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Veröffentlicht am 23.05.2023

Ein etwas anderer Krimi

Grado und die Tote in der Lagune
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„...Als er mit ihr fertig war, schwamm sie noch einige Zeit mit ausgebreiteten Haar auf dem Wasser, ehe sie langsam in der Lagune versank...“

Mit diesen Worten endet der Prolog. Sie hatte sich Hilfe erhofft ...

„...Als er mit ihr fertig war, schwamm sie noch einige Zeit mit ausgebreiteten Haar auf dem Wasser, ehe sie langsam in der Lagune versank...“

Mit diesen Worten endet der Prolog. Sie hatte sich Hilfe erhofft und fand den Tod.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Allerdings stehen bei dem nicht die Ermittlungen im Vordergrund, sondern die psychischen Befindlichkeiten der Protagonisten.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Das bedeutet auch, dass er Stimmungen besonders eindringlich wiedergibt und kleine Nuancen gekonnt herausarbeitet.
Kommissarin Maddalena Degrassi ist über den Tod ihres Freundes Franjo noch nicht hinweg. Ein Kollege rät ihr:

„...Vielleicht bedeutet es, dass Sie ihn schrittweise loslassen sollen, damit er gehen kann. Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber es ist meine bescheidene Meinung...“

Während es im Kommissariat ruhig zugeht, steuert die Situation in Grado auf eine Katastrophe zu. Toto, ein junge Mann, der zwar geistig und körperlich behindert ist, aber feine Antennen für menschliche Befindlichkeiten hat, beobachtet zwei Männer beim Drogenkonsum. Leider kann er sich nicht gut ausdrücken. Deshalb versteht Maddalena nicht, was er ihr sagen will. Außerdem nimmt Toto jede Aussage wörtlich. Das macht die Kommunikation nicht einfach. Hinzu kommt, dass er trotz allem manchmal gefühllos wirkt, obwohl er es sicher nicht ist.
Die Personen werden gut charakterisiert. Da ist Sebastiano, Aquamarines Freund aus Kinderjahren. Die langjährige Freundschaft ist für ihn so selbstverständlich, dass er sich keine Mühe mehr gibt. Logischerweise fühlt sich die junge Frau geschmeichelt, als ihr ein anderer Mann Komplimente macht.
Aquamarine weiß, was sie will. So möchte sie dereinst das Restaurant von Vater und Onkel weiterführen. Beide haben sie nach dem Tod der Mutter großgezogen. Natürlich bleiben auch im familiären Umfeld Spannungen nicht aus.
Als die 16jähriger Aquamarine vermisst wird, weiß ich als Leser fast mit Sicherheit, wer der Täter ist. Die Polizei dagegen tappt im Dunkeln.
Ganz nebenbei lerne ich in der Geschichte einiges über Cannabis, seine Anwendung und seine Wirkung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Gekonnt wird erzählt, wie viele kleine falsche Handlungen und manche Dinge, die unter der Oberfläche schwelen, letztendlich die Situation eskalieren lassen und dem Täter in die Hände spielen.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Spannender historischer Roman

Das Erbe derer von Thurn und Taxis
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„...Längst hatten die von Taxis erkannt, was ein Nachrichtendienst wert war. Schon seit mehr als hundert Jahren stand die Familie in habsburgischen Dienst...“

Doch nun gibt es Streit. Lamoral von Taxis` ...

„...Längst hatten die von Taxis erkannt, was ein Nachrichtendienst wert war. Schon seit mehr als hundert Jahren stand die Familie in habsburgischen Dienst...“

Doch nun gibt es Streit. Lamoral von Taxis` Freundinnen werden immer jünger. Er braucht Geld. Deshalb fürchtet Leonhard um sein Erbe.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgefeilt.
Wir schreiben das Jahr 1623. In weiten Teilen Europas wütet der Krieg. Brüssel, der Sitz derer von Taxis, ist bisher davon verschont geblieben.
Im Hause Taxis erweist sich Gräfin Alexandrine, die Ehefrau von Leonhard, als zielstrebig und selbstbewusst. Sie hat auch dafür gesorgt, dass sie im Falle des Ablebens ihres Ehemanns als Generalpostmeisterin eingesetzt werden kann.
In Mainz treffen Silas, der Ziehsohn des Oberstallmeisters des Erzbischofs, und Alexandrine erstmals aufeinander. Beide verbindet die Liebe zu Pferden. Silas hat viel von Viktor von Eisenberg gelernt, der einen sanften Umgang mit Pferden bevorzugt.

