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Veröffentlicht am 21.03.2023

Sehr langwierig

Das Haus an der Herengracht
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Das Buch beginnt mit Theas 18. Geburtstag. Die gewohnten Geburtstagsrituale sind ihr zu kindisch geworden und sie will endlich selbst über ihr Leben bestimmen und dies mit ihrer großen Liebe Walter verbringen. ...

Das Buch beginnt mit Theas 18. Geburtstag. Die gewohnten Geburtstagsrituale sind ihr zu kindisch geworden und sie will endlich selbst über ihr Leben bestimmen und dies mit ihrer großen Liebe Walter verbringen. Zum Geburtstag bekommt Thea einen Theaterbesuch geschenkt, den sie heimlich hinter den Kulissen bei Walter ausdehnt, und muss am Abend einen großen Ball besuchen, auf dem sie auf den Advokaten Jakob trifft, der eine gute Partie wäre.

Thea ist halb schwarz und wurde unehelich geboren, doch ihr Vater und ihre Tante haben sie so gut es geht von dem Spott der Amsterdamer Gesellschaft abgeschottet. Über ihre verstorbene Mutter und weitere Verwandte wird geschwiegen. Somit wächst Thea überbehütet auf und träumt von einem größeren Leben, während sie für die grundlegenden Dinge im Leben sehr naiv ist. Das Haus an der Herengracht ist nach außen hin zwar eine angesehene Adresse, doch innendrin wird es nicht nur durch die verkauften Gemälde immer leerer. Wie auf dem wunderschönen Cover in dem Puppenhaus angedeutet, hat jede/r von ihnen einen eigenen Platz und Willen, was die Familienmitglieder oft entzweit. Eine Familie voller Geheimnisse. Eine verarmte Familie, die auf die ungewisse Zukunft ihres jüngsten Sprösslings blickt, während diese von einer Zukunft mit ihrem Liebsten träumt.

"Sag etwas, denkt Thea. Sie wünscht sich, dass er diesen seltsamen Zauber bricht mit Worten, die sie aus diesem Raum in die Welt hinaus führen.", S. 104

Diese Geschichte trägt eher einen zauberhaften Touch, als ein spannender historischer Roman zu sein. Der Schreibstil ist sehr ausschweifend, denn die Autorin beschreibt das Geschehen nicht nur mit oft schönen, sondern auch vielen Worten. Dadurch zieht sich die Handlung immer mehr, wodurch ich die Geschichte zwar nicht langweilig, aber doch sehr langwierig fand. Ich konnte das Buch schnell und flüssig lesen, aber es hat mich nicht immer gefesselt und die Lust darauf ist mir zunehmend vergangen. Vor allem am Schluss war es durch das Geschehen klar, wie es endet, aber genau diese Handlung wurde noch sehr lang und breit beschrieben. Außerdem ist Thea sehr wohlbehütet aufgewachsen, wodurch sie anfangs arg naiv ist. Sie wächst in einer Zeit auf, in der Geld und Ansehen eine große Rolle spielen. Schlimmer noch, ihre Familie ist eigentlich schon verarmt, doch Thea ist so naiv und egoistisch, dass sie stets besserwisserisch auf die große Liebe pocht. Theas Charakter hat mich dadurch anfangs etwas genervt (wurde besser), aber genau dieser Gegensatz ihrer verliebten Träume und der bedrückenden Situation ihrer Familie ist der Kernpunkt der Geschichte und von der Autorin sehr gut dargestellt. Ein weiteres bezauberndes Detail der Geschichte sind die Miniaturen, die auf der Türschwelle an der Herengracht auftauchen. Die kleinen Figuren werden von einer Miniaturistin gefertigt, die Theas Tante Nella herbeisehnt, doch ihre Köchin fürchtet. Warum dem so ist, wurde leider nie ganz aufgeklärt und ich musste erkennen, dass dieses Buch eine aufbauende Fortsetzung von „Die Magie der kleinen Dinge“ ist, in dem es um die junge Nella und deren Puppenhaus und Miniaturen geht. Dadurch konnte ich den Teil der Geschichte nie greifen, die Vergangenheit von Nella und Otto (Theas Vater) wurde jedoch im Laufe der Geschichte genügend erwähnt.


