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Veröffentlicht am 25.04.2023

360° Blick auf die Meeresschildkröten

Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten
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Das Hardcoverbuch ist toll. Den Schutzumschlag habe ich beim Lesen ganz abgemacht und darunter kommt ein schlichtes Babyblau mit weißem Titel zum Vorschein.
Die Ausgestaltung des Innenlebens ist durchdacht ...

Das Hardcoverbuch ist toll. Den Schutzumschlag habe ich beim Lesen ganz abgemacht und darunter kommt ein schlichtes Babyblau mit weißem Titel zum Vorschein.
Die Ausgestaltung des Innenlebens ist durchdacht und sehr gelungen. Im vorderen Einband gibt es eine Zeichnung über „Die verlorenen Jahre“ der Meeresschildkröten, in denen ich die Reiseroute von ihnen auf eine Karte gezeichnet sehen kann.
Im hinteren Einband sind die Wege von Plastikmüll ins Meer anschaulich präsentiert und kurz erläutert. Sehr erschreckend, auf welchen Wegen unser Müll den Weg ins Meer findet.

Aufgeteilt ist dieses Sachbuch neben einem Vorwort, einer Danksagung sowie die Aufführung des Bildnachweises und der Quellen mit weiterführenden Informationen in sechs große betitelte Abschnitte.
Diese wiederum sind untergliedert in Kapitel. Die Kapitelnamen geben eine erste Richtung, eine Ahnung vor, was mich erwarten wird. Schon das Vorwort berührt mich. Ist es nicht traurig, dass alle sieben Arten von Meeresschildkröten, die schon seit der Zeit der Dinosaurier auf der Erde sind, gefährdet oder teilweise sogar stark bedroht sind?
Die Ursache dafür ist klar und stellt für mich keine Überraschung da: Der Mensch. Doch Frauke Bagusche weiß trotz dieser düsteren Erkenntnis Freude auf das Buch zu wecken und mit viel spannenden Wissen rund um diese faszinierenden Tiere zu locken.

Frauke Bagusche gelingt es mir in Erzählform die spannenden Fakten rund um die Nomaden der Ozeane näher zu bringen. Dabei geht sie sehr strukturiert vor, indem sie als Erstes die Entwicklung der heutigen Meeresschildkröten beleuchtet. Der Abstecher in die Uhrzeit ist spannend, ebenso wie die Forschung dazu. Fachliche Begriffe werden sofort erklärt, sodass dieses Sachbuch Leichtigkeit erfährt. Interessant ist auch, wie Meeresschildkröten sich orientieren, Nahrung finden, hören sowie sehen können und wie unterschiedlich sie auf ihren jeweiligen Lebensraum angepasst sind. Ebenso erklärt Frauke Bagusche weshalb Plastikmüll so oft in den Mägen verschiedenster maritimer Lebewesen landet. Es ist traurig und erschreckend zugleich.

Besonders ansprechend finde ich die Vorstellung der einzelnen sieben Meeresschildkrötenarten, wo sie leben, wie sie nisten und wie sie aussehen. Auch welche Besonderheiten sie jeweils haben, ist sehr ansprechend geschildert.
Außerdem freue ich mich, dass Frauke Bagusche erklärt, warum die unechte Karettschildkröte eigentlich diesen Namen trägt.
Wenig erstaunt hat mich die Erkenntnis, dass Meeresschildkröten durchs Abweiden von Seegraswiesen die Artenvielfalt fördern. Dafür habe ich ein Aha-Erlebnis, denn Meeresschildkröten können ziemlich tief tauchen, aber sogar an der Taucherkrankheit leiden.
Richtig faszinierend finde ich, dass unechte Karettschildkröten mit ihren Panzern wahre schwimmenden Metropolen sind. Mehr als 100 verschiedene Arten von Algen über Seepocken bis hin zu kleineren Krebsen können auf dem Panzer einer unechten Karettschildkröte leben. Unglaublich.
Noch superheldenhafter erscheint mir die echte Karettschildkröte, denn diese können fluoreszieren. Warum sie leuchten können, ist noch nicht abschließend geklärt, aber Frauke Bagusche erklärt die aktuellen Vermutungen und Theorien dazu.

