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Veröffentlicht am 13.04.2023

Der lange Weg zum inneren Seelenfrieden ...

Zurück in Berlin
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Eigentlich sind in dem obenstehenden Klappentext alle Komponenten enthalten, aus denen die Geschichte „Zurück in Berlin“ besteht. Recht einfach kann man es zusammenfassen: Erich Dalburg erhält durch seine ...

Eigentlich sind in dem obenstehenden Klappentext alle Komponenten enthalten, aus denen die Geschichte „Zurück in Berlin“ besteht. Recht einfach kann man es zusammenfassen: Erich Dalburg erhält durch seine Mutter, die die englische Sprache und den Lebensstil in ihm stets gefördert hat, die Möglichkeit das säbelrasselnde, antisemitische Deutschland hinter sich zu lassen. Schließlich treibt Erich Dalburg – der sich im Exil inzwischen Eric Devon nennt – das Ganze auf die Spitze, in dem er seine gesamte deutsche Abstammung unter den Teppich kehrt. Mit Deutschland hat er abgeschlossen und auch die Augen vor allem Leid der Zurückgebliebenen verschlossen. Doch, wenn auch vielleicht im Unterbewusstsein, arbeitet diese Bürde in ihm und schließlich offenbart er sich, mehr unfreiwillig, während einer Schiffsreise auf dem Rückweg aus der Karibik nach Hause nach London. Eine amerikanische Journalistin, die sich mit dem Ehepaar Devon auf dem überfüllten Schiff angefreundet hat, überredet die Beiden zu einem Besuch in Erics alter Heimat Berlin. Erich ist während des Aufenthalts hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen, Wut, Freude aber auch Heimweh nach der vertrauten Großstadt mit der Berliner Luft. Wird er nun endlich seinen Seelenfrieden finden?

Ich liebe diese wiederentdeckten Romane, die von einem Verlag liebevoll wieder aufgelegt werden, oft einhergehend mit einer kompletten Überarbeitung, wie eben auch geschehen mit vorliegendem „Zurück in Berlin“, das ursprünglich im Jahr 1959 veröffentlicht wurde. Fasziniert begann ich ein wenig dazu im Netz zu recherchieren und stieß bald auf die Geschichte der Autorin und Schriftstellerin Verna B. Carleton. Auch sie, eine geborene Kessler, verleugnete ihren Namen, da sie ihrem Vater grollte, sie in jungen Jahren verlassen zu haben. Aufgewachsen mit ihrer britischen Mutter in New York, lebte sie danach lange in Mexiko, wo sie intensiven Kontakt mit deutschen Exilanten pflegte. Privat war sie mit der Fotografin Gisèle Freund befreundet, mit der sie 1957 zu einer ähnlichen Reise wie die Journalistin in ihrem Roman aufbrach. Ich denke, dass ihr Buch stark auf den Erlebnissen ebendieser Unternehmung basiert. Der Krieg war noch nicht lange vorbei, die Wunden – äußerlich wie innerlich – noch frisch, was den Roman für mich sehr authentisch macht. Die akustische Umsetzung durch die deutsch-amerikanische Hörbuchsprecherin und Schauspielerein ist eindringlich aber niemals mahnend oder oberlehrerhaft. Ich habe die Reise zurück in die Vergangenheit sehr genossen und vergebe gerne mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Es wäre schade gewesen, wenn dieses Buch einfach in einer Schublade in Vergessenheit geraten wäre.

Veröffentlicht am 13.04.2023

Wirklich eine unerschrockene Frau, die meine Bewunderung verdient ...

Die Ärztin - Der Weg einer unerschrockenen Frau
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Schon seit einiger Zeit hatte ich mich darauf gefreut mit diesem zweiten Teil der Reihe um Fräulein Dr. Amelie von Liebnitz weiterzumachen. Diesmal ist es eine abenteuerliche Reise, auf die ich sie begleite. ...

