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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2017

Ein leider sehr aktueller Pageturner

Der Präsident
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Panik im Weißen Haus: Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den Befehl gegeben, Atombomben gen Nordkorea und China zu schicken. Manch einer seines Stabes macht sich Gedanken darüber, wir man ihn aufhalten ...

Panik im Weißen Haus: Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den Befehl gegeben, Atombomben gen Nordkorea und China zu schicken. Manch einer seines Stabes macht sich Gedanken darüber, wir man ihn aufhalten kann, ohne weiteren Schaden zu verursachen …

Ich hatte vor dem Lesen Bedenken, ob der Roman hält, was ich mir von Leseprobe und Klappentext versprochen habe, aber ja, er tut es.

Zu keiner Zeit wird der Präsident mit Namen genannt, das ist auch nicht notwendig, denn selbst wenn man nicht bereits auf Grund des Covers Assoziationen zu einer realen Person hat, so erhält man sie mit Sicherheit durch die Romanhandlung. Das gibt dem Roman (leider) sehr viel Authentizität und als Leser hofft man, dass die geschilderte Handlung nie Realität werden wird.

Der Roman ist, nicht nur deswegen, sehr spannend und ein echter Pageturner. Die Charaktere gefallen mir gut, den Präsidenten und seine Konsorten hätte man vor einem Jahr noch für komplett überzeichnet gehalten, heute weiß man es leider besser. Seine Gegenspieler sind dafür Menschen mit vielen Facetten, ich finde es gelungen, dass der Autor es hier vermeidet, sie als nur gut zu zeichnen. Auch sehr gelungen ist, dass der Leser sich Gedanken machen wird, über Moral und darüber, was man zu tun bereit ist in extremen Situationen.

„Der Präsident“ ist ein ausgezeichneter Thriller, der gerade durch seine Aktualität wirkt, aber sicher auch noch in späteren Jahren spannend zu lesen sein wird (falls nicht vorher doch noch der „rote Knopf“ gedrückt wird). Von mir gibt es volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Thrillerfans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.08.2017

Lesehighlight!

Das Café unter den Linden
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1925: Fritzi hat es aus der schwäbischen Provinz nach Berlin verschlagen, kaum angekommen, wird sie schon bestohlen: Alle Ersparnisse sind weg. Gut, dass sie noch ihre Schreibmaschine hat, mit der sie ...

1925: Fritzi hat es aus der schwäbischen Provinz nach Berlin verschlagen, kaum angekommen, wird sie schon bestohlen: Alle Ersparnisse sind weg. Gut, dass sie noch ihre Schreibmaschine hat, mit der sie sich bei Graf Hans von Keller, unter dem ihr Vater im Krieg gedient hatte, als Tippfräulein bewerben möchte. Der Graf ist zwar ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte, aber immerhin hat sie erst einmal eine Unterkunft …

Wenn Joan Weng den Leser mit ins Berlin der Zwanzigerjahre nimmt, erwartet diesen viel Atmosphäre, einiges an Humor, eine ganze Reihe interessanter, manchmal skurriler, oft liebenswerter Typen und sehr gute Unterhaltung. Das hat sie mit ihren beiden Krimis aus jener Zeit bereits bewiesen und das schafft sie auch hier wieder.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Charaktere, die man bereits aus den Krimis kennt, hier in Nebenrollen auftreten oder zumindest erwähnt werden – das fühlt sich ein bisschen wie Heimkommen an, und gibt dem Ganzen noch einiges mehr an Atmosphäre. Für den Leser, der die beiden vorherigen Romane bereits kennt, ist das ein kleiner Bonus, aber auch ohne das wird man viel Freude an dem Roman haben – und man kann es dann ja umgekehrt machen, die beiden anderen Romane hinterher lesen (ich kann mir gut vorstellen, dass man nach der Lektüre diesen Romans große Lust darauf haben wird.).

