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Veröffentlicht am 29.05.2023

Ein Schatten spricht

Barbarossa - Im Schatten des Kaisers
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Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt ...

Michael Peinkofer hat hier einen Roman über den wohl berühmtesten Herrscher des deutschen Mittelalters verfasst. Erzählt wird die Geschichte – von einem Schatten:
Der (fiktive) Arndt von Cappenberg tritt schon in frühster Jugend in die Dienste des beinahe gleichaltrigen Friedrich von Staufen, dem schon damals eine große Zukunft prophezeit wird. So ist er bei dessen Siegen und Niederlagen, Triumpfen und Tragödien hautnah mit dabei.

Das Problem ist nur, dass man davon beim Lesen relativ wenig spürt. Es ist sicher nicht leicht, ein ganzes Leben in nur 540 Seiten zu pressen. Es hätte aber dennoch „lebendiger“ sein können. Der Ich-Erzähler Arndt hat keine echte Persönlichkeit, definiert sich, von ein paar wenigen Szenen abgesehen, nur über seine Beziehung zum Kaiser. Doch auch diesem, also dem Menschen Friedrich, kommt man nicht wirklich näher.
Es handelt sich vielmehr um einen weitgehend sachlichen Bericht über allerlei bedeutsame Ereignisse (und hierbei vor allem kriegerische Auseinandersetzungen) in der Zeit zwischen 1130 und 1190. Ich hätte mir dabei jedoch öfters eine etwas genauere Schilderung der politischen Hintergründe gewünscht.

Alles in allem ist dieses Buch für historisch interessierte Leser dennoch empfehlenswert.
Für mich war es außerdem spannend, es mit anderen historischen Romanen über Barbarossa zu vergleichen. Dabei fällt doch auf, dass manche Ereignisse oder Persönlichkeiten von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert bzw dargestellt werden.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Vom Urknall zum Menschen

Glück gehabt! Zwölf Gründe, warum es uns überhaupt gibt
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Dieses Buch beschreibt 12 Ereignisse bzw Faktoren, ohne welche es nicht zu der heutigen Vormachtstellung des Homo sapiens auf der Erde gekommen wäre. Dies beginnt mit grundlegenden Dingen wie der Tatsache, ...

Dieses Buch beschreibt 12 Ereignisse bzw Faktoren, ohne welche es nicht zu der heutigen Vormachtstellung des Homo sapiens auf der Erde gekommen wäre. Dies beginnt mit grundlegenden Dingen wie der Tatsache, dass es nach dem Urknall mehr Materie als Antimaterie gab, dass Sterne entstanden sind oder sich ausreichend viele chemische Elemente gebildet haben bis hin zur Entstehung von Leben auf der Erde, dem Aussterben der Dinosaurier oder dem Verschwinden des Neandertalers.
Die Ausführungen sind in lockerem Ton verfasst und geben einen guten Überblick darüber, was in den letzten 14 Milliarden Jahren so alles passiert ist.
Regelmäßige Leser populärwissenschaftlicher Literatur werden hier zwar keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse gewinnen, es werden aber öfters interessante Aspekte hervorgehoben und aktuelle Forschungsergebnisse eingebaut.
Abgerundet wird jedes Kapitel (neben einem amüsanten Cartoon) durch Hinweise, wo weiterführende Informationen zu finden sind (darunter auch viele Links zu Internetseiten oder Videos), sodass man auch dazu angeregt wird, das eine oder andere Thema weiter zu vertiefen.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Die landwirtschaftliche Revolution und ihre Folgen

Sapiens
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In dieser zweiten Graphic Novel zu Yuval Hararis Beststeller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" werden erneut spannende Fragen auf kreative und unterhaltsame Weise beantwortet.
Prof Harari und seine ...

In dieser zweiten Graphic Novel zu Yuval Hararis Beststeller "Eine kurze Geschichte der Menschheit" werden erneut spannende Fragen auf kreative und unterhaltsame Weise beantwortet.
Prof Harari und seine Nichte Zoe überlegen unter anderen, ob die Entstehung der Landwirtschaft tatsächlich so segensreich war, wie es zunächst schien, wieso jeder Gesellschaft eine erfundene Ordnung zugrunde liegt oder woher die Ungerechtigkeit in der Welt kommt.
Erneut begegnen sie dabei zahlreichen bemerkenswerten Figuren, wie einer teuflischen Weizenähre, den amerikanischen Gründervätern oder Detective Lopez, die diesmal gegen Doctor Fiction ermittelt.
Sie finden beispielsweise heraus, dass evolutionärer Erfolg nichts mit individuellem Glück zu tun hat, warum eine größere Bevölkerung nicht ohne Bürokratie auskommt, dass der Kodex Hammurabi und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung einige Gemeinsamkeiten haben oder wo die Ursprünge des indischen Kastensystems liegen.

So enthält dieses Buch zahlreiche interessante und inspirierende Gedanken.
Wie bei dieser Art der Darstellung nicht anders zu erwarten, sind die Erläuterungen allerdings häufig oberflächlich und es wird nicht immer deutlich genug unterschieden, ob es sich bei einer Aussage nur um die Meinung des Autors oder um einen allgemeinen Konsens handelt.

