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Veröffentlicht am 20.03.2023

Zu rührselig

Die letzten Tage unserer Väter
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Paris 1940
Wie viele junge Männer verlässt Paul-Emil seine Heimatstadt, um sich dem britischen Geheimdienst anzuschließen. Nach harter Ausbildung versucht eine ausgesuchte kleine Truppe französischer Freiwilliger ...

Paris 1940
Wie viele junge Männer verlässt Paul-Emil seine Heimatstadt, um sich dem britischen Geheimdienst anzuschließen. Nach harter Ausbildung versucht eine ausgesuchte kleine Truppe französischer Freiwilliger einen geheimen Krieg gegen die Deutschen zu führen.
Die kleine Gruppe schweißt sich zu einer Familie zusammen, denn keiner ihrer Lieben zu Hause weiß, wo ihre Söhne und Töchter agieren und welch gefährliche Aufträge sie ausführen.


Joel Dicker hat in seinem ersten Buch ein wichtiges Thema angefasst. Leider hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht seinen sensiblen, aber authentischen Schreibstil.
Ich habe mehrmals das Hören dieses Hörbuchs unterbrochen, aber es immer wieder versucht, weil ich schon mehrere wirklich gute Bücher von ihm gelesen habe. In diesen Büchern habe ich die ruhige und sensible Art seiner Erzählkunst schätzen gelernt. Jetzt fand ich es rührselig, teilweise auch langweilig und viel zu weitschweifend.
Mir war leider nicht bewusst, dass es sich um ein Erstlingswerk von ihn handelt. Manchmal ist es kontraproduktiv, wenn Verlage in Ermangelung neuer Werke, die Anfänge des Autors veröffentlichen. Oftmals erlebt der Leser eine plötzliche Rückwärtsentwicklung seines Liebling Autors. Und ist enttäuscht.
Tobias Kessler, die Stimme des Hörbuchs möchte ich keinen Vorwurf machen. Die Stimme und vor allem die Sprechweise passten hervorragend zu dem Buch.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Nur angeteasert und verwirrt zugelassen

Der Strand: Vermisst
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Lilli Sternberg, 19 Jahre alt und von Geburt an gehörlos, verschwindet auf dem Weg zu einem Treffen mit ihrer Freundin Fabienne. Zuletzt wurde sie an ihrem Arbeitsplatz gesehen. Am Strand, dem Treffpunkt ...

Lilli Sternberg, 19 Jahre alt und von Geburt an gehörlos, verschwindet auf dem Weg zu einem Treffen mit ihrer Freundin Fabienne. Zuletzt wurde sie an ihrem Arbeitsplatz gesehen. Am Strand, dem Treffpunkt der Freundinnen, findet sich keine Spur von Lilli.
Auf Grund ihrer Gehörlosigkeit organisiert Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt noch am gleichen Abend eine große Suchaktion rund um den Ort Sellnitz, wo Lilli bei ihren Großeltern lebt.
Lilli wird nicht gefunden, aber Fabienne erhält eine seltsame Nachricht von Lillis Handy.


Kurz gesagt beginnt diese Trilogie mit einem guten Plot. Der Anfang ist spannend und auch ein bisschen mysteriös, private Probleme des Ermittlers Tom drängen sich aber leider in der Vordergrund. Die Ermittlungen werden schlampig geführt. Nie wird nachgehakt, wenn Ungereimtheiten auftauchen. Stattdessen ermittelt die herbeigezogene Kryptologin in eigener Sache, aber wir erfahren nicht in welcher.
Auf den 376 Seiten ist es mir auch nicht gelungen eine Beziehungen zu den Protagonisten entstehen zu lassen. Sie wirkten großenteils gestresst, getrieben und unsympathisch.
Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass wahllos immer neue Probleme auftauchten, sie aber erst einmal nicht hinterfragt wurden. Plötzlich kamen zwei übergeordnete Beamte hinzu, machten sich wichtig und eröffneten das Kompetenzgerangel, das eine kompetente Ermittlungsarbeit verhinderte.
Obwohl die Autorin durch kurze Kapitel und öfters wechselnden Blickwinkeln versuchte Schwung in die Story zu bekommen, machte das Weiterlesen nach 2/3 der Geschichte keinen Spaß mehr.
Als ich entsetzt nach 376 Seite feststellen musste, dass die Geschichte einfach mittendrin abgebrochen wurde und die Autorin sich bemüßigt fühlte, eine zweiseitige Zwischenbemerkung zu schreiben, um dann noch eine 16-seitige Leseprobe des zweiten Bandes anzufügen, war ich gelinde gesagt stocksauer.
Es ist sicher richtig, dass im ersten Band einer Trilogie nicht alle Handlungsstränge aufgelöst werden, sondern sich zum Beispiel die Entwicklung oder das Zusammenwachsen eines erfolgreichen Teams durch eine Trilogie zieht. Auch das Ergründen eines lang zurückliegenden Geheimnis oder Verbrechen kann über mehrere Bände verfolgt werden, aber in diesem Band wurde nichts, aber auch gar nichts gelöst. Schade
Übrigens unter der Buchbeschreibung Der Strand-verraten steht:
Was geschah mit Lilli Sternberg? Drei in sich abgeschlossene Thriller, ein großer Fall: die packende Ost-Trilogie.
Das war wohl Wunschdenken des Verlags, hat in der Realität aber nicht funktioniert.

