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Veröffentlicht am 25.05.2023

Hanseatischer Charme mit offenen Ende

Der Bojenmann
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Kommissar Thies Knudsen und sein Ermittlungsteam vom LKA in Altona bekommen es mit einem Serientäter der besonderen Art zu tun. Der Bojenmann, eigentlich eine Holzfigur, die sich festverankert in der Elbe ...

Kommissar Thies Knudsen und sein Ermittlungsteam vom LKA in Altona bekommen es mit einem Serientäter der besonderen Art zu tun. Der Bojenmann, eigentlich eine Holzfigur, die sich festverankert in der Elbe befindet, wurde über Nacht gegen eine echte Leiche ausgetauscht. Doch die Identität des Opfers zu klären gestaltet sich als schwierig, denn die Leiche wurde aufwendig plastiniert und ist schon seit einem längeren Zeitraum tot. Kurz darauf tauchen weitere plastinierte Tote an den verschiedensten Orten in Hamburg auf.

„Der Bojenmann“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe des Autoren-Duos Kester Schlenz und Jan Jepsen. Im Mittelpunkt stehen dabei der ermittelnde Kommissar Knudsen und sein Freund Oke „LaLotse“ Andersen, ein ehemaliger Hochseekapitän und späterer Lotse im Ruhestand. Denn immer, wenn Knudsen nicht weiterweiß, hilft ihm ein neuer Denkanstoß seines Freundes. LaLotse ist auch die Figur, die am sympathischsten wirkt. Ein Mann mit viel Erfahrung und der auch viel gesehen hat. Interessant waren vor allem seine Ausführungen über die Containerschiffe, die Ausbeutung der Seeleute, die globale Wirtschaft und den Klimawandel. Wichtige Themen, aber an manchen Stellen war es dann doch zu viel des Guten. Hier wurde die Gesellschaftskritik zur Bremse beim Spannungsbogen. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann an Fahrt auf und es wird richtig spannend. Zwischendurch lernt man auch die Täterperspektive kennen und erfährt einen Teil seiner Kindheitsgeschichte. Leider wird hier auch schon früh klar, wer dahintersteckt.
Der Krimi besitzt jede Menge Lokalkolorit und hanseatischen Charme. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Selbst wer Hamburg nicht kennt, kann sich ein gutes Bild machen.
Das Ende zwingt einem schon fast die Fortsetzung zu lesen. Hier hätte ich mir eine abgeschlossenere Geschichte gewünscht. Es bleibt einiges an Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Spannend, aber auch vorhersehbar

Diabolisch
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Im Februar 1995 warten der sechsjährige Alex und seine knapp zwei Jahre ältere Schwester Lotte vergeblich darauf nach dem Turnen vom Vater abgeholt zu werden. Schließlich machen sich die beiden bei Dunkelheit ...

Im Februar 1995 warten der sechsjährige Alex und seine knapp zwei Jahre ältere Schwester Lotte vergeblich darauf nach dem Turnen vom Vater abgeholt zu werden. Schließlich machen sich die beiden bei Dunkelheit und Kälte auf den Weg. Doch nur Lotte wird zu Hause ankommen.
27 Jahre später versetzt eine Mordserie das Heimatdorf der Geschwister in Angst und Schrecken. Binnen weniger Tage stirbt hier eine ganze Reihe von Menschen einen gewaltsamen Tod. „Killerkaff“ betitelt die Presse das ansonsten beschauliche Holzhausen. Oberkommissarin Larissa Flaucher versucht einen Zusammenhang zwischen den Taten zu erkennen und stößt dabei auf ein mörderisches Geheimnis.

