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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2023

Meine Defintion von Glück sieht anders aus...

Die Definition von Glück
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Manchmal greife ich zu Büchern, weil mich Titel und Cover einfach magisch anziehen und der Klappentext neugierig macht. So auch hier. Was sich nach tiefgehender Lektüre und einen angedachten Glücksroman ...

Manchmal greife ich zu Büchern, weil mich Titel und Cover einfach magisch anziehen und der Klappentext neugierig macht. So auch hier. Was sich nach tiefgehender Lektüre und einen angedachten Glücksroman anhört, entpuppt sich aber schon nach wenigen Seiten als harter Tobak, der mir Gewalt in körperlicher und sexualisierter Form aufzeigt, von einem Unglück ins nächste schwappt und insgesamt schwere Kost, statt leichter Unterhaltung ist.

Clarissa tanzt das Leben, ist ein Freigeist in jeglicher Hinsicht und muss diese Lebensweise teuer bezahlen. Eve hingegen ist das komplette Gegenteil und doch eint die beiden Frauen mehr, als es auf den ersten Blick scheint. Cusset verpackt in ihre Handlung so viele negative Ereignisse (Corona-Pandemie, Gelbwesten, Trump, Rassismus, Missbrauch und Gewalt), die manche Leser:innen durchaus triggern können und es wäre schön gewesenen, einen entsprechenden Hinweis gleich zu Beginn des Buches zu finden, um unschöne Nebeneffekte zu vermeiden.

Der Roman mit seinen Figuren verschwindet quasi hinter dem Vorhang aus negativen Empfindungen und erdrückt in meinen Augen die eigentliche Handlung, die darauf ausgelegt ist, das Älterwerden, die eigenen Stärken, Schwächen und Sehnsüchte einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Denn auch Misserfolge und Schicksalsschläge gehören zu einem jeden von uns und formen unsere Persönlichkeit, machen uns zu denen, die wir heute sind.

Ich hätte mir ein bisschen mehr Leichtigkeit und vor allen Dingen das Titel gebende Glück erhofft, um nicht komplett von der doch eher schweren und düsteren Thematik erdrückt zu werden. Ich kann mich leider den vielen positiven Stimmen nicht anschließen - Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und das ist gut so. Bei mir reicht es daher nur für 2 Sternchen, denn meine Definition von Glück sieht anders aus...

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Was mill mir dieses Buch sagen ?

Jukelnack
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Auf dem Buchrücken mit großartigen Worten regelrecht angepriesen ("Wie Buddenbrooks - bloß mit mehr Gitarre!", "...eingewickelt in kluge Worte") und mit einem minimalistischen Cover versehen, macht "Jukelnack" ...

Auf dem Buchrücken mit großartigen Worten regelrecht angepriesen ("Wie Buddenbrooks - bloß mit mehr Gitarre!", "...eingewickelt in kluge Worte") und mit einem minimalistischen Cover versehen, macht "Jukelnack" irgendwie neugierig. Aufgeteilt in zwei Abschnitte, erhalten die Leser:innen einen Einblick in eine Familiengeschichte, die sich über mehrere Jahrzehnte hinzieht, mit vielen Worten ausgeschmückt ist und dabei doch recht wenig erzählt.

Im ersten Teil lernen die Leser;innen Karl-Friedlich Jukelnack und Else Bödicker kennen, die von der Gesellschaft als Sonderlinge abgestempelt werden. Karl-Friedrich, weil er eben ist wie er ist - vollkommen introvertiert, gefühlsarm und nicht wirklich fähig, das Leben ansatzweise aufregend und bunt zu gestalten. Else, von allen wegen ihrer dicken Brillengläser verhöhnt, hat einiges auf dem Kasten, ist aber unbedarft und lenkbar. Trotzdem nimmt sie ihr Leben in die Hand und verfolgt ein festgestecktes Ziel.

Vom noch jungen 20. Jahrhundert bis zum Wirtschaftswunder erfahren die Lesenden, wie sich die beiden Figuren entwickeln, die jeweiligen weltgeschichtlichen Ereignisse erleben und dann ihre Wege gehen. Hier hätte so viel aus der Handlung werden können, aber die Schilderungen sind alle recht emotionslos, fast schon stoisch und nehmen so die Charakterzüge von Karl-Friedrich an.

Mit Beginn des zweiten Abschnittes wird es ein bisschen wilder, extrovertierter, denn Adam Jukelnack ist das krasse Gegenteil seines Vaters - laut, überdreht, mitunter sehr von sich eingenommen, aber trotzdem hinter seiner Fassade unsicher bis zum geht nicht mehr. Irgendwie hat er aus seiner Kindheit was mitgenommen, was ihn hemmt, er weiß es aber durch sein überbetont gelassenes Star-Gehabe zu überdecken.

