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Veröffentlicht am 25.10.2023

Gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe

Masterminds. Im Auge der Macht
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Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12 Jahren, was meiner Ansicht nach auch das passende Alter ist. Dementsprechend ist die Geschichte aber natürlich auch nicht sehr tiefsinnig. Einige Dinge, die passieren ...

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12 Jahren, was meiner Ansicht nach auch das passende Alter ist. Dementsprechend ist die Geschichte aber natürlich auch nicht sehr tiefsinnig. Einige Dinge, die passieren sind eher dem Zufall geschuldet bzw. dem Glücksfall. Macht aber nichts. Mich hat der erste Band der Masterminds-Trilogie total gut unterhalten.

Wir begleiten insgesamt fünf Jugendliche, die Hauptperson ist meines Erachtens nach Eli Baris, aber auch die anderen haben ihre Berechtigung und stehen Eli in Wichtigkeit an Nichts nach. Die anderen wichtigen Figuren sind Amber Laska, Tori Pritel, Hector Amani und Malik Fratello.

Alle fünf Jugendlichen sind grundverschieden. Ich habe oft Probleme, Figuren auseinander zu halten, wenn es zu viele werden. Hier war das nicht der Fall. Jede der Figuren hat ihre ganz besonderen Eigenarten, ihre Fähigkeiten und Gedanken, so dass man auch, wenn man nicht mehr wusste, wessen Kapitel man gerade liest, dieses schnell anhand der Handlung herausfand. Jedes Kapitel ist aber auch immer mit dem Namen der gerade erzählenden Figur überschrieben.

Mir persönlich hat am Ende Amber Laska am besten gefallen. Sie ist die Figur, die die größte Entwicklung durchmacht. Amber ist echt stark, was man zunächst von ihr nicht erwartet hätte.

Die Geschichte wird dem Alter angemessen erzählt. Ab und an denkt man erwachsener Leser, dass da ein bisschen viel Zufälle und Glück im Spiel sind, aber letzten Endes macht es Spaß, die fünf Jugendlichen zu begleiten. Gordon Korman schafft es, die Geschichte um Serenety und die Plastikfabrik spannend und geradlinig zu gestalten. Nach und nach decken die Jugendlichen die Geheimnisse ihrer Stadt auf. Der Autor hat ein angemessenes Tempo gewählt, in dem die Zusammenhänge erkannt und verstanden werden. Mir persönlich hat die Idee hinter der Geschichte sehr gut gefallen.

Der Schreibstil von Gordon Korman ist klar und man kann ihm gut folgen. Auch als Erwachsener habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Er schafft es, mit dem Erzählen der Geschichte aus den fünf verschiedenen Perspektiven, dem Leser jeden einzelnen der Jugendlichen nahe zu bringen. Und so will man dann auch unbedingt wissen, wie es mit den Jugendlichen weiter geht. Man will nicht, dass sie bei ihren Ermittlungen geschnappt werden. Dabei bleibt er aber immer einer Sprache treu, die nicht zu schwierig ist, und für die Zielgruppe, die ja doch recht jung ist, verständlich ist.

Es handelt sich um eine Trilogie und das Buch endet mit einem Cliffhanger. Da die Bücher ja schon vor Jahren erschienen sind, kann ich zum Glück gleich weiter lesen.

Das Buch wurde übrigens von der Stiftung Lesen mit dem Leipziger Lesekompass 2016 (Sparte Jugendbuch) ausgezeichnet.

Ich vergebe gerne 4 Sterne für dieses spannende Jugendbuch.

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Veröffentlicht am 28.08.2023

Spannende Geschichte

Unter Schwestern
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Ich bin froh, dass ich „Unter Schwestern“ von Sophie Edenberg gelesen habe. Das Buch war so spannend, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte wird die meiste Zeit aus Franziskas Sicht ...

Ich bin froh, dass ich „Unter Schwestern“ von Sophie Edenberg gelesen habe. Das Buch war so spannend, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.

Die Geschichte wird die meiste Zeit aus Franziskas Sicht erzählt. Ab und an kommen aber auch Amelie, Katrin und Max zu Wort. Die Kapitel von Max und Katrin sind mit dem Namen überschrieben. Bei Franziska und Amelie gibt es keine Überschrift. Meist macht die Autorin aber innerhalb des ersten Absatzes klar, welche der Schwestern wir gerade begleiten.