Schon seit einiger Zeit hatte ich mich darauf gefreut mit diesem zweiten Teil der Reihe um Fräulein Dr. Amelie von Liebnitz weiterzumachen. Diesmal ist es eine abenteuerliche Reise, auf die ich sie begleite. Nachdem Amelie durch einen Schwächeanfall im OP eine Patientin verstirbt, scheint es ihr unmöglich weiter dort zu operieren und auch die Pflege ihres Vaters, der durch den Tod seiner geliebten Frau zum Trinker mutiert ist, setzt der jungen Ärztin zusehends zu. Durch Zufall stößt sie auf einen Aufruf des preußischen Militärs, der an Ärztinnen gerichtet ist mit der Bitte um Unterstützung an der Front in Bosnien. Nachdem sie ihren Vater versorgt weiß, sagt sie beherzt zu und macht sich auf den Weg, der sie über die schöne Stadt Wien schließlich an die Front führt. Unter beschwerlichen Bedingungen macht sie sich dort angekommen sogleich an die Arbeit. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen, denn nicht nur in Berlin gibt es männliche Kollegen, die einer Ärztin nicht über den Weg trauen und in Bosnien ist ihre Odyssee noch lange nicht beendet …

Der Büchermarkt scheint ja derzeit überflutet zu werden mit Büchern, die sich mit weiblichen Medizinkräften befassen und so ist es sicher nicht einfach sich als Autorin in diesem Metier zu behaupten. Doch Sabine Fisch ist es gelungen, mich mal wieder zu begeistern. Ohne Kitsch und Schnörkel, einfach nur spannend lässt sie mich teilhaben am Leben Amelies und all dem Schrecken, den der Erste Weltkrieg der Menschheit gebracht hat. Später darf ich sie und ihren geliebten Ernst Szabo in einer meiner Lieblingsstädte Wien wieder sehen. Doch ich frage mich, ist ihre Geschichte schon zu Ende erzählt, oder darf ich auf einen dritten Band hoffen? Ich vergeben für diesen zweiten Teil auf jeden Fall überschwängliche fünf von fünf Sternen und spreche gerne eine Leseempfehlung aus. Aber bitte, erst den ersten Teil lesen, um in den vollen Genuss zu kommen!

Veröffentlicht am 06.04.2023

Hinter Horizont geht's weiter ...

Ein neuer Horizont
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Ich möchte hier in meiner Rezension anmerken, dass ich ein Weilchen brauchte, bis ich mich eingelesen hatte. Es sind doch einige Personen und Sprünge von Korea nach Berlin und dann wieder zurück in die ...

Ich möchte hier in meiner Rezension anmerken, dass ich ein Weilchen brauchte, bis ich mich eingelesen hatte. Es sind doch einige Personen und Sprünge von Korea nach Berlin und dann wieder zurück in die Vergangenheit der Zwillingsmädchen Nellie und Laura, das musste ich gedanklich erstmal für mich sortieren. Als ich dann aber vollends eingetaucht war in dieses wunderbare Buch, konnte ich es gar nicht mehr zur Seite legen. Während ich mich im Berlin der frühen 50er Jahre dank voran gegangener Literatur ein wenig auskannte, war mir Korea während des Krieges in all seiner Grausamkeit ziemlich unbekannt. Ist es doch ein Thema, das in deutschen Büchern eher selten zu finden ist, deshalb aber nicht weniger erschüttert. Mein erster Schwiegervater (ein Amerikaner) wurde damals zu den dortigen Kampfhandlungen eingezogen und muss wohl Schlimmes erlebt haben. Nun habe ich ein viel besseres Verständnis für ihn, leider weilt er nicht mehr unter uns.

Alles in allem bin ich jedenfalls mehr als begeistert von deinem tollen Roman, liebe Maiken, der ja durchaus ein paar biografische Elemente aufweist, wie du im Nachwort preisgibst. Mit einer ungeheuren Sprachgewalt packst du die sensiblen Themen wie Verlust eines Zwillings und dessen Verarbeitung, Kriegsgräuel, die Teilung Deutschland, die große Liebe und den Bruch der Beziehung der eigenen Eltern in einen großen Topf, schüttelst ihn gehörig durch und heraus kommt diese zarte und zugleich mächtige Geschichte, die ihresgleichen sucht. Ich freue mich so, dass ich das Buch nun endlich vom SUB befreit habe und vergebe an dieser Stelle gerne begeisterte fünf Sterne mit einer absoluten Leseempfehlung. Freue mich auf weitere Bücher von dir, liebe Maiken. Eines – Und unter uns die Welt – schlummert schon im realen Bücherregal. Das werde ich bald mal in die Hand nehmen.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Look out for Martha ... ihr entgeht nichts !!!

