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Veröffentlicht am 24.03.2023

Origineller Ansatz, zahlreiche Informationen, leider nicht ausgeglichen gewichtet

Deutsche Geschichte in 100 Zitaten
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Den Gedanken, deutsche Geschichte durch Zitate zu vermitteln, finde ich hervorragend. So kann man sich den Themen aus einem neuen Blickwinkel nähern und entdeckt hinter manchem vertrauten Zitat unbekannte ...

Den Gedanken, deutsche Geschichte durch Zitate zu vermitteln, finde ich hervorragend. So kann man sich den Themen aus einem neuen Blickwinkel nähern und entdeckt hinter manchem vertrauten Zitat unbekannte Hintergründe. Das Buch überzeugt auf den ersten Blick durch seine Hochwertigkeit. Der feste Umschlag mit dem Leinenrücken ist solide, die visuelle Gestaltung ansprechend. Hier hätte nur noch ein Lesebändchen zum Glück gefehlt.
In acht Kapiteln werden uns die Zitate vorgestellt, je Zitat mit etwa eineinhalb Seiten Text und einem kurzen biographischen Überblick über den Zitatgeber (oder Informationen zur Quelle). Die Überschriften und der Überblick am Ende sind in roter Schrift, was ansprechend und übersichtlich aussieht. Warum jeder Eintrag mit einer halben leeren Seite endet und dieser Platz nicht für weiteren Inhalt verwendet wurde, ist nicht ersichtlich, denn dieser Platz wäre leicht zu füllen gewesen. Die Einträge sind naturgemäß knapp gehalten und einige zusätzliche Sätze wären mir gerade da willkommen gewesen, wo manches etwas kurz abgehandelt wurde oder einige Zusatzinformationen sinnvoll gewesen wären. Allerdings enthalten die Einträge trotz ihrer relativen Kürze eine Fülle an Informationen – der vorhandene Platz wurde gut genutzt. Wir erfahren nicht nur die Hintergründe des jeweiligen Zitats, sondern auch allerlei Zusammenhänge, manchmal wird zudem dargelegt, wie sich der Gebrauch dieses Zitats über die Zeiten verändert hat. Es ist erfreulich, wie hier anhand des jeweiligen Aufhängers viel vermittelt wird. Das geschieht teilweise etwas trocken und manchmal hätte ich mir etwas mehr Objektivität in der Formulierung gewünscht, es ist aber insgesamt angenehm lesbar.
Jedes der acht Kapitel beginnt mit einer zweiseitigen Einführung zu der jeweiligen Epoche. Am Anfang befindet sich immer ein kleines Bild, welches die zu jener Epoche gängige Transportmethode zeigte – eine schöne visuelle Führung durch sich verändernde Zeiten. Die Einführungen sind ebenfalls informativ. Die Gewichtung allerdings fand ich enttäuschend. Natürlich ist der Abschnitt von der Zeit der Germanen bis zur Schlacht auf dem Lechfeld ziemlich kurz. Das ist angesichts des Mangels von Zitaten aus jener Zeit verständlich und ich bin angetan, daß hier überhaupt genügend gefunden wurden, um diese Epoche darzustellen. Ärgerlich finde ich aber, daß die Hälfte des Buches den relativ kurzen Zeitraum seit 1871 umfasst und sich fast ein Drittel des Buches mit der Nachkriegszeit beschäftigt. Diese Gewichtung ist extrem unausgewogen. Dies stört mich insbesondere deshalb, weil einige relevante Themen früherer Epochen gar nicht oder nur am Rande erwähnt werden oder trotz ihrer Bedeutung nicht annähernd die Beachtung bekommen, welche den Nachkriegsthemen zugedacht wird. So gibt es zur Wende insgesamt vier Einträge, während die Nationalversammlung von 1848/49 nicht einmal einen eigenen Eintrag hat, sondern nur in einem Nebensatz vorkommt. Wowereits Outing hat einen Eintrag, die gesamte Weimarer Klassik wird nicht einmal erwähnt. Greta Thunbergs „How dare you“, das für deutsche Geschichte keineswegs spezifisch ist, hat einen Eintrag, ebenso wie die albernen Trotzreaktionen Fritz Teufels, während von Barbarossa oder der Hexenverfolgung keine Rede ist. Ereignisse, die in einem Eintrag gut Platz gefunden hätten, werden im Nachkriegsabschnitt auf mehrere Einträge ausgewalzt, während in den früheren Abschnitten viel zusammengefasst und knapp behandelt wird. Dies ist übrigens auch der Hauptkritikpunkt, den ich am ebenfalls bei Duden erschienen „Meilensteine der deutschen Geschichte“ hatte – es scheint wohl bei Duden allgemein eine Bevorzugung für Zeitgeschichte zu herrschen, die aber in Werken zur gesamten deutschen Geschichte nicht angebracht ist. Das letzte Drittel dieses Buches enttäuschte mich und die unausgewogene Gewichtung kostet das Buch die fünf Sterne, die es ansonsten verdient hätte. Froh bin ich hingegen, daß der Autor nicht krampfhaft versuchte, mehr Zitate von Frauen einzubauen, nur um irgendeine Quote zu erfüllen, sondern sich da, wie es auch angemessen ist, an inhaltlichen Aspekten orientierte.
Für Geschichtsinteressierte ist es aber trotzdem ein interessantes Werk. Es hat mir, die ich mich beruflich und privat viel mit Geschichte beschäftige, einige neue Informationen und interessante Sichtweisen beschert, während ich mir Bekanntes überwiegend anschaulich dargestellt fand. Abgesehen vom letzten Teil sind die Zitate gut ausgewählt, werfen ein Licht auf viele Facetten der deutschen Geschichte und bieten durch die kurzen Einträge eine Möglichkeit, sich ohne großen Aufwand ein durchaus etwas tiefergehendes Grundwissen über viele Themen anzueignen. Die liebevolle, hochwertige Gestaltung ist ebenfalls ein Pluspunkt.

