Sabine Weiss verbindet in ihrem historischen Roman „Die Leuchttürme der Stevensons“, einen Teil der Entstehungsgeschichte der Leuchttürme an der schottischen Küste und die Lebensgeschichte des jungen Robert ...
Sabine Weiss verbindet in ihrem historischen Roman „Die Leuchttürme der Stevensons“, einen Teil der Entstehungsgeschichte der Leuchttürme an der schottischen Küste und die Lebensgeschichte des jungen Robert Louis Stevenson, der in seinem späteren Leben unter anderem die Werke „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ und „Die Schatzinsel“ schreiben wird. Der Bogen gelingt ihr dadurch, dass der Schriftsteller als ein Mitglied der schottischen Leuchtturmbauerdynastie der Stevensons im 19. Jahrhundert geboren wurde und zunächst dieses Handwerk erlernte.
Sabine Weiss gelingt es, mit ihrem mitreißenden Schreibstil, den Leser in eine andere Welt zu entführen und Sehnsucht nach der schottischen Küste zu wecken. Als Leserin wollte ich am liebsten gleich meine Koffer packen und mir die Leuchttürme in der sturmumtosten See anschauen. Aber der Roman bietet nicht nur viel Wissen um die Entstehung der Leuchttürme, sondern auch einen Einblick in das Leben dieser Zeit. Mit der realen Figur R. L. Stevenson, der zerrissen ist, zwischen dem Wunsch, der Familie zu Liebe der Tradition zu folgen und ebenfalls ein erfolgreicher Leuchtturmbauer zu werden und dem inneren Drang, Schriftsteller zu werden, wird dem Leser viel Lokalkolorit der Zeit geboten, aber auch menschliches Elend und innere Zerrissenheit werden nicht nur nebenbei behandelt.
Insgesamt also ein vielschichtiges Buch, dass allerdings – wie es aber auch bei der Dicke des Buches nicht anders zu erwarten ist – nicht immer so tief ins Detail geht, wie man es als Leser an der einen oder anderen Stelle vielleicht gerne hätte. Dennoch finde ich das Buch sehr empfehlenswert, insbesondere wer Leuchttürme und stürmische Küsten liebt und gerne Bücher liest, die eine Mischung aus Informationen, Geschichtchen und Dramen des 19. Jahrhunderts bieten und sich dabei vielleicht zurücklehnen und denken möchte, „haben wir es heute doch gut“, dem kann ich nur raten, dieses Buch unbedingt zu lesen.
Der 1. Teil der Urban-Fantasy Trilogie „Im Namen des Ordens 1 – Die Asche des Lazarus“ von einem Autorinnenquintett geschrieben, welches unter dem Namen Robin G. Hunter veröffentlicht, spielt im London ...
Der 1. Teil der Urban-Fantasy Trilogie „Im Namen des Ordens 1 – Die Asche des Lazarus“ von einem Autorinnenquintett geschrieben, welches unter dem Namen Robin G. Hunter veröffentlicht, spielt im London der Jetztzeit und verbindet die Welt der Menschen mit der der Magier und der der paranormalen Wesen.
Der Hermetische Orden, eine Vereinigung bestehend aus Magiern, die sich der weißen Magie verschrieben haben und menschlichem Hauspersonal, soll einerseits für den Frieden zwischen Menschen und paranormalen Wesen sorgen und andererseits dafür, dass die Mehrheit der Menschheit nichts von den parallel existierenden Welten erfährt. Hierfür reinigen die Mitglieder des Ordens Tatorte und menschliche Gehirne von jeglichen Spuren paranormaler Übergriffe und verhängen Strafen gegen die nichtmenschlichen Täter.
Doch die Theorie klingt besser als es die Realität ist. Im Orden läuft nicht alles so rund, wie es den Anschein hat und Ideale, Freundschaften, Liebe aber auch mysteriöse Gewalttaten mischen den Alltag im Orden und auf Londons Straßen ordentlich auf.
Meine Meinung:
Dass Buch besticht durch seinen Erzählstil. Drei Ich-Erzähler(innen) unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher gesellschaftlicher Positionen, erzählen die Handlung jeweils aus ihrer Perspektive. Dies ist dem Autorenteam so gut gelungen, dass ich nie das Gefühl hatte zu schwimmen und nicht zu wissen, wer nun erzählt. Auch die Schreibweise ist sehr flüssig, so dass es diesbezüglich ein Lesegenuss ist, auch wenn manche Charaktere ein wenig wankelmütig und nicht richtig charakterfest wirken.