Wie bereits erwähnt, sind ein großes Plus des Romans die liebevoll gestalteten Charaktere. Das fängt bereits mit Fritzi an, die zunächst etwas naiv wirkt, sich später als kluge, gewitzte Frau herausstellt, die Herz und Verstand am rechten Fleck hat. Oder der Graf, der sich mit Künstlern umgibt und immer etwas melancholisch wirkt, Rosa und Wlad, das schwule Pärchen, bei dem Fritzi unterkommt, sehr sympathisch und Künstler durch und durch, Inge, mit der sich Fritzi anfreundet, die so gerne Schauspielerin werden möchte, es aber höchstens zur Statistin schafft, und viele Nebenfiguren, wie Viktor Klingenberg, bei dessen Vernissage die Exponate in einem Nebenzimmer versteckt werden, damit sie die Stimmung der Feier nicht kaputt machen und so weiter und so fort – man muss sie einfach alle mögen und würde sie am liebsten „in echt“ kennen lernen.

Wie bereits erwähnt, ist der Roman wieder sehr atmosphärisch, die Stimmung ist fast greifbar. Wunderbar fand ich eine Szene, in der beschrieben wird, wie der Gesang eines anderen Charakters auf Fritzi wirkt. Die Sprache ist schön der Zeit angepasst, wodurch sich Atmosphäre und Authentizität noch erhöhen..

Ein bisschen schade finde ich zwar, dass das Café unter den Linden dann doch nicht die Rolle spielte, wie erwartet, man trifft sich zwar mal dort, es wird auch öfter erwähnt, ist aber nicht zentral. Andererseits ist das, bei dieser wunderbaren Geschichte, sehr gut zu verschmerzen.

Bereits mit der ersten Seite hatte mich der Roman wieder gepackt und ich mochte ihn nur ungern aus der Hand legen. Es liest sich einfach gut und unterhält noch besser. Ich hoffe sehr, Fritzi, Hans und die anderen einmal wieder zu treffen, schön wäre eine Fortsetzung des Romans, aber auch ein Wiedersehen als Nebenfiguren würde mir gefallen. Spätestens mit diesem dritten Roman hat es die Autorin in die Riege meiner Lieblingsautoren geschafft, ich kann den nächsten Roman kaum erwarten. Diesen hier empfehle ich uneingeschränkt und vergebe sehr gerne die Höchstpunktzahl.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Ich habe mich in eine Henkersfamilie verliebt ...

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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1672: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in den Rat der Zwölf, einer Versammlung der Henkerszunft, berufen worden, und reist mit seiner Familie zur Sitzung nach München. Einmal in München, hoffen die ...


1672: Der Schongauer Henker Jakob Kuisl ist in den Rat der Zwölf, einer Versammlung der Henkerszunft, berufen worden, und reist mit seiner Familie zur Sitzung nach München. Einmal in München, hoffen die Kuisls darauf, ein paar familiäre Anliegen erfüllen zu können: Magdalena hofft auf einen guten Schulplatz für ihren ältesten Sohn Peter, ihr Mann Simon wünscht sich einen bekannten Arzt treffen zu können, der sein Traktat veröffentlicht, und Kuisl selbst würde gerne seine Tochter Barbara unter die Haube bringen.

In München erwartet sie jedoch zunächst anderes: Morde an jungen Frauen, falsche Münzen und verschwundene Schoßhündchen.

Ich habe einmal wieder eine Buchreihe mittendrin angefangen, denn dies ist bereits der siebte Band um die Henkersfamilie, deren Nachfahr der Autor ist. Auch ohne die Vorgängerbände zu kennen, hatte ich einen guten Einstieg in den Roman, ja, er packte mich von Anfang an. Es ist also kein Nachteil, erst später einzusteigen, allerdings machen Anspielungen und Verweise auf frühere Bände sehr schnell Lust, diese auch zu lesen.

