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Veröffentlicht am 15.09.2016

Familienbande kappt man nicht so einfach

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Sandra lebt mit ihrem Mann und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in ihrem einsam gelegenen Eigenheim nahe der kanadischen Grenze ein glückliches, unauffälliges Leben. Bis zwei geflohene Strafgefangene bei ...

Sandra lebt mit ihrem Mann und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in ihrem einsam gelegenen Eigenheim nahe der kanadischen Grenze ein glückliches, unauffälliges Leben. Bis zwei geflohene Strafgefangene bei ihnen eindringen und die Familie als Geiseln nehmen. Doch die Geiselnahme ist nicht das einzige, was bei Sandra einen Sturm der Gefühle auslöst und lang verdrängte Erinnerungen wachruft: Sie kennt einen der Entflohenen aus einem früheren Leben. Ein Leben, das sie um jeden Preis vergessen wollte. Jetzt muss sie sich ihren Erinnerungen stellen, um ihre Familie zu retten.
„Night Falls – du kannst dich nicht verstecken“ von Jenny Milchman ist ein Thriller, der auf zwei Zeitebenen spielt. Zum einen befindet man sich als Leser gemeinsam mit Sandra, ihrer Familie und den Geiselnehmern in der Gegenwart und erlebt ihren Kampf ums Überleben hautnah mit.
Zum anderen sind da die Rückblenden in Nicks – einer der entflohenen Sträflinge – Leben, bevor er ins Gefängnis kam und nach und nach erschließt sich dem Leser, was ihn und Sandra verbindet.
Die Geschehnisse in der Gegenwart fand ich sehr spannend erzählt und dann habe ich das Buch bzw. den Abschnitt auch schnell und gern gelesen. Rückblenden hingegen finde ich oft langweilig: Etwas, das „damals geschah“ berührt mich meist nicht besonders. Hier habe ich mich gefragt, ob eine Mutter wirklich so blind gegenüber dem wahren Charakter ihres Kindes sein kann. Warum jemand nicht sehen will, was für andere offensichtlich ist und – allem voran – warum der Vater nicht stärker interveniert hat. Dessen gewaltsamer Tod, der Grund, warum Nick „einfährt“ - eine Bezeichnung, die ich ganz furchtbar finde -, war mithin auch keine wirkliche Überraschung. Und schon gar nicht die Reaktion der Mutter darauf.
Interessanter hingegen, was aus den verschiedenen Personen in der Gegenwart wird. Hier ist noch alles offen, kann noch vieles geschehen. Besonders Harlan – der zweite Ausbrecher – macht eine Entwicklung durch, die ich so nicht erwartet hätte. Schade um das abrupte Ende.
Recht plötzlich kommt dann auch das Ende dieses Thrillers und vieles „wie es kommen muss“. Da hat mir dann doch die letzte Überraschung, eine unerwartete Wendung des ganzen gefehlt – zumindest ein wenig.
Alles in allem ist „Night Falls“ jedoch ein Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Spannung steigert sich zum Ende

Mörderische Wahrheiten
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Carlotta Fiore, Kaufhausdetektivin und gescheiterte Opernsängerin, ermittelt in einem neuen Fall: Mehrere Teenager werden tot aufgefunden, alle gekleidet in gelbe T-Shirts und graue Hosen, die Fingernägel ...

Carlotta Fiore, Kaufhausdetektivin und gescheiterte Opernsängerin, ermittelt in einem neuen Fall: Mehrere Teenager werden tot aufgefunden, alle gekleidet in gelbe T-Shirts und graue Hosen, die Fingernägel rosa lackiert. Das Tatmuster erinnert an eine alte Mordserie dreißig Jahre zuvor. Konrad Fürst, Carlottas ehemaliger Partner und vermutlich leiblicher Vater, hat damals ermittelt. Doch Konrad, gerade aus einem 18 monatigen Koma erwacht, kann sich an nichts erinnern. Als der Mörder auch Carlottas Leben bedroht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