Sophie Edenberg ist es gut gelungen, dass ich zwischendurch nicht mehr wusste, wer nun eigentlich die gute und wer die böse Schwester ist. Letzten Endes habe ich für mich entschieden, dass keine Schwester wirklich gut oder wirklich böse ist. Beide haben ihr Päckchen zu tragen, denn in der Vergangenheit der beiden Schwestern ist so einiges passiert, was den meisten Menschen nicht passiert. Von daher konnte ich beide Schwestern teilweise verstehen. Teilweise gehen beide aber natürlich zu weit, immerhin handelt es sich hier um einen Thriller.

Franziska konnte ich nicht immer ganz verstehen. Ich will hier nicht spoilern, deswegen kann ich nicht wirklich näher darauf eingehen, aber das ist die eine Feder Abzug. Ich fand ihr Verhalten ein einigen wenigen Stellen nicht logisch nachvollziehbar. Das hat mich persönlich etwas irritiert. Vor allem an einer Stelle hätte sie meiner Ansicht nach anders handeln müssen und dies hätte die Geschichte aber möglicherweise in eine andere Richtung getrieben. Vermutlich war es deshalb von der Autorin so geschrieben, wie es geschrieben ist. Für meinen Geschmack hier ein kleines bisschen konstruiert. Alles in allem hat das den Lesefluss aber nicht wirklich gestört.

Amelie war mir deutlich ferner, als Franziska, obwohl ich ihre Beweggründe nach und nach gut nachvollziehen konnte. Amelie hat das Leben wirklich übel mitgespielt. Wie muss es sein, dies so lange Jahre mit sich herum zu tragen? Ich glaube, dass ihr Leben, auch wenn es mit Karl, dem süßen Adoptivsohn, gut ausgefüllt war, nicht einfach zu bewältigen war.

Konstantin, Amelies Ehemann, muss man wirklich bewundern. Was für ein begnadeter Schauspieler, der die Schwestern und auch den Leser gut an der Nase herum führt. Ich hatte von Anfang an eine Ahnung, dass er falsch spielt, weil er einfach so unglaublich unsympathisch ist, aber ich wusste lange nicht, was genau mir an ihm mißfällt. Da hat die Autorin wirklich eine interessante Figur geschaffen.

Der Schreibstil von Sophie Edenberg ist unglaublich mitreißend und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Wie wird die Geschichte enden, war für mich die alles entscheidende Frage, die ich beantwortet wissen wollte. Das Ende ist passend und hat mich zufrieden zurück gelassen.

Die Geschichte an sich folgt einem roten Faden und nach und nach werden die Hintergründe der Schwestern und der mit ihnen im Zusammenhang stehenden Personen aufgedeckt. Alles passend, alles logisch erklärbar, was passiert ist. Ich fand das super. Vor allem, weil man auf einige Wendungen wirklich nicht gleich von selbst gekommen wäre.

Alles in allem vergebe ich 4 sehr gute Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Nach einem schwierigen Einstieg war ich völlig gefesselt

Zwischen zwei Welten
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Der Einstieg in diese Geschichte fiel mit, zugegebenermaßen, nicht ganz leicht. Obwohl es eigentlich gleich sehr spannend startet, konnte ich mich mit den Figuren zunächst nicht identifizieren. Ich wusste ...

Der Einstieg in diese Geschichte fiel mit, zugegebenermaßen, nicht ganz leicht. Obwohl es eigentlich gleich sehr spannend startet, konnte ich mich mit den Figuren zunächst nicht identifizieren. Ich wusste einfach zu wenig über sie, um Mitgefühl in der sehr prekären Lage, in der sie sich am Anfang befinden, zu entwickeln. Dies änderte sich dann aber recht schnell. Ich habe Elise von Achenthal unglaublich ins Herz geschlossen. Was für eine mutige junge Frau, die in gewissen Grenzen bereit ist, sich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufzulehnen. Unterstützung erhält sie dabei von zahlreichen Nebenfiguren, wie ihren Eltern, der guten Freundin, Gräfin Auguste Bresow oder auch Konrad und selbst die Weberstochter Marie.

