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Veröffentlicht am 30.05.2023

Zu viel Potenzial verschenkt

Der Geisterbaum
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Zum Inhalt:
Vor etwa einem Jahr wurde Laurens Vater tot im Wald nahe der Stadt Smiths Hollow gefunden. Die örtliche Polizei konnte den Täter nie ermitteln und gab sich - Laurens Meinung nach - auch nicht ...

Zum Inhalt:
Vor etwa einem Jahr wurde Laurens Vater tot im Wald nahe der Stadt Smiths Hollow gefunden. Die örtliche Polizei konnte den Täter nie ermitteln und gab sich - Laurens Meinung nach - auch nicht wirklich Mühe, den Fall aufzuklären. Als nun wieder Leichen von zwei fremden Mädchen in der Stadt auftauchen, die ähnliche Tatumstände aufweisen, ist sich Lauren sicher, dass die Fälle eine Verbindung haben. Doch die Bewohner von Smiths Hollow befällt eine seltsame Amnesie. So wie sie den Mord an Laurens Vater inzwischen vergessen haben, so vergessen sie auch allmählich die toten Mädchen. Während Lauren der Sache auf den Grund geht, liegt etwas Böses auf der Lauer und nimmt sie als nächstes Todesopfer ins Visier...

Meine Leseerfahrung:
Ich weiß gar nicht, wie/wo ich diese Geschichte einordnen soll. Eigentlich hatte sie vielversprechend begonnen, doch ich habe beim ersten Anlauf ungefähr nach der Hälfte des Buches abgebrochen und nach einem längeren Zeitraum eine zweite Chance gegeben. Allerdings habe ich mich durch die zweite Hälfte nur noch durchgequält.

Die Bücher von Christina Henry sind sicherlich keine Stephen Kings, meine Erwartung beim Lesen zielt dabei eigentlich nur auf reine Unterhaltung mit entsprechender Dosis Gänsehaut. Die bisherigen Bücher der Autorin fand ich diesbezüglich bisher deutlich ansprechender. "Der Geisterbaum" dagegen mutet etwas unausgereift an. Dabei ist der Plot gut konstruiert, die Figuren authentisch und auch die düstere Atmosphäre ist konstant spürbar. Aber so richtig packen wollte mich das Ganze einfach nicht. Es hätte eine Spur blutiger und brutaler sein können. Und zudem waren einige Stellen einfach zu schnell vorhersehbar und damit nicht mehr interessant genug, insbesondere wenn es um "Ihn", dem Bösen in der Geschichte, geht.

Besonders gefallen hat mir tatsächlich nur, dass Henry wieder sozialkritische Elemente, hier Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, in die Story eingearbeitet hat. Insgesamt kommen diese Punkte allerdings etwas zu kurz, da die Story zusätzlich mit anderen Themen wie u.A. das Erwachsenwerden, Teenagerprobleme und das sexuelle Erwachen überladen ist.
Junge Leser könnten hier vielleicht kurzweilige Unterhaltung finden. Ich dagegen musste mich leider regelrecht durchkämpfen, um das Buch beenden zu können. Daher zählt dieser Roman für mich persönlich zu den schwächeren Büchern der Autorin.

Fazit:
Ein vielversprechender Anfang lässt beim neuesten Werk "Der Geisterbaum" von Christina Henry auf etwas Großes hoffen. Jedoch enttäuschen dann langatmige Phasen und vorhersehbare Handlungen, wodurch die Geschichte zuweilen schwächelt. Hier wurde leider zu viel Potential verschenkt.

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Veröffentlicht am 21.11.2020

Ein Wiedersehen auf Camino Island

Das Manuskript
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Zum Inhalt:
Ein Hurrikan der höchsten Stufe steuert auf die Insel Camino Island an der Küste Floridas zu. Alle Einwohner der Insel werden aufs Festland in Sicherheit gebracht. Nur wenige bleiben zurück ...

