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Veröffentlicht am 09.02.2024

Mörderjagd mit eingeschränkter Sicht

Schneesturm
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Eine kleine irische Insel, durch einen Schneesturm abgeschnitten von der Außenwelt – wenn das nicht schon ein hervorragendes Setting für einen spannenden Thriller ist! Und wenn dann noch eine Leiche in ...

Eine kleine irische Insel, durch einen Schneesturm abgeschnitten von der Außenwelt – wenn das nicht schon ein hervorragendes Setting für einen spannenden Thriller ist! Und wenn dann noch eine Leiche in der rauen irische See auftaucht, geschändet und damit offensichtlich Opfer eines Verbrechens, kann die Mörderjagd beginnen.
Und die Suche nach Motiv und Schuldigen erweist sich als überaus rätselhaft und führt die Leser dabei immer wieder in die Irre und im wahrsten Sinne des Wortes auf Glatteis. Denn mitten in dem Blizzard ist es an der einzigen Inselpolizistin, den Fall aufzuklären und zu ermitteln, wer ihre beste Freundin auf dem Gewissen hat. Eine besondere Herausforderung für Cara, denn ihre ehemaligen Freund*innnen gehören zum Kreis der Verdächtigen. Und nachdem sich die Clique zehn Jahre nicht mehr gesehen hat, scheint jeder von ihnen dunkle Geheimnisse und Abgründe in dem eigenen Leben zu haben. Und ein doppeltes Spiel zu spielen – mit Clara und miteinander.
Clara schlägt sich unter diesen schwierigen Bedingungen tapfer, ist in ihrem Handeln und mit ihren kombinatorischen Fähigkeiten jedoch nicht mit einer ausgebildeten Kriminalkommissarin vergleichbar. Immer wieder unterlaufen ihr grobe Fehler im Vorgehen: mal vergisst sie, die Spuren zu sichern, mal zieht sie ihre Freunde ins Vertrauen und den Mörder in diesem Zuge möglicherweise gleich mit.
Auch der Autorin scheint der eine oder andere Handlungsfaden zu entgleiten. Oder lässt sie ihn möglicherweise bewusst in einer Sackgasse enden? Und nicht immer sind die Figuren in ihrem Verhalten logisch und nachvollziehbar, aber Schock und Isolation sind in ihren Auswirkungen auch nicht zu unterschätzen.
Was für mich bleibt, ist ein durchaus spannendes Lesevergnügen mit einigen Leerstellen und Fragezeichen in meinem Kopf. Und eine Geschichte, die es trotz dieser Mängel geschafft hat, dass ich Weiberfastnacht in Köln lieber mit dem Buch in der Hand abends zu Hause geblieben bin als in den Kneipen zu schunkeln und zu bützen.

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Veröffentlicht am 20.02.2023

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis – für junge Leser

Die Chroniken von Lunis – Wächterin des Lichts (Die Chroniken von Lunis 1)
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Wünschst Du Dir auch manchmal ein magisches Wesen, das Dich beschützt? Dann folge Mia in die Welt von Lunis und finde Deinen ganz persönlichen Umbra. Denn diese Schattenwesen sind stark und mächtig, und ...

Wünschst Du Dir auch manchmal ein magisches Wesen, das Dich beschützt? Dann folge Mia in die Welt von Lunis und finde Deinen ganz persönlichen Umbra. Denn diese Schattenwesen sind stark und mächtig, und nur wenige Jungen und Mädchen sind dazu in der Lage, sie zu zähmen. Doch sollte dies Dir erst einmal gelungen sein, so ist Dein Umbra ein Leben lang an Dich gebunden, und gemeinsam werdet Ihr zahlreiche Abenteuer erleben.
So geht es auch Mia – abgesehen von einer Sache: Mia hat gleich zwei Umbra, wie Yin und Yang, wie Licht und Dunkelheit unterschiedlich und doch erst zusammen so richtig furchteinflößend und voller Kraft. Und dieser beiden Beschützer bedarf sie auch ganz dringend, denn ihre Welt wird bedroht und ihre Familie gefangengehalten.
Gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder und ihren Freunden macht Mia sich aus diesem Grunde auf den Weg zu ihren Großeltern nach Stella, in die einzige Stadt des Königsreichs, die bisher nicht der Finsternis zum Opfer gefallen ist. Doch der Weg nach Stella ist lang und voller Gefahren, führt er doch über die Albtraumebene mit ihren unzähligen Hindernissen, Monstern und den Feinden direkt im Nacken. Und dann sind da noch die unbekannten Kräfte tief in Mia selbst, die sich nach und nach ihren Weg suchen…
„Die Chroniken von Lunis“ ist ein Roman so kreativ und fantasievoll wie die Umbras selbst es sind. Auf der einen Seite kommt er harmlos und flauschig daher, auf der nächsten wachsen ihm große, gefährliche Hörner, und das Blut stockt Dir in den Adern. Das ist wunderbar unterhaltsam, allerdings geht auch das eine oder andere Mal etwas durcheinander: Nicht jeder Erzählstrang wird weitergeführt, und hier und da leiden auch schon mal Logik und Verstehen. Und dabei ist die Sprache teils recht einfach und kindlich gehalten, womit sich der Roman von vielen Jugendbüchern noch mal unterscheidet.
Doch hast Du Lunis erst einmal betreten, wirst Du hierüber schnell hinwegsehen und nur noch Augen für Dein Umbra haben. Und für die Abenteuer, die Dich erwarten.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Freundschaft, Liebe und Freiheit im Lockdown

