Platzhalter für Profilbild

amena25

Lesejury Star
offline

amena25 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit amena25 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Täter und Opfer

Stranded - Die Insel
0

Maddy fühlte sich schon immer als Außenseiterin. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, fehlen ihr die einzigen wirklichen Bezugspersonen in ihrem Leben. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, an einem neuartigen ...

Maddy fühlte sich schon immer als Außenseiterin. Nun, nach dem Unfalltod ihrer Eltern, fehlen ihr die einzigen wirklichen Bezugspersonen in ihrem Leben. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, an einem neuartigen TV-Experiment teilzunehmen, ergreift sie diese Chance. Vier Frauen und vier Männer müssen ein Jahr lang auf einer unbewohnten und abgelegenen schottischen Insel mit minimaler Ausrüstung und ohne Kontakt zur Außenwelt überleben. Mit dabei sind zwei Fernsehleute, die über gut versteckte Kameras und die Bodycams der Teilnehmer die TV-Aufnahmen begleiten, aber keinen Kontakt zur Gruppe haben.
Schon bald kristallisiert sich heraus, wer eine Anführerrolle einnimmt, wer andere ausgrenzt, wer Mitläufer ist usw. Auch hier wird Maddy wieder bald zum Außenseiter und Opfer zunächst kleiner, dann immer schlimmerer Intrigen. Allerdings lässt sie sich auch recht bereitwillig auf diese Rolle ein. Als nach 12 Monaten das Boot, das die Gruppe abholen soll, nicht kommt, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Und schon bald gibt es die ersten Todesopfer.
Da man die Handlung ausschließlich aus der Sicht Maddys erzählt bekommt, fragt sich der Leser bald, ob die Situation wirklich so eskaliert, oder ob Maddy sich manches nur einbildet. Wozu Menschen in extremen Situationen in der Lage sind, wird hier anschaulich geschildert. Allerdings weist der Krimi auch einige Längen auf. Interessant wird es immer dann, wenn Maddy sich bewusst wird, dass nur sie selbst sich aus der Opferrolle befreien kann.

Veröffentlicht am 10.05.2023

Amüsantes Lesevergnügen

Prost, auf die Feinschmecker
0


Nach einem gemeinsamen Essen im Gourmet-Zirkel bricht der pensionierte Lehrer Klaus Busch tot vor seiner Haustür zusammen. Schon bald stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde. Entweder hat die Köchin ...


Nach einem gemeinsamen Essen im Gourmet-Zirkel bricht der pensionierte Lehrer Klaus Busch tot vor seiner Haustür zusammen. Schon bald stellt sich heraus, dass er vergiftet wurde. Entweder hat die Köchin das Bärlauch-Pesto aus Versehen aus den sehr ähnlich aussehenden, aber hochgiftigen Maiglöckchen hergestellt. Doch warum haben dann die übrigen Gourmets der Runde keine Vergiftungserscheinungen. Oder hat es jemand gezielt auf Klaus Busch abgesehen? Besonders beliebt war er wohl nicht, auch nicht in seiner Koch-Runde.
Hauptkommissar Tischler und sein Team ermittelt. Dummerweise befinden sich in dem Gourmet-Zirkel auch Polizeioberrat Schwenk und der Bürgermeister von Brunngries, Max Gmeinwieser, die Tischler natürlich nicht wie alle anderen Verdächtigen behandeln soll.
Ein amüsantes und spannendes Lesevergnügen mit überraschenden Wendungen.

Veröffentlicht am 04.04.2023

Mord in der portugiesischen Dorfidylle

Südlich von Porto lauert der Tod
0

Die junge Polizistin Ria Almeida reist in die portugiesische Heimat ihres Vaters, um ihren geliebten Großvater zu beerdigen. Doch außerdem will sie ihren Urlaub dazu nutzen, sich über ihre weitere Zukunft ...

Die junge Polizistin Ria Almeida reist in die portugiesische Heimat ihres Vaters, um ihren geliebten Großvater zu beerdigen. Doch außerdem will sie ihren Urlaub dazu nutzen, sich über ihre weitere Zukunft klarzuwerden. Eigentlich ist Ria Almeida Polizistin in Stuttgart, wo sie auch aufgewachsen ist. Doch mit den Kollegen dort und besonders mit ihrem Chef möchte sie nichts mehr zu tun haben. Eigentlich will sie mit Polizeiarbeit insgesamt nicht mehr zu tun haben.
Doch als in dem kleinen Ort Torreira eine junge Frau tot aufgefunden wird, erwacht Rias berufliche Neugier. Durch ihren Schwager João, der das Dorfrevier leitet, ist sie stets gut informiert. Zudem ist der örtliche Bestatter Nuno auch noch ihr bester Freund seit Kindertagen. Allerdings scheint der Tod der jungen Raquel nur ein tragischer Unfall gewesen zu sein. Nur Raquels Schwester, die die Tote gefunden hatte, will nicht an einen Unfall glauben.
Doch als dann plötzlich die Leiche über Nacht aus Nunos Beerdigungsinstitut verschwindet, ist allen Beteiligten klar, dass die Schwester der Toten Recht hatte: es gibt jemanden, der eine nähere Untersuchung der Leiche verhindern will. Ria Almeidas Ermittlerinstinkt ist geweckt. Zusammen mit ihrem Schwager João macht sie sich auf die Suche nach dem Täter. Dumm nur, dass sie ja eigentlich gar keine Polizistin ist, zumindest keine portugiesische. Doch das weiß der leitende Kommissar Baptista noch nicht, da weder Ria noch João es ihm bisher so genau gesagt haben. Der Ärger für Ria ist also vorprogrammiert!
Auch wenn die eigentliche Krimihandlung nicht nervenaufreibend spannend oder überraschend ist, hat mich das Buch gut unterhalten. Rias Orientierungssuche zwischen deutscher und portugiesischer Heimat, das Gefühl der sausade, der melancholischen Sehnsucht, die ganz nebenbei erzählten Besonderheiten der portugiesischen Lebensart vermitteln einen authentischen und überaus liebenswerten Eindruck. Ein richtiger Blickfang ist das sehr schön gestaltete Cover mit den farbenfrohen Fischerbooten und den weiß-blauen Fliesen.