Aber, fangen wir mit Elise an. Elise ist nicht unbedingt eine typische Frau ihrer Zeit. Sie hat sehr viel Köpfchen, das sie auch einsetzt. Sie wird von ihren Eltern ermuntert und scheut sich nicht davor, ihre Meinung zu sagen, sich für die Schwächeren einzusetzen. Nicht immer gelingt es ihr auf Anhieb, alles zum Guten zu verändern, aber das hält sie nicht davon ab, es zu versuchen. Spätestens, als sie schafft, ihre Eltern auf ihre Seite zu ziehen, geht es richtig voran. Elise und ihre Familie bewirkt sehr viel Guts für die Menschen, die für sie arbeiten, auch wenn dies gesellschaftlich noch nicht überall anerkannt wird. Viele Fabrikanten sind weiterhin der Meinung, dass die billigen Arbeitskräfte klein gehalten werden müssen, damit es nicht zur Revolution kommt. Wer gut bezahlt und gut versorgt wird, kommt auf dumme Gedanken ist die landläufige Meinung. Gut, dass Elise und ihre Familie das anders sehen.

Elises treueste Begleiterin sind ihre Hündin Fies und die Stute Amabile. Das Ende hat mich, was Amabile angeht, so unglaublich berührt. Was da passiert? Das müsst ihr selbst lesen.

Eine wichtige Figur ist der Reformer Konrad. Er ist derjenige, der als Erster die Reformen für seine Weber einführt und auch Elise und ihrer Familie mit Rat und Tat zur Seite steht. Die sich zwischen ihm und Elise anbahnende Liebesgeschichte ist dezent und größtenteils unaufgeregt. Aber natürlich kommt es zu Missverständnissen. An Elise und Konrad wird sehr deutlich, dass es notwendig ist, rechtzeitig miteinander zu reden.

Die Geschichte folgt einem roten Faden und obwohl man weiß, wie es enden wird, enden muss, hoffte ich die ganze Zeit, dass es doch anders endet. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da Izabelle Jardin eine so spannende Geschichte geschrieben hat, die mich sehr berührt hat. Der Schreibstil von Izabelle Jardin ist unaufgeregt, aber keinesfalls langweilig. Sie beschreibt sehr bildhaft, wie das Leben von Elise sich abspielt. Ich war so im Sog der Geschichte gefangen durch die Art, wie sie Elises Geschichte immer weiter und weiter spinnt. Dabei lernen wir sowohl etwas über das Leben der gut situierten Bevölkerung, wie es Elise und ihre Familie sind, aber auch der armen Bevölkerung, zu der die Weberstochter Marie zählt. Frauen haben zu dieser Zeit wenig Rechte, da können Elise und ihre Mutter sehr froh sein, dass sie mit Arno von Achenthal (Elises Vier und Florentines Mann) einen sehr modernen Mann an ihrer Seite wissen.

Wir reisen mit der Familie von Achenthal und Gräfin Bresow in das London der 1840er Jahre. Es ist so ganz anders, als das Leben in Schlesien, das Elise gewohnt ist. Ich konnte gut verstehen, dass sie froh war, wieder nach Hause zu kommen. In London bahnt sich eine verhängnisvolle Geschichte an, die im zweiten Band ihren Lauf nehmen wird. Auch wenn der erste Band in sich abgeschlossen ist und nicht mit einem Cliffhanger endet, war ich unglaublich gespannt, wie sich Elises Leben weiter entwickeln wird.

Für mich war es das erste Buch von Izabelle Jardin, aber sicher nicht das Letzte. Band 2 der Achenthal-Saga habe ich schon gelesen Die Rezension folgt. Aber ich werde auch mal schauen, ob ich nicht noch weitere Bücher der Autorin lese. Mir hat ihre Art, Elises Geschichte zu erzählen, sehr gut gefallen. Ich vergebe gerne 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 04.05.2023

Sehr spannender Auftakt

Gameshow – Der Preis der Gier
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Protagonistin des Buches ist Cass, eine Gamblerin, die durch die Gier ihres Vaters zur Gamerin, also zu einem Mitglied der untersten Gesellschaftsschicht, wird. Was mir an Cass gefallen hat ist, dass sie ...