Unterstützt wird dieses vielfältige Wissen durch passende Illustrationen, wunderschöne Bilder im Mittelteil, Anschauungsmaterial in Form von oftmals YouTube-Links sowie von Kartenabbildungen. Das lockert zusätzlich das Sachbuch auf und macht es visuell ebenfalls zu einem Highlight.
Es gibt aber auch nützliche Tipps im Umgang mit Meeresschildkröten, beispielsweise was zu beachten ist, wenn wir auf ein Eier legendes Weibchen oder ins Meer wandernde Jungtiere treffen.

Obwohl es in „Nomaden der Ozeane“ natürlich hauptsächlich um Meeresschildkröten geht, beleuchtet Frauke Bagusche nebenbei auch andere Meeresbewohner, wie zum Beispiel Schwämme. Auch hier wird kurz auf deren Evolution, ihren Aufbau und ihre Nahrungsaufnahme, sowie die Bedeutung für die Umwelt und insbesondere für die Schildkröten eingegangen. Wusstet ihr, dass es Schwämme schon seit 600 Millionen Jahren gibt?
Oder dass Quallen gern von Schildkröten gefressen werden? Auch die Nahrungsquelle wird eigenständig beleuchtet. So kann ich neben meinem Wissen für mehrere Schildkröten dieses auch auf andere maritime Lebewesen erweitern.

Bei all diesen wunderschönen Details werden auch die Schattenseiten nicht vernachlässigt. Diese sind gigantisch. Der Schaden, den der Mensch anrichtet, ist beispiellos und wirklich zum Weinen. In „Nomaden der Ozeane“ erzählt Frauke Bagusche eindringlich von den Gefahren, welche auf die sieben Meeresschildkrötenarten, so wie vielen anderen maritimen Bewohnern lauern.
Von Wilderei über herrenlose, im Meer treibende alte Fischereigeräte, wie Netze bis hin zur Fischerei selbst und die erschreckende Zunahme von Plastikmüll im Meer reißt dieser Strom an menschengemachtem Unheil kaum ab. Mit Zahlen untermauert wird mir beim Lesen schlecht. Trotz all dieser düsteren Aufklärung schenkt Frauke Bagusche auch Hoffnungsschimmer. So wird beleuchtet, wie wichtig und wie gut Artenschutz funktioniert.
Aber auch wie ambitionierte Menschen richtige Krankenhäuser für Schildkröten aufbauen, um sie nach Möglichkeit so weit zu heilen, dass sie wieder ins Meer entlassen werden können.
Der Klimawandel wird ebenfalls thematisiert, besonders im Kontext zu den Meeresschildkröten.
Dieser 360 Grad Blick auf die sieben Meeresschildkrötenarten macht das Buch „Nomaden der Ozeane“ zu einem sehr gelungenen, anschaulich in Bild und Schrift geschriebenen Werk, welches Wissen leicht verständlich, mit viel Empathie und besonders mit einem tollen Erzählton vermittelt.

Fazit:
Volle Leseempfehlung. Im Fokus stehen die Meeresschildkröten, die auf vielfältige Weise beleuchtet werden. Locker erzählt gehen die Fakten tief unter die Haut und hallen lange sowie intensiv nach.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Eine gelungene Romanbiografie

Die Radfahrerin
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Die Gestaltung des Covers gefällt mir, zumal darauf Annie Londonderry zu sehen ist. Auch die Farbgestaltung ist herrlich schön und es passt zu dieser sehr interessanten Romanbiografie aus der Feder von ...