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser
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Martha ist nicht zimperlich, ganz bestimmt nicht. Als sie aber dann ihren armen Schwager so ermordet auf dem Friedhof findet, wird ihr doch ein bisschen mulmig. Und als dann kurze Zeit später die nächste ...

Martha ist nicht zimperlich, ganz bestimmt nicht. Als sie aber dann ihren armen Schwager so ermordet auf dem Friedhof findet, wird ihr doch ein bisschen mulmig. Und als dann kurze Zeit später die nächste Leiche auftaucht, findet sie es gar nicht mehr lustig. Haben die Leeraner es hier etwa mit einem Serientäter zu tun? Und warum ist dann die Witwe Kaltwasser – also ihre eigene Schwester – so wenig traurig? Steckt sie etwa mit dem oder den Tätern unter einer Decke? Neugierig geworden beginnt Martha mal wieder mit ihrer ganz eigenen Aufklärungsmethode …

Wie schon im ersten Teil, wurde auch im Fall Kaltwasser die Atmosphäre der späten 50er Jahre wunderbar eingefangen. Ich kenne sie nur aus den Erzählungen meiner Eltern, doch die beiden sympathischen Autorinnen scheinen mal wieder ins Schwarze getroffen zu haben mit dem nun zweiten Fall für die Heißmangelbetreiberin Martha Frisch. Spannend und doch locker leicht erzählt mir die Hörbuchsprecherin Jutta Seifert eine neue Geschichte aus Leer, die definitiv Lust auf mehr macht. Bin schon gespannt, welche Verbrechen für Martha und ihren Neffen bei der Polizei als nächstes auf dem Programm stehen werden. Von mir gibt es diesmal verdiente fünf von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 18.03.2023

You've come a long way, baby ...

Die Reporterin - Zwischen den Zeilen
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Die sechziger Jahre, die Generation meiner Eltern, und ich darf Dank Teresa Simon live dabei sein, herrlich! Mit ihrer Protagonistin mit dem wunderbar altmodischen Namen Marie-Louise reise ich zurück in ...

Die sechziger Jahre, die Generation meiner Eltern, und ich darf Dank Teresa Simon live dabei sein, herrlich! Mit ihrer Protagonistin mit dem wunderbar altmodischen Namen Marie-Louise reise ich zurück in eine spannende Zeit. Der Krieg ist vorbei, die Lebensbedingungen verbessern sich stetig und die Menschen haben wieder Träume. Doch nicht alle Träume scheinen sich zu erfüllen. Theo Graf war das Glück Pharmazeut zu werden vor vielen Jahre nicht vergönnt, so soll nun seine Tochter in die Fußstapfen treten und ihm diesen Traum erfüllen. Doch Herr und Frau Graf haben die Rechnung ohne Marie gemacht. Hartnäckig erkämpft sie sich eine Stelle bei der Redaktion des Tags, einer bekannten Münchner Zeitung, nennt sich inzwischen nur noch Malou und schreibt, was das Zeug hält. Bald jedoch scheint ihr Privatleben nicht nur auf der Strecke zu bleiben, sondern zu zerbrechen …

Großartig, liebe Teresa, durch deine Feder mit der Prominenz auf Augenhöhe sein zu dürfen. Wie ein Wirbelwind fegt Malou durch die Münchner Szene und es wärmt mir beim Lesen das Herz miterleben zu dürfen, wie sie sich stetig weiterentwickelt. Die Autorin hat mal wieder akribisch und en détail recherchiert und so entstand mit „Die Reporterin“ ein lebendiges Stück Zeitgeschichte eingebettet in einen spannenden Roman mit Suchtfaktor. Ich habe mich glänzend unterhalten gefühlt und viel dazugelernt. Erinnerungen an meine eigene Mutter wurden mit Namen wie Dalia Lavi, Peter Kraus, Elvis Presley und vielen mehr wachgeküsst, dafür danke ich dir. Natürlich konnte Teresa es sich mal wieder nicht verkneifen, das Buch mit einem Cliffhanger enden zu lassen, der mich jetzt schon ganz hibbelig auf Teil zwei macht. Von mir gibt es für Band eins der Reporterin begeisterte fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.