Fazit:
„Das Haus an der Herengracht“ ist eine eher zauberhafte Geschichte über eine verarmte Familie, die die junge Thea in sicheren Händen wissen will, die derweil aber von der großen Liebe träumt. Die Geschichte wird sehr anschaulich und beschreibend dargestellt, doch oft auch grundlos ausgeschmückt und in die Länge gezogen. Die Handlung ist recht gut gefüllt, doch irgendwann zieht es sich beim Lesen. Und ich hatte den Eindruck, mir hat das Gefühl und Wissen für die Handlung gefehlt, da ich den vorherigen Band um die Amsterdamer Miniaturistin nicht gelesen habe.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Genauso kurzweilig, aber nicht so überzeugend wie der erste Band

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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1924 ist ganz Baden-Baden in Aufruhr, denn die Oper Aida wird aufgeführt und durch ein rauschendes Fest mit ägyptischem Flair gekrönt. Die Faszination dieses Landes steigt durch die dortigen Ausgrabungen ...

1924 ist ganz Baden-Baden in Aufruhr, denn die Oper Aida wird aufgeführt und durch ein rauschendes Fest mit ägyptischem Flair gekrönt. Die Faszination dieses Landes steigt durch die dortigen Ausgrabungen für die Bevölkerung ins unermessliche. Unglücklicherweise endet die Feier mit dem Tod des Tenors. Wer hat ihn ermordet? Ins Visier der Polizei gerät schnell August, Emmis momentaner Freund. Denn Emmi verbrachte den Abend nur mit dem Tenor auf der Tanzfläche und August wurde von Alma beruhigt. Zunächst um seine Unschuld zu beweisen beginnt Alma wieder zu ermitteln, wie zwei Jahre zuvor schon im Vorgängerband dieser Reihe.

Wie gewohnt ist dieses Buch wieder eine kurzweilige Erzählung über Alma, deren Job als Fräulein vom Amt, ihren kriminalistischen Ermittlungen und den vielfältigen Mitgliedern ihrer Familie. Die Verwandten tragen alle zu unbeschwerten und manchmal sogar humorvollen Momenten bei. Besonders die Großmutter kommt recht häufig zu Wort und stellt mit ihren veralteten Ansichten der längst vergangenen Kaiserzeit (z. B. Korsett) einen klaren Kontrast zu dem freien Leben der jungen Alma und Emmi in den goldenen 20ern dar. Die Freundin Emmi wurde mir in diesem Buch immer unsympathischer. Sie mag ja eine Männerheldin sein und sich nicht binden wollen, was völlig okay ist, aber dass sie ihren Freund August hinhält und von übertriebener Eifersucht gesprochen wird, wenn sie ihn links liegen lässt und sich mit einem anderen amüsiert, ist selbst nach rund 100 Jahren auch heute noch gemein.

Selbst für cosy crime geht der Fall um den verstorbenen Tenor im Mittelteil sehr unter. Alma plant kaum den nächsten Schritt, grübelt nicht über Zusammenhänge nach und ihre Ermittlungen werden in den Hintergrund gedrängt. Auch war der Fall eher langweilig, da ich mir selbst kaum weitere Gedanken darüber gemacht habe und es leider ebenfalls wie im ersten Teil der Reihe nur spärlich Anhaltspunkte für potentielle Verdächtige gibt. Aber anders als im ersten Teil ermittelt Alma nicht immer alleine, sondern hat endlich auch den mittlerweile zum Kommissar aufgestiegenen Ludwig an ihrer Seite. Darüber hinaus hat mich das Lokalkolorit von 1924 nicht mehr so von sich überzeugen können wie im ersten Band. Es wurden von dem Autorenduo viele Fakten und Begebenheiten von damals eingebaut, die politisch und gesellschaftlich zwar den Weg für die kommenden dunklen Jahre bereiten, aber in vielen Details einfach zu bemüht eingebaut wurden. Zum Beispiel der Hutnadelstreit in den öffentlichen Bahnen ist mir völlig unbekannt und noch interessant, aber das Aufkommen von Vegetarismus ist genauso fehl am Platz und nicht nötig für die Geschichte.