„...Wir sollten die Anmut des jungen Pferdes bewahren, denn sie ist wie der Blütenduft, der, einmal entschwunden, nie wiederkehrt...“

Silas und Alexandrine können nicht verleugnen, dass sis die Anziehung zwischen sich spüren. Beide aber wahren Anstand und Abstand. Gekonnt werden die Kriegsereignisse in die Handlung integriert. Als Leser erfahre ich, was in der Welt geschieht, weil in den Gasthäusern die neuesten Nachrichten aus den Zeitungen vorgelesen werden.
Nach dem frühen Tod wird Alexandrine die Aufgabe als Generalpostmeisterin bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes übertragen. Daran ist allerdings die Bedingung geknüpft, dass sie nicht heiraten darf.
Sowohl in Alexandrines Kreisen als auch am Mainzer Hofe werden die aktuellen Ereignisse diskutiert. Silas resümiert.

„...Der Schwedenkönig hat genügend Verbündete hier im Land, und zudem unterstützt ihn Frankreich. Mich kann niemand mehr glauben machen, es gehe in diesem Krieg nur um die wahre Religion...“

Silas verdingt sich als Postreiter. Dadurch kommt er dem Kriegsgeschehen immer näher. Die Postwege sind nicht mehr sicher. Der Krieg erzwingt weite Umwege. Alexandrine nimmt das Geschäft ernst. Sie reitet selbst durch das Land und kontrolliert die Poststationen. Bei Misswirtschaft ist sie unerbittlich. Außerdem sorgt sie für die Bildung ihrer beiden Kinder und bereitet den Sohn auf die Zukunft als Generalerbpostmeister vor. Das Familienleben wirkt angenehm, auch wenn Alexandrine in ihren Forderungen konsequent ist.Ab und an blitzt ihr feiner Humor auf.

„...Ihr seid ein Sturschädel und benehmt euch wie ein Hundewelpe, dem sein Knöchlein weggenommen werden soll...“

Die Grausamkeiten des Krieges werden an verschiedenen Stellen angedeutet, ohne dass die Autorin in die Tiefe geht. Das gefällt mir. Es genügt, um zu erkennen, was der Krieg aus Menschen macht.
Hilde, Silas` Schwester, der der Krieg fast alles genommen hat, zieht die richtigen Schlussfolgerungen.

„...Abertausende hat der Sensenmann geholt. Wofür mussten sie sterben? Für den richtigen Glauben? Gibt es diesen denn? Nein, gestorben sind sie für machthungrige Männer...“

Ein Nachwort, ein Zeitstrahl und eine Karte der Zeit ergänzen die Geschichte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gekonnt werden hier die Kriegsereignisse mit konkreten Schicksalen verknüpft,

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Eine harte Zeit für Pastor Tim

Pastor Tim Thriller / Delphis Flame
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„...Mein Name ist Delphis Flame. Ich bin eine künstliche Intelligenz, die dich herausfordert. Ich habe mich entschieden, dass du nur dann weitere Ressourcen auf diesen Planeten verbrauchen darfst, wenn ...


„...Mein Name ist Delphis Flame. Ich bin eine künstliche Intelligenz, die dich herausfordert. Ich habe mich entschieden, dass du nur dann weitere Ressourcen auf diesen Planeten verbrauchen darfst, wenn du dich als würdig erweist...“

Wir befinden uns in unserer nahen Zukunft, als Pastor Tim diese Nachricht erhält. Er hält das Ganze für einen Witz.
Der Autor hat eine spannenden Thriller geschrieben. Noch mehr als in seine anderen Büchern verknüpft er hier Glaubensthemen mit einer fesselnden Handlung.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen.
Bald zeigen sich erste Folgen des Hackerangriffs. Es werden über sein Telefon Falschnachrichten verbreitet, es gibt massiv Kirchenaustritte und das persönliche Konto ist leer geräumt. Tim nimmt die Sache trotzdem noch nicht ernst, auch die folgende Drohung nicht.