Die Gestaltung des Covers gefällt mir, zumal darauf Annie Londonderry zu sehen ist. Auch die Farbgestaltung ist herrlich schön und es passt zu dieser sehr interessanten Romanbiografie aus der Feder von Susanna Leonard. Auch den Innenaufbau des Buches mag ich. Vorne erwartet mich ein Personenregister, aus dem ersichtlich wird, welche Personen fiktiv oder historisch nicht zweifelsfrei belegt sind, sowie die Persönlichkeiten, die tatsächlich gelebt haben.
Am Ende der Romanbiografie findet sich eine Zeittafel, welche eine komprimierte Übersicht des Lebens von Annie Londonderry ist. Nachfolgend gibt es ein Glossar, welches die Begrifflichkeiten, die zum Zeitgeschehen des Romanes passen, erklärt werden. Die Kirsche auf der Torte wäre es noch gewesen, wenn sich auch eine Karte mit den Stationen von Annies Welttour hätte finden lassen.

Zu Beginn habe ich etwas Schwierigkeiten, in die Geschichte zu starten, denn der Einstieg ist die Grundlage für Annies Versuch, mit dem Fahrrad um die Welt zu radeln. Es dauert ein bisschen, bis ich Fuß fasse und bin dennoch schnell im Jahr 1894 abgetaucht. Ob es damals tatsächlich eine Wette war, die dafür sorgte, dass sich Annie in den Sattel schwang, ist nicht sicher belegt. Hier schlägt Susanna Leonard zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen hat sie eine schöne Wahrscheinlichkeit ersonnen, woraus eine solche Wette resultiert haben könnte, zum anderen erlebe ich, wie geringschätzig über die Frauen damals gedacht wurde. So wird das Lokalkolorit sauber eingefangen und es wird schnell deutlich, wie mutig diese Fahrt um die Welt ist.

Hauptsächlich werde ich durch das Buch mithilfe des personalen Erzählers geführt, sodass ich neben Annie Londonderry noch weiteren Figuren über die Schulter schauen kann. Obwohl die Kapitel lediglich betitelt sind und gelegentlich um Ort und Datumsangabe erweitert werden, wird immer schnell klar, wen ich aktuell begleite.
Auch gibt es vereinzelte Tagebucheinträge von Annie Londonderry, die in einem anderen Schriftbild abgedruckt sind. Mir gefällt diese Mischung der Perspektiven, denn so liest sich „Die Radfahrerin: Annie Londonderry“ abwechslungsreich und gleichzeitig erfolgt eine optische Trennung der Erzählperspektive.
Ein weiterer Clou in „Die Radfahrerin: Annie Londonderry“ ist, dass es vereinzelte Szenen gibt, die in der jüngeren Vergangenheit spielen, als Annie schon eine ältere Frau ist. Da erzählt sie einer Nonne ihre Lebensgeschichte. Der Kniff ist geschickt, was erst zum Ende des Buches deutlich wird.

Den Löwenanteil an „Die Radfahrerin: Annie Londonderry“ hat selbstverständlich die Protagonistin. Ich lerne Annie zuerst einmal in ihrem alltäglichen Leben kennen. Es ist geprägt von Armut, eingeforderten Ehepflichten, religiös bestimmten Verhaltensregeln und dem engen Zusammenleben mit der Familie ihres Bruders. Annies Mann bringt als Hausierer nicht so viel Geld mit nach Hause, dass Annie ihre Lieben gut versorgen kann, sodass sie ebenfalls arbeiten geht. Ihren Job als Annoncenverkäuferin beherrscht sie super, ihr Erfindungs- und Wortreichtum ist riesig. Das wird auch im Verlauf des Buches immer deutlicher, denn Annie liebt es, ihre Erlebnisse aufzupolieren und gerne hier und da fantasievoll zu erweitern. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht immer klar erkennbar. Die Einschränkungen ihres Lebens im jüdischen Getto raubt Annie schier die Luft zum Atmen und so kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass der Drang nach Freiheit und Veränderung sie zu dem Abenteuer mit dem Fahrrad um die Welt zu fahren, förmlich mitreist.