Dennoch ist dieses Werk empfehlenswert, vor allem natürlich für jüngere Leser und Leute, die bisher wenig mit Wissenschaft am Hut hatten. Es bietet einen kurzweiligen Einblick in eine faszinierende Materie.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Unvollständiges Finale

Schwert und Krone - Preis der Macht
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Der fünfte und letzte Teil dieser Reihe um Friedrich Barbarossa behandelt die Jahre 1167 bis 1181 – und endet damit neun Jahre vor dem Tod des großen Kaisers. Erklärt wird dies im Nachwort damit, dass ...

Der fünfte und letzte Teil dieser Reihe um Friedrich Barbarossa behandelt die Jahre 1167 bis 1181 – und endet damit neun Jahre vor dem Tod des großen Kaisers. Erklärt wird dies im Nachwort damit, dass der verbleibende Zeitraum bereits in der „Hebammen-Saga“ der Autorin behandelt worden sei. Ich finde es dennoch unbefriedigend, dass man „gezwungen“ werden soll, noch andere Bücher zu lesen, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Der Inhalt dieses Bandes als solches ist nichtsdestotrotz sehr interessant und erweckt eine bedeutende Epoche der deutschen Geschichte zum Leben:
Friedrich muss die wohl schwierigste Phase seiner Herrschaft überstehen. Gleich zu Beginn hat er keine andere Wahl als aus Italien zu fliehen, nachdem ein großer Teil seines Heeres von einer schrecklichen Seuche dahingerafft wurde, und auch in den folgenden Jahren erleidet er einige militärische und politische Niederlagen. Sein Verwandter und (einstiger) Verbündeter Heinrich der Löwe baut Macht und Einfluss unterdessen immer weiter aus, bis auch Friedrich erkennt, dass er ihm Einhalt gebieten muss.
In Meißen kann sich Marktgraf Otto inzwischen über den Erfolg des auf seine Initiative gegründeten Christiansdorf freuen. Doch auch seine Familie bleibt nicht von Dramen verschont.

Wieder wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven berichtet, das „Kernpersonal“ ist diesmal aber etwas überschaubarer. Es treten hier keine großen Helden auf, fast jeder hat seine negativen Seiten. Dadurch wirkt die Darstellung sehr realistisch.
Generell ist es das erklärte Ziel der Autorin, so weit wie möglich verbürgte Geschichte zu erzählen und nur die Lücken mit Phantasie zu füllen.
Ihr Erzählstil ist dabei zwar eher distanziert, trotzdem wird die Atmosphäre der damaligen Zeit gut eingefangen. Gerade auch was die Schattenseiten betrifft, wie die Grausamkeit des Krieges oder die Rechtlosigkeit der Frauen.

Insgesamt wird die Reihe zu einem ganz stimmigen (wenn auch wie gesagt „unvollständigen“) Abschluss gebracht. Abgerundet wird sie außerdem durch eine umfangreiche Zeittafel, welche sich über die Romanhandlung hinaus bis ins Jahr 1215 (Krönung von Barbarossas Enkel zum deutschen König) erstreckt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Aus dem Leben eines Physikers

Und wenn es die Zeit nicht gäbe?
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Der italienische Physiker Carlo Rovelli, der gemeinsam mit Lee Smolin als Entwickler der Theorie der Schleifenquantengravitation gilt, beschreibt hier seinen Lebensweg vom rebellischen Jugendlichen zu ...

Der italienische Physiker Carlo Rovelli, der gemeinsam mit Lee Smolin als Entwickler der Theorie der Schleifenquantengravitation gilt, beschreibt hier seinen Lebensweg vom rebellischen Jugendlichen zu einem Physikprofessor, dessen Ideen sich teilweise immer noch vom Mainstream seines Fachgebietes unterscheiden.
Er erklärt, welchem Problem sich die gegenwärtige Physik gegenübersieht, warum die Schleifenquantengravitation dieses lösen könnte, worin deren Stärken im Vergleich zur konkurrierenden Stringtheorie bestehen und weshalb seiner Meinung nach die Zeit nicht als Variable in wissenschaftlichen Gleichungen auftauchen sollte. Daneben erläutert er unter anderem, wie Wissenschaft generell funktioniert (einschließlich einiger etwas übertriebener Lobeshymnen auf manche Kollegen) und hält ein Plädoyer für den Wert der Grundlagenwissenschaft.
Und das alles auf nur 200 kleinformatigen Seiten! Besonders in die Tiefe kann daher nicht gegangen werden und für meinen Geschmack nimmt das Drumherum in Relation zur Physik zu viel Raum ein.
Dennoch werden die Grundzüge ganz gut und anschaulich dargestellt und man kann etwas von der Faszination nachempfinden, die von der Befassung mit den Grundlagen der Physik ausgeht. Positiv finde ich weiters, dass der Autor auch Kollegen, die seine Ansichten nicht teilen, Wertschätzung entgegenbringt und explizit die Möglichkeit in Betracht zieht, dass auch er sich irren könnte.