„Mörderische Wahrheiten“ von Theresa Prammer ist der zweite Carlotta-Fiore-Krimi, jedoch der erste, den ich gelesen habe. Anfangs hatte ich Befürchtungen, dass mir wichtige Details aus „Wiener Totenlieder“ fehlen könnten, doch der Autorin gelingt es gut, die offenbar wichtigsten Fakten in das Buch zu integrieren, sodass ich gut folgen konnte.
Allerdings braucht der Roman schon seine Zeit, um wirklich spannend zu werden. Zu sehr werden mir die häuslichen Zwistigkeiten zwischen Carlotta und ihrem Lebensgefährten Hannes in den Fokus gerückt, zu oft ist mir von ihrem gemeinsamen Sohn die Rede. Das mag zwar ein gutes Mittel sein, um den Protagonisten ein Gesicht zu geben, um ihnen Leben einzuhauchen, aber es taugt nicht, um den Fall zu lösen und war mir an mancher Stelle einfach zu viel.
Als zu viel bzw. gänzlich unpassend empfand ich die eingestreute Jugendsprache. Jedenfalls hätte man diesen einen Ausspruch „Chill mal deine Basis“ gut weglassen können, da die Jugendlichen ansonsten auch normal reden.
Gut gefallen hat mir hingegen der Charakter des Konrad Fürst. Ihm nahm ich die Verzweiflung darüber, dass ihn sein Gedächtnis so im Stich ließ, jederzeit ab und er tat mir richtig leid.
Lange Zeit tappte ich ebenso wie die Polizei im Dunkeln, was die Identität des Mörders betrifft. Auf die Auflösung zum Schluss, als der Spannungsbogen auch deutlich nach oben steigt, war ich nicht gefasst, obwohl ich eine gewisse Logik durchaus erkennen kann.
Trotz der Abzüge hinsichtlich der häuslichen Verhältnisse würde ich gern mehr von Carlotta, Konrad und Hannes lesen. Vielleicht besorge ich mir auch noch die „Wiener Totenlieder“ um alles von Anfang an miterleben zu können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Denn ich bin der Tod

I Am Death. Der Totmacher (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 7)
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Der elfjährige Richard Temple wird auf dem Heimweg von der Schule entführt und verschwindet spurlos.
Nicole Wilson wird aus dem Haus, in dem sie als Babysitter jobbt, verschleppt und taucht Tage später ...

Der elfjährige Richard Temple wird auf dem Heimweg von der Schule entführt und verschwindet spurlos.
Nicole Wilson wird aus dem Haus, in dem sie als Babysitter jobbt, verschleppt und taucht Tage später tot und misshandelt wieder auf.
Bei der Untersuchung des Tatortes stellen Profiler Robert Hunter und sein Kollege Carlos Garcia fest, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, der mit seiner „Arbeit“ gerade erst begonnen hat.
Dann wird eine weitere Leiche gefunden, die man dem selben Täter zuordnen kann, obwohl die Tat eine ganz andere Handschrift trägt. Was will der Täter der Polizei sagen und werden Robert und Carlos den Mann stoppen können?


„I am Death – Der Totmacher“ ist der 7. Band der Robert-Hunter-Reihe und der zweite nach „Die stille Bestie“ von Chris Carter, den ich gelesen habe.
Das Erscheinungsbild des Covers ist dabei dem des Vorgängers so ähnlich, dass sie leicht als zusammengehörig erkannt werden.
Anders als im vorhergehenden Fall ermitteln Robert Hunter und sein Kollege hier gemeinsam, dennoch hatte ich den starken Eindruck, dass der Fokus eindeutig auf Robert Hunter als Protagonist lag. Jedenfalls kam es mir so vor, dass ich viel von und über Hunter erfuhr, während Garcia weitestgehend blass blieb.
Chris Carter schreibt auf jeden Fall wieder sehr spannend: lässt im rechten Augenblick einen Handlungsfaden los, um einen anderen wieder aufzunehmen, sodass ich das Buch einmal begonnen kaum aus der Hand legen mochte. Die Geschehnisse beschreibt er gleichzeitig plastisch wie subtil und ich konnte mir alles recht gut vorstellen. Leider will ich fast sagen, denn das, was der Täter seinen Opfern antut, verlangt nicht nur den Ermittlern alles ab.
Die Lösung des Falles ist dann so überraschend wie logisch, dass man sich als Leser beinahe darüber wundert, nicht selbst das Rätsel geknackt zu haben.
Ich freue mich jedenfalls auf weitere Fälle des Duos Hunter & Garcia.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Drei starke Frauen

Die Frauen von La Principal
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1893: Als ihr Vater mit den vier Brüdern nach Barcelona aufbricht, weiß Maria, dass sie zurückbleiben wird, um das zu verwalten, was nach einem Reblausbefall vom Weingut „La Principal“ übrig geblieben ...

1893: Als ihr Vater mit den vier Brüdern nach Barcelona aufbricht, weiß Maria, dass sie zurückbleiben wird, um das zu verwalten, was nach einem Reblausbefall vom Weingut „La Principal“ übrig geblieben ist.

1936/1940: Am Vorabend der Spanischen Revolution findet man eine Leiche vor den Toren der La Principal. Wer hat sie dort deponiert und warum? Vier Jahre später ist es die Aufgabe des Inspectors, diese Frage zu beantworten.