Susanna Leonard gelingt es mit viel Fingerspitzengefühl und einem unglaublich packenden Schreibstil Annie sehr menschlich und die Umgebung realistisch darzustellen. Ihr Wankelmut zwischen Aufgabe und dem Willen, es zu schaffen, ist ergreifend geschildert. Ihre Emotionen und Gedankengänge sind so plastisch dargestellt, dass ich Annie einfach nur gernhaben kann und auch Verständnis für sie aufbringe. Mehr noch, die Reise birgt unglaublich viele Gefahren und das ringt mir auch riesigen Respekt ab. Mehr als nur einmal landet Annie im Gefängnis und gerät in lebensbedrohliche Lagen. Susanna Leonard nimmt mich mit auf die Stationen von Annies Reise und ich bin begeistert von den unterschiedlichen Atmosphären und Schilderungen der beschwerlichen Fahrt.
Annie wird im Verlauf immer widersprüchlicher, verstrickt sich in ihren eigenen Erzählungen und Lügen. Gleichzeitig zeichnet sie sich durch ihren Mut, ihr Durchhaltevermögen und ihren Enthusiasmus aus. Annie ist eine sehr vielschichtige Persönlichkeit, sodass sie dem Ruf nach Freiheit einfach folgen muss. Das hat einen hohen Preis, auch das wird in „Die Radfahrerin: Annie Londonderry“ sehr deutlich.

Neben Annies Reise und Strapazen flechtet Susanna Leonard auch politische Entwicklungen und spannende Fakten rund um die damalige Situation in der Fahrradbranche und den Hype um diese neue Errungenschaft der Fortbewegung mit in die Geschichte ein. Das stärkt das Gefühl für die damalige Zeit enorm. Im Verlauf des Buches nimmt allerdings die Detailfülle an Informationen über Annies Reisestationen immer mehr ab. Ein Grund könnte sein, dass die Faktenlage immer dünner wurde. Ein bisschen schade ist es schon, gerade die Fahrt durch fremde Länder wie China oder Japan wäre spannend gewesen. Doch das war aus historischer Sicht auch gar nicht möglich, beziehungsweise einfach. Denn von Juli 1894 bis April 1895 tobte der erste japanisch-chinesische Krieg, was auch in einer besonders grausamen Szene kurz angerissen wird.

Das Buch „Die Radfahrerin: Annie Londonderry“ schließt fast schon ein bisschen trübsinnig ab. Der Preis für Annies Erfüllung ihres sehnlichsten Traumes ist hoch und lässt mich nachdenklich zurück. Gern hätte ich noch länger von dieser beeindruckenden Persönlichkeit gelesen und erfahren, wie es nach der Weltumrundung mit ihr weiterging. Leider bleibt das meiste meiner eigenen Fantasie überlassen. Doch Susanna Leonard hat mich nicht ganz allein gelassen damit, denn nun machen die Szenen mit der Begegnung zwischen der altgewordenen Annie und einer Nonne viel Sinn.

Fazit:
Absolut lesenswert. Trotz viel Fiktion lässt sich diese Romanbiografie natürlich und echt lesen, sodass die Verschmelzung von Wahrheit und großzügiger Interpretationen nicht spürbar ist. Unterhaltsam, abenteuerlich und mit einem packenden Blick zurück in eine Zeit, als Frauen nicht viele Rechte hatten.

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Veröffentlicht am 13.03.2023

Volle Leseempfehlung, hier ist Situationskomik und Spannung vorprogrammiert

Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody
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Als Erstes treffe ich auf Jean Luc, dessen Straßenname Skeeter lautet und Mitglied im Motorradclub der Demon Horde ist. Ich kenne ihn schon aus dem ersten Band, dort hatte er eine Nebenrolle inne. In „Demon ...