Die Frage-Antwort-Spiel während der Interviews geht mir nicht tief genug, um wirklich Rock 'n' Roll zwischen den Buchdeckeln zu erleben. Zwischen Schein und Sein, Suchen und Finden bleibt immer noch die Frage, was mir dieses Buch sagen will ?! Buddenbrooks habe ich nicht gefunden, kluge Worte...sehr bedingt, aber ein wilder Husarenritt war es definitiv nicht.


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Veröffentlicht am 07.05.2023

Superwoman trifft auf ganz viele Zufälle

Das Vermächtnis
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Vanessas großer Traum von einer erfolgreichen beruflichen Zukunft rückt immer mehr in die Ferne, denn sämtliche Vorstellungsgespräche verlaufen im Sand. Der Zufall will es, dass sie als persönliche Assistentin ...

Vanessas großer Traum von einer erfolgreichen beruflichen Zukunft rückt immer mehr in die Ferne, denn sämtliche Vorstellungsgespräche verlaufen im Sand. Der Zufall will es, dass sie als persönliche Assistentin eines älteren Herren eine Anstellung findet. Vanessa ahnt nicht, dass sie mit Antritt der neuen Stelle nicht nur kriminelle Machenschaften aufdecken wird, sonder auch Einblicke in Verbindungen erhält, die ihren Arbeitgeber mit ihrer eigen Familie eint....


Der Klappentext klingt schon sehr verführerisch und nach einer Familiensaga, die mit großen Überraschungen, alter Schuld und viel Gefühl aufwartet. Jedoch wird schon nach wenigen Seiten klar, dass hier Superwoman ihren Auftritt bekommt und Kommissar Zufall ganz oft die Strippen zieht.

Nicht nur, dass Bodyshaming (....und ich will in einem Jahr nicht Sachen in ihrer Größe tragen müssen"), Hohn und Spott an der Tagesordnung sind, nein, es finden sich auch Familienangehörige ein, die schlimmer sind als Hyänen. Stutenbissigkeit, Neid und verbale Entgleisungen treffen auf geldgierige Raffzähne, die so gar nichts von der feinen Gesellschaft haben, zu der sie gehören wollen.

Gebelein scheint in seinem Geld zu schwimmen und merkt über Monate nicht, dass er Opfer seiner eigenen Angestellten wird. Er wird ausgenommen wie ein Fisch und das im ganz großen Stil. Mir ist nicht begreiflich, wie ein solcher Betrug nicht auffallen kann.

Die Geschichte lebt von den unglaublich vielen Zufällen, die sich in ihrem Verlauf ereignen. Diese scheinbar willkürlichen Aufeinandertreffen von diversen Personen löst eine Kette von Ereignissen aus, die im Verlauf der Handlung einfach nicht mehr logisch und schlüssig sind. Vanessa mutiert zu Superwoman, knackt Codes, an denen sich die Spezialisten der Polizei die Zähne ausbeißen, ist somit Allzweckwaffe und individuell einsetzbar und das lässt den Roman unglaubwürdig werden.

Die Figuren sind von allem ein bisschen zu viel: zu gut aussehend, zu intelligent, zu reich, zu naiv, zu raffgierig.... und so geht die Grundidee in ihrer Geschichte komplett verloren. Das Buch soll eine Mischung aus Wirtschaftskrimi, Familiengeheimnis und Romanze a la Nora Roberts sein, kann aber diesem Vergleich bei Weitem nicht standhalten.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Bleibt weit hinter den Erwartungen zurück

1945 - Bahnfahrten im zerstörten Berlin
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Während Berlin 1945 noch unter dicken Staubschichten in Trümmern liegt, kämpft sich die Bahn wieder zurück auf die Schienen. Der Bahnverkehr kommt zwar nur ganz langsam wieder ins Rollen, aber es bewegt ...

Während Berlin 1945 noch unter dicken Staubschichten in Trümmern liegt, kämpft sich die Bahn wieder zurück auf die Schienen. Der Bahnverkehr kommt zwar nur ganz langsam wieder ins Rollen, aber es bewegt sich etwas und die Bevölkerung der besetzten Stadt wird langsam, aber sicher wieder mobil.

Während der West-Sektor sein Schienennetz wieder Instand setzt, blutet der Ost-Sektor durch die Demontagen des Schienennetzes und der Züge als Reparationszahlungen an die Sowjetunion regelrecht aus.

