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Veröffentlicht am 24.04.2023

Eine ganz einfache Sache

Der treue Spion
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Es sollte eine ganz einfache Sache sein und entwickelt sich zu den einem Fall, den Gryszinski nicht lösen kann.
Gryszinski erhält den Auftrag, den Aufenthalt eines französischen Diplomaten ausfindig zu ...

Es sollte eine ganz einfache Sache sein und entwickelt sich zu den einem Fall, den Gryszinski nicht lösen kann.
Gryszinski erhält den Auftrag, den Aufenthalt eines französischen Diplomaten ausfindig zu machen. In Zeiten, in denen es im Vielvölkergemischs Europas gärt, eine heikle Angelegenheit. Der Diplomat bleibt verschwunden. Dafür gibt es einen Mord und plötzlich scheint es ein Spionagefall zu sein. Gryszinskis Ermittlungen führen ihn über Paris bis nach St. Petersburg. Dennoch muss er die Akte erfolglos schließen.
1916 ist Gryszinskis Sohn Fritz im Krieg. Durch Zufall erhält der alte Fall neue Brisanz und bringt Fritz in Lebensgefahr.
Dieser Krimi ist ungewöhnlich , weil der Fall auf zwei Zeitebenen spielt und zuerst der Vater und dann der Sohn im Mittelpunkt steht. Die Zeitebenen wechseln sich ab und ergeben ein zusätzliches Spannungselement. Doch man muss sich auf diese Zeitreise einlassen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man das Buch ungelesen zur Seite legt.
Sprachlich fand ich das Buch sehr gelungen, da die Autorin zwei unterschiedliche Erzählweisen wählt. Gryszinskis Ermittlung wird in antiquierten Worten erzählt. Die Autorin schwelgt in den Beschreibungen der Pracht und des Luxus des zu Ende gehenden 20.Jahrhunderts. Was mir gut gefallen hat, weil dadurch ein farbenfrohes und dekadentes Bild der damaligen Zeit entsteht. Dazu gehören auch die in meinen Augen fast schon lächerlichen Konventionen und steifen Umgangsformen. Es hat viel Spaß gemacht, Gryszinski auf seiner Reise zu begleiten.
Fritz Erlebnisse werden in einer nüchternen Sprache mit kurzen Sätzen geschildert. Wenn es Schilderungen der Örtlichkeiten gibt, ist der Verfall der ehemaligen Pracht spürbar.
Waren die Ermittlungen des Vaters manchmal auch heiter, ist die Atmosphäre bei Fritz düster und von ständiger Lebensgefahr geprägt.
Beiden Teilen ist gemeinsam, dass der erste Schein trügt, die Lüge und Verstellung dominiert.
Auch wenn der Roman in meinen Augen kein klassischer Krimi ist, hat er mich dennoch sehr gut unterhalten und ich fand ihn fesselnd. Die Spannung ergibt sich für mich gerade auch die Gegensätze der beiden Zeitebenen verbunden durch den alten Fall. Das zeigt sich durch das Auftauchen von Personen und Dingen, die damals bereits Thema waren, nun aber in einem anderen Licht erscheinen.
Ein besonderes Leseerlebnis !

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Mord in der Schönheitsklinik

Schönes Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 4)
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Das ist das erste Mal, dass ich mit den beiden LKA-Beamten Ina Drews und Jörn Appel zusammen ermittle. Der Fall führt uns nach Usedom , wo ein Arzt in einer Schönheitsklinik ermordet wurde. Die Polizeibeamten ...

Das ist das erste Mal, dass ich mit den beiden LKA-Beamten Ina Drews und Jörn Appel zusammen ermittle. Der Fall führt uns nach Usedom , wo ein Arzt in einer Schönheitsklinik ermordet wurde. Die Polizeibeamten vor Ort sind völlig überfordert. Der eine leidet unter Rückenschmerzen und glänzt durch häufige Abwesenheit. Der jüngere Kolleg macht gute Arbeit, ist aber alleinerziehend und durch die Versorgung der 11monatigen Zwillinge nicht immer verfügbar.

Drews und Appel sind ein eingespieltes Team, das sich gut versteht und gut kennt. Das merkt man an den Sticheleien zwischen den beiden, die mir manchmal zu viel waren.