Als Erstes treffe ich auf Jean Luc, dessen Straßenname Skeeter lautet und Mitglied im Motorradclub der Demon Horde ist. Ich kenne ihn schon aus dem ersten Band, dort hatte er eine Nebenrolle inne. In „Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ wird er zu Hauptfigur, was ich unglaublich interessant finde. Skeeter erfährt ziemlich unsanft, dass er in Wahrheit Vater ist und obwohl er sonst bereit ist, gern mal Gesetze zu brechen, möchte er in diesem Fall alles richtig machen. Sein Ziel ist es, das Sorgerecht für seinen Sohn erhalten. Dazu benötigt er einen guten Anwalt, der sich in persona als Miriam Englestein anbietet. Ihr Vater ist der beste Strafverteidiger zwischen Los Angels und Seattle und Anwalt des Demon Horde MC. Weil Miriam aber auf keinen Fall Strafsachen übernehmen wollte, ist sie ins Familienrecht gewechselt.

Miriam und Skeeter kommen somit aus zwei verschiedenen Welten. Sarah Hawthorne gelingt es dabei, eine perfekte Balance zu finden, um mir mithilfe der vielen Hintergrundinformationen die Protagonisten näher zu bringen, aber gleichzeitig die Geschichte spannungsvoll voranzutreiben. Dabei kommt „Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ mit relativ wenig Action und Dramatik aus. Das finde ich klasse, da der Fokus somit auf dem zwischenmenschlichen Aspekt liegt und durch den Zusammenprall dieser beiden Welten eine unglaublich faszinierende Atmosphäre entsteht. Sie macht mich süchtig und ich lese das Buch innerhalb von nur zwei Tagen durch. Absoluter Seltenheitswert bei mir.

„Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ wird abwechselnd von Miriam und Skeeter erzählt. Ich erfahre, wie sie von und übereinander denken. Ihre Gefühle werden nachvollziehbar transportiert, besonders wenn es sich um ihre Bedenken, die sie bezüglich einer möglichen Beziehung haben, dreht. Ich kann all ihre Gedanken absolut nachvollziehen und verstehen. Ich liebe es, dabei zu sein, wie sich alles entwickelt und voranschreitet. Dabei ist nur wenig vorhersehbar, die überraschenden Wendungen machen alles noch aufregender und packender für mich.

Ich mag Skeeter. Er ist weit weg vom gängigen Klischee eines harten Bikers. Er ist fürsorglich aufgrund von Lebenserfahrungen, aber verschlossen. Dies sorgt für Schwierigkeiten, wenn es darum geht, sich zu öffnen. Verständlich, dass Skeeter somit lose Beziehung lieber sind und eine Miriam Englestein seine sorgfältigen Lebensstrategien gehörig durcheinanderwirbelt. Obwohl sich Skeeter in manchen Situationen unmöglich benimmt, hat er eine gute Selbstreflexion zu eigen und es gelingt ihm intuitiv, seine Fehler im Verlauf zu erkennen. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als Skeeter fest ins Herz zu schließen.

Miriam ist ebenfalls eine interessante Persönlichkeit. Sie besitzt viel Wärme, eine große Portion Empathie und obwohl ihr die Erfahrungen in Beziehungen fehlen, weiß sie genau, was sie möchte und was nicht. Sie ist bereit, dafür einzustehen. Miriam macht keine Kompromisse, wenn etwas gegen ihr Gefühl spricht, was ich unheimlich an ihr schätze. Miriam ist mir sehr sympathisch und ihr Ehrgeiz ist bezaubernd.

Hauptsächlich liegt der Fokus auf der Entwicklung einer Beziehung zwischen den beiden Charakteren. Das Milieu eines Motorradclubs oder der Wirkungsbereich einer Anwältin im Familienrecht sind nur die Rahmenbedingungen. Die beiden Welten bleiben weitergehend unbeachtet. Dafür gelingt es Sarah Hawthorne, eine ganz eigene Welt zu erschaffen, in der die beiden unterschiedlichen Protagonisten aufeinandertreffen können. Dennoch gelingt es der Autorin, solch spannende Nebenschauplätze einzubetten, dass die Entwicklungen interessant bleiben und es zu keinen langatmigen Stellen kommt. Dafür erwarten mich oft ziemlich lustige Situationen, die mich zum Schmunzeln und Lachen bringen. Die Situationskomik ist klasse umgesetzt und ich habe viel Spaß beim Lesen.