Bernd Kuhlmann versucht in seinem Buch "1945-Bahnfahrten im zerstörten Berlin" seinen Leser:innen nicht nur das desolate Stadtbild zu zeigen, sondern auch auf das völlig zerstörte Schienennetz aufmerksam zu machen. Es gelingt ihm aber nur leidlich, Interesse für dieses eigentlich sehr spannende Thema zu wecken. Zugegeben, die historischen Aufnahmen sind beeindruckend und zeugen von der blinden Zerstörungswut in Kriegstagen. Eindrucksvoll beweisen sie was möglich ist, wenn Wiederaufbau betrieben wird und eine Stadt inklusive ihres Schienennetzes wie Phönix aus der Asche steigt.

Jedoch hätte ich mir mehr an informativen Textbeiträgen gewünscht, denn hier wird vieles nur angerissen und nicht weiter vertieft. Dafür erhalten die Leser;innen seitenweise gedruckte Fahrpläne aus jener Zeit, die m.E. zwar mal ganz nett sind zu lesen, aber nicht wirklich die Dramaturgie des Buches unterstreichen. Ich hätte so gerne noch viel mehr über die Schwierigkeiten der Eisenbahn hüben wie drüben beim Wiederaufbau gelesen, denn der allgegenwärtige Materialmangel hat doch das ein oder andere Bauvorhaben ausgebremst.

So bleibt des Buch zwar ein nett anzuschauendes bebildertes Werk, aber an Informationen fehlt mir einfach alles, um wirklich komplett vom Inhalt überzeugt zu sein.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

"Big Brother" mit unglaublich vielen Logikfehlern

Stranded - Die Insel
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Es klingt nach einem spannenden Abenteuer und Maddie kann nicht glauben, dass sie wirklich an diesem ungewöhnlichen Experiment teilnehmen darf. 8 Menschen bilden für ein Jahr lang eine Zwangsgemeinschaft ...

Es klingt nach einem spannenden Abenteuer und Maddie kann nicht glauben, dass sie wirklich an diesem ungewöhnlichen Experiment teilnehmen darf. 8 Menschen bilden für ein Jahr lang eine Zwangsgemeinschaft auf einer einsamen Insel. Fernab jeglicher Zivilisation, nur mit dem Nötigsten ausgestattet. Immer mit dabei: Kameras, an allen möglichen und unmöglichen Orten, auch an den Teilnehmer:innen selbst, sodass die Zuschauer:innen alles hautnah miterleben können. Wie wird sich die Gruppe arrangieren, um den Alltag zu meistern ? Niemand ahnt, dass alles aus dem Ruder laufen und Maddie die einzige Überlebende sein wird.....


Ich gebe es offen und ehrlich zu, dass mich der Klappentext in Verbindung mit dem Cover angefixt hat, um zu diesem Buch zu greifen. Als spannender Thriller angekündigt, ist die Erwartung dementsprechend hoch, zumal ja bereits im Vorfeld bekannt ist, dass alle Teilnehmer:innen des Reality-Experimentes nicht überleben bzw. es nur eine Überlebende geben wird. Normalerweise mag ich solche Bücher sehr, denn ich finde es spannend zu lesen, wie sich die Handlung entwickelt, um in der unaufhaltsamen Katastrophe zu enden.

Leider hat "Stranded - Die Insel" aber zu keiner Zeit meine Erwartungen erfüllen können - im Gegenteil. Ich bin mehr als enttäuscht, dass ich hier ein Buch in den Händen halte, welches durchgängig von Langeweile, Eintönigkeit und Logikfehlern durchzogen ist, sodass keine richtige Spannung aufkommen will. Dabei bietet der Plot unglaublich viel Potenzial, um die Sapnnungsschraube immer weiter zu drehen und die Nerven flattern zu lassen. Dies hat die Autorin allerdings versäumt, in ihren Kapitel einzubauen, sodass die Handlung schwerfällig und verwirrend erzählt wird. Auch holpert die Logik an vielen Stellen, sodass sich die Handlung selbst ins Aus bugsiert (ich sag nur: Fliegenpilze) und seicht ist wie ein Kinderplanschbecken.

Die Idee, "Big Brother" auf eine einsame Insel zu verlegen, ist an und für sich ganz nett, denn hier gibt es kein Entkommen. Andererseits stelle ich mir im Verlauf des Buches immer wieder die Frage, warum mich das Gelesene nicht wirklich schockiert. Bin ich/ sind wir tatsächlich schon übersättigt mit den vielen Trash- und Reality-Formaten im Fernsehen, dass wir regelrecht abgestumpft sind ?

Leider können weder Figuren noch Handlung über den kompletten Verlauf des Buches überzeugen und für mich ist das (Lese-)Experiment Insel grandios gescheitert.

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