Gut gefallen hat mir, dass der Roman sich nicht nur auf eine Fantasyspezies bezieht, sondern recht tief in die Kiste greift und wirklich mit einem wahren Potpourri an Gestalten aufwartet und somit recht abwechslungsreich ist.
Etwas schwieriger wird es meines Erachtens bei der Handlung: Ich hatte ein wenig das Gefühl, als würde ich in eine Großfamilie einheiraten, herzlich aufgenommen und von allen bestürmt werden, da mir jeder seine Geschichten erzählen will. Mit anderen Worten, so spannend jede einzelne Geschichte ist, es ist für meinen Geschmack ein bisschen zu viel auf einmal, zumal jeder zu Wort kommen will und die Buchseiten nicht reichen, wirklich viele Geschichten zu Ende zu erzählen. Eine Menge Geschichten werden noch in Band 2 und 3 behandelt werden müssen.
Und dies ist für mich der größte Haken an dem Buch: ich weiß nicht, ob ich mir die ganzen Personen, Konstellationen und offenen Handlungsstränge bis zum Erscheinen des zweiten Bandes merken kann. Ich hätte es schöner gefunden, wenn mehr Handlungen abgeschlossen worden wären. Dann hätte ich mich einfach auf den nächsten Band freuen können, weil mir bekannte Personen in neue Abenteuer aufbrechen würden und ich sie wieder begleiten dürfte. So muss ich mir die angefangenen Abenteuer und Verwicklungen merken, oder Band 1 beim Lesen des zweiten Bandes vorweg noch einmal lesen. Eine kleine Schwachstelle für meinen Geschmack.
Der biografische Roman „Annie Londonderry – Die Radfahrerin“ von Susanna Leonard erzählt von zwei entscheidenden Jahren aus dem Leben der Amerikanerin Anna Cohen Kopchovsky (*1871 – †1947).
Diese, motiviert ...
Der biografische Roman „Annie Londonderry – Die Radfahrerin“ von Susanna Leonard erzählt von zwei entscheidenden Jahren aus dem Leben der Amerikanerin Anna Cohen Kopchovsky (*1871 – †1947).
Diese, motiviert durch eine unbefriedigende Ehe und Armut, bewirbt sich 1894 auf eine Annonce, in der nach einer Frau gesucht wird, die innerhalb von 15 Monaten - ohne Geld und großartige Wechselkleidung - mit einem Fahrrad die Welt umrunden soll. Gegen den Willen ihren Familie macht sie sich, unter dem Namen Annie Londonderry, auf den Weg und stellt sich mit Mut, Durchhaltevermögen, einer großen Portion Selbstbewusstsein und der Fähigkeit die Wahrheit bis zum Äußersten zu biegen den Herausforderungen der Reise.
Meine Meinung:
Das Buch besticht durch einen interessanten Aufbau. Erzähltechnik und Perspektive wechseln häufig, ohne den Lesefluss zu hemmen. Eher das Gegenteil ist der Fall: es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Stets wird der Wunsch zu Wissen wie es weitergeht, am Leben erhalten. Dabei wird sowohl durch die aus heutiger Sicht zum Schmunzeln anregenden Altherrenansichten der Männer eines Herrenclubs, die die Anzeige für die Weltumrundung aufgegeben haben, als auch die Darstellung des Lebens und Liebens und der nicht immer so einfachen Radtour der Anni Kochovsky, mal als Reisebeschreibung, mal als Tagebucheintrag, mal auch als Zeitungsartikel dargeboten, die Neugierde des Lesers immer wieder angestachelt.
Gut zum Ausdruck kommt die etwas extravagante Persönlichkeit der Protagonistin und wenn man die Schlussbemerkungen liest und dort erfährt, dass es nur wenig belegte Berichte über Anna Kopchovsky gibt, hat die Autorin es gut gemeistert, die Person darzustellen ohne viele Reisebeschreibungen frei zu erfinden und damit die Geschichte weit von einem biografischen Roman zu entfernen.