Zum Inhalt:
Ein Hurrikan der höchsten Stufe steuert auf die Insel Camino Island an der Küste Floridas zu. Alle Einwohner der Insel werden aufs Festland in Sicherheit gebracht. Nur wenige bleiben zurück und verbarrikadieren sich. So auch Bruce Cable, der ortsansässige Buchhändler, der mit zwei Freunden auf der Insel verbleibt. Nachdem der Hurrikan vorüber gezogen ist, entdecken die Männer einen Freund, Nelson Kerr, tot durch mehrere Kopfverletzungen im Hinterhof seines Hauses. Was zunächst als Unfall angenommen wird, entpuppt sich schon wenig später als ein Mord. Denn Nelson war ein ehemaliger Anwalt, der als Autor mit spannenden Justizthrillern sein Geld verdiente. Aktuell schrieb er an einem neuen Thriller mit einem brisanten Thema. Das Manuskript hierzu ist allerdings zunächst nicht auffindbar. Bruce und seine Freunde fangen an, auf eigene Faust zu ermitteln und kommen bald dahinter, dass der oder die Mörder hinter dem Manuskript her waren. Denn der Inhalt war diesmal absolut nicht fiktiv...

Meine Leseerfahrung:
Von Grisham ist man ja eher nicht gewohnt, dass er eine Reihe startet. Als ich das erste Mal "Das Original" mit den Figuren Mercer Mann und Bruce Cable gelesen habe, war ich schon erstaunt, welch eine erzählerische Änderung bei Grisham stattgefunden hat. Denn es hatte mit dem Setting auf dem fiktiven Camino Island an der Ostküste eine völlig andere unbeschwerte Atmosphäre im Gegensatz zu den üblichen Thrillern vom Autor. Es war mal ein anderer Roman bzw. Krimi mit Urlaubsfeeling und jede Menge literarischer Momente, für Buchliebhaber ein absoluter Lesegenuss. 

Im Nachfolger "Das Manuskript" tritt Mercer eher in einer Nebenrolle auf, wobei Bruce diesmal voll und ganz im Vordergrund agiert. Ich hatte mich daher sehr auf ein Wiedersehen gefreut, da ich seine Figur vorher am Interessantesten fand und mir mit dem zweiten Roman mehr Informationen über seine Person erhoffte. Das kam allerdings zu kurz, denn zu Anfang des Buches schreibt Grisham eindeutig zu detailliert über Leo, den Hurrikan, und über die Folgen seines Auftretens und das Leid der Einheimischen nach der Katastrophe. Damit war der erste Teil für mich persönlich zwar gut erzählt, aber viel zu zäh, da ich ohnehin kein Fan von Stories mit Naturkatastrophen bin, insbesondere wenn man sich damit viel zu lange aufhält wie hier.

Als der tote Freund aufgefunden wird, kommt endlich etwas Fahrt in den Erzählfluss. Allerdings ist Spannung eher spärlich vorhanden und wegen der langsamen und sachlichen Aufklärung des Mordes, würde ich dieses Buch eher zu den ruhigeren Krimis zählen. Gegen Ende wurde es dann endlich wieder interessanter, als das Manuskript schließlich doch auftaucht und wesentliche Anhaltspunkte liefert, weswegen Nelson sterben musste. Dann folgen wiederum einige schockierende Wendungen in der Handlung, die vielleicht viel eher hätten aufgegriffen und aufgedröselt werden müssen. 

Im Großen und Ganzen hat mir aber ganz Besonders die sonnige Zeit auf der Insel, die Urlaubsstimmung und die literarische Gesellschaft aus dem Vorgänger "Das Original" gefehlt. Statt Strand, Meer und Romanze, erwartet den Leser im zweiten Teil ein zerstörtes Camino Island, Auftragskiller und für Laien sehr professionell ermittelnde Literaturfans, was stellenweise einen etwas unglaubwürdigen Eindruck hinterließ. Auch wenn Grisham sich mit diesem Buch nunmehr wieder seinem gewohnten Thrillerstil nähert, bleibt das Thema doch eher seicht. Mir kam es so vor, als ob der Autor sich nicht entscheiden konnte, einen Roman mit Krimielementen wie bei "Das Original" zu liefern, oder wieder seinem Genre treu zu bleiben, und die Story in einen Thriller mit politischer Brisanz umzuändern. Das Ergebnis fand ich diesmal leider nicht sehr gelungen.

Fazit: 
Das Wiedersehen mit Bruce Cable hat leider meine Erwartungen in Bezug auf seine Person nicht erfüllt. Auch hat mir die leichte, entspannte Atmosphäre des Auftaktromans gefehlt. Wer einen guten Thriller von ihm lesen möchte, sollte sich die früheren Romane von Grisham vornehmen. Dieses Buch kommt nicht einmal an seinen Vorgänger "Das Original" heran. 

