Rezension „Words I Keep“
Words I KeepWords I Keep ist, glaube ich, so ein Buch, um das man dieses Jahr nicht einfach so drum herum kommt. Zumindest nicht, wenn man dem NA-Genre etwas zugewandt ist und in der Bookstagram Bubble unterwegs ist. ...
Words I Keep ist, glaube ich, so ein Buch, um das man dieses Jahr nicht einfach so drum herum kommt. Zumindest nicht, wenn man dem NA-Genre etwas zugewandt ist und in der Bookstagram Bubble unterwegs ist.
Wie schon die Bücher von anderen Buchbloggerinnen, hat Josis Debüt noch vor ET eine unfassbar große Aufmerksamkeit bekommen, was mich neugierig, aber auch etwas kritisch gestimmt hat.
Nach dem Lesen kann ich sagen, dass „WIK“ ein absolut solides Wohlfühlbuch ist - allerdings mit Luft nach oben!
Aber beginnen wir ganz von vorne:
Das Cover ist sehr schlicht gehalten und und wird durch die goldenen Highlights nochmal mehr aufgewertet. Außerdem hat das Buch eine „weiche, samtige“ Oberfläche (ist klar, was ich meine?).
Von außen kann man also schon mal „Hui“ sagen.
Aber wie steht es um den Inhalt?
Amber Falls versprüht pure Gilmore Girls Atmosphäre (und das kann sogar ich, als jemand, der die Serie nicht allzu gut kennt oder sie allzu weit geguckt hat, sagen) und vom Wohlfühlfaktor steht die Stadt bei mir auf einer Stufe mit Green Valley.
Unfassbar schönes und kuscheliges Setting?
Check
Die Protagonistin Emely wird schon im Klappentext als schüchtern beschrieben und genau so würde ich sie auch beschreiben. Sie ist zurückhaltend, hat aber trotzdem zwischendurch „mutige/extrovertierte“ Momente. Dadurch, dass sie nicht durchgehend nur „die Schüchterne“ ist, sondern immer im Kontext der Situation auch mal nicht so schüchtern ist, ist sie für mich greifbar und authentisch.
Der Freundeskreis um sie herum, vor allem die Dynamik zwischen Lexie, Will und ihr hat mir gut gefallen, wobei Lexie eindeutig mein Highlight in dieser Konstellation ist. Was für eine coole Socke, die Frau (einer der Gründe, weshalb ich mich schon sehr auf Band zwei freue).
Will hingegen fand ich die gesamte Geschichte über sehr blass, ohne wirkliche Tiefe und manchmal hatte ich den Eindruck, dass er weg ist. Man erfährt einfach viel zu wenig über ihn und tbh ich weiß nicht mal, was er studiert. Zumindest weiß ich, dass er studiert, schwarze Locken und braune Augen hat (verträumtes Seufzen*)
So weit so gut.
Der Fokus auf Emelys Buchliebe und die Erwähnung und Thematisierung von Bookstagram hat mir sehr gut gefallen. Das habe ich bisher in keinem NA-Buch so je gelesen.
Es gibt aber auch leider eine Sache bzw. eine Person, die ich so gar nicht leiden konnte, und zwar Cassidy.
Schon vorher wurde eine Schwesternbindung zwischen Emely und Cassidy angeteastert und ich war wirklich gespannt und voller Erwartungen. Das, was ich letztlich bekommen habe, entsprach (Achtung Spoiler) aber so gar nicht meinen Erwartungen.
Als große Schwester kann ich Cassidy in dem Konflikt, in dem sie steht und der auch die Beziehung zu Emely belastet, wirklich gut verstehen und die zwischendurch durchschimmernden Schwesternmomente haben dem Zwiespalt noch mal mehr Authentizität verliehen.
Aber unsympathisch hoch zehn ist sie mir trotzdem. Sorry, aber was für eine Horror-Schwester. Sie will zwar nur das Beste, aber mir war sie persönlich too much und viel zu übergriffig…
Zum Ende hin wird es besser, aber das hat meine Einstellung zu ihr auch nicht mehr geändert.
„Cas´ permanente Wechsel von überfürsorglicher Skepsis zu überschwänglicher Euphorie verwirrten mich zwar […]“ (S.145) ist nur eine Aussage Emelys zum verhalten ihrer Schwester und dem kann ich leider nur zustimmen.
Und dann ist da noch David. Sorry not sorry aber David wer?
Mal abgesehen davon, dass er mir einfach nur unsympathisch war, diente er letztlich nur als Sprungbrett und wäre wohl besser ein Randbauer geblieben.
Den Plottwist, der das Ende eingeleitet hat/auf die Zielgerade geführt hat, habe ich schon von Anfang an kommen sehen und wurde deswegen nicht allzu sehr überrascht. Das hat mich aber auch weniger gestört. Leider wurde das Ende des Buches aber relativ schnell abgehandelt und das hätte man vermeiden können.
Zum Schluss ist mir die Sache mit Emelys Mutter und der Rechtfertigung ihres Verhaltens noch absolut sauer aufgestoßen. Ich habe das als einfach zu viel empfunden und hatte das Gefühl, dass die Autorin noch unbedingt das Thema Mental Health oder eben Unhealth einbringen wollte. An sowas stoße ich mich sehr, vor allem wenn es so am Rande mal erwähnt wird, weil man irgendwie noch was in die Richtung einbringen möchte. Abgesehen davon, dass ich es als sehr unsensibel aufgefasst habe, ist diese Darstellung auch eher unrealistisch. Zumindest für mein Empfinden.
Wie man also sieht hat das Buch einige Stärken, aber auch Schwächen, wodurch ein relativ ausgeglichenes Bild entsteht. Leider kann ich das Highlight Potenzial, das so viele in dem Buch sehen, nicht ganz nachvollziehen.
Alles in allem war es ein solides Debüt, das aber definitiv noch Luft nach oben hat.
Ich freue mich jedenfalls sehr auf Band zwei, Lexie und eine Rückkehr nach Amber Falls.