Abschließend kann ich als Tipp geben: Wer eine reine Reisebeschreibung erwartet, wird enttäuscht werden, wer ein Sittengemälde der Zeit lesen möchte, gerne auch mal zwischendurch schmunzelt und ein Freund von Münchhausen und Co ist, wird bei diesem Buch voll auf seinen Geschmack kommen.
Die junge adlige Engländerin Ivy nimmt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von ihrem Interesse zur Natur und der Tierwelt geleitet, statt an ihrem Debütantinnenball, mit ihrem Vater an einer Afrikasafari teil. ...
Die junge adlige Engländerin Ivy nimmt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, von ihrem Interesse zur Natur und der Tierwelt geleitet, statt an ihrem Debütantinnenball, mit ihrem Vater an einer Afrikasafari teil. Dort lernt sie das Land und den attraktiven Jäger und Expeditionsleiter Adrian kennen und lieben. Sie bleibt bei ihm in Afrika und richtet sich dort in ihr neues Leben ein. Dieses, geprägt durch die Themen der Zeit: Großwildjagd, Kolonialismus, Missionierung, Stellung der Frau, Erster Weltkrieg und natürlich der Liebe, gestaltet sich allerdings ganz anders, als ursprünglich gedacht. Eine Konstante jedoch gibt es: Ivys Liebe zu Afrika.
Meine Meinung:
„Ein kleines Stück von Afrika. Aufbruch“ ist ein historischer Liebesroman, der das erste Viertel des 20. Jahrhunderts der Geschichte Afrikas aus Sicht einer jungen Engländerin beschreibt, die sich in das Land Afrika verliebt hat und sich den verbohrten Vorstellungen des damaligen Kolonialdenkens im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu widersetzen versucht.
Das Buch liest sich angenehm flüssig, es besteht eine schöne Balance zwischen Dialog und beschreibenden/erzählenden Passagen. Besonders Basiswissen über das Afrika dieser Epoche wird gut in Dialoge zwischen Personen unterschiedlicher Ansichten und unterschiedlichem Wissenstandes eingebunden und wirkt so nicht belehrend, sondern erfreulich informativ.
Als Leser erkundet man das Land stückweise zusammen mit der Protagonistin und erfährt nach und nach von der Schönheit des Landes, der Pflanzen- und Tierwelt, dem fragwürdigen, für diese Zeit aber wohl typischen Umgang der Europäer mit den Einheimischen, dem Missionarsbemühungen, dem Verhalten der Kirche in Afrika allgemein, und dem Leben im Ersten Weltkrieg und nach dem Krieg. Leider erfährt man nur wenig von dem Alltag und Denken der indigenen Bevölkerung, denn auch dies erfährt man nur eingefärbt durch die Augen der europäischen Protagonisten. Aber fairerweise muss man sagen, dass eine ausführliche Beschreibung des von den Europäern unbeeinflusste Leben der Afrikaner, die Erzählweise und Perspektive des Romans wahrscheinlich auch in eine nicht gewünschte Richtung verändern würde.
Was dargestellt wird, ist allerdings sehr glaubwürdig und lebendig dargestellt, so dass man sich beim Lesen immer wieder daran erinnern muss, dass es sich bei dem Erzählten nicht um die Jetztzeit handelt, sondern um die Zeit und Sichtweise des Kolonialismus. Trifft man dann im Roman auf Figuren, die dieser Haltung konträr gegenüberstehen, ist man immer wieder dankbar, dass jemand ausspricht, was man selber denkt. Denn zum Teil ist die Ungerechtigkeit derart plastisch dargestellt, dass man als Leser am liebsten in die Handlung eingreifen würde.
Zwar sind die einzelnen Personen zwar in Bezug auf das Thema sehr gut dargestellt, aber leider fehlt ihnen ansonsten ein wenig Dreidimensionalität. Es gibt kaum Charaktere von denen man weiß, was sie denken, wenn es nicht gerade ihre Haltung zu Afrika betrifft. Ich finde es ist ein wenig zu viel Raum, der dem Leser bleibt, um den Figuren eine Gestalt zu verleihen.
