Profilbild von julemaus94

julemaus94

Lesejury Star
offline

julemaus94 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit julemaus94 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2023

In Wissenschaft erstickt

Babel
0

An diesem Buch kam man in den letzten Wochen kaum vorbei und ich kann mir vorstellen, dass sich daran auch in der näheren Zukunft nichts ändern wird. Denn "Babel" schafft, was vorher kaum ein Fantasyroman ...

An diesem Buch kam man in den letzten Wochen kaum vorbei und ich kann mir vorstellen, dass sich daran auch in der näheren Zukunft nichts ändern wird. Denn "Babel" schafft, was vorher kaum ein Fantasyroman geschafft hat: Fans sowohl in den Reihen der Fantasy-Liebhaber zu finden als auch Begeisterung bei Literatur-Enthusiasten auszulösen. Und ich kann das sehr gut nachvollziehen.

R.F. Kuang verankert ihre Geschichte im England des frühen 19. Jahrhunderts und gibt ihr mit dem Silberwirken einen Touch Magie- und schon hat man das schönste Historical Fantasy-Setting.

In diese Welt wird Robin hineingeboren, als er in ärmlichen Verhältnissen in Kanton aufwächst, bis er von Professor Lovell nach England geholt wird, um am berühmten Sprachen-Kolleg Babel zu studieren. Schnell findet er in seinen Komilitonen Ramy, Letty und Victoire Freunde und gemeinsam bewältigen sie den Universitätsalltag.

Auf jeder Seite dieses Buches spürt man, mit wieviel Liebe fürs (historisch korrekte) Detail die Autorin an ihre Geschichte heran gegangen ist. Teilweise liest es sich wie eine theoretische Abhandlung über Sprachen und ihre historische Entwicklung.

Man merkt, dass sie sich unheimlich viele Gedanken über diese von ihr geschaffene Welt gemacht hat. Dadurch hat man aber auch oft das Gefühl, dass ihr diese knapp 700 Seiten beinahe nicht ausreichen, um diese vielen Ideen unterzubringen.

Der Text liest sich unheimlich dicht und man (oder zumindest ich) musste mich beim Lesen sehr konzentrieren, damit ich ja kein Detail überlese (denn man weiß ja nie, ob das nicht nochmal für die folgende Handlung relevant sein könnte- Spoiler: ist es oft nicht).

In dieser Dichte gehen leider nicht nur die Figuren unter, sondern auch die Spannung ganz schnell flöten. Nun könnte man meinen, dass Spannung für einen guten Roman nicht zwingend notwendig wäre. Dem könnte ich zustimmen, wenn mich dafür die Figuren überzeugen würden.

Aber hier liegt die/ eine große Schwäche des Buches. Die Figuren wirken blass und unispiriert. Auf emotionaler Ebene erreichen sie mich überhaupt nicht und ihre Entscheidungen und Handlungen sind für mich oft unlogisch und einfach nur ihrer Position am oberen Ende der Intelligenz-Skala nicht angemessen.

Da der Plot des Buches in direkter Abhängigkeit von den handelnden Figuren steht, kommen wir damit auch gleich zur zweiten großen Schwäche. Ist der Plot zu Beginn noch nachvollziehbar und fesselnd, wandelt er sich ab ca der Hälfte zu etwas unlogisch bis teilweise sehr vorhersehbar.

Alles in allem kann ich mir vorstellen, dass das Buch noch viele begeisterte Leser um sich versammeln wird, da es eine überraschende Mischung aus Fantasy und Realismus darstellt. Allerdings kann ich mir genauso gut vorstellen, dass es die Geister sehr stark spalten wird, da sich mit Sicherheit viele Lesende an den vielen kleinen Schwachpunkten stören werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 13.05.2023

Nicht nur schwarz-weiß

The truth behind your lies
0

Schulklassen teilen sich meist in mehrere Lager auf, es gibt oft verschiedene Interessensgruppen und Freundeskreise. Nicht immer sind sich alle grün, oft gibt es Reibungspunkte.

In Jans Fall gibt es eine ...

Schulklassen teilen sich meist in mehrere Lager auf, es gibt oft verschiedene Interessensgruppen und Freundeskreise. Nicht immer sind sich alle grün, oft gibt es Reibungspunkte.

In Jans Fall gibt es eine Clique besonders beliebter Schülerinnen, die ihn seine ganze Schulzeit über schikaniert und vor der ganzen Mannschaft Witze über ihn gerissen haben. Nun nach dem Abi sieht er seine Chance gekommen, als er ihnen die schweizer Berghütte des Onkels für eine letzte gemeinsame Tour zur Verfügung stellt. Heimlich will er den Urlaub aufzeichnen und die Geheimnisse der fünf, die dabei ans Licht kommen, ins Internet stellen.

