. Das Glossar im Anhang vertieft das eine oder andere noch etwas.

Die Auflösung dagegen gefällt mir nur so einigermaßen, sie ist nicht unlogisch, doch der Weg zu ihr ist in meinen Augen aufgesetzt und Almas Verhalten nicht klug. Dafür gibt es leider einen Stern Abzug.

Das Fräulein vom Amt konnte mich im wesentlichen wieder überzeugen, nur die Auflösung des Todesfalls bzw. die Umstände der Auflösung wirkten auf mich aufgesetzt. Punkten kann der Roman wieder mit seinen Charakteren und dem Zeit- und Lokalkolorit, das für zusätzliche Atmosphäre sorgt. Gerne empfehle ich die Reihe weiter und vergebe dieses Mal 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.03.2023

Ein Touch zu viele Handlungsstränge

Berlin Monster - Ein Dieb kommt selten allein
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Am 03.10.1989 explodierte in Berlin die Omega-Bombe, die alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, manifestierte. Diese Wesen werden Stifs genannt. Manifestiert wurden auch die jeweiligen ...

Am 03.10.1989 explodierte in Berlin die Omega-Bombe, die alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, manifestierte. Diese Wesen werden Stifs genannt. Manifestiert wurden auch die jeweiligen Artefakte, wie z. B. das Schwert Excalibur.

Im Berliner Pergamon-Museum ist aktuell eine Ausstellung einiger, von Privatleuten geliehener, Artefakte geplant, und Lucy Wayne, die nicht nur Privatdetektivin für Übernatürliches, sondern auch der wahrscheinlich einzige Mensch, der die Omega-Strahlung, die alles Manifestierte ausströmt, spüren kann, ist als Expertin zum Vorabempfang der Sammler geladen. Sie soll bestätigen, dass die Artefakte echt sind. Die Feier wird von einer Gruppe Stifs, Mitgliedern der Organisation WAAP („we are all people“) gestört, die sich dafür einsetzt, dass die Artefakte den Stifs, ihren wahren Besitzern, übergeben werden.

Zwei der Artefakte, Leihgabe eines erst kürzlich verstorbenen Sammlers, kann Lucy als Fälschung entlarven, die Originale werden wenig später bei Verbrechen eingesetzt. Da einige Indizien auf Lucy hindeuten, ist sie plötzlich eine Verdächtige, und muss möglichst schnell die wahren Täter finden.

Der zweite Band der Reihe kann problemlos auch unabhängig vom ersten gelesen werden, alles, was man wissen muss, erfährt man auch hier. Ihre Mitbewohnerin, die Sirene Lore, ist ausgezogen, und so kann Cosima, die Lucy im Vorgängerband kennenlernte, und die dort eine wichtige Rolle spielte, nun bei ihr einziehen. Cosima gefällt mir gut, und auch hier hat sie wieder eine wichtige Rolle. Lucys anderer Mitbewohner, der iranische Dämon Akaman Div, Aki genannt, gibt sich natürlich auch wieder die Ehre, und macht es Lucy dieses Mal nicht so leicht, sondern weckt ihr Misstrauen. Ich schätze, dass das Rätsel um ihn Thema im nächsten Band sein wird.

Auch Lucys frühere Kollegen der ÜSG9, einer Sondereinheit der Polizei, sind natürlich wieder mit an Bord, sowie eine ganze Reihe Stifs, u. a. Till Eulenspiegel und die Faeriekönigin Maeve, mit der Lucy – leider – einen Deal eingegangen ist. Mir hat besonders gut Inka, Drude und Mitglied der WAAP gefallen, die hoffentlich auch im nächsten Band wieder auftreten wird. Ein paar weitere Menschen gibt es auch, insbesondere die Witwe des Sammlers, dessen Artefakte gestohlen und durch Fälschungen ersetzt wurden, und deren Sohn.