Auf knapp 320 Seiten erzählt der Autor Jonas Wagner hier eine Geschichte, die es in sich hat. Dabei durchlebt man als Leser ein ganzes Potpourri an Emotionen über Wut, Aggression, Fassungslosigkeit, Mitleid und vieles mehr. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen und man erfährt so Stück für Stück über die Ereignisse im Jahr 1995 und den Mordtaten in 2022. Die Handlung springt ständig zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und her. Dazu gibt es noch ergänzend Tagebuchergänzungen von Lotte, die unter dem Verlust des Bruders leidet. Anfänglich werden ziemlich viele Figuren eingeführt. Doch mit der Zeit festigen sich die Charaktere, die man ja auch auf der zweiten Erzählebene wiedertrifft. Die meisten Figuren sind aber eher unsympathisch, lediglich Oberkommissarin Larissa Flaucher ist eine sympathische und auch clevere Ermittlerin, die kaum Zeit hat, sich um ihre Tochter zu kümmern.
Der Erzählstil ist sehr flüssig und das Buch insgesamt sehr spannend. Einziger Makel ist die Tatsache, dass schon sehr früh absehbar ist, wohin die Reise geht und man ahnen kann, wer hinter den Bluttaten steckt.
Das Coverhatte sofort meine Aufmerksamkeit. Ein richtiger eye-catcher und zudem noch genial gestaltet. Erst auf den zweiten Blick erkennt man die einsame Straße mit der Bushaltestelle, die eine bedeutende Rolle in dem Buch spielt.
Insgesamt ein spannender Thriller. Nur für die Vorhersehbarkeit gibt es einen Stern Abzug.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Kein typischer Schwedenkrimi

Die Wahrheit
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Ein angesehener Kinderarzt und seine Ehefrau werden in ihrer Villa im schwedischen Lund tot aufgefunden. Ein Doppelmord? Wie konnte es zu der Tat kommen?
Die Geschichte dazu beginnt bereits 10 Wochen zuvor. ...

Ein angesehener Kinderarzt und seine Ehefrau werden in ihrer Villa im schwedischen Lund tot aufgefunden. Ein Doppelmord? Wie konnte es zu der Tat kommen?
Die Geschichte dazu beginnt bereits 10 Wochen zuvor. Drei Protagonisten, Bill, ein alleinerziehender Vater, Karla, eine junge Studentin und Jennica, fast 30 Jahre alt und ebenfalls Studentin erzählen dazu ihre Version der Geschichte. Dabei wechseln sich die Perspektiven ständig ab. Zusätzlich gibt es noch Ausschnitte aus den Verhörprotokollen der Polizei, die dem Leser weitere Informationen liefern. Jede der Figuren stand in einer anderen Beziehung zu den Opfern. Das Bild, das man so anfänglich von den Protagonisten bekommt ändert sich jedoch im Verlauf. Denn man erfährt immer mehr über die erzählenden Figuren und so manches Geheimnis kommt zu Tage. Anfänglich sympathische Charaktere erscheinen plötzlich in einem ganz anderen Licht und verlieren dadurch ihren Glanz. Überhaupt fand ich die Figuren sehr gut beschrieben. Sie schlagen sich mit ganz normalen Alltagssorgen wie Geldmangel oder Partnersuche herum, das macht sie so authentisch.

Mattias Edvardsson ist ein Meister der subtilen Spannung. Man weiß ja von Beginn an, dass es mit dem Tod des Ehepaares enden wird. Doch wie und warum es dazu kommen wird, ist hier die große Frage. Vom Spannungsniveau ist das Buch durchaus mit einem Thriller vergleichbar, denn man will ja unbedingt wissen, wer das Ehepaar getötet hat. Es geht unblutig zu und das Buch kommt auch ohne Ermittler aus. Dafür gibt es aber jede Menge cliffhanger, die einen guten Anreiz zum Weiterlesen liefern.
Kein Schwedenkrimi im herkömmlichen Sinn, dennoch spannend, aber eben auf subtile Weise.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Junggesellinnenabschied mit tödlichem Ausgang

One of the Girls
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Vor der Hochzeit es noch einmal krachen lassen. Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch die scheinbare Idylle in der abgelegenen Villa ...