Dass ich mich so schnell heimisch fühlte, liegt vor allem daran, dass mir Jakob Kuisl und seine Familie sehr schnell sympathisch waren. Der Kriminalfall selbst findet erst später seinen Weg zu ihnen, zunächst lernt man die Familie kennen und lieben. Da ist z. B. Magdalena, Kuisls ältere Tochter, die ihre drei Kinder allesamt sehr liebt, auch wenn sie das eine oder andere Problem mit ihnen hat: Paul, der Rumtreiber, Peter, der gerne lernt, aber von seinen Klassenkameraden gemobbt wird, und Sophia, die mit einem Klumpfuß geboren wurde, der ihre Zukunft nicht gerade rosig erscheinen lässt. Auch Barbara, Magdalenas Schwester hat ihr Päckchen zu tragen. Ihre Probleme machen die Familie zu einer ganz normalen, man kann sich sehr schnell mit ihr identifizieren. Dass Jakob Kuisl Henker ist, die Familie dadurch eben doch nicht ganz normal, wird einem immer einmal wieder bewusst, man kann es aber auch immer wieder vergessen.

Der Fall ist sehr spannend, eigentlich sind es ja gleich mehrere, die die gesamte Henkersfamilie auf Trab halten, und die immer mal wieder ineinandergreifen. Alle Fälle sind am Ende perfekt gelöst, und warten teilweise mit Überraschungen auf, manche Überraschung lässt mich sogar ein bisschen traurig zurück. Auch die persönlichen Belange werden gelöst, ebenfalls nicht immer so, wie zunächst vermutet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, so dass man als Leser immer mittendrin ist im Geschehen. Hin und wieder gibt es auch recht humorvolle Szenen, z. B. als einige der Protagonisten einen Kostümball heimsuchen.

Gut gefallen hat mir auch, dass verschiedene historische Persönlichkeiten, zum Teil auch als handelnde Personen, auftreten, wie z. B. der Arzt Malachias Geiger oder Kurfürstin Henriette Adelaide und ihr Sohn Max Emanuel.

Wie ich es bei einem historischen Roman mag, hat auch dieser einige Extras zu bieten: Zwei Karten des München jener Zeit, ein Personenverzeichnis, einen Stammbaum der Henkersfamilie, ein interessantes Nachwort des Autoren sowie einen kleinen Münchner Stadtführer „Auf den Spuren der Henkerstochter“.

Schon nach wenigen Seiten war ich ein Fan der Familie Kuisl, mir hat der Roman sehr gut gefallen und mich ebenso gut unterhalten. Ich freue mich nun darauf, die Vorgängerbände zu lesen und hoffe auf viele weitere Bände. Für Freunde historischer Kriminalromane ist die Reihe auf jeden Fall sehr zu empfehlen!

Veröffentlicht am 09.07.2017

Ein Genuss - in mehrfacher Hinsicht!

Wahre Helden
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Cohen, der Barbar, ist mit der Grauen Horde nach Cori Celesti, dem Mittelpunkt der Scheibenwelt, unterwegs, er, der letzte Held, will den Göttern zurückgeben, was der erste Held ihnen gestohlen hat: Das ...

Cohen, der Barbar, ist mit der Grauen Horde nach Cori Celesti, dem Mittelpunkt der Scheibenwelt, unterwegs, er, der letzte Held, will den Göttern zurückgeben, was der erste Held ihnen gestohlen hat: Das Feuer. Das könnte aber das Ende der Scheibenwelt bedeuten, so dass man sich in Ankh-Morpork große Sorgen macht, Lord Vetinari, die Zauberer der Unsichtbaren Universität und die Gildenmeister wollen nicht tatenlos zusehen. Doch Cohen ist dem Mittelpunkt bereits sehr nah und kann kaum noch eingeholt werden. Leonard von Quirm wird beauftragt, eine Lösung zu finden und begibt sich schließlich mit Karotte, dem Hauptmann der Wache, und Rincewind, dem eher glücklosen Zauberer, auf eine gefahrvolle Reise. Auch TOD macht sich Sorgen, denn die Lebensuhr Groß A'Tuins scheint abzulaufen. Einzig die Götter scheinen sorgenfrei …

Diese 27. Scheibenwelt-Geschichte kommt in einem prachtvollen Kleid daher, großformatig und mit vielen wunderschönen farbigen Illustrationen Paul Kidbys, viele davon doppelseitig, geben sie einen guten Eindruck nicht nur der verschiedenen Charaktere, sondern auch ihrer Erlebnisse.