Protagonistin des Buches ist Cass, eine Gamblerin, die durch die Gier ihres Vaters zur Gamerin, also zu einem Mitglied der untersten Gesellschaftsschicht, wird. Was mir an Cass gefallen hat ist, dass sie ihr Schicksal annimmt und sich nicht wie ein verwöhntes Mädchen benimmt. Sie muss in die Spiele und sie stellt sich diesen. Andererseits hätte ihr der eine oder andere rebellische Akt auch ganz gut getan. Schließlich ist das, was ihr angetan wird, völlig falsch. Die Gambler setzen Coins auf die Gamer auf Leben und Tod und wenn sie richtig liegen und irgendwann genug Coins gesammelt haben, dann dürfen sie eine Klasse aufsteigen. Das ganze System ist falsch und niemand setzt sich damit so wirklich ernsthaft auseinander.

Das ist auch mein einziger Kritikpunkt am Buch. Insgesamt hat mir die Auseinandersetzung mit dem System gefehlt. Zum Einen wird nicht ganz klar, wie es zu den Gameshows gekommen ist, zum anderen ist der Protest dagegen nur sehr verhalten zu finden. Ich hätte mir ein bisschen mehr Systemkritik gewünscht. Dass das System, so wie es hier gelebt wird, falsch ist, darüber braucht man sicher nicht debattieren. Leider tun es die Figuren in diesem Buch auch nicht.

Der Schreibstil von Franzi Kopka ist extrem mitreißend und vor allem wenn Cass und Jax in die Spiele müssen, dann nimmt die Geschichte nochmal Fahrt auf. Die Spiele sind spannend und teilweise überraschend. Zunächst schließt Cass sich eher zufällig an zwei ältere Menschen, Yuna und Christoph, an. Diese helfen ihr durch die erste Zeit und haben eine Menge Information zu den Spielen gesammelt. Ich hatte da erst eine falsche Vermutung, was die beiden Alten betrifft, diese wurde dann im Laufe der Zeit aber widerlegt.

Als Cass zu einer Gruppe stößt, die sich die „No Clan“ nennt, da sie nicht wie die anderen Clans im Bezirk sind, dachte ich eigentlich, dass dies dazu führen würde, dass die Geschichte noch mehr Fahrt aufnimmt. Allerdings passierte eher das Gegenteil. Die Autorin nahm aus meiner Sicht, deutlich an Fahrt heraus. Tatsächlich plätscherte die Geschichte hier teilweise fast ein bisschen vor sich hin. Wir bekommen allerdings sehr viele Hintergrundinformationen zu Cass Vergangenheit und vor allem zu ihrer Mutter. Das fand ich sehr spannend, denn es wird sicher für die Geschichte noch wichtig werden.

Die Geschichte an sich folgt einem roten Faden, der sich gut in der Hand halten lies. Allzu große Überraschungen gab es nicht. Man hatte schon immer so eine Vermutung, was wohl noch kommen würde, da die Autorin die großen Wendepunkte gut vorbereitet hattet. Die Liebesgeschichte, die selbstverständlich vorhanden ist, fügt sich gut ein und wird nicht zu dominant. Das hat mir gut gefallen. Für mich hätte es diese Liebesgeschichte gar nicht gebraucht.

Das Buch endet mit einem extrem fiesen Cliffhanger und wieder weiß man nicht, ob Cass den richtigen Leuten vertraut hat. Ich bin da sehr Zwiegestalten und gespannt.

Ich vergebe 4 Sterne und bin total gespannt auf den zweiten Band, der im Herbst erscheint.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Mir fehlte ein bisschen die Moral der Geschichte

The truth behind your lies
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Es geht hier im wirklich schwierige Themen. Protagonist der Geschichte ist Jan, der seit Jahren gemobbt wird und nun beschließt, sich zu rächen. Jan war für mich ein bisschen ein schwieriger Charakter. ...

Es geht hier im wirklich schwierige Themen. Protagonist der Geschichte ist Jan, der seit Jahren gemobbt wird und nun beschließt, sich zu rächen. Jan war für mich ein bisschen ein schwieriger Charakter. Einerseits hatte ich gleich Mitgefühl für ihn, andererseits kommt nicht so richtig raus, wie die Clique ihn gemobbt hat. Es war für mich ein bisschen schwer nachvollziehbar, wieso Jan zu einer derart drastischen Maßnahme greift. Er scheint mir recht sensibel zu sein, aber auch irgendwie der typische Außenseiter. Selbstbewusstsein ist hier nicht zu finden und auch sonst ist er recht eigenartig in seinen Gedanken und Handlungen.