Vor der Hochzeit es noch einmal krachen lassen. Lexi reist mit fünf Freundinnen auf eine griechische Insel, um ihren Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch die scheinbare Idylle in der abgelegenen Villa ist trügerisch. Lexi, Robyn und Bella kennen sich zwar schon seit Kindheitstagen, doch die anderen drei Frauen, Eleanor, Ana und Fen sind neu und müssen sich erst mal kennenlernen und miteinander anfreunden. Nach und nach kommen dabei dunkle Geheimnisse ans Licht und immer mehr Konflikte treten auf. Bis es schließlich zum Eklat kommt: eine Hen Party mit tödlichem Ausgang…
Schon der Klappentext verrät, dass der Urlaub ein böses Ende nehmen wird. Doch wen wird es treffen? Wer wird das Opfer sein und wer die Täterin? In kleinen, kursiv gehaltenen Einschüben erfährt man schon zu Beginn, dass hier nicht alles so ist wie es scheint. Jede der Frauen hat etwas zu verbergen und die Beziehungen untereinander sind komplex
Die Autorin Lucy Clarke baut hier sehr geschickt eine subtile Spannung auf. Zu Beginn des Buches lernt man erstmal nur die Frauen kennen. Dabei wechselt ständig die Perspektive zwischen den Figuren und man erfährt etwas über ihre Gedanken und Handeln. Erst im weiteren Verlauf offenbaren sich die Absichten und auch die Geheimnisse der einzelnen Charaktere.
Besonders zum Schluss wird es richtig dramatisch und es gibt jede Menge überraschende Wendungen.
Insgesamt kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Das Buch lebt von der subtilen Spannung. Man weiß zwar, dass es am Ende eine Leiche geben wird, doch wer und warum bleiben bis zum Ende offen. Erst nach Beendigung des Romans erkennt man auch wie genial die Autorin das Buch konstruiert hat.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Mordermittlung im 17. Jahrhundert

Der Fluch des Fremden
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Furtenblick, ein Dorf in der Nähe Heidelbergs, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Während des alljährlichen Dorffestes betritt ein Fremder das Podium und sagt den Tod einiger Bürger vorher. Zudem benennt ...

Furtenblick, ein Dorf in der Nähe Heidelbergs, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Während des alljährlichen Dorffestes betritt ein Fremder das Podium und sagt den Tod einiger Bürger vorher. Zudem benennt er auch die grausamen Todesarten. Danach stürzt er sich von einem Felsen in den Fluss, seine Leiche wird am nächsten Tag gefunden. Kurz darauf tritt die Prophezeiung des Fremden ein und die beiden ersten Bürger sterben. Die Dorfgemeinschaft glaubt an einen Fluch, doch die Witwe Katharina Volck ist da ganz anderer Meinung. Für sie steht fest: Es war Mord!
Alexander Hartung ist vor allem für seine spannenden Thriller bekannt, die im Jetzt und meist in Großstädten spielen. Nun also ein Exkurs in das 17. Jahrhundert und raus aufs Land. Der Autor entführt in eine Welt, in der der Aberglaube noch großgeschrieben wird und ein Fluch ein ganzes Dorf in Angst versetzen kann. Furtenblick ist eine kleine Gemeinde, die Anzahl der Dorfbewohner überschaubar. Herausragend dabei vor allem die beiden Protagonisten Katharina Volck und Jakob Kohlhepp, der ebenfalls Witwer ist. Katharina ist sehr willensstark und klug. Was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat, setzt sie auch um. Dabei steht ihr meist ihr Nachbar Jakob hilfreich zur Seite. Die beiden sind sich eigentlich sehr zugetan, kabbeln sich aber oft mit spritzigen Dialogen. Gerade diese zwei Figuren machen die Handlung sehr lebendig.
Die Geschichte spielt zwar zu Beginn des 17. Jahrhunderts, aber sehr viel erfährt man über das damalige Leben nicht. Da hätte ich mir ein paar mehr Informationen gewünscht, da mir diese Zeitspanne wenig vertraut ist. Die ersten Versuche mit Schimmelpilzen Wunden zu heilen, fand ich aber sehr spannend, ebenso den Ausflug in das Judenviertel Frankfurts.
Alles in allem ein unterhaltsamer historischer Krimi mit einem happy end. Da ständig etwas Neues entdeckt wurde, war es auch spannend, allerdings mit Luft nach oben.



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