Ob der Plot wirklich realistisch ist, darüber soll sich jeder selbst eine Meinung bilden. Für meinen Geschmack verläuft nicht jede Situation sonderlich realistisch und manche Schlussfolgerung liest sich etwas an den Haaren herbei gezogen.

Allerdings zeigt dieses Kammerspiel, das aus Sicht von Jan und Emmy, einer der Freund
innen, erzählt wird, was hinter den undurchdringbaren Schalen vieler Jugendlichen lauert. Wir bekommen Einblick in die Zwangsstörungen und psychischen Belastungen der Jugendlichen und gerade der Umgang damit fühlt sich sehr realistisch an und zeigt ein typisches Problem auf, das unsere Gesellschaft immer noch damit hat.

Essstörungem, psychische Angststörungen und Süchte sind etwas, über das man reden können sollte, ohne sich dafür zu schämen. Es ist nichts, weswegen man jemanden bloßstellen können sollte.

Gerade, indem Jan sich auf diese Schwächen stürzt, werden alle Figuren zu ambivalenten Charakteren, die man nicht nur als schwarz oder weiß sehen kann. Trotzdem fehlt allen leider etwas die Tiefe, da man allen nur in vielen einzelnen Momentaufnahmen folgen kann.

Auch die Sprache ist sehr jugendlich-flapsig gehalten und der Stil liest sich meiner Meinung nach etwas flach. Für einen Jugendroman vollkommen in Ordnung und passend, ich bin wahrscheinlich einfach langsam aus dem Alter raus.

Insgesamt eignet sich das Buch wriklich gut als Unterrichtslektüre und sollte von möglichst vielen aus der Zielgruppe gelesen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Wieviel Macht steckt drin?

Macht
0

Liv hat vor längerer Zeit eine furchtbare Erfahrung gemacht, die jede zehnte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben macht. Sie wurde von einem Bekannten vergewaltigt und trägt diese Erfahrung ...

Liv hat vor längerer Zeit eine furchtbare Erfahrung gemacht, die jede zehnte Frau in Deutschland mindestens einmal in ihrem Leben macht. Sie wurde von einem Bekannten vergewaltigt und trägt diese Erfahrung seither mit sich rum. Gemeinsam mit ihr erlebt man ihren Alltag, in dem sie sich dafür entschieden hat, niemandem davon zu erzählen und das Erlebte selbst zu verarbeiten.

Sie selbst ist der Meinung, dass sie selbst die Macht über ihr Leben behalten möchte und deshalb frei entscheiden kann, wie sehr dieses Erlebnis ihr Leben beeinflusst.

Sehr schnell wird einem als Leser klar, wie stark ihre Selbstwahrnehmung von der Außenwahrnehmung des Lesers abweicht.
Was sie selbst als Stärke und Macht interpretiert, sehe ich als fremdregiertes und kopfloses Leben an.

Liv ist stolz darauf, ohne Therapie und fremde Hilfe klar zu kommen und doch dreht sich ihr ganzes Leben und Denken um dieses eine Ereignis. Nach außen hin hat sie eine Fassade aus Härte und Kraft aufgebaut, innerlich funktioniert sie scheinbar kaum noch. Im Kopf dreht sich alles um das Thema Vergewaltigung, ihre Gedanken fahren scheinbar Karussell, sodass sie nur noch mit Tabletten abschalten kann.

Einerseits finde ich es sehr eindrucksvoll das Thema aus Sicht eines klaren Opfers geschildert zu bekommen. Dadurch, dass das gesamte Buch aus mehr oder weniger zusammenhängenden Gedankenschnipseln besteht, spürt man sehr deutlich, wie stark das Denken von diesem Ereignis beherrscht wird. Was es mit dem Opfer seelisch anstellt und wie sehr die meist weiblichen Opfer auf Hilfe angewiesen sind.

Gleichzeitig bekommt man aber auch den Spiegel vorgehalten, wie sehr die Gesellschaft aber auch dagegen geprägt ist. Selbst eine Frau, die die Erfahrung selbst gemacht hat, scheint andere dafür zu verurteilen. Diese Gedankenkonstrukte, die Liv offenbar von klein auf eingeimpft wurden, eine Selbstschuld zu suchen, andere Frauen zu verurteilen und das Geschehene einfach totzuschweigen, sind nur schwer zu verdauen.

Wer in diesem Buch eine Lobeshymne an die Stärke der Frau sucht, kann meiner Meinung nach lange suchen. Mir stellt sich eher die Frage, wer hier wirklich die Macht hat. Liv ist es meines Erachtens nicht. Vielleicht doch eher der Täter, der ungerührt sein Leben weiterlebt oder die Gesellschaft, die Livs Schicksal einfach übersieht obwohl die Zeichen mehr als deutlich sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Enttäuschende Umsetzung

Equilon
0

Szenarien und Gedankenspiele über eine Zukunft, in der die Menschheit die Erde endgültig zugrunde gewirtschaftet hat, finde ich immer wieder reizvoll. Sie liegen meist gar nicht so weit von der Realität ...

