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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2017

Totenstille in Ostwestfalen-Lippe

Atemlose Stille
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Meike Messal ist mit Atemlose Stille ein spannender zweiter Band mit dem Ermittlerduo Marlene Borchert und Benno Erdmann zwischen Bielefeld und Minden gelungen.

Man muss den ersten Band Nachtfahrt ins ...

Meike Messal ist mit Atemlose Stille ein spannender zweiter Band mit dem Ermittlerduo Marlene Borchert und Benno Erdmann zwischen Bielefeld und Minden gelungen.

Man muss den ersten Band Nachtfahrt ins Grauen nicht gelesen haben, um den neuen Krimi zu verstehen.

Zur Handlung: Ralf Diekmann treibt tot in der Weser. Der Bankvorstand hat sich zwar ein paar Seitensprünge erlaubt, führte sonst aber ein ganz bürgerliches Leben. Jedoch ist er nicht in der Weser ertrunken, sondern in Salzwasser. Außerdem sucht Ron aus Australien mit dem Tagebuch seines Vaters unter dem Arm seine Schwester, die nach Deutschland floh und ihm das Leben rettete. Die Ermittler Marlene aus Minden und Benno aus Bielefeld kommen sich in diesem Band noch näher und es scheint, dass sich eine ernsthafte Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Als dritter Handlungsstrang ermittelt Marlene in eigener Sache. Sie wuchs bei Pflegeeltern auf, da ihre Eltern bei einem Brand ums Leben kamen. Zufällig hat sie entdeckt, dass es sich bei diesem Brand um Brandstiftung handeln könnte und nicht wie seither angenommen, ein defektes Kabel dir Brandursache war. Der Krimi gipfelt in einem fulminanten Ende, was mir zwar etwas konstruiert erscheint, aber kein bisschen weniger spannend ist. Benno und Marlene begeben sich in Lebensgefahr, die Handlungsstränge finden zusammen und der Leser freut sich schon auf den Folgeband.
Messal schafft es, den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite zu steigern und den Leser zu fesseln. Für Ortskundige hat der Krimi sicherlich noch einen besonderen Reiz, da dieser eine Straße oder Landstrich erkennt. Obwohl ich nichts ortskundig bin, hat mich Atemlose Stille gut unterhalten, ich habe das Buch nur ungern aus den Händen gelegt und das Ende hat mich sehr überrascht. Ich werde auch den dritten Band lesen.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Szenen einer Ehe

Aux Champs-Élysées
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Mara Ferrs Thriller spielt im winterlichen Paris und wie der Titel schon verrät, in der Nähe der Champs-Elysées.

Claire lebt mit ihrem Mann Philippe in einer alten Pariser Wohngegend bei der Champs-Elysées. ...

Mara Ferrs Thriller spielt im winterlichen Paris und wie der Titel schon verrät, in der Nähe der Champs-Elysées.

Claire lebt mit ihrem Mann Philippe in einer alten Pariser Wohngegend bei der Champs-Elysées. Sie haben zwei Töchter groß gezogen, die mittlerweile an der Sorbonne studieren. Zur älteren Nachbarsdame Emilie pflegen sie ein familiäres Verhältnis, sie ersetzt den Kindern die Großmutter. Claire hat 25 Jahre die Affären ihres Mannes hingenommen, da nun aber aus einer Liebelei eine ernsthafte Beziehung zu entstehen scheint, Philippe sogar nochmal Vater wird und sein Auszug droht, schmiedet Claire einen perfiden Plan. Claires Rache scheint von langer Zeit geplant und durchdacht, im Laufe des Buches erkennt man allerdings die vielen Lücken und Eventualitäten, an die sie nicht gedacht hat. Zu viel möchte ich jedoch nicht verraten.


Ich habe den Thriller innerhalb kürzester Zeit gelesen und jede Seite hat mir große Freude gemacht. Sicherlich sollte der Leser nicht das komplette Geschehen auf die Goldwaage legen. Ferr hat den Thriller natürlich so konzipiert, dass er einen Sinn macht und dass es zu ihrem Konzept passt. Für mich geht das Konzept auf, der Spannungsbogen bleibt bis zum Schluss und auf den letzten Seiten wartet noch eine Überraschung auf den Leser.


Mir war das Ende etwas zu abrupt, dennoch, wer unblutige, flüssig geschrieben Thriller mag, der sollte Mara Ferrs Aux Champs Elysées lesen.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Die andere Hälfte der Hoffnung
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Der Roman spielt zwischen Tschernobyl und Düsseldorf, wird ganz leise aus verschiedenen Aspekten erzählt, handelt von harten Schicksalen und erst mit der Zeit erkennt der Leser die gesamte Katastrophe.

Walentyna, ...

Der Roman spielt zwischen Tschernobyl und Düsseldorf, wird ganz leise aus verschiedenen Aspekten erzählt, handelt von harten Schicksalen und erst mit der Zeit erkennt der Leser die gesamte Katastrophe.

Walentyna, die Mann und Sohn in Folge des Tschernobyl Unfalls verloren hat, schreibt Tagebuch und erzählt die Familiengeschichte von der Zwangsarbeit der Mutter im Dritten Reich, dem Mann, der viel zu früh verstarb, über den zweiten Mann, der zuviel trank und sie schlug. Sie schreibt dies alles für ihre Tochter Kateryna auf, die spurlos verschwunden zu sein scheint. Kateryna wurde mit ihrer Freundin Olena als Austauschstudentin nach Deutschland gelockt. Die Mädchen fielen allerdings auf Menschenhändler herein und wurden zur Prostitution gezwungen. Kateryna flüchtet, Olena bleibt, wird drogenabhängig und irgendwann von den Zuhältern grausam entsorgt. Kateryna landet nach ihrer Flucht, bei Lessmann, der seit dem Tod seiner Frau alleine auf seinem Hof lebt. Die junge Russin stellt seinen Alltagstrott auf den Kopf und ihn vor neue Aufgaben, u.a. soll er nach Katharinas Freundin suchen, die in einem Bordell in den Niederlanden anschaffen soll. Lessmann findet sie auch, informiert Katharina aber nicht darüber. Nicht nur er sucht nach den Mädchen, sondern auch Leonid, ein suspendierter Kriminalbeamter, versucht die Mädchen zu finden und geht davon aus, dass ein Mädchenhändlerring dahintersteckt, der bis in hohe Kreise Unterstützung findet.

Diese Handlungsstränge (Walentyna, Kateryna und Lessmann sowie Leonid) verdichten sich zu einem Gesamtbild, das div. aktuelle Themen anspricht. Nicht nur das, Borrmann verknüpft sehr geschickt die Vergangenheit mit der Gegenwart. Alle Handlungen der Protagonisten kann ich nicht nachvollziehen, muss ich aber auch nicht. Die Geschicht ist komplex, nicht immer einfach, auch nicht schön, dafür aber berührend, ganz ehrlich und sie wirkt nach dem Lesen nach.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Die grüne Goldgrube

Green Bonanza
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Es ist ein schönes Buch. Das Titelbild mit Gemüsepfanne aus goldbraunem Rosenkohl macht bereits Lust auf mehr, auch wenn m.E. es die Granatapfelkerne für den Geschmack nicht gebraucht hätte.
Der Titel ...

Es ist ein schönes Buch. Das Titelbild mit Gemüsepfanne aus goldbraunem Rosenkohl macht bereits Lust auf mehr, auch wenn m.E. es die Granatapfelkerne für den Geschmack nicht gebraucht hätte.
Der Titel "Green Bonanza" hätte sich mir allerdings nicht erschlossen, wenn da nicht direkt auf dem Titelbild eine große Fußnote stünde, die erklärt, dass Bonanza auf Spanisch Goldgrube heißt. Dann macht das ganze Sinn, denn Mia Frogners Rezepte sind zwar nicht durch die spanische, jedoch durch die mexikanische Küche stark geprägt. Die Rezepte wiederholen sich, es gibt viel Tacos und Tortillas, Pizzas, Suppen, Salate und div. Falaffel, Bällchen und Burger. Ganz im Stil der modernen Köche vermischt sie Alt-Bewährtes mit Weltküche.
Unsere Kindheitserfahrungen sind ähnlich, wir hatten beide Großmütter, die mit 100%iger Gewissheit etwas Leckeres auf den Tisch brachten, egal was gerade da war und wieviel. Die jedoch nicht nur kochen konnten, sondern die Gemüse anbauten, wussten wann sie reif waren, wie sie besonders gut schmeckten und v.a. wie man nichts vergeudete oder wegwarf. Auch mich haben diese Kindheitserfahrung mit meiner Großmutter stark geprägt und beeinflussen heute meinen Kochstil und den respektvollen Umgang mit Lebensmittel. Mir gefällt gut, wie Frogner den Lesern diese Einstellung vermittelt.
Die Autorin verlässt sich oft auf ihren Backofen, was ich aber nicht schlimm finde, zumal es sich dabei um eine Zubereitungsart handelt, die praktisch und sehr schmackhaft ist. So brät sie Süßkartoffel, Rosenkohl und div. anderes Gemüse auf dem Blech, wagt sich aber auch, Falaffel im Backofen zu machen. Was ich gut finde, da sie doch so nicht so fettig sind. Nicht zu vergessen die div. Arten einer Pizza, die sie ohne Käse zubereitet, für das ich ihr besonders dankbar bin. Manche Zubereitungen erscheinen mir etwas umständlich. Wie z.B. die weltbesten Ofenkartoffeln, die sie zuerst in der Pfanne gar brät, um sie dann wieder für 15 Minuten in den Backofen zu schieben. Oder der Kartoffelsalat, bei dem die Karotten in Stücke geschnitten gekocht werden, wohlgemerkt mit Schale, damit die Vitamine nicht verloren gehen. Da wäre es vermutlich besser, die Kartoffeln ganz zu kochen und danach zu schneiden. Bei den Blumenkohl-Wings ist die Zubereitung zurecht aufwändig, da sie nur so richtig schön kross werden.