Fazit:
„Der Tote im Kurhaus“ kann leider nicht mit dem Vorgängerband mithalten. Auch wenn die Geschichte kurzweilig zu lesen ist, verliert sie sich in unwichtigen (manchmal noch interessanten) Details und der Fall rückt in den Hintergrund. Die cosy crime Geschichte schreibt das erste C viel größer, also solltest du dich für das Leben in den 20ern mehr interessieren, als die Auflösung des Mordes.

Veröffentlicht am 03.03.2023

Viel Potenzial verschwendet

Catching Feelings
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Als Lys 14 war ist ihre Mutter gestorben und kurz darauf die Affäre ihres Vaters samt Kindern bei ihnen eingezogen. Sie hat ihrer Stiefmutter das Leben zur Hölle gemacht, was (bildlich gesprochen) in einem ...

Als Lys 14 war ist ihre Mutter gestorben und kurz darauf die Affäre ihres Vaters samt Kindern bei ihnen eingezogen. Sie hat ihrer Stiefmutter das Leben zur Hölle gemacht, was (bildlich gesprochen) in einem Knall endete, woraufhin sie zu ihrer Tante nach New York zog. Jahre später, bevor sie nun an der Uni einen neuen Lebensabschnitt startet, möchte sie sich mit ihrem Vater aussöhnen. Deshalb reist sie für einen Sommer zurück in ihre alte Heimat in Alaska, um dort im Unternehmen ihres Vaters ein Praktikum zu absolvieren. Dort stößt sie auf Zane, der mit seinen Freunden die Umweltorganisation Seawolves gegründet hat, um schädliche Verbrechen von Unternehmen aufzudecken. Lys ist aber misstrauisch und denkt, dass ihr Vater Zane eingestellt hat um sie zu kontrollieren. Und ebendieser denkt, dass Lys in den illegalen Machenschaften verwickelt ist.

Das erste Aufeinandertreffen der beiden beginnt mit einer so witzigen Situation, dass ich lachen musste. Echt genial geschrieben und ausgedacht. Besonders Zane ist direkt zu Lys hingezogen, doch wegen ihrer beider Misstrauen dem/der andere/n gegenüber verläuft die Liebesgeschichte dann recht langsam, was mir sehr gut gefallen hat. Vor allem auch, dass die Autorin nicht ausgelutschte und weit verbreitete Situationen nutzt, damit sie sich näher kommen, zB wenn die Protagonisten pitschnass vom Regen sind. Dass Lys und Zane „wie Feuer und Eis“ sind, wie der Klappentext verspricht, war gar nicht so und hat mich zunächst auch enttäuscht. Statt Streitgespräche oder ähnlichem sind die beiden einfach auf Distanz gegangen. Aber daraus hat sich eine langsame Liebe entwickelt, die ich wirklich angenehm zu lesen fand.