Ein wenig zu kurz kommt meines Erachtens auch die Erzählung der diversen Liebesgeschichten. Zwar werden diese latent immer mitgeführt, aber sie erhalten kaum Tiefgang. Dies ändert sich erst im letzten Viertel des Romans, hier werden Liebe und Verrat zum Thema und plötzlich kommen Gefühlsebenen auf, die im ganzen bisherigen Verlauf nicht angesprochen wurden. Die Ereignisse überschlagen sich und es wird diesbezüglich richtig spannend und dramatisch.
Obwohl alle Erzählstränge die im Laufe der Geschichte angefangen werden, auch logisch beendet werden und so mein Lesebedürfnis befriedigt haben, tun sich im letzten Viertel neue Optionen auf, die schon gespannt auf den zweiten Band der angehenden Buchreihe machen.
Insgesamt gibt es in dem Roman für jeden Geschmack etwas, mal gibt es schiere Infos über Land, Krieg, Orden etc. mal werden gesellschaftliche Entwicklungen gezeigt, so der Wandel des Resorts und dann endlich gibt es verwirrende Liebesgeschichten. Leider fehlt dem Buch durch die Fülle der aufgegriffenen Themen ein wenig der Tiefgang, aber man bekommt einen breitgefächerten Ersteindruck in die Verhältnis der Zeit und des Landes zu dieser Zeit. Es ist ein schönes, gut lesbares und empfehlenswertes Buch, welches Einblicke in eine Zeit liefert, die zum Glück hinter uns liegt. Alleine das ich am Ende, wenn auf der letzten Seite steht „Fortsetzung folgt“ als erstes dachte: „Hoffentlich und wann endlich“, spricht in meinen Augen für das aufgehende Gesamtkonzept des Buches.
Der zeitgenössische Roman „Das Versprechen der Oktoberfrauen“ von Lea Santana (Pseudonym der Autorin) handelt von der 39jährigen Hamburgerin Hanna, die – durch schwere Schicksalsschläge, sowohl in gesundheitlicher, ...
Der zeitgenössische Roman „Das Versprechen der Oktoberfrauen“ von Lea Santana (Pseudonym der Autorin) handelt von der 39jährigen Hamburgerin Hanna, die – durch schwere Schicksalsschläge, sowohl in gesundheitlicher, sozialer, als auch beruflicher Hinsicht, gebeutelt – an die mecklenburgische Ostsee reist. Dort führt sie ein Verkettung von Umständen, die ihre eigentlichen Reisepläne durchkreuzen, in ein kleines Dorf, wo sie auf Personen trifft, die sie schnell in ihre Gemeinschaft aufnehmen, obwohl viele Dorfbewohner auch ihre eigenen Probleme und Geheimnisse haben. Hanna beginnt wieder ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen und wird zugleich in die Lebensgeschichten der anderen Dorfbewohner hineingezogen. Ein Miteinander beginnt, welches so manch eine unerwartete Wendung nimmt.
Meine Meinung:
Für meinen Geschmack ist das Buch eine leichte Urlaubskost, die sich wunderbar lesen lässt und die durch den flüssigen Schreibstil der Autorin besticht. Gut gefallen haben mir auch die Grundthematiken des Buches: es geht viel um Freundschaft, Vertrauen, den Umgang mit Geheimnissen, der Feststellung, dass Probleme nur gelöst werden können, wenn man sie anspricht und dass Schweigen oder gar Wegschauen Probleme nur vergrößert und verschlimmert und schließlich geht es um die Bedeutung des eigenen Lebensweges. Alles wie ich finde, sehr spannende Themen, die meines Erachtens viel mehr Raum bräuchten und für die 318 Seiten ein bisschen sehr knapp bemessen sind. Die Folge ist, dass es viele größere Sprünge im Verlauf der Geschichte gibt und der Zufall öfters eingreift, als es – meiner Meinung nach – der Geschichte guttut.
Mein Fazit:
Wer ein Buch sucht, dass sich leicht und gut lesen lässt und der sich im Anschluss an ein Buch gerne Gedanken über die dort angesprochenen Themen macht, der ist mit dem Buch sicherlich bestens bedient, wer hingegen in unterschiedliche Charaktere und deren Vielschichtigkeit und Entwicklung versinken will, muss damit rechnen, dass er an der ein oder anderen Stelle ein wenig enttäuscht wird.