„...“Dann lösche ich dich aus. Ich ziehe deinen Stecker.“ „Das ist doch lächerlich. Du bist doch nur ein Computerprogramm. Wie willst du das tun?“...“

Als das Programm allerdings die Technik des Autos übernimmt, wird es kritisch. Pastor Tim sucht sich Hilfe bei Fred, einen Freund und Computerspezialisten, und bei der Polizei..
Sehr genau wird dargestellt, wie künstliche Intelligenz eigentlich funktioniert. Damit ergeben sich aber zwei Fragen. Wer hat den Algorithmus programmiert und wie und von wem wird das Programm trainiert?
Wissenschaftliche Hintergründe wie die Blockchain-Technologie werden allgemeinverständlich erklärt. Trotzdem sind diese Teile der Geschichte für Laien ziemlich anspruchsvoll. Einige der beschriebenen Möglichkeiten sind allerdings noch Zukunftsmusik. Dabei ist die Zukunft vermutlich näher als wir denken.
Da die Handlung ja auf die Schattenseiten der KI aufbaut, empfinde ich es als richtig, dass Beispiele für ein positive Anwendungen im Text integriert werden. Es geht also nicht darum, die Technik zu verteufeln.
Pastor Tim bleibt nichts anderes übrig, als auf bewährte Methoden zurückzugreifen. Die Einladungen zum Gottesdienst erfolgen handschriftlich. Kommunikation setzt ein Gegenüber voraus. Das gilt auch für die Ermittlungen. Einer der Beteiligten formuliert es so:

„...Früher platzierten wir Wanzen in den Räumen Verdächtiger. Heute trägt jeder mit seinem mobilen Kommunikator eine potentielle Wanze mit sich herum...“

Der mobile Kommunikator ist die Zukunftsversion des Smartphones. Inwieweit die Aussage heute schon zutrifft, sollte sich jeder Leser selbst fragen.
In seiner Gemeinde muss der Pastor erleben, dass viele sich von ihm abwenden, als die Nachricht aufkommt, er habe sich an der Gemeindekasse bedient. Aus ermittlungstechnischen Gründen kann und darf er dazu nichts sagen. Wie formuliert es der Autor sinngemäß? Zwischen „Hosianna“ und „Kreuzigt ihn“ lagen nur wenige Tage.
Die Themen Vertrauen und Versuchung spielen ebenfalls eine Rolle.
Die Geschichte ist sehr facettenreich. Nicht auf alles konnte und will ich eingehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn am Ende eine Prise Mystik und Fantasy im Vordergrund stehen.

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Veröffentlicht am 20.05.2023

Raffiniert gestricktr Krimi

Sherlock ist ausgeflogen
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„...Aber wieso schlich sich eine literarische Figur in seine Träume? Wieso träumte er als Sherlock Holmes, der mit Watson wandert und mit Professor Moriarty auf Leben und Tod kämpfte?...“

Robert Mondrian ...

„...Aber wieso schlich sich eine literarische Figur in seine Träume? Wieso träumte er als Sherlock Holmes, der mit Watson wandert und mit Professor Moriarty auf Leben und Tod kämpfte?...“

Robert Mondrian hat sich in Remslingen ein Leben als Buchhändler aufgebaut. Der Traum irritiert ihn, denn er erinnert ihn an seine Vergangenheit als Geheimagent, wovon aber bisher in seinem Umfeld niemand weiß. Oder haben es die Kakadus Sherlock und Watson von seinem Mitarbeiter Alfons in seine Träume geschafft?
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Für mich ist es der erste Fall aus der Reihe. Dem konnte ich aber problemlos folgen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen.
In dem eher beschaulichen Ort werden ausgerechnet Poirot, der Hund des pensionierten Oberstaatsanwalts, und Wisting, die Katze von Kriminalistin Hanna, entführt. Die Polizei hält sich bedeckt. Alfons aber ermittelt.
Es trifft ihn hart, als auch sein Kakadu Sherlock verschwunden ist.