Sarah Hawthornes Schreibstil ist leichtgängig zu lesen. Dank der Bildgewalt der beschriebenen Szenen werde ich förmlich mitgerissen. Erleichternd kommt dazu, dass die Kapitel angenehm knackig sind, was schnellere Perspektivwechsel ermöglicht und damit auch für die richtige Dosis Spannung sorgt.
Ich liebe diese Geschichte, denn sie übertrifft meine Erwartungen um Längen. Allerdings komme ich um einen Kritikpunkt nicht drumherum. Er betrifft aber weniger die Geschichte selbst. Der Klappentext verrät mir einfach zu viel von der Story. Besonders der eine Punkt gehört für mich nicht in den Klappentext, denn er mindert den Überraschungseffekt im letzten Teil des Buches. So schlussfolgere ich richtig einen Teil der Ereignisse. Ohne dieses Detail im Klappentext hätte ich diese Wendung so niemals kommen sehen.
Dennoch, die Umsetzung und die Idee in „Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ finde ich grandios. Die Art, wie dieses Vorkommnis aufgebaut wurde, lässt mich mitfiebern.

Ein großer Pluspunkt von „Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ ist, dass die Bücher unabhängig lesbar sind. Es sind keine Vorkenntnisse zum ersten Band nötig, relevante und wichtige Details werden so wiederholt, dass nicht der ganze erste Teil verraten wird. Wer allerdings den Start in die Trilogie zuerst liest, wird in „Demon Horde MC Teil 2: Rebel Custody“ mit einem schönen Wiedersehen einiger der Figuren aus dem ersten Teil belohnt. Ich fand es toll, die damaligen Protagonisten als Nebenfiguren wiederzutreffen und zu erfahren, wie es zwischenzeitlich mit ihnen weiterging.
Die erotischen Szenen sind wohldosiert und sinnlich geschrieben. Wer nicht so gern Erotik in Büchern liest, kann sie überblättern. Mir gefallen sie sehr, weil sie liebevoll und auf Augenhöhe geschildert werden.

Fazit:
Eine ungewöhnliche MC-Romanze mit viel Herzwärme, Humor und packenden Entwicklungen. Spannungsvolle Unterhaltung und glaubwürdige Charaktere runden diese Liebesgeschichte mit Tiefgang perfekt ab.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Ein fesselnder Thriller

Die Spur − Er wird dich finden
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Das Cover reiht sich optisch perfekt in die Björk und Brand Reihe ein. Mir gefällt es richtig gut und mit entsprechender Vorfreude beginne ich mit dem Lesen. Obwohl in relativ kurzer Zeit an verschiedensten ...

Das Cover reiht sich optisch perfekt in die Björk und Brand Reihe ein. Mir gefällt es richtig gut und mit entsprechender Vorfreude beginne ich mit dem Lesen. Obwohl in relativ kurzer Zeit an verschiedensten Schauplätzen eine Menge passiert, komme ich gut in das Buch rein. Dabei begleite ich unterschiedliche Personen, wodurch sich die Perspektive im Takt der Kapitel ändert. Erleichtert wird diese hohe Zahl an Perspektivwechsel dadurch, dass fast ausschließlich der personale Erzähler zu Wort kommt. Lediglich eine Ich-Perspektive findet sich in „Die Spur – Er wird dich finden“. Das ist geschickt von Herrn Beck gelöst, denn dieser Bruch innerhalb der Perspektive unterstreicht die Erzählebenen. Die Ermittlungen rund um die Taten sowie die Begleitung einiger Opfer geschehen in der Gegenwart. Andere Erzählungen von Ereignissen spielen in der Vergangenheit. Hierbei gelingt es Herrn Beck aber vorzüglich darzustellen, in welcher Zeitebene ich mich befinde. Erleichtert wird dies, da die Kapitel mit Orts- und Personenangaben versehen sind und übergreifend nach Ermittlungstagen zusammengefasst werden. So verliere ich nicht die Orientierung.

