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Veröffentlicht am 14.03.2023

Poetisch und berührend

Das Sternenboot
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Zwei Kinder werden am 1. April 1947 in einem kleinen Fischerdorf auf Sizilien geboren. Zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist der kleine Nicola, ein Kind der großen Liebe zwischen Flora ...

Zwei Kinder werden am 1. April 1947 in einem kleinen Fischerdorf auf Sizilien geboren. Zwei, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist der kleine Nicola, ein Kind der großen Liebe zwischen Flora und Tommaso Messina, einem Carabiniere. Und da ist Stella, das dritte Mädchen der adeligen Familie di Camaleo, die eigentlich endlich ein Junge sein sollte und deshalb auch von ihrer Mutter nicht beachtet und verstossen wird. Stella wächst bei ihrer Nonna auf und bekommt dort die Liebe, die sie verdient. Jahre später treffen die Beiden zufällig aufeinander und ihr gemeinsames Schicksal nimmt seinen Lauf...

Stefanie Gerstenberger beschreibt mit ihrem Roman "Das Sternenboot" nicht nur das Wunder der Liebe zwischen zwei Menschen, sondern nimmt uns auch mit auf eine wundervolle Reise ins Sizilien des letzten Jahrhunderts. Fast schon poetisch ist die Sprache, die die Autorin verwendet, spannungsreiche Dialoge und Szenen lassen den Leser das Buch kaum mehr aus der Hand legen. So lebensnah ist alles geschildert. Man taucht ein in die Welt eines kleinen Dorfes und bekommt hautnah Kontakt zu den damals herrschenden Konventionen, wie Standesdünkel, das Festhalten an sinnlosen Gewohnheiten, die Problematik mit der Mafia. Aber auch das normale Leben, wie das detaillierte Beschreiben der Umgebung und das Zubereiten der Nahrung kommt nicht zu kurz und wird von Stefanie Gerstenberger in leuchtenden Farben und Worten dargestellt. Man riecht richtig den verführerischen Duft der Speisen und den salzigen Geruch des Meeres. Die Sprache ist sehr flüssig und schön zu lesen. Ich hatte wirklich sehr großes Vergnügen mit diesem Roman und freue mich schon auf den Folgeband. Die Charaktere sind faszinierend und wirken auf mich sehr lebendig. Das Verweben der beiden Erzählstränge um Nicola und Stella ist sehr gut gelungen und erhöht zudem die Spannung. Der relativ offene Schluss lässt diese Spannung noch weiterleben und der Leser wird hoffentlich im nächsten Band die Antwort darauf erfahren. Ich gebe 5 Sterne. Das Buch ist absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Faule Marillen

Faule Marillen
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Klein Dürnspitz, ein idyllisches Dorf in der Wachau, ist der Scauplatz für ein grausiges Verbrechen. Auf einer Baustelle machen einige Buben, darunter der Enkel von Major Paul Eigner, einen gruseligen ...

Klein Dürnspitz, ein idyllisches Dorf in der Wachau, ist der Scauplatz für ein grausiges Verbrechen. Auf einer Baustelle machen einige Buben, darunter der Enkel von Major Paul Eigner, einen gruseligen Fund. Menschenknochen. Eigner, der sich gerade aus eigenem Wunsch aus Wien wieder in die Heimat hat versetzen lassen, wird auf den Fall angesetzt. Bald erfährt man, wer der Tote ist. Ein vor zehn Jahren verschwundener Pfarrer, dem man so manche Ungereimtheit nachsagt. Hatte er eine heimliche Liebschaft, gar ein Kind, mit einer verheirateten Frau und ist er deshalb ermordet worden?