Crossing the Lines - Uns gehört die Nacht
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Köln gleicht einer Geisterstadt. Das Virus hat die Menschen in ihre Häuser verbannt, Kinder und Jugendliche zum Homeschooling und das Leben auf Eis gelegt.
Für Leon, Lilu, Chiara und Alexander ist diese ...

Köln gleicht einer Geisterstadt. Das Virus hat die Menschen in ihre Häuser verbannt, Kinder und Jugendliche zum Homeschooling und das Leben auf Eis gelegt.
Für Leon, Lilu, Chiara und Alexander ist diese Warteschleife nur schwer zu ertragen. Sie wollen weiter leben, lieben, feiern. Sie wollen sich als Clique treffen, Abenteuer erleben, Grenzen austesten. Und vor allem wollen sie wieder unbeschwert sein, Schmetterlinge im Bauch spüren, das Adrenalin in ihren Adern. Den Verstoß gegen Regeln, die nächtliche Katz-und-Maus-Jagd mit der Polizei, das Versteckspiel in den Straßen und auf den Plätzen Kölns nehmen sie dafür in Kauf.
Dass sie dabei immer weiter in die Krimininalität ihrer Handlungen abgleiten, scheinen sie zu akzeptieren. Und so ist der Verstoß gegen die nächtliche Ausgangssperre auch nur der Beginn einer Kette von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten, die schließlich münden in Körperverletzung, Einbruch, Autodiebstahl.
Dynamik in diese Entwicklung bringt der geheimnisvolle Summer. Wie „magic“ ist er plötzlich in ihrem Leben erschienen, bringt das Gefüge ihrer Freundschaften und Liebe durcheinander, verschiebt ihre Grenzen und überschreitet diese mit ihnen. Jeden Tag einen gefühlten Schritt weiter.
„Crossing the Lines“ hat mich mit gemischten Gefüheln zurückgelassen. Einerseits hat mich die Darstellung the Lockdowns in „meiner Stadt“ geradezu schmerzlich berührt und in die erst gerade vergangenen Monate zurückversetzt. Das ist gut und spricht für die Geschichte.
Andererseits erscheint mir die unsagbar schnelle Entwicklung der Jugendlichen von einem Austesten ihrer Grenzen in Form von Mutproben und Ordnungsverstößen hin zu kriminellem, strafbarem Verhalten wenig glaubwürdig, nicht ausreichend überzeugend und bleibt dazu unreflektiert.
Eine schöne Diskussionsgrundlage und Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit sich selbst im Lockdown – das könnte der Roman meiner Ansicht nach sein. Möglicherweise auch direkt in den Schulen eingesetzt, diskutiert und besprochen. Und dabei hoffentlich nie wieder in einem notwendigen Homeschooling.

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Veröffentlicht am 10.10.2021

Nett unterhalten aber doch recht enttäuscht

Brüder
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Zwiegespalten wie das Buch bin auch ich nach der Lektüre.

Einerseits fühlte ich mich über weite Strecken gut und angenehm unterhalten, Mick und Gabriel – gemeinsam mit Fleur und Albert als seine Kernfamilie ...

Zwiegespalten wie das Buch bin auch ich nach der Lektüre.

Einerseits fühlte ich mich über weite Strecken gut und angenehm unterhalten, Mick und Gabriel – gemeinsam mit Fleur und Albert als seine Kernfamilie – über Jahre und teils Jahrzehnte zu begleiten. Ihre Leben so wie die Figuren selbst sind sehr unterschiedlich, und ein drogenkonsumierender Clubbesitzer und ein verschrobener „Stararchitekt“ – warum auch mit weniger zufriedengeben – bieten ausreichend Erzählstoff, gewürzt mit schrägen Begegnungen, nicht immer vorhersehbaren Wendungen und auch der einen oder anderen Szene mit einem gewissen Ekelfaktor zur Unterhaltung.

Doch andererseits gleicht das, was die Leserin und der Leser bekommen, einem großen Potpourri – von allem und für jede und jeden ist etwas dabei – ein wahrer Gemischtwarenladen der in der deutschen Literatur der Nachwendezeit großen Themen: Ost und West, arm und reich, Patchwork- und klassische Familienverhältnisse und natürlich und vor allem schwarz und weiß, oder: People of Color und indigene Europäerinnen und Europäer.

Tiefgang kann so nicht aufkommen, die Themen werden an der Oberfläche angerissen, teilweise alle auf einmal. Und worauf die Geschichte hinauslaufen soll, ist für mich leider bis zum Schluss auch nicht erkennbar. Das Plotten erscheint mir gewollt, am Ende ist mir zu viel zu gut – ein Aufgehen im Wohlgefallen muss schon zur Geschichte passen und nicht nur die Leserin und den Leser zufriedenstellen wollen.

Zufriedenheit war dann auch nicht das, womit ich das Buch nach langen über 500 Seiten letztendlich aus der Hand gelegt habe – eher eine gewisse Enttäuschung und die Überzeugung, dass die Autorin hier wohl zu viel gewollt und zu wenig umgesetzt hat.

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Veröffentlicht am 21.03.2021

Ungewöhnlich, herausfordernd – gewollt

Die nicht sterben
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Einiges abverlangt hat mir der Roman – mit seinen zahlreichen Anspielungen, Bezügen und einer Bedeutungsebene, die vieles im Unklaren und Verborgenen lässt. Besonders – und vielleicht auch besonders gewagt ...

Einiges abverlangt hat mir der Roman – mit seinen zahlreichen Anspielungen, Bezügen und einer Bedeutungsebene, die vieles im Unklaren und Verborgenen lässt. Besonders – und vielleicht auch besonders gewagt – ist aber auch die Konstruktion, der Grundgedanke, den Dana Grigorcea hervorgebracht hat: Die Geschichte des postkommunistischen Rumäniens verwebt sie mit der Saga von Vlad dem Pfähler, dem Tyrannen, auf dem die bekannte Dracula-Geschichte beruht.
Hört sich ambitioniert an? Ich es auch – möglicherweise. Vielleicht ist es aber auch ein Zuviel an Metaphorik, Verschränkungen und erhofften und geschaffenen Parallelen, das zu einer Überforderung des Gegenübers führen kann. Und genau diese Frage hat sich mir gestellt und mich während des gesamten Romans nicht mehr losgelassen: Wie sieht der ideale Leser oder die ideale Leserin für Dana Grigorcea aus, mit einem Wissen und Erfahrungsschatz, das befähigt, Bezüge in schier unbekannter Zahl auszumachen, herzustellen und so in der Lage zu sein, die losen Fäden und Stränge zusammenzuführen – und Erkennen zu befördern, vielleicht sogar Erkenntnis zu erlangen. Wer könnte das sein? Die zahlreichen fremdsprachlichen Aussagen – viele davon in Latein – erschweren diese herausfordernde Aufgabe dabei zusätzlich und mögen auf die Leserschaft als das Bemühen Grigorceas um Distinktion verstanden werden. Zumindest bei mir war das so.
Jedoch will ich nicht verschweigen, dass es auch immer wieder Passagen in dem Roman gab, die in mir dank der Wiederaufnahme des Handlungsfadens – den ich in seiner Stringenz leider häufig vermissen musste – Gefühle des Interesses, der Neugierde und sogar der Spannung hervorriefen und somit dann doch zu einer gewissen Lesefreude beitrugen. Doch allzu selten waren für mich diese Momente, als dass ich sagen könnte, die Stunden mit dem Text hätten mir tatsächlich Vergnügen bereitet.
Was ich allerdings durchaus zu schätzen weiß, ist der Ausflug in eine für mich in weiten Teilen unbekannte Geschichte und Kultur der Menschen und eines Landes, das gefühlt leider häufig weiter entfernt ist als die Geographie es zu rechtfertigen vermag. Und dazu die Sprache Grigorceas, die mich durch die Geschichte getragen hat und mir mit ihrem poetischen Klang und einer bemerkenswerten Klarheit und Kraft aus ihrer Präzision heraus weiterhin im Ohr ist.

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