Der Aufbau der Rahmenhandlung ist klar, aber die unterschiedlichen Handlungsstränge sind so verschachtelt aufgebaut, dass sich erst zum Ende ein Gesamtbild abzeichnet. Das lädt mich dazu ein, eifrig zu spekulieren, mitzuraten und mögliche Verbindungen zu entdecken. Allerdings bin ich nicht sonderlich erfolgreich darin, denn bei vielem lag ich grandios daneben, bei anderem beinahe richtig. In Wirklichkeit habe ich die Zusammenhänge erst in dem Moment erkannt, als Jan Beck das auch so beabsichtigt hat.

Durch die kurzen Kapitel und die raschen Wechsel der Erzählperspektiven gelingt es Jan Beck „Die Spur – Er wird dich finden“ mit einem hohen Erzähltempo zu versehen. Zudem sorgen die außergewöhnlichen Schauplätze, die quer verstreute Orte innerhalb Europas sind, für eine spannungsvolle Dynamik. Die Mischung aus privaten und beruflichen Sequenzen der beiden Hauptermittler Björk und Brand sowie die Beleuchtung der Umstände der anderen Charaktere ist gut austariert. So wird der Thriller trotz seiner Komplexität zu einer flotten und actionreichen Unterhaltung.

Ich mag es, dass die beiden Ermittler Björk und Brand sich weiterentwickelt haben. Die Zusammenarbeit miteinander würde ich höflich als speziell beschreiben. Sie ergänzen sich perfekt und die Dynamik zwischen ihnen hat einen hohen Wiedererkennungswert. Besonders gut finde ich es, dass sie beide nicht perfekt sind, aber auch keine Lasten mit sich rumschleppen, wie es gern anderen Ermittlerduos aufgebürdet wird. So wirken Björk und Brand authentisch.

Eine Besonderheit in „Die Spur – Er wird dich finden“ ist, dass die Morde sich gar nicht so sehr in den Vordergrund drängen. Ja, sie werden teilweise beschrieben und das ist nichts für sehr zarte Gemüter. Aber der Fokus ruht eher auf der Vergangenheit und beleuchtet Ereignisse, die Auswirkungen bis in die Gegenwart haben. Dieses Wissen erleichtert es jedoch nicht, das Motiv hinter den Morden zu entdecken, was wiederum die Spannung erhöht.

Fazit:
„Die Spur – Er wird dich finden“ bringt alles mit, was ein fesselnder Thriller benötigt. Authentische Charaktere, ein besonderes Ermittlerduo, außergewöhnliche Settings und Mordmethoden, sowie einen temporeichen und komplexen Handlungsaufbau. Packende Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Ein kleiner Blick auf die vielfältige Geisterwelt des feudalen Chinas

Die schöne Füchsin
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Das Cover finde ich wunderschön und auch haptisch liegt das Buch toll in der Hand. Die Kalligrafie zu den einzelnen Erzählungen wurden extra für diese Sammlung angefertigt und sehen richtig edel aus. Besonders ...

Das Cover finde ich wunderschön und auch haptisch liegt das Buch toll in der Hand. Die Kalligrafie zu den einzelnen Erzählungen wurden extra für diese Sammlung angefertigt und sehen richtig edel aus. Besonders mag ich es, dass „Die schöne Füchsin: Chinesische Geistergeschichten“ optisch super zu dem Buch „Die Weisse Schlange: Chinesische Mythen, Märchen und Legenden“ passt. Auch dieses Buch ist im Drachenhaus Verlag erschienen.