Das Buch lebt von seinen interessanten Charakteren und vermittelt ungeheuer viel Lokalkolorit. Eigner ist ein melancholischer Ermittler, den man sich gut in Wien und in der Wachau vorstellen kann. Er verkörpert für mich den typischen Österreicher, wie aus dem Bilderbuch. Er ist sympathisch und wirkt authentisch. Auch die anderen Protagonisten gefallen mir gut und passen gut in die Geschichte. Die Schwester Hanni beispielsweise, eine zupackende und patente Frau, die sich um alles und jeden kümmert. Echte Menschen eben mit all ihren kleinen Schwächen und Stärken. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, der Roman liest sich flüssig und spannend. Auch die Bezüge zu den unheimlichen Machenschaften der katholischen Kirche sind nachvollziehbar und für mich glaubwürdig. Ich habe oft den Atem angehalten, so erschreckend waren manche Details. Die Auflösung des Falls war sehr aufwühlend und hat mich noch lange beschäftigt. Es bleiben aber noch einige Ungereimtheiten, die sich aber hoffentlich im nächsten Fall klären. Sehr schön sind die vielen typisch österreichischen Ausdrücke, die für mich das Buch noch lesenswerter machen.

Der Roman bekommt von mir 5 Sterne. Absolut Lesenswert!

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Baumgartner ermittelt ...

Baumgartner und die Brandstifter
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Familie Egger feiert die Hochzeit ihres Sohnes Max. Nach der Kirche will das Brautpaar kurz bei der pflegebedürftigen Oma, die das Bett hüten muss, vorbeischauen. Als sie dort ankommen brennt der Bauernhof ...

Familie Egger feiert die Hochzeit ihres Sohnes Max. Nach der Kirche will das Brautpaar kurz bei der pflegebedürftigen Oma, die das Bett hüten muss, vorbeischauen. Als sie dort ankommen brennt der Bauernhof lichterloh und die Großmutter ist in den Flammen verbrannt. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um Brandstiftung handeln muss. Gregor Wolf übernimmt die Ermittlungen, da der eigentliche Chef der Mordkommission, Franz Baumgartner, aus unerklärlichen Gründen nicht auffindbar ist. Wolf, der mit seiner rechten Gesinnung bei den Kollegen unbeliebt ist, hofft, dass Baumgartner nicht wieder kommt. Aber plötzlich ist Baumgartner wieder zurück und endlich kommt Leben in die Ermittlungen.

Der Krimi von Reinhard Kleindl, schon der zweite Band um den sympathischen, aber doch etwas eigenwilligen Ermittler Franz Baumgartner, hat genau meinen Nerv getroffen. Ich mag diese Mischung aus viel Spannung, eigenwilligen, oft schon skurillen Charakteren, dem ungewöhnlichen Plot, garniert mit brisanten Themen, wie Rassismus oder Missbrauch von Internetdaten. Das Buch liest sich schnell und flüssig, ich konnte aus vor lauter Spannung gar nicht mehr aus der Hand legen. Die verschiedenen Charaktere gefallen mir sehr gut, sie sind authentisch und mal mehr, mal weniger sympathisch. Die Verknüpfung der verschiedenen Erzählebenen, die sich dann am Ende zu einem schlüssigen Ganzen verweben, ist sehr gut gelungen. Dass am Schluss noch einige Fragen offen geblieben sind, ist wohl beabsichtigt, so bleibt die Spannung auf den dritten Teil erhalten, der bald folgen soll. Ich werde mir diesen und auch den ersten Baumgartner-Krimi noch besorgen, denn das Buch hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Es hebt sich angenehm vom üblichen Krimis ab. Auch die vielen Österreich typischen Redewendungen und der lokale Bezug passen gut zu diesem Ermittler. Baumgartner ist für mich ein typischer Steiermärker, leicht depressiv, mit viel Schmäh und sehr melancholisch. Ich muss hier eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Unterhaltsame Bretagnereise mit Tiefgang

Alles außer Austern
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Nach dem Tod ihres Mannes würde Anne am liebsten auf den alljährlichen, gemeinsamen Bretagne-Urlaub mit ihren Freunden Karin, Andreas, Christine und Bernd verzichten. Aber nach einiger Überredungskunst ...