So wirklich neue Dinge hat mir Mia Frogner nicht gezeigt, ich finde ihre Küche aber lecker, kann für mich einige Rezepte gut abwandeln und in meinen Alltag einfließen lassen und sie bekommt ein dickes Lob, dass mal wieder jemand gezeigt hat, wie man ohne Fleisch und Fisch sowie mit nur wenigem tierischem Eiweiß ganz tolle Gerichte zaubern kann.

Veröffentlicht am 18.08.2017

Alles muss man selber machen!

Weltretten für Anfänger
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Ich habe dieses Hörbuch im Rahmen einer Hörrunde gehört, die wie folgt angekündigt war: "... Gute Laune garantiert! Ihr werdet euch vor Lachen den Bauch halten!" Diese Erwartung erfüllt das Hörbuch nicht. ...

Ich habe dieses Hörbuch im Rahmen einer Hörrunde gehört, die wie folgt angekündigt war: "... Gute Laune garantiert! Ihr werdet euch vor Lachen den Bauch halten!" Diese Erwartung erfüllt das Hörbuch nicht. Das Thema ist ernst, von der Lippes humorvolle Art, jeder Person eine eigene Stimme zu verleihen sowie die skurrile Art des Autors Arto Paasilinna, die ganz gut zwischen der traurgen Realität hervorkriecht, haben mich jedoch oft zum Schmunzeln gebracht.

Der finnische Gutmensch und Philologe Surunen macht sich auf nach Mittelamerika, in ein Land mit fiktivem Namen, um den politischen Gefangenen Lopez zu befreien. Auf dem Weg dahin trifft er in Russland auf den Pinguinforscher Sergej Lebkov, der einen Adler hat und viel Wodka trinkt. In der Diktatur Kalmatien angekommen, schafft es Surunen tatsächlich mit viel List politische Gefangene zu befreien. Unter ihnen war auch Lopez, der aber aufgrund der jahrelangen Folter und schlechten medizinischen Versorgung in der Gefangenschaft auf der Flucht stirbt. Den zweiten Gefangenen, einen Arzt, rettet Surunen jedoch, nimmt ihn mit zu seinem Freund Lebkov nach Moskau und findet sogar im kommunistischen Kytislawonien eine Stelle für ihn. Dem nicht genug, auch dort befreit der Philologe wieder kurzerhand zwei politische Gefangene, die in der psychiatrischen Abteilung eines kytislawonischen Krankenhauses zugedröhnt mit Psychopharmaka vor sich hin vegitieren. Nach einer Odysee durch div. politische Regime kommt Surunen wohlbehalten nach Finnland zurück und findet ebenfalls sein Glück.

Paasilinna hat das Buch bereits 1986 geschrieben, und lehnt sich an das damalige politische Weltgeschehen wie z.B. die Sowjetunion an. Erst 2016 wurde Weltretten für Anfänger ins Deutsche übersetzt; hat aber nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Man denke nur an die politischen Gefangenen in der Türkei.

Ich habe mir nicht vor Lachen den Bauch gehalten, dafür aber umso mehr geschmunzelt. Von der Lippe liest hervorragend, wenn auch oft leicht übertrieben und die Betrunkenen, die recht häufig in der Geschichte auftauchen, liest er mit so viel Inbrunst, dass sie manchmal sehr schlecht zu verstehen sind.

Für mich ist Weltretten für Anfänger ein durchaus gelungener Hörgenuss.

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