Veröffentlicht am 06.03.2023

Einsamkeit

Der Inselmann
0

Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine unbewohnte Insel, mitten in einem großen See. Gründe für diese ,,Flucht“ werden nur angedeutet. Auch genauere Orts- oder Zeitangaben werden nicht genannt, ...

Der zehnjährige Hans zieht mit seinen Eltern auf eine unbewohnte Insel, mitten in einem großen See. Gründe für diese ,,Flucht“ werden nur angedeutet. Auch genauere Orts- oder Zeitangaben werden nicht genannt, lassen sich stellenweise aber aus der Handlung erschließen. So spielt die Handlung sich vermutlich Anfang der 60er Jahre im Osten Deutschlands ab.
Für die Eltern ist der Umzug eine Flucht vor der Stadt und vor der Realität. Für Hans bedeutet die Insel trotz der harten Lebensbedingungen eine große Freiheit. In der Natur findet er ein Zuhause, das ihm die emotional sehr verkümmert wirkenden Eltern nicht bieten können. Doch als die Behörden auf den Jungen aufmerksam werden, muss Hans täglich zur Schule rudern. Dort findet sich der einzelgängerische Junge nur schwer zurecht und wird Opfer bösartiger Mitschüler und unverständiger Lehrer. Da er dann beginnt, die Schule zu schwänzen, wird er in ein Internat für schwer erziehbare Kinder eingewiesen. Das gnadenlose System dort kann er nur mit seinem Wunsch, auf seine Insel und in die Einsamkeit zurückzukehren, ertragen. Doch erst Jahre später kehrt er dorthin zurück.
Der Roman ist sehr poetisch geschrieben und wirkt, nicht nur durch die ausdrucksstarke Sprache, sondern auch aufgrund der oft nur angedeuteten Realität, märchenhaft. Dieser poetische Stil wirkt stellenweise allerdings auch etwas überladen.
Besonders die Passagen, in denen Hans in der Schule oder im Internat Unverständnis und Quälereien ausgesetzt ist, sind sehr ergreifend. Auch die Sprachlosigkeit zwischen ihm und seinen Eltern, die sich dann auch auf alle seine menschlichen Kontakte auswirkt, ist bedrückend. Hans‘ Eigensinn und Wunsch nach Einsamkeit wird durch seine Lebensgeschichte verständlich. Dennoch hinterlässt die Lektüre bei mir einen zutiefst traurigen und melancholischen Eindruck.

Veröffentlicht am 12.02.2023

Charmant und amüsant

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
0

Guillaume Lipaire, eigentlich Wilhelm Liebherr, hat sich in Port Grimaud gut eingerichtet. Als eine Art Hausmeister betreut er Ferienwohnungen und teilweise auch die Luxuskarossen der betuchten Besitzer ...

Guillaume Lipaire, eigentlich Wilhelm Liebherr, hat sich in Port Grimaud gut eingerichtet. Als eine Art Hausmeister betreut er Ferienwohnungen und teilweise auch die Luxuskarossen der betuchten Besitzer in dem malerischen Küstenstädtchen. Gerne genießt er auch selbst mal den einen oder anderen edlen Tropfen aus der Bar der ihm anvertrauten Wohnungen. Und immer mal wieder vermietet er die leerstehenden Feriendomizile auch selbst, was natürlich einen gewissen organisatorischen Aufwand mit sich bringt. Dabei unterstützt ihn der Wassertaxifahrer Karim.
Als die beiden aber in der Wohnung einer Adelsfamilie eine Leiche finden, wird es brenzlig. Sie müssen die Leiche verschwinden lassen, was zu ziemlich grotesken Situationen führt. Doch Lipaire sieht nun auch die Chance auf den ganz großen Coup. Offenbar hatte der Tote mit der Adelsfamilie Vicomte ein Geschäft am Laufen, das Lipaire nun zu seinen Gunsten nutzen will. Doch Port Grimaud ist so klein, dass auch andere ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Und so sind bald neben Karim auch noch die Eisverkäuferin Jacqueline, die außerdem Tochter des Bürgermeisters ist, der Ex-Fremdenlegionär Paul, eigentlich Lipaires Erzfeind, Delphine, die den örtlichen Handyladen betreibt und gerne auch mal die eine oder andere Kopie von Handydaten zieht, und die 84-jährige Lizzy, die Port Grimaud noch aus Gründungszeiten und den ganzen Jetset aus St Tropez kennt, mit von der Partie. Diese Chaos-Truppe träumt von einem großen Coup, stolpert allerdings mehr oder weniger dilettantisch durchs Verbrecher-Milieu. Zwar fehlt es etwas an Spannung und manche Passagen ziehen sich etwas in die Länge, insgesamt ist der Roman aber vergnüglich und unterhaltsam.
Besonders reizvoll ist es, wenn man die Gegend kennt: das ins Wasser gebaute Ferienstädtchen Port Grimaud, das immer noch hippe St. Tropez, aber auch die kleinen, pittoresken Dörfer im Hinterland, die alle Schauplatz des Geschehens sind. Und ganz nebenbei erfährt man so einiges zum historischen Hintergrund des Küstenstädtchens.