Der Grund für Lys‘ Besuch bei ihrem Vater ist sehr untergegangen. Man erfährt, was Lys damals der neuen Freundin ihres Vaters angetan hat, aber dass die ganze Stadt sie nun Jahre später noch angiftet, finde ich arg übertrieben. Ja, es war ein Fehler, aber ganz ehrlich? Das war ein Fehler einer Jugendlichen, die gerade um ihre Mutter getrauert hat und sich von ihrem Vater alleingelassen fühlte, das versteh ich. Leider rückt die Versöhnung von Lys und ihrem Dad in den Hintergrund. Sie haben sich öfter in der Firma gesehen und darüber gesprochen als über privates und wie es schlussendlich zwischen den beiden ausging, kann ich nicht nachvollziehen und ist mir zu wenig. Lys‘ Dad empfand ich zudem von Grund auf unsympathisch, überraschenderweise mehr noch als Bösewichte in (Fantasy)Geschichten. Gestört haben mich auch die unnützen Themen rund um Zane. Dass er für die Seawolves spioniert und sich dort einige Probleme zwischen den Mitgliedern auftun, hätte völlig für die Handlung gereicht. Die Auseinandersetzungen mit seiner Familie sind einfach total unnötig für die Geschichte und hätten dem mehr Platz geben sollen, worum es in der Geschichte eigentlich geht.

Das Setting finde ich total schön! Lys Heimatstadt ist ein kleines gemütliches Städtchen in den Weiten Alaskas an einer Bucht, ähnlich wie Stars Hollow, wie Zane es so treffend beschreibt. Vor allem die Dates der Protagonisten finden an wunderschönen und interessanten Orten statt, wohin ich sie so gerne begleitet habe. Auch außerhalb von ihren Treffen hätte die nähere Umgebung oder Bucht gerne mehr beschrieben und ins Geschehen gerückt werden dürfen.

Leider muss ich sagen, dass in dem Buch einige Fehler enthalten sind (zB Sandwiches nicht gegessen, brennende Chemikalien schaden der Lunge nicht, extra gekauft Taschenlampe aber dann Handy als Lichtquelle genutzt). Das hab ich schon öfter über die Bücher von Kira Licht gelesen, finde es aber schade, dass das Lektorat da nicht der Autorin unter die Arme greift und diese ausbessert.



Fazit:
„Catching Feelings“ konnte meine Gefühle leider nicht einfangen. Die Geschichte hat ein tolles Setting in Alaska und eine sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte. Trotzdem wurde viel Potenzial nicht genutzt, einiges zu wenig aufgearbeitet und für die vielen inhaltlichen Fehler möchte ich mehr noch das Lektorat anprangern, als die Autorin.

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Veröffentlicht am 11.12.2022

Schnelle Geschichte mit gut gezeichneten Charakteren

Die Töchter der Ärztin
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Die Geschichte startet mit Tonis zweitem Physikum, das sie bestanden hat und nun ihre Assistenzarztzeit in Afrika verbringen will - dieser Ort, an dem sie geboren ist aber selbst nie richtig erlebt hat. ...

Die Geschichte startet mit Tonis zweitem Physikum, das sie bestanden hat und nun ihre Assistenzarztzeit in Afrika verbringen will - dieser Ort, an dem sie geboren ist aber selbst nie richtig erlebt hat. Währenddessen hat ihre Schwester eine neuartige Apparatur für ihre Praxis gekauft: einen Röntgenapparat. Die beiden Töchter der bekannten Ärztin Ricarda Thomasius (bereits erschienene Trilogie „Die Ärztin“) sind sehr verschieden. Henny ist zehn Jahre älter, hat bereits ein Kind und ist sehr zurückhalten mit Gefühlen. Toni hat einen anderen Vater als ihre Schwester, genießt das Leben und sucht noch ihren Platz in der Welt. Deshalb reist sie nun nach Daressalam um dort ihre Assistenzarztzeit zu verbringen. Hier erfährt man sehr viel über den Kolonialismus (und dessen Entwicklung), während Toni im Krankenhaus für Weiße arbeitet und dann auch eine Klinik für die Einheimischen auf die Beine stellt. Währenddessen stellt ihr der Leiter der Klinik nach und ist nicht erfreut über ihre Zurückweisungen. Das Buch spielt auch weiterhin in Berlin, wo wir Henny folgen, deren Ex-Mann wieder in ihr Leben tritt und sie Angst um die Zukunft ihrer Tochter bekommt.