„...Ja, und es ist wie im Fall der beiden anderen entführten Tiere. An der Stelle, an der Sherlock immer geschlafen hat, hängt ein kleines Teppichstück über der Stange. Es ist Blut dran...“

Sehr gut lerne ich Roberts Umfeld kennen, sei es den Puppenspieler Gustaf oder den Besitzer der Pizzeria. Der hat gerade ein Problem, denn die Freundin seines Sohnes ist Tierschützerin und Veganerin und möchte am liebsten die gesamte Speisekarte verändert. Gegenüber seinem Sohn wird er deutlich:

„...Geh du mal in die Küche und sag dem Koch, er muss jetzt nicht mehr an Fleisch und Speck sparen – die Tofuprinzessin ist gerade nicht da...“

Als Poirot wieder auftaucht, wird der Oberstaatsanwalt tot in seiner Wohnung gefunden. Sind nun auch Hanna und Alfons in Gefahr?
Sehr genau erfahre ich,wie Alfons bei seinen Ermittlungen vorgeht. Dabei kommt es allerdings auch zu amüsanten Situationen. Auch die Polizei wird jetzt aktiv. In den Fokus gelangen die Tierschützer. Gustaf fällt auf, dass Robert von einer Unbekannten beobachtet wird. Er dreht den Spieß um und folgt ihr. Noch ah t er nicht, dass er sich selbst in Gefahr bringt.
Der Krimi ist sehr geschickt konstruiert. Es scheint lange so, als ob der Oberstaatsanwalt nicht das einzige Opfer bleiben sollte.
In einem gekonnten Showdown wird die Geschichte logisch aufgelöst.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Er ist raffiniert gestrickt und trotzdem sehr unterhaltend.

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Veröffentlicht am 19.05.2023

Conny kann es nicht lassen

Dunkle Wolken über Cannes
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„...Langsam wurde Conny unruhig. In wenigen Stunden musste sie einen anspruchsvollen Job mit Bravour erledigen und der Ablauf des Abends war streng durchgetaktet...“

Conny von Klarg ist Reisejournalistin. ...

„...Langsam wurde Conny unruhig. In wenigen Stunden musste sie einen anspruchsvollen Job mit Bravour erledigen und der Ablauf des Abends war streng durchgetaktet...“

Conny von Klarg ist Reisejournalistin. Ihren französischen Sprachkenntnissen und ihrer Bekanntschaft mit Simonette hat sie es zu verdanken, dass sie zu den Filmfestspielen von Cannes eingeladen wurde. Am späten Abend soll sie die prominente Schauspielerin Margaux Calimard und ihre Tochter Juliette interviewen.
Dann aber überschlagen sich die Ereignisse. Margaux wird tot in ihrer Villa aufgefunden und Juliette ist verschwunden.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Gleichzeitig gibt die Geschichte Einblicke in die Filmbranche mit ihren schönen, aber auch dunklen Seiten. Obwohl ich den ersten Fall nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Ab und an gibt es kurze Sätze in Französisch, deren Übersetzung gekonnt eingeflochten wird. Das sorgt für ein gewisses lokales Flair,
In den Fall wird Felix mit einbezogen, Connys Freund und Fallanalytiker. Conny soll außen vor bleiben, aber sie wäre nicht Conny, wenn sie sich danach richten würde. Im ersten Moment sieht alles nach Raubmord aus.

„...Sie wurde gefragt, ob sie wie in der Vergangenheit auch dieses Jahr wieder das Collier von Chopard tragen würde. Sie hat bejaht...“

Felix bezieht sich bei dieser Aussage auf einen Zeitungsartikel. Die Tote trägt aber weder ihren Ring, noch das Collier. Im Gegensatz zu den Ermittlern habe ich mich als Leser schon einmal in dem Salon befunden. Deshalb machen mich die jetzigen Ergebnisse stutzig.
Conny konzentriert sich auf die Filmbrache. Inés, die Stylistin von Margaux, wird für sie zu einer Quelle von Informationen. Missgunst, Neid, ja sogar Feindschaften dominieren das Team, das den letzten Film mit Margaux gedreht hat. Auch zwei alte Bekannte geraten in den Fokus der Ermittlungen.
Als Leser weiß ich ziemlich bald, was wirklich mit Juliette passiert ist, während die Ermittler im Dunkeln tippen.
Die Geschichte lebt durch die vielen intensiven Gespräche, aber auch durch die raffinierte Taktik von einem der Protagonisten. Gleichzeitig lässt Margaux Vergangenheit und ihr Leben in den letzten Tagen einige Fragen offen.
Der Krimi wird logisch und konsequent zu Ende geführt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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