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Veröffentlicht am 16.01.2023

Originell, vielfältig, leider häufig mit Zucker

Beinahe vegan
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Das Buch spricht schon durch sein fröhliches, gut gestaltetes Titelbild an und die optische Gestaltung bleibt das ganze Buch hindurch ansprechend. Zu fast jedem Rezept gibt es eine Doppelseite – auf einer ...

Das Buch spricht schon durch sein fröhliches, gut gestaltetes Titelbild an und die optische Gestaltung bleibt das ganze Buch hindurch ansprechend. Zu fast jedem Rezept gibt es eine Doppelseite – auf einer Seite das Rezept, auf der anderen ein appetitanregendes aber nicht gekünstelt wirkendes Bild. Das Register listet die Rezepte nicht nur alphabetisch, sondern auch nach Zutat auf, das ist eine hervorragende Idee! Wer also z.B. etwas mit Linsen kochen möchte, geht ins Verzeichnis, schaut unter „Linsen“ nach und hat dort die entsprechenden Rezepte aufgelistet. Auch sonst ist das Buch benutzerfreundlich, eine gute Einführung stellt knapp, klar und umfassend das Konzept und die Hintergründe dar und gibt zudem gleich einige hilfreiche, gut umzusetzende Ratschläge.
Das Konzept selbst besteht darin, dass die Rezepte nur 10 % tierische Produkte enthalten sollen, als Zeichen dafür, daß gar nicht viele tierische Produkte nötig sind, um schmackhaft zu kochen. Es richtet sich also eher an Menschen, die bisher eher nicht vegetarisch oder vegan gegessen haben und nun einen Einstieg suchen oder ihren Konsum tierischer Produkte etwas reduzieren möchten. Für mich als Vegetarier war das Buch deshalb nur von eingeschränktem Nutzen, denn es war doch in recht vielen Rezepten Fleisch enthalten (auch war ich mir manchmal nicht so sicher, daß nur 10% tierische Produkte enthalten waren). Ich hatte mir eigentlich einige neue, pfiffige Ideen für vegane Gerichte erhofft und beim Titel „Beinahe Vegan“ nicht unbedingt mit mehreren Fleischgerichten gerechnet. Das ist aber natürlich nicht die Schuld des Buches und fließt nicht in die Bewertung ein, sondern dient hier als Hinweis, das Buch nicht mit falschen Erwartungen anzugehen. Erfreulich: bei vielen (leider nicht allen) Rezepten gibt es in einem kleinen „So wird’s vegan“-Kasten Tips, wie man die tierischen Produkte ersetzen kann. Auch eine schöne Idee – leider wird häufiger lapidar auf Fleischersatzprodukte verwiesen. Auch in einigen der Rezepte werden solche Produkte verwendet anstatt wirkliche Alternativen zu nutzen. Dafür brauche ich kein Kochbuch, das wäre kreativer lösbar gewesen.
Allerdings sind die Rezepte insgesamt vielfältig und oft einfallsreich, dazu international, oft geben Gewürze und Kräuter etwas Pfiff, in manchen Fällen wurde einfacheren Gerichten durch neue Komponenten eine interessente Richtung gegeben, was mir sehr gut gefallen hat. Andere Rezepte waren eher einfallslos. Überwiegend aber findet man hier eine schöne Auswahl und es wird auch meistens auf exotische Zutaten verzichtet, so dass der Einkauf ohne zu großen Aufwand geschieht und auch das Nachhaltigkeitskonzept gewahrt bleibt. Sehr großer Minuspunkt und eine wirkliche Enttäuschung: nur eine Handvoll Rezepte kommen ohne Zucker, Ahornsirup oder andere Süßungsmittel aus. Ich habe noch nie in einem Kochbuch so viele Rezepte mit Zucker gesehen und das oft in nicht geringen Mengen – was haben 4 TL Zucker in einem Pastagericht zu suchen? Da wundert es nicht, daß die Rezepte leider auch keine Nährwertangaben haben. Auch Rezepte wie „Pommes mit Käsesauce“ sprechen jetzt nicht unbedingt für gesunde Ernährung. Es wird aber auch in vielen Rezepten Gemüse oder Obst verwendet, ein Pluspunkt, zudem bekommt man hier viele Ideen für die Anwendung von Hülsenfrüchten, Hirse, Couscous oder anderen Zutaten, mit denen man vielleicht noch nicht ganz so vertraut ist, die aber gerade für Vegetarier und Veganer nützlich und vielfältig sind.
Die Zubereitungsschritte sind gut erklärt, die Rezepte nicht zu aufwendig, auch gibt es Tips, Brotaufstriche selbst zu machen oder kleine, schnelle Salate zuzubereiten, man findet hier also nützliche Anregungen. So hat mich „Beinahe Vegan“ als Vegetarierin, die sich gesund ernähren möchte, persönlich nicht komplett überzeugt, aber einige gute Ideen fand ich hier in jedem Fall und für „Einsteiger“ ist das Buch voller nützlicher, guter Vorschläge.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Gute Fallauswahl, teilweise zu überemotional erzählt

TRUE CRIME. Der Abgrund in dir
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In diesem Buch berichtet Romy Hausmann von elf wahren Kriminalfällen (bzw. zwölf, nur ist der zwölfte Fall in anderer Form geschildert). Den Fällen folgt meistens je ein Interview mit einem Spezialisten ...

In diesem Buch berichtet Romy Hausmann von elf wahren Kriminalfällen (bzw. zwölf, nur ist der zwölfte Fall in anderer Form geschildert). Den Fällen folgt meistens je ein Interview mit einem Spezialisten zum jeweiligen Thema, durch das einige Aspekte näher beleuchtet und erklärt werden. Das ist eine nützliche Ergänzung. Die Fälle sind gut ausgesucht, sie unterscheiden sich und bilden so viele Facetten ab - tiefdunkle Facetten, denn in der Hinsicht ähneln sie sich: sie eröffnen Abgründe. Teils jene der Täter, teils aber auch jene des Justizsystems. Kalt lässt einen so gut wie kein Fall - nur der letzte Fall, bei dem nicht einmal klar war, ob es sich eigentlich um einen Kriminalfall handelt, oder um eine obskure Social-Media-Geschichte, berührte mich nicht und schien in der Sammlung auch etwas fehl am Platz.

Der Stil liest sich - abgesehen von den durch Gendern verursachten Verballhornungen - gut. Die Fallberichte sind teilweise etwas romanhaft gehalten, dies aber überwiegend gelungen, wenn auch stellenweise etwas plakativ. Sehr schön ist, daß es nie sensationsheischend wird. Gelegentlich fehlten mir einige Hintergründe oder Informationen, aber insgesamt erhält der Leser eine gute Mischung aus Einblicken in das Seelenleben der Tatopfer, der Täter, der Angehörigen und auch in einige Facetten der Ermittlungsarbeit und ihren Justizopfern. Eine ausführliche Liste mit Quellenangaben rundet dies sehr schön ab.