Nach dem Tod ihres Mannes würde Anne am liebsten auf den alljährlichen, gemeinsamen Bretagne-Urlaub mit ihren Freunden Karin, Andreas, Christine und Bernd verzichten. Aber nach einiger Überredungskunst ihrer Freundinnen fährt sie trotzdem mit. Vor allem auch, weil ihre Patentochter Suzanne, die diesmal mit von der Partie ist, an schrecklichem Liebeskummer leidet. In diesem Jahr werden alle sonstigen Gewohnheiten beiseite gelegt und anstatt faul am Strand zu liegen machen sie zusammen eine Radtour. Christine hat Stress mit ihrer Tochter und Karin mit ihrem Mann. Anne dagegen, als Tandempartnerin des blinden Michel, blüht richtig auf.

Das schöne, stimmungsvolle Cover hat mich gleich angezogen und war auch mit einer der Gründe, warum ich mich für diese Leserunde beworben habe. Erwartet habe ich eine leichte, humorvolle Sommerlektüre und wurde positiv überrascht. Bekommen habe ich eine sehr schöne Geschichte über Freundschaft und Liebe, über Verrat und Vertrauen, voller Humor, aber auch mit dem nötigen Tiefgang. Die Charaktere sind glaubwürdig dargestellt und mehr oder weniger sympathisch. Die anstrengende Fahrradtour bringt so manche unangenehme Eigenschaft einiger Protagonisten ans Licht, sie macht aber auch manche Figuren noch viel liebenswerter als vorher und schenkt ihnen neuen Lebenswillen. Die Landschaft ist sehr detailliert beschrieben, man glaubt fast selbst da zu sein. Dies ist für mich ein weiterer Grund, warum mir das Buch so gut gefällt. Tessa Henning gelingt es auch den Leser zu packen, ihr solider Schreibstil ist leicht zu lesen und ihre Liebe zu Details macht den Roman zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Für mich war das Buch wie ein kleiner Urlaub in die Bretagne. Ich gebe absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.03.2023

Humorvoll und spannend

Tante Frieda
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Tante Frieda lebt mit Dackel Amsel im idyllischen Hanauer Viertel "Hohe Tanne". Nichte Lena kommt häufig zu Besuch, vor allem wenn das Geld mal wieder knapp und der Hunger mal wieder groß ist. Das kommt ...

Tante Frieda lebt mit Dackel Amsel im idyllischen Hanauer Viertel "Hohe Tanne". Nichte Lena kommt häufig zu Besuch, vor allem wenn das Geld mal wieder knapp und der Hunger mal wieder groß ist. Das kommt der Tante Frieda grad recht, denn die gebürtige Fränkin versteht sich natürlich aufs Kochen. Als der Nachbar unerklärlich ums Leben kommt und sich die Nachbarin seltsam verhält wird Friedas Neugier und ihr kriminalistischer Spürsinn geweckt und sie fängt an auf eigene Faust und mit Lenas Hilfe zu ermitteln. Plötzlich sterben immer mehr Männer, man munkelt von Drogengeschichten, aber Tante Frieda kann das nicht glauben, lässt nicht locker und wird tatsächlich fündig und überführt den richtigen Mörder.
Das Buch ist herrlich erfrischend. Sehr schön geschrieben, voller Humor und Charme. Die eingestreuten Kochempfehlungen und im Anhang die Rezepte gefallen mir sehr. Ich habe oft Hunger bekommen, außer bei den "Blauen Zipfeln", die mochte ich, obwohl selbst in Franken groß geworden, schon als Kind nicht. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig und meistens sympathisch, aber auch teilweise richtige Kotzbrocken, wie z.B. die Jasmin. Und natürlich kommt auch die Liebe nicht zu kurz, aber leider gab es noch kein Happy End, darauf hoffe ich dann im nächsten Teil. Mir hat der Roman sehr gut gefallen, ein witziger Krimi, aber trotzdem voller Spannung, einigem Nervenkitzel und interessanten Wendungen. Schön eingebettet in die hessische Landschaft und Mentalität. Und als Tüpfelchen auf dem I die rüstige Tante Frieda. Mit ihren fränkischen Wurzeln und dem hessischem Durchsetzungsvermögen habe ich sie so richtig lieb gewonnen und freue mich schon auf eine Fortsetzung.

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