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Langatmiger Krimi mit schwermütigem Privatermittler

Knock-out in New York
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Zum Inhalt:
Ash McKenna ist ein lizenzloser Privatdetektiv in New York und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sein Leben besteht aus Partys, Alkohol und Drogen. Nachdem er sich wieder einmal die ...

Zum Inhalt:
Ash McKenna ist ein lizenzloser Privatdetektiv in New York und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sein Leben besteht aus Partys, Alkohol und Drogen. Nachdem er sich wieder einmal die Nacht um die Ohren geschlagen hat, entdeckt er am nächsten Tag einen Hilfeanruf von seiner Freundin Chell auf seiner Mailbox. Es ist das letzte Lebenszeichen von ihr, denn in dieser Nacht wurde sie ermordet. Ihr Tod trifft Ash sehr hart und er macht sich auf die Suche nach dem Mörder, um ihn zu erledigen. Bei seinem ganz persönlichen Rachefeldzug findet er sich plötzlich mitten in New Yorker Revierkämpfen zwischen verschiedenen Gangs wieder und muss sich auch noch mit kriminellen Hipstern abgeben. Doch Ashs Welt gerät erst so richtig ins Wanken, als ein Zeuge berichtet, er hätte Chell in der Todesnacht zuletzt mit Ash zusammen gesehen...

Meine Leseerfahrung:
Rob Hart kennt man hierzulande spätestens mit seinem Bestseller "Der Store", an den ich mich noch nicht herangewagt hatte. Dieses Mal war ich geneigt, meinem Leseverlangen nachzugehen, denn "Knock-Out in New York" ist ein Auftakt zu einer Kriminalreihe rund um den ungewöhnlichen Protagonisten Ash McKenna, der als nicht ganz sauberer Privatermittler in der großen 'Stadt, die niemals schläft', zu leben oder gar zu überleben versucht. 

Ungewöhnlich für mich war auch der in Präsens verfasste Erzählstil des Autors. Die Story lesen wir gänzlich aus Sicht des Protagonisten Ash, der mich ein wenig an die 'hardboiled' Detektivfiguren der früheren amerikanischen Literatur erinnert, doch aber gänzlich in die heutige Zeit integriert ist. Er ist keine sympathische Figur; vielmehr hat er viel zu viele seelische Lasten zu tragen, die ihn nicht unbedingt vorteilhaft geprägt haben. Er ist völlig orientierungslos in einem Milieu voller Gewalt, Alkohol und Drogen. Selbst das Todesopfer, dass er so sehr geliebt hat, hat keine feste Beziehung mit ihm eingehen wollen. Im Grunde kann man Ash nur bemitleiden, wobei seine im Verlauf der Geschichte immer schwermütiger werdende Gefühlslage bald nur noch nervenaufreibend und anstrengend wird. 

Die einzigen Lichtblicke sind die (wiederum in der Vergangenheitsform erzählten) Erinnerungen, die Ash mit Chell verbindet. Leider verstärken diese Momente die bereits bestehenden seelischen Wunden, so dass die Hauptfigur sich immer tiefer in den melancholischen Abgrund begibt. Dies führt dazu, dass der Krimi sich wie ein Kaugummi endlos zu ziehen beginnt und erst gänzlich am Ende wieder Fahrt aufnimmt: Zu spät, um noch völlig aufmerksam am Ball zu bleiben. Schließlich erschien mir dann die Auflösung nach soviel komplizierten Verstrickungen zwischen den NewYorker Revierbanden einfach zu simpel und dahingeklatscht, so dass man sich fragt, wozu dann das ganze Tohuwabohu, wenn daraus nicht eine einzige sinnvolle Sache für die Aufklärung des Mordfalls herausspringt. Es wirkt ohnehin so, als ob Ash in der Ermittlung einfach spontan von einer heiklen Situation in die Nächste hineinstolpert. Den roten Faden in seinen Überlegungen für den nächsten Schritt habe ich kaum bemerkt.

Letztendlich könnte nur ein bekennender Fan der Weltmetropole hier allenfalls in seinen Erwartungen zufrieden gestellt werden, denn der Krimi ist eine einzige Ode an die Stadt New York und liest sich teilweise wie ein Insider-Stadtführer. Ob ich an dieser Reihe dranbleiben werde, wage ich zu bezweifeln. Es sei denn, Ash McKenna hat im nächsten Band wieder festen Boden unter den Füßen und bietet mehr solide und spannende Ermittlungsarbeit, was ich hier leider gänzlich vermisst habe. 