Neben den beiden Schwestern spielt aber auch die riesige Familie von ihrer Mutter Ricarda eine Rolle. Sie ist als Kind von Angestellten des Schloss Freystetten eng mit dieser Familie verbunden. Darum geht es auch viel um deren Kinder, die auch ungefähr in Hennys und Tonis Alter sind. Der Stammbaum in der hinteren Buchklappe ist dabei ungemein hilfreich, wenn man die „Ärztin“-Trilogie noch nicht gelesen hat (ansonsten finde ich es nicht störend, wenn man sie noch nicht kennt).

"Leben ist ein Geschenk. [...] Ein Geschenk verdient man nicht. Es ist plötzlich da. Man sollte es schätzen, weil man es bekommen hat, ohne etwas dafür getan zu haben.“, Ricarda, S. 171

Obwohl das Buch mit fast 500 Seiten nicht gerade dünn ist, wird jedoch oft im Geschehen gesprungen und manche Situationen nur indirekt durch andere Charaktere beschrieben. Zu Anfang droht Henny etwas, das ihr viel Angst macht, und plötzlich springt die Geschichte um einige Monate und erzählt wie nebenher, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das fand ich zu dem Zeitpunkt etwas schade. Denn auch Hennys Liebesbeziehung kommt mir zu kurz und erst zum Schluss von Tonis Zeit in Afrika hat man auch mitbekommen, dass sie die dort gesprochene Sprache Swahili gelernt hat. Während des Buches vergehen fast zwei Jahre, in denen alle Familienmitglieder der Thomasius und Freystetten eine Rolle spielen, aber Hauptaugenmerk und roter Faden ist immer Tonis Zeit in Afrika. Durch die bereits erzählte Trilogie rund um Ricarda Thomasius sind die Charaktere alle sehr gut gezeichnet und beschrieben, aber haben mir trotzdem zu viel Raum in der Handlung eingenommen. Weniger Handlung und dafür mehr Augenmerk auf die Emotionen der beiden Schwestern hätten mir besser gefallen.

Abgesehen davon, dass der letzte Satz des Klappentextes das Ende spoilert (warum?!), bin ich damit unzufrieden. Es kommt eine übernatürliche Komponente auf, die ich unrealistisch finde, aber von dem Autorenpaar als realistisch dargestellt wird. Was sich daraus entwickelt, hat mir nicht gefallen. Dass die beiden Schwestern nach der Zeit der räumlichen Trennung wieder vereint sind, wie zu Beginn des Buches, finde ich einen guten Abschluss.


Fazit:
„Die Töchter der Ärztin – Zeit der Sehnsucht“ erzählt von den beiden Schwestern Henny und Toni, die grundverschieden, aber beide Medizinerinnen geworden sind und nun entweder eine eigene Praxis in Berlin führen oder in Afrika als Assistenzärztin arbeiten. Dadurch spielt die Geschichte abwechselnd an den beiden Orten. Eine Fülle an Verwandten findet auch ihren Platz in der Geschichte, wodurch leider einige Begebenheiten übersprungen und zu schnell abgehandelt werden. Durch die „Polizeiärztin Magda Fuchs“-Trilogie des Autorenpaares hätte ich viel mehr emotionale Verbindungen und eine mitreißende Erzählung erwartet, aber hier leider nicht gefunden.

PS: Vorsicht! Der letzte Satz des Klappentext spoilert das Ende des Buches!

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Erste Hälfte gähnend langweilig, Ende hingegen überraschend gut

Spicy Noodles – Der Geschmack des Feuers
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Toma muss von seinem Vater aus Jura studieren, doch an den Unis wurde er abgelehnt. Als sein Vater ihn rausschmeißt, findet er Zuflucht in dem Restaurant seines Opas, wo er nun auch arbeitet. Opa Shiro ...