Außer Jan begleiten wir noch Emmy und durch ihre Augen dann auch die Clique. Sie scheint mir fast noch die normalste Figur in diesem Buch zu sein, außer Maira, auf die ich später noch zu sprechen komme. Emmy hat auch ihre Probleme, aber die sind bei Weitem nicht so gravierend, wie die der andern Cliquenmitglieder. Dabei bekommt man in diesem Buch von allem sehr viel. Jeder aus der Clique hat mehr oder weniger (eher mehr) Probleme mit sich und seinem Leben. Diese werden von der Autorin gut dargestellt, aber nicht aufgearbeitet. Nun lädt die Geschichte, so wie sie konzipiert ist, auch nicht zur Aufarbeitung ein. Die Clique kennt sich schließlich schon seit Jahren und will einfach nur abschalten. Gelingt nicht so wirklich, denn jeder trägt sein Päckchen mit in den Urlaub hinein.

Spannend fand ich, wie wenig Zusammenhalt und Unterstützung es in dieser Clique gibt. Das machte die Geschichte für mich sehr authentisch, denn letzten Endes bekam ich den Eindruck, dass sich die Mitglieder eigentlich total egal sind. Freundschaft? Hier nicht wirklich zu finden. Es wirkte eher wie eine Zweckgemeinschaft. Das machte sie unglaublich unsympathisch, was mich als Leserin dann wieder auf Jans Seite zog.

Moralische Instanz der Geschichte war die Tochter von Jans Zimmerwirtin, Maira. Auch wenn sie von der ganzen Geschichte nichts ahnt, so zeigt sie doch immer wieder, dass sie die einzige in diesem ganzen Buch ist, die zwischen Richtig und Falsch entscheiden kann.

Die Geschichte folgt einem roten Faden, dennoch hat mir was gefehlt. Der erhobene Zeigefinger. Ihr fragt euch vielleicht, warum. Sonst schreibe ich meistens eher „ich fand es gut, dass die Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger auskam“. Hier hätte ich mir aber an der einen oder anderen Stelle etwas Reflexion gewünscht. Keine einzige der Figuren, sei es Jan, sei es einer aus der Clique hinterfragt auch nur ein Mal ihr oder sein Verhalten. Das war mir definitiv zu wenig. Der Titel des Buches lautet ja „The truth behind your lies“ und das hat mir irgendwie gefehlt, dass jemand auf die Suche nach der Wahrheit hinter all den Lügen geht.

Was sehr schön herausgearbeitet wurde ist, dass es hier weder Opfer noch Täter gibt bzw. jeder alles ist. Keine der Figuren (Maira ausgenommen) handelt moralisch vernünftig. Das Opfer wird zum Täter und die Täter werden zu Opfern. Das geht doch recht einfach. Ebenso schön herausgearbeitet wurde, dass die wenigen, die zuerst Täter waren, sich überhaupt nicht reflektieren, als die gesamte Geschichte herauskommt. Typisch für solche Mobbinggeschichten unter Jugendlichen, denke ich. Wer kennt sie nicht? Die beliebten Kids der Schule, die alle anderen im besten Falle ignorieren, im schlimmsten Falle mobben? Ich glaube, dass das heute noch schlimmer geworden ist, und dass die Autorin hier keinen Einzelfall schildert. Dass das Opfer dann zu so drastischen Mitteln greift, wird sicher nicht so oft vorkommen, aber konstruiert wirkte die Geschichte auch nicht. Es könnte sich so zuspielen.

Die Geschichte endet recht abrupt mit einem großen Knall. Ich hätte mir einen Epilog gewünscht, z. B. ein Halbes oder ein Jahr später, in dem nochmal berichtet wird, wie die ganzen Vorfälle aufgearbeitet wurden und was aus den Protagonisten geworden ist.

Der Schreibstil von Silke Heimes ist eingängig und lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Sprache ist einem Jugendthriller angemessen und ich denke, dass Jugendliche ganz gut in die Protagonisten hineinversetzen können.

Insgesamt hat mir die Geschichte echte gut gefallen, aber ich hätte mir ein bisschen moralischen Zeigefinger gewünscht, und wenn auch nur in einem Epilog. Ich vergebe 4 Sterne.

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