Der Klinikdirektor und das Personal sind nicht kooperativ und besonders der Direktor hat sich durch sein herablassendes Benehmen meine Abneigung mehr als verdient. Als erneut ein Mitarbeiter der Klinik zu Tode kommt, gibt es endlich eine brauchbare Spur und Zusammenhänge werden sichtbar. Das tatsächliche Ausmaß der Verbrechen hat mich dann schockiert und überrascht und war mir an einigen Stellen zu dick aufgetragen.

Insgesamt konnte mich der Krimi dennoch überzeugen. Die Handlung war packend und in sich logisch. Bis zum Schluss war ich nicht sicher, ob die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Hierzu passt ein Gespräch zwischen Appel und Drews, in dem Drews sich desillusioniert über die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit äußert. Das fand ich überzeugend und hat in meinen Augen stark zur Glaubwürdigkeit der beiden Kriminalbeamten beigetragen

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Veröffentlicht am 25.03.2023

Eine junge Frau sucht ihren Weg

Die Töchter von Gestüt Brightlead – Schicksalszeiten
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Die 17jährige Lady Amelie erzählt mir ihre Geschichte. Ihr Vater, ein Earl, betreibt eine Pferdezucht. Amelie liebt Pferde und verbringt viel Zeit in den Ställen, was ihre Mutter als nicht standesgemäß ...

Die 17jährige Lady Amelie erzählt mir ihre Geschichte. Ihr Vater, ein Earl, betreibt eine Pferdezucht. Amelie liebt Pferde und verbringt viel Zeit in den Ställen, was ihre Mutter als nicht standesgemäß missbilligt. Wie 1914 üblich ist Amelie in erster Linie Heiratsware. Ihre Wünsche und Träume zählen nicht. So ist es völlig normal, dass sie, als das Gestüt in finanzielle Schieflage gerät, an den reichen Richard verschachert wird. Amelie ist verzweifelt, denn sie liebt nicht nur die Pferde, sondern auch den Stallburschen Ted, ihren Vertrauten und Freund aus Kindertagen. Eine Heirat mit ihm ist eine undenkbare Mesalliance. Dann bricht der 1. Weltkrieg aus und Richard, Ted und Amelies Bruder Robert kämpfen in Frankreich.

Mir war Amelie sehr sympathisch. Ich konnte ihre Träume und Wünsche gut nachvollziehen, denn es sind die Hoffnungen, die jedes junge Mädchen in dieser oder ähnlicher Form hat. Um so mehr war ich entsetzt, wie die damalige Stellung von Frauen war, die keine Chance auf ein selbst bestimmtes Leben hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, einen Mann zu heiraten, den ich nicht kenne und der mich wie eine Ware kauft.

Dabei fand ich Richard bei näherer Betrachtung wirklich anziehend. Er bemüht sich aufrichtig um Amelies Zuneigung, jedoch ohne Erfolg. Amelies Herz gehört Ted., den ich selbst eher als farblos empfunden habe. In dieser verfahrenen Situation bricht der 1. Weltkrieg aus. Und es mag zynisch klingen , für Amelie und für viele andere Frauen war es insoweit ein Glücksfall, als alte Gesellschaftsnormen zwangsläufig ihre Gültigkeit verloren. So kann Amelie ihren Pferdeverstand beweisen und die Achtung ihres Vaters erringen, schlichtweg weil der Erbe Robert nicht da ist.

Ich fand es bewundernswert , wie Amelie sich von alten Geboten befreit und immer mehr Selbstbewusstsein entwickelt und dadurch ein selbst bestimmtes Leben führen kann.

Die Geschichte liest sich kurzweilig und spannend und gibt dabei interessante Einblicke in die Welt des Adels.

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Veröffentlicht am 12.03.2023

Liebe im Schatten der Marcellusflut

Das Gold der Küste
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Fenna wächst alleine mit ihrem Vater, dem Redjeven von Rungholt, auf. Ihre Mutter ist bei einer Flut ertrunken, als Fenna noch klein war.
Fenna liebt Jorik und die beiden würden gern heiraten. Leider ...