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Veröffentlicht am 22.12.2022

Mehr erwartet

Azzurro
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Eric Pfeil versucht den werten Lesern Italien durch seine Lieder zu erschließen. Jeder kennt italienische Musik. Der Autor unterlegt die verschiedenen „Canzone“ mit Hintergrundgeschichten.


Kurz gesagt: ...

Eric Pfeil versucht den werten Lesern Italien durch seine Lieder zu erschließen. Jeder kennt italienische Musik. Der Autor unterlegt die verschiedenen „Canzone“ mit Hintergrundgeschichten.


Kurz gesagt: Ich hatte mehr erwartet.
Zu Anfang fiel mir gleich ein großer Makel auf. Die Lieder sind alphabetisch geordnet und werden der Reihe nach abgearbeitet. Daraus resultieren immense zeitliche Sprünge und regionale Verschiebungen.
Ich liebe Italien, seine Sprache und besonders seine Musik, aber bei diesem Buch kam bei mir nur wenig italienische „Emozione“ auf.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Sprachlosigkeit

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
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Elke, 30 Jahre alt, abgeschlossenes Theologiestudium, jobbt ehrenamtlich in einem Altersheim, als unvorbereitet und sprichwörtlich aus heiteren Himmel eine Gottesdemenz über sie kommt. Sie erinnert keine ...

Elke, 30 Jahre alt, abgeschlossenes Theologiestudium, jobbt ehrenamtlich in einem Altersheim, als unvorbereitet und sprichwörtlich aus heiteren Himmel eine Gottesdemenz über sie kommt. Sie erinnert keine Gebetstexte mehr. Sie kann weder aus der Bibel predigen noch biblische Texte vorlesen.
Ihre Eltern erwarten, dass sich baldmöglichst die Gemeinde Ihre Vaters übernehmen wird, aber wie soll sie das zu Stande bringen ohne Gottes Beistand?

Vorweg, Luise Helm hat das Buch hervorragend gelesen. Ihre Stimme gab filterlos die Verunsicherung und Verzweiflung der Protagonistin wieder.
Probleme bereitete mir allerdings die Protagonistin Elke.
Bereits zu Anfang des Buches war ich darüber entsetzt, dass der Seelsorger in dem Altenheim zwar die Beschwerden der Bewohner und der Angehörigen ernst nahm, aber keine Zeit und Muße hatte auf die Probleme seiner Mitarbeiterin einzugehen. Er hat sie sich nicht einmal erklären lassen. Was ist das denn für ein Seelsorger?
Dieses unverständliche Verhalten des Seelsorgers spiegelt meiner Meinung nach das Hauptproblem dieser Geschichte. Niemand redet über seine Probleme und es wäre auch niemand da, der sie sich anhören würde.
Statt über ihre Probleme zu reden, macht Elke wahnwitzige, unverständliche Unternehmungen. Sie legt einen toten Embryo (vielleicht von einer Maus) in eine Schachtel auf die Fensterbank ihres Schlafzimmers, fährt anschließend für eine Woche in den Norden zu ihren Eltern und lässt ihren Freund die ganze Zeit mit den Folgen der Verwesung allein.
Mit meinen 66 Jahren habe ich selbst einige Sinnkrisen erlebt, aber mit den Gedanken und Handlungsweisen dieser jungen Frau kann ich nichts anfangen.
Ich habe eigentlich nur weitergehört in der Hoffnung, dass die ganzen Kapriolen zu etwas führen könnten, aber ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Ein Thriller???

Die Psychologin
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Sara, die Psychologin, ist mit ihrem Mann Sigurd in das renovierungsbedürftige Haus Sigurds Großvater gezogen. Die Renovierung des Hauses und der Beginn ihrer beider beruflichen Selbstständigkeit fordern ...

Sara, die Psychologin, ist mit ihrem Mann Sigurd in das renovierungsbedürftige Haus Sigurds Großvater gezogen. Die Renovierung des Hauses und der Beginn ihrer beider beruflichen Selbstständigkeit fordern ihren Tribut. Sie verbringen immer weniger Zeit miteinander bis plötzlich Sigurd verschwindet.
In den darauffolgenden Tagen wird Sara schmerzlich bewusst, dass ihr Mann sie belogen hat, vermutlich sogar betrogen hat.
Dann findet man seine Leiche…



Erstlingswerk, Erstlingsthriller der Autorin Helene Flood – er wurde in den höchsten Tönen gelobt und von der Werbung gepuscht, aber mir hat er nicht gefallen.
Langsam, aber sicher mache ich mir schon Gedanken darüber, ob ich hochgelobte und beworbene Thriller lesen sollte. In letzter Zeit haben mir die „fantastisches Thriller-Debüt“ oder „Der beste Thriller des Jahres“ und „meisterhaft“ überhaupt nicht gefallen.
Was ist daran so „meisterhaft“, wenn sich die Thriller-Autoren 300 seitenlang an die Spannung heranpirschen. Die Gedanken Konstrukte und Vergangenheitserinnerungen einer Psychologin, die ja bekanntlich zu Ausschweifungen und Spiegelungen neigen, sind absolut nicht spannend oder gruselig.
Erst ab Seite 300 entstand so etwas wie Spannung. Plötzlich passierte etwas, aber auch diese Dramatik wurde schnell durch Warten, Grübeln und Gedankenspiele abgemildert. Statt Bewegung gab es wieder nur Berichte aus zweiter Hand, Mutmaßungen und Schlussfolgerungen.
Für einen Thriller war mir das einfach zu harmlos, zu verkopft. Gänsehaut, Überraschungen und gegebenenfalls auch Action waren nicht vorhanden.

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