Toma muss von seinem Vater aus Jura studieren, doch an den Unis wurde er abgelehnt. Als sein Vater ihn rausschmeißt, findet er Zuflucht in dem Restaurant seines Opas, wo er nun auch arbeitet. Opa Shiro erzählt absonderliche Geschichten, die Toma natürlich nicht glaubt, und hat manch seltsame Regeln für das Lokal, das Toma aufpeppen und beliebter machen will. Somit versucht er Shiros legendäre Ramen nachzukochen, während ein gnadenloser Serienkiller, Overkill, New York in Angst und Schrecken hält. Es gibt auch ein paar Kapitel, die aus Overkills Sicht geschrieben sind, in denen man die brutalen und teilweise ekligen Morde hautnah miterlebt.

Die erste Hälfte des Buches fand ich sehr langweilig. Nachdem Toma bei seinem Opa im „Spicy Noodles“ wohnt und kocht und der Serienkiller Overkill mehrmals erwähnt wurde, ist die Grundstory klar. Tomas Arbeiten im Lokal plätschern nur vor sich hin und die gelegentlichen Gäste sind irgendwann auch nicht mehr interessant. Akari zum Beispiel ist für mich ein überheblicher Snob, auch wenn sich ihr Verhalten später klärt, wobei sie mir damit auch nicht sympathischer wird, und ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum Toma etwas für sie empfindet. Shiros Geschichten über die Familie sind interessant, aber da Toma nicht daran glaubt, wir Leser/innen aber natürlich wissen, dass sie wahr sind, ist auch dieser Erzählstrang zunächst öde. Da hat es auch nicht mehr geholfen, dass ich den ruhigen, herzensguten und eifrigen Protagonisten sympathisch finde. Nachdem dann endlich die Liebesgeschichte zwischen Toma und dem Gast Akari beginnt und die angesprochene Situation im Klappentext mit den Essstäbchen geschieht, kommt schließlich Action auf. Ich kann es aber überhaupt nicht leiden, wenn der Klappentext spoilert und Dinge verrät, die nicht zu Beginn des Buches geschehen (und außerdem, das allererste Wort im Buch ist „Overkill“, warum wird der Serienkiller mit keiner Silbe erwähnt, wo doch seine Art zu Morden sehr brutal und präsent im Buch ist?). Nach diesem Spannungsaufbau flacht die Geschichte aber direkt wieder ab, weshalb ich mich gefragt hab, ob ich das Buch vielleicht lieber abbrechen sollte. Aber das Durchhalten hat sich gelohnt, denn es war spannend mit Toma mehr über die Welt der Göttererben und seine eigenen Fähigkeiten zu erfahren. Die anderen Charaktere wurden auch zunehmend wichtiger und faszinierend. Die zweite Hälfte des Buches hat also aufgeholt und gipfelt in ein spannendes, mitreißendes Ende, das überraschenderweise nicht zu happy Happyend wurde, wie ich befürchtet habe, sondern einfach perfekt ist.

Übrigens ist dies der zweite Teil der „Food-Universe“-Reihe, wovon ich den ersten nicht gelesen habe. Aber alle Sachverhalte über die Göttererben und die Rolle der Speisen und Getränke werden hier ausreichend aufgegriffen und erklärt. Es ist nur hilfreich den Klappentext vom ersten Band zu kennen, da die Geschehnisse daraus erwähnt werden, aber nicht stören, sondern im Gegenteil neugierig auf die vorherigen Ereignisse machen.


Fazit:
Mit „Spicy Noodles“ hat mich Marie Graßhoff leider enttäuscht, wobei ein Teil davon auch auf den spoilernden Klappentext zurückzuführen ist. Nach der langweiligen ersten Hälfte wird die Geschichte aber zunehmend spannender und actionreich. Ich habe Toma gerne in die Welt der Göttererben begleitet und bin auch mit dem Ende mehr als zufrieden. Jetzt bin ich sehr gespannt auf den dritten Teil der Reihe, der außergewöhnliche Charaktere ins Zentrum rückt, die ich jetzt schon sehr faszinierend finde.

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