Fenna wächst alleine mit ihrem Vater, dem Redjeven von Rungholt, auf. Ihre Mutter ist bei einer Flut ertrunken, als Fenna noch klein war.
Fenna liebt Jorik und die beiden würden gern heiraten. Leider sind die beiden Väter bis aufs Blut verfeindet. Joriks Vater Ove neidet Fennas Vater das angesehene Amt und intrigiert gegen ihn, wo er nur kann. Auch politisch stehen sie auf unterschiedlichen Seiten. Rungholts Reichtum gründet sich auf den Salzhandel. Durch den Abbau der Salzwiesen liegt das Land unter dem Meeresspiegel und die Deiche sind nicht mehr hoch genug. Doch niemand nimmt die Gefahr ernst. So nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Fennas Vater stirbt unerwartet und die Karten müssen neu gemischt werden. Jeder sieht nun die Chance, die eigenen Interessen zu bedienen. Währenddessen versucht Fenna alles, um eine weitere Flut , wie die, die ihr die Mutter geraubt hat, zu verhindern. Dafür ist sie bereit, alles zu opfern. Auch ihre Liebe zu Jorik.
Der Autorin ist es gelungen, mich auf sehr angenehme und interessante Weise zu unter alten und mir Einblicke in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse zu geben.
Fenna ist eine starke Persönlichkeit, die ihr Leben und auch ihr Glück ganz in den Dienst der Gemeinschaft stellt - genau wie ihr Vater.
Joriks Vater ist der Gegenentwurf - egoistisch, intrigant, ehrlos und feige. Für mich war er etwas sehr einseitig beschrieben.
Jorik ist das gelungene Bindeglied. Er hat sowohl gute als auch dunkle Seiten. Bis zum Schluss ist es ungewiss, welche die Oberhand behalten wird.
Besonders gut gefallen haben mir die historischen Informationen . So spielt die Religion eine große Rolle. Teile der Einwohner hängen noch an den alten Göttern, andere sind Christen. Ein wichtiger Aspekt sind die politischen Verhältnisse. Wer soll Schutzherr von Rungholt sein - der dänische König oder der Graf von Holstein ?
Die ganzen Ränkespiele sind ohne Bedeutung, als die Natur ihr Recht fordert. Nun geht es nur noch ums Überleben. Die Autorin schildert den Überlebenskampf in sehr bewegenden und dramatischen Bildern.
Nachdenklich stimmt mich, dass vermutlich der Eingriff in die Natur durch den Salzabbau mit verantwortlich für das verheerende Ausmaß der Katastrophe war.

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Veröffentlicht am 06.03.2023

" Herzlichen Glückwunsch zum Tod eurer Mutter "

Das Flüstern der Mütter (Thriller)
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Ich habe bereits einige Thriller des Autors gelesen und bin jedes Mal aufs neue schockiert und gefesselt, in welche menschliche Abgründe mich der Autor blicken lässt.

Die Leiche einer Frau, Mutter zweier ...

Ich habe bereits einige Thriller des Autors gelesen und bin jedes Mal aufs neue schockiert und gefesselt, in welche menschliche Abgründe mich der Autor blicken lässt.

Die Leiche einer Frau, Mutter zweier Kinder, wird tot am Ufer eines Sees gefunden. Die Leiche , die Spuren bestialischer Folter aufweist, wird regelrecht zur Schau gestellt. Und wäre das nicht makaber genug, schickt der Mörder den verwaisten Kindern eine Glückwunschkarte.

Dies ist der Beginn einer schrecklichen Serie, die alle beteiligten Ermittler an ihre Grenzen bringt

Die geschilderten Taten haben mich stark bewegt. Zum einen wegen der Grausamkeit der Tatausführung, zum anderen, weil die Auswahl der Opfer , außer der Tatsache , dass es Mütter sind, willkürlich erscheint. Es kann jede treffen.

Ich begleite die Kriminalisten bei ihren Ermittlungen, hoffe auf zielführende Ergebnisse und stehe jedes Mal fassungslos vor dem neuen Opfer. Nebenbei nehme ich Anteil an den zwischenmenschlichen Interaktionen innerhalb des Teams, was die Handlung für mich angenehm auflockert .Besonders gut gefallen haben mir die Perspektivwechsel. Der Autor gewährt mir Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt des Täters. Das steigert die Spannung, erklärt die Motive und weckt Verständnis. Dennoch hält sich mein Mitgefühl für den Täter in Grenzen.

Am Ende läuft den Ermittlern die Zeit davon, denn der Mörder hat erneut ein Opfer in seiner Gewalt.

Der Thriller ist in meinen Augen packend geschrieben und stellenweise nichts für schwache Nerven

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