Doch nicht nur optisch ist der Band ein Genuss, auch die Geschichte selbst ist absolut lesenswert. Nicht nur, weil eine ganze Reihe bekannter und beliebter Scheibenweltcharaktere auftauchen, sondern auch, weil sie voll ist mit Terry Pratchetts einzigartigem Humor (den Paul Kidby zudem unnachahmlich in seinen Bildern eingefangen hat) und vielen Anspielungen. Für Kenner der Scheibenwelt ist dieser Band ein einzigartiger Genuss!

Volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung für alle Fans des Autors. Wer die Scheibenwelt noch nicht kennt, liest sich vielleicht erst einmal mit den ersten Bänden ein.

Veröffentlicht am 30.06.2017

Was für ein herrlich origineller, skurriler und liebenswerter Ermittler!

Dr. Siri und seine Toten
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Demokratische Volksrepublik Laos, 1976: Der 72 Jahre alte Dr. Siri ist gegen seinen Willen zum einzigen Leichenbeschauer des Landes ernannt worden. Als altgedienter Kämpfer für den Kommunismus, wenn auch ...

Demokratische Volksrepublik Laos, 1976: Der 72 Jahre alte Dr. Siri ist gegen seinen Willen zum einzigen Leichenbeschauer des Landes ernannt worden. Als altgedienter Kämpfer für den Kommunismus, wenn auch eher wegen der Liebe als aus Überzeugung, hatte er eigenlich gehofft, nach dem kürzlich Durchsetzen, endlich in Ruhestand gehen zu können.

Sein neu benötigtes Wissen hat Siri sich aus schon etwas älteren Büchern angelesen. Mit der Leiche eines hohen weiblichen Parteimitgliedes kommt nun zwar eine interessante Untersuchung, aber auch möglicher Ärger auf seinen Tisch, doch das ist noch nicht alles, denn Frau Nitnoy ist nicht die einzige Leiche, die Siri in Bedrängnis bringt.

Was ist dieser Leichenbeschauer für ein origineller, skurriler und liebenswerter Ermittler! Und auch alle anderen Charaktere dieses etwas anderen Kriminalromans sind dem Autor gut gelungen und ähnlich skurril wie sein Protagonist. Da ist z. B. Dtui, Siris Sekretärin, die gerne selbst Leichenbeschauerin werden würde, oder Geung, sein Gehilfe mit Down-Syndrom, ohne den Siri ganz schön aufgeschmissen wäre, denn er ist der einzige, der wirklich Ahnung hat.

Die politische Lage bzw. die kommunistische Partei, die erst ein Jahr zuvor zur Macht im Lande wurde, spielen genauso eine Rolle wie das Land selbst, seine Probleme und seine Beziehungen zu den Nachbarstaaten, zum Teil ebenfalls kommunistisch, zum Teil auch nicht. Siri sieht das Ganze mit leiser Ironie, er ist auch nicht auf den Mund gefallen, so dass es für den Leser auch einiges zu Schmunzeln gibt. Sehr interessant ist der Ausflug zu den Hmong, einer Volksgruppe, die auch in Laos lebt.

Nicht jedermanns Sache sind möglicherweise Siris übersinnliche Wahrnehmungen, ich finde sie aber durchaus zu Siri passend und kein bisschen störend.

Der Fall bzw. die Fälle, die Siri hier bearbeiten muss, sind interessant und stellenweise richtig spannend – und werden gut aufgelöst.

Ich bin begeistert und war schon nach wenigen Seiten ein großer Fan des laotischen Leichenbeschauers. Den zweiten Band der Reihe habe ich mir bereits gekauft und auch die weiteren werden ganz sicher noch bei mir landen. Ich vergebe volle Punktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!