Der chinesische Volksglauben unterscheidet sich sehr vom europäischen und dazu muss ich nicht in „Die schöne Füchsin: Chinesische Geistergeschichten“ blicken, um das zu wissen. Diese Unterschiede sind es, die mich interessiert aufblicken lassen und mich neugierig auf diese Sammlung machen. Die ausgewählten Erzählungen in diesem Buch spiegeln nur einen Bruchteil der riesigen Fülle an verschiedensten Geistergeschichten aus China wieder. Im chinesischen Volksglauben tummeln sich einfach viel mehr Geister, Dämonen und göttliche Wesen als im europäischen Volksglauben. Daher verwundert es mich einwenig, dass sich viele dieser Geschichten in diesem Buch gar nicht gruselig oder gar schaurig sind. Oft finde ich sie amüsant, manchmal lesen sie sich wie eine Liebesgeschichte und gelegentlich gibt es auch eine Prise Erotik dazu. Diese besondere Mixtur gefällt mir sehr gut.

Die einundzwanzig Erzählungen haben eine angenehme Länge und liegen im Durchschnitt bei fünf Seiten. Zu Beginn dachte ich noch, dass ich zügig durch das Buch kommen würde, aber tatsächlich wollte ich mir dann beim Lesen viel Zeit nehmen. Denn obwohl die Geschichten verständlich und leicht formuliert sind, so ist doch das Füllhorn an Anspielungen, beschriebenen Traditionen, Regeln und Strukturen fremd für mich. So taste ich mich langsam vorwärts, sauge die einzelnen Erzählungen in mich auf und gelegentlich blättere ich ans Ende des Buches, wo mich interessante Hintergründe rund um die chinesische Kultur der Geistergeschichten erwarten. Das ist sehr hilfreich, um die unterschiedlichen Bereiche des Jenseits zu verstehen und wie im Glauben der Menschen die Welt dort funktioniert und aussieht. Besonders mag ich, dass diese Informationen mir helfen, die unterschiedlichen Erzählungen besser einordnen zu können und weshalb manches so geschildert wird. Interessant finde ich dabei auch den kritischen Unterton, der mitschwingt und sich oft an jene Zeit richtet, aus der die Erzählung stammt. Die Werte rund um Traditionen, Gerechtigkeit sowie moralische Leitlinien dahinter treten so greifbarer hervor und gewähren mir einen klitzekleinen Blick in die vergangenen Tage der alten Zeiten.

Jede der ausgewählten Erzählungen hat mir auf ihre eigene Art gefallen. Die Gedanken rund um die Wiedergeburt und Seelenwanderung sind bisweilen schön, manche wiederum schrecken mich ab und so entsteht ein schöner bunter Geschichtenmix.
Bei einigen Geschichten finde ich das Ende ziemlich abrupt und ich fühle mich etwas hängen gelassen. Gelegentlich erscheinen mir bestimmte Muster innerhalb der Erzählungen suspekt. So versterben viele Menschen recht rasch an Trauer, was für mich nicht greifbar ist. Das liegt durchaus an den kulturellen Unterschieden und macht deutlich, wie wenig Berührungspunkte ich zum chinesischen Volksglauben habe.
Besonders schaurig ist für mich „Die Leiche aus der Herberge“, bei „Die Grille“ bin ich emotional sehr nah an der Erzählung dran und ich habe schon früh die richtige Idee, in welche Richtung sich die Geschichte bewegen wird.
„Die Liebestorheit“ berührt mich sehr.

Fazit:
„Die schöne Füchsin: Chinesische Geistergeschichten“ ist mehr als nur eine Sammlung von 21 verschiedenen alten Erzählungen. Viel mehr gewähren diese einen Blick auf das feudale China, auf dessen Werte und Traditionen, ja sogar auf historische Lebensumstände. Gleichzeitig wissen die Geschichten zu unterhalten und werden am Ende sogar noch um Hintergrundwissen erweitert, damit der Kern der einzelnen Erzählungen verständlicher wird.

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