2001: Maria Costa erhält von ihrem Vater die Geschichte des Weingutes und damit auch ihrer Familie. Sie ahnt nicht, welche Enthüllungen auf sie warten. Wie wird sie darauf reagieren?


„Die Frauen von La Principal“ von Lluis Llach ist die Geschichte der Familie Roderich und ihres Weingutes La Principal, die sich über drei Generationen hinweg erstreckt.

Der Leser lernt Maria Roderich und ihre Tochter Maria Magi kennen. Beide erben das Weingut „La Principal“ und müssen die Ärmel hochkrempeln, um das Weingut wieder zum Laufen zu bringen bzw. um aus einem Weinanbau einen für Haselnüsse zu machen. Jede von ihnen findet auf ihre Weise ihr persönliches Lebensglück, das fest mit der La Principal verbunden ist.

Jahrzehnte später erzählt Llorenc Costa seiner Tochter die Geschichte dieser beiden beeindruckenden Frauen und auch von den Ermittlungen eines Inspectors zu einem Mordfall, der sich 1936 nahe der La Principal ereignet hat.

Ich durfte diesen Roman im Rahmen einer Leserunde lesen und danke dem Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars.

Rückblickend fand ich den Roman wirklich sehr interessant, zumal mir die Ereignisse rund um den Spanischen Bürgerkrieg nahezu unbekannt waren, aber Lluis Llach gelingt es sehr gut, Informationen dazu in seine Erzählung mit einfließen zu lassen, ohne dabei belehren zu werden. Anfangs hatte ich Bedenken, dass mich die Namensgleichheit der drei Marias auf Dauer zu sehr verwirrend würde – und auf den ersten Seiten war dem auch so – doch mit fortschreitender Geschichte konnte ich sie immer besser auseinander halten. Zumal Maria Costa erst zum Schluss hin so richtig in Erscheinung tritt.

Ansonsten habe ich manches Mal wirklich herzlich lachen müssen, denn die einzelnen Charaktere sind wunderbar beschrieben bzw. agieren herrlich lebensecht, sodass ich mir viele Szenen gut vorstellen konnte. Besonders die Gespräche von Inspector Recarder und Ursula haben mich oft zum schmunzeln gebracht.

Einziger Wermutstropfen war die kleine Schrift, in der das Buch gedruckt wurde. Diese machte es zum Teil recht anstrengend, längere Passagen an einem Stück zu lesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die blinde Ermittlerin: eine ungewöhnliche Heldin

Endgültig
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Jenny Aaron war Mitglied einer Elitegruppe der Polizei – bis eine Operation vollkommen aus dem Ruder lief: Mehrere Kollegen wurden getötet, Jenny überlebte schwer verletzt, ist seither jedoch blind. Nun ...

Jenny Aaron war Mitglied einer Elitegruppe der Polizei – bis eine Operation vollkommen aus dem Ruder lief: Mehrere Kollegen wurden getötet, Jenny überlebte schwer verletzt, ist seither jedoch blind. Nun arbeitet sie als Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA.
Ein Anruf reißt sie aus ihrer üblichen Routine, denn im Berliner Gefängnis wurde eine Psychologin getötet und Boenisch, der geständige Täter, will nur mit Jenny Aaron sprechen.
Jenny ahnt nicht, welches Martyrium ihr bevorsteht und am Ende dieses Tages wird nichts so sein, wie vorher.

„Endgültig“ ist ein Thriller als der Feder des deutschen Autors Andreas Pflüger, der zuvor in erster Linie Drehbücher geschrieben hat. Erschienen ist das Buch als Hardcover im Suhrkamp Verlag mit 459 Seiten. Das Cover ist schlicht weiß, mit dem Autorennamen und dem Titel in schwarzer Farbe. In gelbem Farbton setzt sich ein Begriff in Braille-Schrift davon ab. Auch der Buchschnitt ist in gelb gehalten, was mir persönlich überhaupt nicht gefällt.
Dies war mein erster Roman des Autors, doch es ist gut möglich, dass es nicht mein letzter gewesen ist. Denn Herr Pflüger schreibt sehr spannend. Die Handlung wird rasant vorangetrieben, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Mit der blinden Protagonistin betritt der Leser eine für ihn neue Welt, die hauptsächlich aus Geräuschen zur Orientierung besteht. Dies beschreibt der Autor sehr detailreich und gekonnt und dennoch – oder gerade deshalb – ist mir Jenny Aaron seltsam fremd geblieben: Kann eine blinde Frau das alles wirklich leisten? Ich habe meine Zweifel, bin aber gern bereit, Jenny eine zweite Chance zu geben.