Es geht ziemlich turbulent zu, für mich hat die Geschichte einen Touch zu viele Stränge, da gibt es die gestohlenen Artefakte, die WAAP, die Diebe, die ÜSG9, die Faeriekönigin und die „Problematik“ um Aki, und das alles irgendwie verbunden, es ist gar nicht so leicht, die Übersicht zu wahren. Weniger wäre eventuell mehr gewesen, jedenfalls hatte ich, trotz interessanter Stifs, das Gefühl etwas weniger gut als im Vorgängerband unterhalten zu werden. Ansonsten finde ich die Idee immer noch faszinierend und hoffe auf weitere Bände.

Band 2 der Reihe war für mich ein bisschen zu viel des Guten. Gut gefällt mir immer noch die Idee und die interessanten Stifs, und ich bin gespannt, was mich in – hoffentlich geplanten – weiteren Bänden erwartet. Für dieses Mal vergebe ich „nur“ 4 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung für die Reihe.

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Veröffentlicht am 19.02.2023

Auch nüchtern unterhaltsam

The ‰-Files
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11 Geschichten bietet die Anthologie, die, wie der Titel schon sagt, sich dem Thema Alkohol widmen.

Wer schon die eine oder andere Anthologie des Talawah-Verlages kennt, wird auch bekannte Autor:innen ...

11 Geschichten bietet die Anthologie, die, wie der Titel schon sagt, sich dem Thema Alkohol widmen.

Wer schon die eine oder andere Anthologie des Talawah-Verlages kennt, wird auch bekannte Autor:innen vorfinden, ich finde das immer nett, auf manche freut man sich schon regelrecht. Wer mehr über Herausgeber:in und Autor:innen wissen möchte, findet im Anhang ein paar Informationen.

Wie gewohnt, sind die Geschichten zum Teil recht skurril und eigenwillig, und dabei ganz unterschiedlich, das mag ich, so wird es auch nie langweilig. Schon die erste „Die Legende vom verfluchten Einhorn“ von Olivia Meyer hat mich gut unterhalten, und perfekt in die Anthologie eingeführt. „Auge um Auge“ von Thomas Demian ist sehr gruselig, „Die blaue Fee“ von Anna Holub eher märchenhaft und „Blutdurst“ von Dennis Frey ziemlich blutig, hat mir aber auch Lust auf mehr gemacht. Andere führen nach Prag, zu Wikingern, und einer sehr ungewöhnlichen Gruppe „Superhelden“. Jede Geschichte passt gut zum Thema.

Nicht jede Geschichte einer Kurzgeschichtensammlung kann einem gefallen, so ist es auch hier, ein paar wenige sind nicht so ganz mein Geschmack, doch insgesamt wurde ich gut unterhalten. Für mich darf es aber auch gerne skurril und abgehoben sein.

Die Anthologien vom Talawah-Verlag sind immer etwas besonderes, ich lese sie gerne, weil sie vielfältig und phantasievoll sind – und immer ein bisschen anders. Auch diese hat mich gut unterhalten.

Veröffentlicht am 14.02.2023

Neue Erkenntnisse, Enttäuschungen und spannende Szenen

Die letzten Hexen von Berlin - Der finstere Gang
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Mercurius hatte zu dem Wasserschemen, das seinen Club verwüstet hatte, eine Verbindung aufgebaut, und eigentlich sollte es längst wieder im Meer sein, doch es scheint immer noch in Berlin zu weilen. Mercurius ...

Mercurius hatte zu dem Wasserschemen, das seinen Club verwüstet hatte, eine Verbindung aufgebaut, und eigentlich sollte es längst wieder im Meer sein, doch es scheint immer noch in Berlin zu weilen. Mercurius und Ferat machen sich auf, es zu suchen und ihm, wenn möglich den Weg zum Meer zu ermöglichen.

Folge 2 der Reihe schließt nahtlos an Folge 1 an, und es geht spannend weiter. Über Rückblenden erfährt man zudem weitere Einzelheiten aus Mercurius’ Vergangenheit. Mir hat gut gefallen, dass in diesem Band Ferat eine größere Rolle einnehmen durfte. Da die Hexen zu einem möglichen Portal ins Feenreich auf den Orkneys unterwegs sind, muss Mercurius alleine versuchen, weiteres Unheil zu verhüten, wobei ihn neben Ferat noch ein weiterer Charakter, den man aus dem Vorgängerband kennt, unterstützt – auch das hat mir gut gefallen. Ferat bringt dabei einiges an Humor ins Spiel ("Sie ist unser Monster. Quasi ein Stammgast" (Pos. 552)), neben einem witzigen Running Gag, den ich so nicht erwartet hatte.

Einige Erkenntnisse, Enttäuschungen und spannende Szenen später gibt es dann am Ende einen ziemlich fiesen Cliffhanger, der natürlich zusätzlich Appetit auf Folge 3 macht.

Die zweite Folge der Reihe führt die Geschichte spannend fort. Mir hat gut gefallen, dass Charaktere in den Mittelpunkt gerückt sind, die vorher eher kleinere Nebenrollen hatten. Ich freue mich auf die nächste Folge.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Islandfeeling

Verschwiegen
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Polizistin Elma ist nach Jahren in Reykjavik wieder in ihren Heimatort Akranes gezogen, und hat dort auch direkt einen Posten bei der örtlichen Polizei bekommen. Dass sie so bald in einem Todesfall ermitteln ...

Polizistin Elma ist nach Jahren in Reykjavik wieder in ihren Heimatort Akranes gezogen, und hat dort auch direkt einen Posten bei der örtlichen Polizei bekommen. Dass sie so bald in einem Todesfall ermitteln müsste, hätte sie allerdings nicht gedacht, und dann stellt sich auch noch heraus, dass die tote Frau, die am Leuchtturm gefunden wurde, nicht nur ermordet wurde, sondern auch in ihrer Kindheit in Akranes gelebt hat.

Ich mag Islandromane, gerade auch von isländischen Autor:innen, sehr, einfach auch wegen der Atmosphäre, die dort oft herrscht. An diesem Roman finde ich schön, dass er einmal nicht in der Hauptstadt spielt, sondern einer anderen isländischen Stadt, die zudem offenbar auch eine Reise wert wäre. Dass Autorin und Protagonistin beide aus dieser Stadt stammen, und z. B. auch das isländische „Du“ beibehalten wurde, macht das Ganze zudem sehr authentisch. Ich fühlte mich beim Lesen schnell, als sei ich selbst mit in Island.

Akranes ist eine kleine Stadt, aber dennoch gibt es dort einige Geheimnisse, so dass viele der Charaktere nicht alles offenbaren, und die Ermittlungen dadurch, und auch durch die naturgemäß engeren Beziehungen in einer Kleinstadt, wo nahezu jeder jeden kennt, beeinflusst werden. Erzählt wird in zwei Zeitebenen, zum einen die aktuellen Ereignisse, zum anderen Rückblenden ins Jahr 1989, die aus Sicht eines Kindes erzählt werden.

Der Fall ist daher nicht einfach zu lösen, als Leser:in ist man den Ermittelnden durch die Rückblenden auch immer etwas voraus, und weiß Dinge, die diese gar nicht kennen können, allerdings wird vieles erst nach und nach klar. Am Ende ist der Fall aber in meinen Augen zufriedenstellend aufgelöst, auch wenn, vor allem für die Polizei, noch Fragen offen bleiben, was aber meiner Meinung nach in der Natur der Sache liegt. Vielleicht wird in den Folgebänden (der Nachfolgeband „Verlogen“ ist für September 2023 bereits angekündigt) manches noch einmal in Gesprächen aufgenommen oder man erfährt, wie es mit manchen Charakteren danach weiterging.

Neben den Rückblenden wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so lernt man manche Charaktere recht gut kennen. Auch über das Leben in Island erfährt man manches.

Gut gefallen haben mir auch die Karten in den inneren Klappen, sie zeigen Island aber auch die nähere Umgebung von Akranes. Während der Lektüre hatte ich auch Lust, mir Akranes im Internet näher anzusehen.

Mir hat das Debüt der Autorin gut gefallen, ich hatte ein gutes Islandfeeling, und konnte mitfühlen. Auch hat der Roman mir Lust auf den nächsten Band gemacht. Wer sich bei skandinavischen Krimis wohlfühlt, könnte Gefallen an diesem Roman finden.

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