Fazit:
Der Auftakt zur Ash-McKenna-Reihe ist melancholisch, trübselig und schwermütig und bietet durch die langatmigen Passagen hindurch kaum Platz für Spannung oder im Ansatz interessante Detektivarbeit. Noch Lesenswert, wenn man nicht unbedingt auf eine anspruchsvolle Kriminalliteratur aus ist. 

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Veröffentlicht am 07.09.2020

Düstere, unheimliche Story mit einigen Schwachstellen 

Der Schattenmörder
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Zum Inhalt:
Nach 25 Jahren kehrt Paul in seine Heimatstadt Gritten zurück, weil seine inzwischen demente Mutter im Sterben liegt. Dabei hatte er diesen Ort eigentlich gänzlich aus seiner Erinnerung gestrichen, ...

Zum Inhalt:
Nach 25 Jahren kehrt Paul in seine Heimatstadt Gritten zurück, weil seine inzwischen demente Mutter im Sterben liegt. Dabei hatte er diesen Ort eigentlich gänzlich aus seiner Erinnerung gestrichen, da sich hier damals Grauenvolles ereignete. Sein Freund Charlie beging einen brutalen Mord und verschwand völlig von der Bildfläche. Bis heute wurde er nicht gefunden. Nach seiner Rückkehr fühlt sich Paul beobachtet und es geschehen seltsame Dinge um ihn herum. Unter Anderem wird im nahegelegenen Featherbank ein Teenager ermordet. Der aktuelle Mordfall weist zu viele Ähnlichkeiten mit dem von vor 25 Jahren. Paul fragt sich allmählich, was wirklich aus Charlie geworden ist...

Meine Leseerfahrung:
Von dem Debütroman des Autors war ich schwer beeindruckt. Denn aller Anfang ist im Thriller-Genre sicherlich schwer. Alex North hatte aber mit seinem ersten Roman eine Nische für sich gefunden. Sein Erzählstil ist völlig beklemmend und düster und kann mit einigen Mystery-Elementen glänzen. Auch bei seinem zweiten Roman greift der Autor zu diesem Mittel und schafft damit einen Thriller von ganz spezieller Art. Dabei dreht sich die Geschichte um das ominöse Thema "Luzide Träume", womit der Leser in eine geheimnisvolle Sphäre katapultiert wird, wobei Traum und Realität sich vermischen. Stellenweise wurde es mir zu verwirrend, so dass ich immer wieder neu ansetzen musste.

Die "knisternde" oder "vibrierende" Spannung, die so oft wiederholt zur Sprache kommt, habe ich diesmal jedoch nicht so stark wahrgenommen, wie es der Autor anscheinend sich gern gewünscht hätte. Eher wirkt die pulsierende Atmosphäre meist erzwungen und kaum existent, so dass der Autor immer wieder darauf hinweisen muss. Das ging ihm bei seinem ersten Roman leichter von der Hand, diesmal empfand ich diese wiederholende Beschreibung doch sehr störend im Lesefluss. 

Die Protagonisten hätten zudem mehr Tiefe verdient. Insbesondere Paul, aus dessen Blickwinkel man zwar ein recht subjektives Bild zu der Geschichte erhält, seine Gefühlswelt allerdings kaum gänzlich offengelegt wird, wurde mir zu keinem Zeitpunkt richtig sympathisch. Auch Detective Amanda Beck bleibt völlig farblos, obwohl sie eigentlich gute Ermittlungsarbeit leistet. Dabei wären einige persönliche Dinge über sie durchaus erzählbar und auch wünschenswert gewesen. Schließlich ist sie die einzige Figur, die in beiden Büchern auftaucht. Als wiederkehrender Charakter hätte sie mehr Aufmerksamkeit verdient.

Nach einem etwas langatmigen mittleren Teil nimmt die Story gegen Ende eine unvorhersehbare Wendung, womit Alex North noch mal die Spannung gehörig ankurbelt. Man könnte meinen, dass die Auflösung zum Schluss weit hergeholt ist, allerdings liefert North damit dennoch einen befriedigenden Abschluss und rettet die Story aus den verwirrenden Verstrickungen. 

Fazit:
Mit seinem zweiten Werk bleibt Alex North seinem düsteren Erzählstil treu und überzeugt wieder mit Mystery vom Feinsten. Spannungstechnisch kann dieses Buch allerdings nicht mit seinem Debütroman mithalten und schwächelt zudem auf Charakterebene. Auf Grund der überraschenden Wendung zum Schluss und der dominierenden gruselig-beklemmenden Atmosphäre durchaus noch lesenswert!