Szenarien und Gedankenspiele über eine Zukunft, in der die Menschheit die Erde endgültig zugrunde gewirtschaftet hat, finde ich immer wieder reizvoll. Sie liegen meist gar nicht so weit von der Realität entfernt und gruseln mich teilweise mehr als es jeder Thriller oder Horror könnte. Wenn sie gut gemacht und durchdacht sind.

Die Grundzüge von "Equilon" konnten mich auf jeden Fall überzeugen. Die Menscheit steht nach nicht näher benannten Naturkatastrophen am Rande des Abgrunds und die letzten Ressourcen sind hart umkämpft. In den Grenzländern versucht jeder, seinen persönlichen Score soweit nach oben zu treiben, durch Fitness und Innovation, um es unter die eine Milliarde zu schaffen. Diese Gruppe Auserwählter dürfen in die letzte Bastion des Fortschritts und Wohlstands einziehen um dort das Überleben der Menschheit zu sichern und für eine Umkehr des Klimawandels zu sorgen (wer's glaubt...). Jenna hat eben ihr Ticket erkämpft und ist auf dem Weg nach New Valley, während Dorian sich am unteren Ende der Skala bewegt und sämtliche Hoffnung auf ein glückliches (Über-)Leben aufgegeben hat. Durch Umstände bewegen sich ihre beiden Leben aufeinander zu, denn der Schein dieses glänzenden System trügt.

Wie gesagt, das Konzept klingt spannend und interessant. Leider reichen die Einblicke in diese Welt nicht aus, um sich einen tiefergehenden, gründlicheren Eindruck zu verschaffen. Hier stehen die beiden Hauptfiguren und ihre Erlebnisse ganz klar im Vordergrund. Dadurch fiel es mir zum Einen sehr schwer, mich in diese Welt einzufühlen und zu -denken. Zum anderen lässt das auch einige Handlungen etwas unlogisch oder unnötig erscheinen. Hier hätten ein paar mehr Details wirklich gut getan.

Dafür, dass den Figuren so viel Raum eingeräumt wurde, waren sie mir eindeutig auch zu grob entwickelt. Vielleicht bin ich auch einfach schon zu alt und nicht mehr Teil der Zielgruppe, aber sowohl Jenna als auch Dorian agierten mir oft zu kopflos, unlogisch und wirkten in ihrer Art der Kommunikation zu unreif. vor allem Jenna, die ja angeblich zu den intelligentesten Menschen des Planeten gehören sollte (und sich so ihren Platz erkämpft hatte) wirkte oft einfach nur naiv und unklug.

Insgesamt bekommt das Buch von mir nur deshalb eine so hohe Bewertung, weil mir das Konzept dahinter wirklich gut gefallen hat. Es ist nur leider zu wenig ausgearbeitet und weist noch zu viele Baustellen auf, um wirklich überzeugen zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.05.2023

Zu vorhersehbar

Dead Romantics
0

Einmal im Jahr lese ich eine romantische Geschichte. Zu viel Kitsch ist nichts für mich, ebenso wenig mag ich vorhersehbare Plots. Von diesem buch habe ich mir aber sehr viel versprochen und wollte ihm ...

Einmal im Jahr lese ich eine romantische Geschichte. Zu viel Kitsch ist nichts für mich, ebenso wenig mag ich vorhersehbare Plots. Von diesem buch habe ich mir aber sehr viel versprochen und wollte ihm so gerne eine Chance geben.

Mit Florence haben wir eine starke Protagonistin, die dank ihrer letzten in die Brüche gegangenen Beziehung das Vertrauen in die Liebe und vor allem in die Männer verloren hat. Für eine Ghostwriterin romantischer Romane bedeutet das natürlich eine nicht unerhebliche Einschränkung, für die ihr neuer Lektor leider kein Verständnis hat. Das ist allerdings das geringste seiner Probleme, denn plötzlich steht er als Geist vor ihr.

Es ist witzig, es ist tiefgründig und hat mit Florence eine wirklich sympathische Hauptfigur. Das Buch macht über weite Strecken wirklich viel Spaß. Einzig die Wiederholungen stören ab und zu und man hätte das buch bestimmt um ein paar Seiten kürzen können.

Allerdings, und das ist wohl mein größtes Manko, ist es einfach zu vorhersehbar. Das kann nun für Liebhaber des Genres eher nebensächlich sein, mir stieß es allerdings mit der Zeit immer mehr auf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere