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Veröffentlicht am 10.04.2023

Die Geschichte um einen Münchner Eissalon

Träume aus Eis
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Erna und ihr Mann Josef träumen von einer eigenen, kleinen Eisdiele im München Ende der 1920er Jahre. Sie erfüllen sich diesen Traum, aber er ist geprägt durch harte Arbeit. Tag für Tag kämpfen sie um ...

Erna und ihr Mann Josef träumen von einer eigenen, kleinen Eisdiele im München Ende der 1920er Jahre. Sie erfüllen sich diesen Traum, aber er ist geprägt durch harte Arbeit. Tag für Tag kämpfen sie um ihr Überleben und das ihrer beiden Mädchen. 
Dazukommt, dass sich Frieda in den Sohn ihres größten Konkurrenten verliebt. 
Es erscheint als müssten sie ihre Träume auf Eis legen, hinzukommen die Schatten von Josefs Vergangenheit, die das Glück seiner Tochter bedrohen.

Franziska Winkler hat mit diesem Roman die fiktive Geschichte einer Familie erschaffen, die in einigen Eckpunkten wahren Begebenheiten entspricht.
Sie hat einen wunderbar flüssigen Schreibstil, sodass ich nur so durch die Geschichte geflogen bin.
Der Roman ist geprägt von starken Frauen, einer Familienbande, die sich im Verlaufe des Buches immer stärker bewegt und Frauen, die sich nicht ihrem Schicksal ergeben.
Mir gefielen besonders Erna, Frieda, Lotte und Fanny. Sie prägen für mich den Verlauf dieser Geschichte. Gerade die Beziehung der beiden Schwestern stellt sich als was Besonders dar. Ebenso ist Fanny als die gute Seele der Eisdiele ein bedeutender Charakter. Gerade in Kombination mit Ludwig und ihren bayerischen Mundwerken geben sie diesem Buch etwas heimatliches.
Die Beziehung zwischen Erich und Frieda fand ich am Anfang in ihrer Entwicklung gar etwas zu perfekt, gerade auch die Akzeptanz durch Erichs Eltern möchte ich etwas anzweifeln. Denn gerade vor dem Hintergrund der Vergangenheit der beiden Väter und der Standesunterschiede.
Auch die Geschichte um Josef Pankofer fand ich etwas übertrieben. Sicher ist dies zur damaligen Zeit sehr oft vorgekommen, aber seine Entscheidung passte letzten Endes nicht in das Familienbild, dass die Autorin bis dahin beschrieben hat.
Was mir sehr gut gefiel, war die Beschreibung der Eisherstellung damals und die Erfindung des Steckli-, also des Eis am Stiel. Besonders die Beschreibung der Herstellung am Anfang mit der Bedienung der Maschinen mittels Kurbeln war beeindruckend zu lesen. Auch die Thematik an sich fand ich super, denn es ist mal was anderes und erfrischendes.
Spannend ist dieses Buch auf jeden Fall, denn immer, wenn ich dachte, es kann nicht mehr komplizierter für die Familie Pankofer werden, kam wieder etwas dazu.
Das Ende war schön, aber es war mir dann doch etwas zu perfekt.

Ein toller Roman für all jene, die gerne historische Familienromane lesen und auch Geschichten über starke Frauen mögen, die ihren Weg, trotz viele Widerstände, gehen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2023

Weniger ist manchmal mehr

Die Bahnhofsmission
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Natalie ist glücklich - Endlich hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Angekommen in einem besseren Leben und als Angestellte der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin ...

Natalie ist glücklich - Endlich hat sie es geschafft, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Angekommen in einem besseren Leben und als Angestellte der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin lernt sie die Arzttochter Alice kennen.
Alice ist eine Frau, die sich nicht als hübsche Tochter und zukünftige Hausfrau, Mutter und Ehefrau sieht. Beide Frauen kämpfen für bessere Verhältnisse, jede auf ihre Art, aber doch zusammen bis Natalies Vergangenheit Schatten auf die Arbeit der Frauen wirft.

Veronika Rusch hat eine Geschichte um zwei junge Frauen geschaffen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Geschichte spielt zumeist aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen, Alice und Natalie. Aber auch ein Nebenhandlungsstrang um Maxim ist Bestandteil der Story.
Insgesamt gibt es die zwei Haupthandlungsstränge, aber auch weitere kleinere, sodass die Geschichte zwar nicht unübersichtlich wird, aber doch immer mal in andere Richtungen unterwegs ist.
Als ich das erste Mal über dieses Buch las, hatte ich die Erwartung, die Arbeit der Bahnhofsmission in ihren Anfängen kennenzulernen, die Frauen, die sich dahinter verbergen, die sie geprägt haben. Jedoch hat sich diese Erwartung durch die vielen Handlungsstränge nicht erfüllt. Auch ist mir nicht ganz klar geworden, welche Absicht die Autorin mit dem Verlauf ihrer Geschichte hat bzw. in welchem Genre sie zu Hause sein soll. Für mich wirkte es teilweise wie ein Krimi. Das wiederum hatte jedoch den Vorteil, dass die Geschichte sich als sehr spannend gestaltete und das Bedürfnis immer weiter zu lesen, sehr groß war. Ich finde es auch schade, dass das Hauptthema - die Bahnhofsmission und ihre Mitarbeiterinnen zu kurz kam und auch die Thematik, die sich darum gestaltete - die Rechte der Frauen. 
Die Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission werden zwar vorgestellt und man bekommt einen Einblick, welche Charaktere sich dahinter verbergen, aber eben zu knapp.
Auch die Rahmenhandlung um Gerda, einhergehend mit der von Baba, werden durch das ganze Buch hin nicht vernachlässigt und erklärt viele historische Details, vor allem rechtliche, zur damaligen Zeit sehr anschaulich. Sowohl diese Handlung als auch die Botschaften zum Thema Frauenrechte sind interessante und wichtige Details, denn einprägsam ist „Menschenrechte haben kein Geschlecht“.
Was für mich sehr überraschend war, war das Ende. Ich denke, das hat auch sehr viel Potenzial für einen Anschlussroman gelassen!

Alles in allem sind für mich Titel, Beschreibung und Genre irreführend, doch lässt man dieses außen vor, handelt es sich bei diesem Buch um einen spannenden Roman/ Krimi, der fesselnd ist, viele Menschen unterschiedlicher Couleur und Gesellschaftsschichten in einer Geschichte vereint. Doch alles in allem wäre weniger und damit eine tiefere Geschichte etwas mehr gewesen.
Dennoch ein gutes Buch!

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Veröffentlicht am 26.03.2023

Aufbruch in das eigene Leben

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Die junge Leni wächst im Friseurladen ihrer Eltern auf. Damit ist naheliegend, dass sie in die Fußstapfen der Mutter tritt und Friseurin lernt. Doch Leni möchte sich weiterentwickeln und die modernen Einflüsse ...

Die junge Leni wächst im Friseurladen ihrer Eltern auf. Damit ist naheliegend, dass sie in die Fußstapfen der Mutter tritt und Friseurin lernt. Doch Leni möchte sich weiterentwickeln und die modernen Einflüsse der Zeit auch in ihre Arbeit einfließen lassen. Sie wagt den Schritt in einen Münchner Salon. 
Während ihrer Zeit in München lernt sie nicht nur den Freundeskreis ihres Bruders kennen und schätzen, sondern auch einige Persönlichkeiten, die sie in ihren Entscheidungen ermutigen. Für Leni beginnt eine spannende, aber auch fordernde Zeit.

Julia Fischer gelingt es in diesem Roman die Aufbruchstimmung der Zeit nach dem entbehrungsreichen 2. Weltkrieg aufzuzeigen und die modernen Einflüsse aufzunehmen. Ihre Protagonistin Leni steht stellvertretend für eine Generation von Frauen, die einen neuen Weg einschlagen - ihren eigenen und selbstbestimmten Weg. Auf diesem begegnen ihre Frauen, die ihr zum Vorbild werden, ihr aber auch die Schattenseiten dieses Daseins aufzeigen. Julia Fischer zeichnet Leni als eine starke, strebsame Frau, die nicht von den Stolpersteinen des Lebens verschont bleibt, doch immer wieder aufsteht. Gleichzeitig ist sie eine Frau, der Familie, Freundschaft und Harmonie über alles geht.
Ebenso stehen sie und weitere Charaktere dieses Romans immer wieder vor Herausforderungen der damaligen Zeit - Erwartungen der eigenen Familie, der Gesellschaft und ihre eigenen Wünsche und Träume. 
Gerade die Ansprüche der Gesellschaft spielen in dieser Zeit noch eine wichtige Rolle und dies zeigt die Autorin wunderbar auf. Sei es die Standesschranken der Liebe, die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen männlichen Charaktere an Frauen, mehr Schein als Sein im Auftreten und die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn die wahre Liebe an der angeblich falschen Stelle auftritt.

Ein wunderbarer Einstieg in eine Zeit des Aufbruchs, in der sich auch die Rolle der Frau verändert. Eine Empfehlung für alle, die gerne einen erfrischenden Roman in einem oftmals unterschätzten Handwerk lesen möchte und die vor allem eine Geschichten über Frauen mögen, die ihren eigenen, erfolgreichen Weg gehen.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Ein Mord zur Begrüßung

Willkommen in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 1)
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Ilva ist zurück in ihrer Heimat, St. Peter-Ording, schon läuft sie ihrer Jugendliebe Eike über den Weg. Doch das Wiedersehen wird getrübt, denn im Ort ereignet sich ein Mord und Eike steht im Fokus der ...

Ilva ist zurück in ihrer Heimat, St. Peter-Ording, schon läuft sie ihrer Jugendliebe Eike über den Weg. Doch das Wiedersehen wird getrübt, denn im Ort ereignet sich ein Mord und Eike steht im Fokus der Ermittlungen. Grund genug für Ilva, ihren Bruder Ernie, den hiesigen Polizeikommissar, bei den Ermittlungen zu unterstützen.

Der erste SPO-Krimi der Autorin Tanja Janz entführt den Leser in die Gegend rund um den schönsten Strand der Welt. Mit ihrem flüssigen und bildhaften Schreibstil konnte ich mich wunderbar in den Roman hineindenken.
Viele Charaktere kennen eingefleischte Leser bereits aus den vergangenen SPO-Romanen der Autorin, was mir ein gewisses Heimatgefühl bescherte.
Die Geschichte des Romans mutet schon sehr spektakulär an, mit den vielen Mordfällen. Gleichzeitig war es für mich belustigend, wie Ilva ihren Bruder immer wieder um den Finger gewickelt hat, um ihm Informationen zu entlocken. 
Auch das Ermittlerduo um die drei Lehrer Ilva, Ute und Bernd war erfrischen zu erleben. 
Ich gebe zu, ich hatte eine Ahnung, wer hinter all dem stecken könnte, aber das Ende hat mich dann doch verblüfft und war wirklich gut erzählt. Damit war die Spannung bis zu letzten Seite erhalten.
Toll finde ich, dass die Autorin auch das Leben in St. Peter-Ording beschreibt und nicht nur rein auf die kriminellen Ermittlungen eingeht. So fühlt man sich auch wie ein Teil der Dorfgemeinschaft.

Mein Fazit: Ein ruhiger und spannender Wohlfühlkrimi im schönen SPO mit familiärem Anschluss.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Auf nach St. Peter

Wo der Seewind flüstert. Die St.-Peter-Ording-Saga
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Gelsenkirchen Ende der 1950er Jahre - Die junge Sabine hat gerade erfolgreich ihre Ausbildung zur Hauswirtschafterin abgeschlossen und eine erste Tätigkeit in Aussicht. Bevor der Ernst des Lebens beginnt, ...

Gelsenkirchen Ende der 1950er Jahre - Die junge Sabine hat gerade erfolgreich ihre Ausbildung zur Hauswirtschafterin abgeschlossen und eine erste Tätigkeit in Aussicht. Bevor der Ernst des Lebens beginnt, möchte sie daher noch mit ihren Freunden an den Gardasee fahren. Natürlich ist ihr Schwarm Gino auch dabei. Doch dann trifft ein Brief von ihrer verzweifelten Tante Ebba ein und Sabine findet sich Hals über Kopf in St. Peter wieder. Dort lernt sie den attraktiven Tom kennen, der ihre Gefühlswelt auf den Kopf stellt.

Dieses Buch ist haptisch und optisch einfach ein Erlebnis, genau wie der Schreibstil der Autorin. 
Tanja Janz ist es wieder mal gelungen, mich durch eben dieses flüssigen Schreibstil von der ersten Minute an mitzunehmen. 
Mir gefällt besonders die Darstellung der 1950er Jahre und die Haltung der einzelnen Gesellschaftsmitglieder zur Rolle der Frau in diesen Zeiten. Tanja Janz gelingt es, den Wandel dieser Rolle wunderbar darzustellen. 
Sabine ist jung, lebenshungrig, abenteuerlustig, aber manchmal fehlt ihr doch etwas Selbstvertrauen. Das schafft ihre Freundin Rita auszugleichen. Beide Frauen sind erfrischend und mutig und geben dem Roman seine Aufbruchstimmung.
Gleiches gilt für die beiden männlichen Hauptcharaktere Tom und Fiete. Auch sie sind jung, strebsam, abenteuerlustig und im gewissem Maße aufrührig, aber im positiven Sinne.
Was für mich ein kleines Manko war, ich fand, St. Peter kam ein bisschen zu kurz dafür, dass es der Beginn der St. Peter-Ording-Saga ist. Ich hätte mich gern öfter an den Schauplatz gelesen.
Spannend fand ich wiederum zu lesen, wie der technische und touristische Stand in St. Peter Ende der 50er Jahre war. Heute kaum vorstellbar, wie sich der Ort zu dem gemausert hat, was er heute ist.
Ich hätte es schön gefunden, wenn es am Anfang eine Einleitung oder am Ende ein Nachwort gegeben hätte, indem erklärt wird, wie denn die damaligen Verhältnisse in St. Peter waren, wie die Entwicklungen verliefen (Stichwort: fließendes Wasser) oder ob bspw. das Grubenunglück in der Zeche Consol auf wahren Begebenheiten beruht (ich habe nämlich dazu in diesem Zeitrahmen nichts gefunden). Man purzelt also genauso aus dem Buch raus, wie man hineingeschmissen wird. 
Auch waren einige Logikfehler bzw. offensichtliche Rechtschreibfehler vorhanden.

Alles in allem eine fröhliche Lektüre und der Beginn einer erfrischenden Saga.

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