Wenig gelungen fand ich die "Mein Tagebuch"-Einschübe. Diese waren mir wesentlich zu emotional und auf mich wirkten sie in einem Sachbuch deplatziert und nicht sehr professionell. Viele wissen wohl gerade diesen persönlichen Ansatz zu schätzen, aber ich fand es unangenehm, daß die Autorin sich in diesem Einschüben und in manchen Interviews zu sehr in den Vordergrund stellt. Das habe ich bisher nur in insgesamt drei Sachbüchern erlebt, die mir alle aus diesem Grund in unerfreulicher Erinnerung geblieben sind. Bei einem Sachbuch möchte ich etwas über das Thema erfahren und nicht über die Erinnerungen und Befindlichkeiten der Autorin (wenn es sich nicht gerade um eine Biographie o.ä. handelt), schon gar nicht in diesem Maße. Das hätte wenigstens auf ein Vor- oder Nachwort beschränkt werden können. So ging auch der zwölfte Fall, der in diese Tagebucheinschübe eingebettet war, für mich etwas verloren. Dies war also ein Wermutstropfen.

Abgesehen davon konnte das Buch durch die Auswahl der Fälle und gute Lesbarkeit überzeugen. Die jedem Fall vorangestellten Zitate diverser Krimiautoren sind ebenfalls eine gute Idee. Auch wenn das Buch mich nicht durchweg überzeugte, hat es mir viele mir unbekannte Fälle und ihre Hintergründe nahegebracht.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Interessantes Thema, ausgezeichnet recherchiert

Die Aufrechte
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Dieser lesenswerte Roman über Felicitas (Fee) von Reznicek erfreut schon beim ersten Anblick durch seine hochwertige Gestaltung, die mit schlichter Eleganz überzeugt. Aber auch der Inhalt steht dem Äußeren ...

Dieser lesenswerte Roman über Felicitas (Fee) von Reznicek erfreut schon beim ersten Anblick durch seine hochwertige Gestaltung, die mit schlichter Eleganz überzeugt. Aber auch der Inhalt steht dem Äußeren nicht nach. Da ich noch nie von Fee von Reznicek gehört habe, offenbarte das Buch einen ungemein interessanten Einblick in ein vielseitiges Leben. Hinzu kommt die ganz ausgezeichnete historische Recherche. So ist mir die dunkle Epoche der Nazidiktatur thematisch durchaus vertraut, aber ich habe hier reichlich Neues erfahren und dies wurde zudem gekonnt in die Handlung eingeflochten, ohne sachbuchartige Passagen oder gekünstelte Infodumping-Dialoge. Genau so müssen Hintergrundinformationen in historischen Romanen präsentiert werden!
Wir begleiten Fee durch die zwölf Jahre der Diktatur, die durch einen nach dem Krieg spielenden Prolog eingeläutet werden. Die erste Hälfte des Buches hat mich nicht gänzlich überzeugt. Es ist ein wenig gemächlich, mit vielen nicht unbedingt relevanten Einzelheiten (sich inhaltlich wiederholende Reisen, Beschreibungen der Mahlzeiten etc.) und das Geschehen plätscherte gelegentlich ein wenig dahin. Einige der Dialoge waren mir zu modern und der Stil wirkte auf mich seltsam emotionslos. Es gibt mehrere Stellen, an denen wir erfahren, was Fee tut, aber nicht, was sie dabei denkt und fühlt, und das in Situationen, in denen dies durchaus relevant gewesen wäre. Auch der Widerstandkreis, dem sie sich anschließt, blieb – bis auf eine Person – blass. Bis zum Ende des Buches konnte ich die Namen nicht immer den Personen zuordnen. Manche Handlungsstränge finden so sehr am Rande statt, dass ihr Sinn sich mit nicht ganz erschloss, während ein durchaus wichtiger Handlungsstrang (eine Beziehung Fees) plötzlich einfach im Sande verläuft. Manche Personen werden so eingeführt, als ob sie eine größere Rolle spielen werden, verschwinden dann aber auch oder kommen kaum noch vor. Dies fand ich alles zusammen durchaus störend. Allerdings stehen dem auch farbige Szenen gegenüber, welche z.B. die Stimmung bei der Machtergreifung oder den Olympischen Spielen tiefgehend und gelungen schildern.
In der zweiten Hälfte gefiel mir das Buch dann von Seite zu Seite besser. Ich hatte beim Lesen ein wenig den Eindruck, als ob es sich erst hatte warmlaufen müssen. Grade im letzten Teil kommt dann auch endlich Emotionalität durch und gerade die bedrohliche, ausweglose Endzeitstimmung im letzten Jahr des Krieges, die Auswirkungen auf die Psyche und auch einige Absurditäten der Nazidiktatur sind wundervoll geschildert und lassen mitfiebern. Häufigere Erwähnungen, in welchem Jahr wir uns gerade befinden, wären hilfreich gewesen.
Die im Klappentext so verkaufswirksam herausgestellte Beziehung zum Adjutanten des Diktators spielt im Buch eine geringere Rolle, als der Klappentext vermuten lässt, so dass dieser Handlungsstrang mich ein klein wenig enttäuschte, was aber nicht am Buch liegt (denn interessant ist die Geschichte durchaus), sondern an den vom Verlag im Klappentext hochgeschraubten Erwartungen. Letztlich ist diese Geschichte eine der vielen Facetten von Fees Leben in jenen zwölf Jahren. Es ist genau diese Vielzahl an Facetten und somit die Vielzahl an Einblicken, welche dieses Leben für mich so interessant machte. Felicitas von Reznicek hat in jenen Jahren so viel Ungewöhnliches erlebt, dass es für mehrere Lebensgeschichten gereicht hätte. Und so überzeugte „Die Aufrechte“ mich zwar hinsichtlich der Erzählweise nicht durchweg, aber doch meistens, und beeindruckt zudem durch ein gut ausgewähltes Sujet und tadellose historische Recherche.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Atmosphärisch, düster, ungewöhnlich

Talberg 2022
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Talberg 2022 ist der dritte Band einer Reihe über Kriminalfälle in dem Dorf Talberg – ein interessantes Konzept. Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen, das hat aber nicht geschadet, im Nachwort ...

Talberg 2022 ist der dritte Band einer Reihe über Kriminalfälle in dem Dorf Talberg – ein interessantes Konzept. Ich habe die ersten beiden Bände nicht gelesen, das hat aber nicht geschadet, im Nachwort erklärt der Autor selbst, die Bücher könnten eigenständig und/oder in beliebiger Reihenfolge gelesen werden. Einige Dinge wirken sicher ganz anders, wenn man die Folgebände kennt, aber man kann ohne Vorkenntnisse gut in die Reihe einsteigen.
Der Klappbroschureinband ist ganz wundervoll gelungen, von Wertigkeit und Gestaltung her absolut überzeugend. Das düstere Titelbild passt ausgezeichnet zur beklemmenden Atmosphäre, die von Anfang an herrscht.
Man kommt gut in die Geschichte rein, der Schreibstil ist in Ordnung und liest sich flüssig. Einige Passagen fand ich langatmig, auch ist das Erzähltempo größtenteils eher gemächlich, mir manchmal zu gemächlich. Der Fall macht von Anfang an neugierig, mehrere Rückblenden liefern nach und nach Informationen. Über allem, ob Gegenwart oder Rückblenden hängt Trostlosigkeit und Düsternis, die Atmosphäre ist ausgezeichnet gelungen.
Der Autor verwendet einige etwas abgegriffene Klischees, manche Dinge sind nicht gänzlich plausibel, aber die Entwicklung und Hintergründe des Falles sind absolut ungewöhnlich und unerwartet. Und grausig. Vorhersehbar ist hier nichts. Talberg 2022 ist in mehrfacher Hinsicht ein ungewöhnlicher Krimi, hier ist nicht unbedingt die Ermittlung der Hauptfaktor, sondern Atmosphäre und persönliche Tragödien. Das ist gut umgesetzt und ich kann mir vorstellen, dass die drei Talbergbände zusammen ein in vielerlei Hinsicht beklemmendes Leseerlebnis bieten.

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