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Veröffentlicht am 04.03.2020

Eine Kette aus Lügen, eine ungesunde Freundschaft und ein Todesopfer... 

Sieben Lügen
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Zum Inhalt:
Jane und Marnie sind beste Freundinnen seit Kindheitstagen. Als Marnie ihre große Liebe Charles findet, versichert Jane ihr höflicherweise, dass sie gut zusammen passen. Aber innerlich sieht ...

Zum Inhalt:
Jane und Marnie sind beste Freundinnen seit Kindheitstagen. Als Marnie ihre große Liebe Charles findet, versichert Jane ihr höflicherweise, dass sie gut zusammen passen. Aber innerlich sieht es bei Jane ganz anders aus, denn sie hasst ihn abgrundtief. Bei dieser kleinen Notlüge bleibt es allerdings nicht. Jane verstrickt sich immer weiter in ihrem Lügengerüst und bereitet damit den geraden Weg in eine Katastrophe. Die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Frauen wird zunehmend mehr vergiftet. Und zwar so sehr, dass sie bald ein Todesopfer fordert...


Meine Leseerfahrung:
Selten liest man einen Roman, bei dem man direkt von der Hauptfigur angesprochen wird. In "Sieben Lügen" erzählt Jane aus der Ich-Perspektive und wendet sich unmittelbar an den Leser - nimmt man jedenfalls zuerst an. Schnell wird aber klar, dass Jane nicht zu dem Leser spricht, sondern ihre Geschichte einer ganz bestimmten Person erzählt, deren Identität erst gegen Ende gänzlich aufgeklärt wird. 

Obwohl Jane einige recht vielschichtige Charakterzüge aufweist, konnte sie mich als Hauptfigur nicht wirklich überzeugen. Zu keinem Zeitpunkt konnte ich Sympathie für sie aufbringen. Ganz im Gegenteil wurde sie mit jedem weiteren Detail aus ihrem Leben und ihrer Gefühlswelt zunehmend nervenzermürbender, so dass man es irgendwann leid war, ihrer verzerrten Wahrnehmung zu folgen. Dass mit ihr so Einiges nicht stimmt, erkennt man bereits in den Anfängen der Story. Auch Marnie ist keine Figur, der man Sympathie entgegenbringen könnte. Sie ist oberflächlich, egoistisch und nutzt Janes Zuneigung und Wohlwollen ihr gegenüber völlig aus. Im Grunde genommen kann man als Leser nur erwarten, dass bei dieser ungesunden Freundschaft und den ungünstigen Umständen das Unheil seinen Lauf nimmt. 

Als es dann schließlich zu einem Todesfall kommt, baut sich endlich der lang ersehnte Spannungsbogen auf. Janes Lügengebäude  scheint in sich zusammen zu fallen, was den Leser mitfiebern lässt, ob und wie sie sich aus diesem Wirrwarr entwinden wird. Insbesondere als sich eine neugierige sensationsgierige Reporterin an Jane hängt und nach der Wahrheit forscht, nimmt die Story richtig Fahrt an. Auf einen spektakulären Knall wartet man dann jedoch vergebens. Was mich ganz besonders gestört hat, war der rasante Abschluss ohne logische Konsequenzen, die nun am Ende hätten folgen müssen.

Elizabeth Kay beweist mit "Sieben Lügen", dass ein Thriller auch auf ruhige Art und Weise nervenaufreibend sein kann. Spannung kommt hier allerdings spät auf, um dann am Ende plötzlich und sinnlos zu verpuffen. Der Abschluss dieser eigentlich vielversprechenden Story wirkt erzwungen und lieblos, was mir insgesamt ein eher unbefriedigendes Leseerlebnis beschert hat. Damit bleibt der Thriller m.E. völlig hinter seinem Potential zurück. 


Fazit:
"Sieben Lügen" ist eher ein durchschnittlicher Psychothriller mit vielversprechender Geschichte zwar, aber nicht ganz durchdachtem Verlauf und mäßigen Spannungsmomenten. Kays Werk ist allenfalls im Hinblick auf die Darstellung der Psyche einer gestörten labilen Person interessant zu lesen, kann aber auch nicht mit Authentizität der Hauptfiguren punkten.

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