Profilbild von Tardy

Tardy

Lesejury Star
online

Tardy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Tardy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.05.2023

Eine Frau emanzipiert sich

Ein unvollkommener Ehemann
0

Sheila O´Flanagans Buch "Ein unvollkommener Ehemann" hat mich überrascht. In Erwartung einer humorvollen Geschichte, was unter anderem auch durch das farbenfrohe Cover suggeriert wird, habe ich ziemlich ...

Sheila O´Flanagans Buch "Ein unvollkommener Ehemann" hat mich überrascht. In Erwartung einer humorvollen Geschichte, was unter anderem auch durch das farbenfrohe Cover suggeriert wird, habe ich ziemlich blauäugig zu diesem Roman gegriffen und landete ganz urplötzlich in einer tiefsinnigen und interessanten Selbstverwirklichungsstory. Roxy hat es mir am Anfang zwar nicht leicht gemacht, denn sie kam ziemlich unsympathisch daher und man konnte ihren Mann Dave fast ein wenig verstehen, dass er sie betrogen hat. Was es natürlich nicht entschuldigt und ihn auch nicht von seinem Image als Kotzbrocken befreit. Aber im Laufe der Geschichte ist mir die Protagonistin immer mehr ans Herz gewachsen und ich konnte ihre Handlungen in allen Schritten nachvollziehen. Ich bewundere ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen. Sich ein neues Leben aufzubauen ist nicht gerade einfach, vor allem nicht in einem Land wie Irland, dem seine Traditionen noch viel wichtiger sind, als anderen Ländern in Europa. Der leichte und gut lesbare Schreibstil tut sein übriges, um das Buch gar nicht mehr weg legen zu wollen. Nur das Cover irritiert ein wenig und schreckt die Leser ab, denn man erwartet hier nicht diese Art von Buch. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.05.2023

Solider Krimi, der etwas verwirrt

Das Letzte, was du hörst
0

Von Andreas Winkelmann bin ich ja spannende und schlüssige Krimis gewohnt, deshalb hat mich der Klappentext neugierig gemacht, obwohl das Thema hier nicht so meins ist, denn ich lese lieber, als dass ich ...

Von Andreas Winkelmann bin ich ja spannende und schlüssige Krimis gewohnt, deshalb hat mich der Klappentext neugierig gemacht, obwohl das Thema hier nicht so meins ist, denn ich lese lieber, als dass ich höre. Der angenehme und bekannte Schreibstil ist jedenfalls gleich geblieben und man findet schnell einen Zugang zu diesem Buch. Die beiden Hauptprotagonistinnen sind sehr authentisch dargestellt und mir schnell sympatisch geworden. Allerdings haben mich die Abschnitte mit dem Podcast etwas müde gemacht und sie waren für mich leider eher lesehemmend. Aber dank der dann doch interessanten Geschichte, die fesselnd aufgebaut ist und mich dann doch bei der Stange hielt, war ich schneller durch das Buch, als gedacht. Und der Autor hat mich am Ende nach einigen Verwirrungen doch noch angenehm überrascht. Alles in allem ist ihm wieder ein gut durchdachter und lesenwerter Thriller gelungen. Ich freue mich schon darauf, wieder etwas von den beiden Frauen zu lesen, vielleicht mal mit einem anderen Thema, das mir persönlich mehr zusagt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Fesselnd, düster ...

Grado im Dunkeln
0

Die junge Lehrerin Violetta wird nachts nach einer Autopanne entführt und vergewaltigt. Die Kommissarin Maddalena Degrassi erkennt Parallelen zu anderen Vergewaltigungen und beginnt zu ermitteln. Als dann ...

Die junge Lehrerin Violetta wird nachts nach einer Autopanne entführt und vergewaltigt. Die Kommissarin Maddalena Degrassi erkennt Parallelen zu anderen Vergewaltigungen und beginnt zu ermitteln. Als dann noch ein Mord geschieht, bekommt die Angst vor einem Serientäter neue Dimensionen.

Andrea Nageles Buch "Grado im Dunkeln" ist der zweite Teil einer Reihe, für mich jedoch das erste Buch dieser Autorin.

Der fesselnde, detaillierte Schreibstil nahm mich als Leser sofort gefangen, der Roman liest sich leicht und man fliegt nur so durch das Buch. Mit den Protagonisten, die für mich neu waren, wurde ich durch die genaue und stark emotionale Beschreibung ihrer Charaktere schnell vertraut. Die düstere Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht, schafft Beklemmungen, die man nicht so schnell wieder los wird, denn die Autorin schreibt so authentisch, dass man fast meint, man ist selbst betroffen. Die traumatische Aufarbeitung einer solchen Tat wird sehr gut ausgearbeitet und man spürt den ganzen Schrecken, den ein Opfer durchmachen muss. Ich jedenfalls konnte das Buch kaum mehr weglegen und habe nur noch gehofft, endlich aus diesem Alptraum erlöst zu werden. Leider hat das offene Ende nicht zu einer Aufklärung geführt und mich etwas ratlos zurück gelassen. So bleiben sehr viele Fragen für mich offen. Ich gehe davon aus (und hoffe es), dass sie wohl im nächsten Fall gelöst werden. Diese Tatsache erhöht natürlich die kaum zu ertragende Spannung, noch um einiges mehr und sorgt dafür, dass man den Folgeband unbedingt lesen möchte. Das Ende hat auch dafür gesorgt, dass mir das Buch noch lange im Kopf bleiben wird. Es bleibt leider auch ein bitterer Nachgeschmack und das Gefühl versagt zu haben. Für mich war das ein sehr guter Roman, der den Leser tief in die Seele blicken lässt.

Nett sind die Rezepte des Buches im Anhang, hier vielleicht etwas fehl am Platze, denn direkt nach der Lektüre hatte ich nicht unbedingt Hunger. Aber mit etwas Abstand werde ich sicher das ein oder andere mal ausprobieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Authentische Landschaftsbeschreibungen

In tiefen Schluchten
0

Tori Godon ist vor einigen Jahren mit ihrem Mann Carl ins Viverais, der Heimat seiner Vorfahren, gezogen. Einer rauen, zerklüfteten Landschaft im Süden Frankreichs, die von Höhlen und Geheimnissen durchzogen ...

Tori Godon ist vor einigen Jahren mit ihrem Mann Carl ins Viverais, der Heimat seiner Vorfahren, gezogen. Einer rauen, zerklüfteten Landschaft im Süden Frankreichs, die von Höhlen und Geheimnissen durchzogen ist. Carl, ein Nachkömmling der Hugenotten, war auf der Suche nach seiner Vergangenheit und da er inzwischen verstorben ist, nimmt Tori sich dieser Aufgabe an. Als ein holländischer Tourist, der sich bei einer Freundin einquartiert hat, verschwindet, entdeckt sie in seinen Sachen ein altes Frauenbild, das sie neugierig macht. Ihre Nachforschungen verbreiten eine ungute Unruhe im Dorf, die Schlimmes nach sich zieht.

Anne Chaplets Roman ist weniger ein Krimi, als eine sehr interessante Milieustudie eines Landstriches in Frankreich. Diese Gegend hat eine bewegte Vergangenheit. Die Hugenotten waren hier ziemlich aktiv und auch die Widerstandsbewegung im zweiten Weltkrieg hatte hier ideale Bedingungen. Denn die Region ist von Höhlen und unterirdischen Gangsystemen durchzogen, die perfekt als Verstecke taugten. Die detaillierte und bildhafte Beschreibung von Land und Leuten sorgt aber dafür, dass die Spannung trotzdem nicht zu kurz kommt. Man hat das Gefühl direkt vor Ort zu sein. Ich kenne die Gegend sehr gut und konnte mich sogleich wieder dahin zurückversetzen. Die ständigen Regenfälle, die undichten Dächer der alten Häuser, die steilen Straßen, all das wird wunderschön und authentisch beschrieben. Man taucht tief ein in die Geschichte der Cevennen und erfährt auch viel über die Bewohner dieser Berggegend, die verschlossen und misstrauisch sind. Es wird einiges vertuscht und nur langsam kommt die Wahrheit ans Licht. Die Schuld der Vorfahren wollte man auf immer verbergen, damit kein schlechtes Licht auf sie fällt. Die Protagonisten sind sympathisch gezeichnet und sehr realistisch dargestellt. Für Liebhaber Frankreichs ist dieses Buch eine schöne Lektüre, die Lust auf Urlaub macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2023

Spannend und interessant

Rachemond
0

Der Vorsitzende der Christine-Lavant-Vereinigung wird tot aus einem Fluß gefischt, angeblich war es Selbstmord und die Kärnter Polizei legt den Fall schnell zu den Akten. Elvira Hausmann, eine Wiener Journalistin ...

Der Vorsitzende der Christine-Lavant-Vereinigung wird tot aus einem Fluß gefischt, angeblich war es Selbstmord und die Kärnter Polizei legt den Fall schnell zu den Akten. Elvira Hausmann, eine Wiener Journalistin soll in dieser Sache recherchieren, wird aber überall nur brüsk abgewiesen. Ein verschollenes Buch der Dichterin, in dem sie mit ihrem ehemaligen Liebhaber abrechnet, spielt eine große Rolle in dieser Geschichte. Der Inhalt soll aber auf keinen Fall publik werden. Doch Elvira lässt nicht locker und gerät selbst in Gefahr.

Das Debüt von Wolfgang Jezek ist eigentlich die Lebensgeschichte von Christine Lavant, einer Dichterin aus Kärnten, die der Autor geschickt in eine Krimihandlung verpackt hat. Sehr gut und intensiv wurde hier recherchiert, das spürt man in jedem Abschnitt. Die interessanten, spannenden Informationen über die Schriftstellerin, die mir bis dato noch unbekannt war, sind schon alleine ein Grund dieses Buch zu lesen. Durch die leicht zu lesende und flüssige Schreibweise hatte ich keine Mühe an der Stange zu bleiben und flog nur so durch die Seiten. Die Spannung wurde durch den Kriminalfall nur noch verstärkt und bis zum Ende aufrecht erhalten. Schön sind auch die detailreichen und ausführlichen Beschreibungen von Gegend und Personen. Man hat dadurch ein authentisches Erlebnis und fühlt sich in der Geschichte schnell involviert. Die Protagonisten wirken realistisch, man spürt ihre Ecken und Kanten, das macht sie lebendig. Vor allem Elvira, die ihre Ängste und Launen zeigt und auch mal all ihre Vorsätze über den Haufen wirft. Das macht sie für mich glaubwürdig und sympathisch. Auch die anderen Charaktere sind gut dargestellt und bringen viel Atmosphäre. Man spürt sehr viel Lokalkolorit, was sicher auch am eingestreuten Dialekt liegt. Die Mentalität der Kärntner, die ja als eher verschlossen und misstrauisch gelten, wird gut dargestellt und man kann dadurch manche ihrer Verhaltensweisen leichter verstehen. Einziger Kritikpunkt von meiner Seite ist, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass einer Journalistin freiwillig soviel anvertraut wird, wie es hier der Fall war. Aber das nehme ich als freie schriftstellerische Entfaltung an und meinem Lesevergnügen hat es keinen Abbruch getan.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere