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Madamebiscuit15

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2023

Bewegender Roman mit brisantem Thema

No & ich
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Lou ist eine hochbegabte Dreizehnjährige, die ziemlich allein in ihrer Welt lebt. Die Mutter hatte vor Jahren eine Fehlgeburt und ist seitdem kaum noch ansprechbar. In ihrer Klasse hat sie keine Freund*innen, ...

Lou ist eine hochbegabte Dreizehnjährige, die ziemlich allein in ihrer Welt lebt. Die Mutter hatte vor Jahren eine Fehlgeburt und ist seitdem kaum noch ansprechbar. In ihrer Klasse hat sie keine Freund*innen, nachdem sie zwei Jahre jünger wie die anderen ist.
Als es um ein Referatsthema geht, gibt sie an eine Obdachlose zu interviewen und lernt dadurch No kennen.
Ich lese Delphine de Vigans Bücher sehr gerne, auch wenn die Themen immer schwere Kost sind.
Wie gehen wir mit Menschen ohne festen Wohnsitz um? Wie begegnen wir ihnen? Welche Vorurteile und Vorbehalte haben wir gegen sie?
Das schwingt in diesem Buch mit.
Die Autorin hat einen klaren, schnörksellosen Schreibstil, ist dabei aber keineswegs emotionslos. Ganz im Gegenteil, die Beklemmung und Scham, die Lou bezüglich No und den anderen Menschen auf der Straße empfindet, ist unmittelbar spürbar. Ebenso wie ihre eigene Einsamkeit oder Hoffnung etwas ändern zu können.
Sie schafft es im Verlauf des Buches tatsächlich No von der Straße zu holen und bei sich zuhause aufzunehmen. Auch in Lukas, einem Klassenkameraden, findet sie endlich jemanden, der sie wirklich sieht.
Die Beziehung und gegenseitige Abhängigkeit von No und Lou zueinander und Nos‘ Schicksal gingen mir nahe. Das schafft die Autorin mit jeder ihrer Geschichten bei mir.
Was mir zusätzlich sehr gefallen hat, war die Innenansicht von Lou, wie sie die Welt sieht und sie versucht zu bewältigen.
Einzig mit dem Schluss hadere ich noch etwas. Aber das ist Geschmackssache und ich will nicht spoilern.
Deshalb lest es am Besten selbst und macht euch ein eigenes Bild.
Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 08.06.2023

Packender Einblick hinter die Kulissen

Komplizin
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Das Cover finde ich absolut gelungen für den Inhalt des Buches. Durch die Filmrolle, die einen Zensiertbalken darstellt, wird die abgebildete Frau für die lesende Person sofort als schuldig dargestellt.

Aber ...

Das Cover finde ich absolut gelungen für den Inhalt des Buches. Durch die Filmrolle, die einen Zensiertbalken darstellt, wird die abgebildete Frau für die lesende Person sofort als schuldig dargestellt.

Aber ist sie das denn dann auch? Damit befasst sich der Roman auf eine eindringliche Weise.

Sarah wird nach 10 Jahren von Thom, einem New York Times Journalisten, zu ihrer Zeit als Associate Producerin während eines Filmdrehs befragt. Es gibt Gerüchte, dass Hugo North, der Investor, Frauen zu sexullen Handlungen gezwungen haben soll. Wusste Sarah davon?

Inhaltlich begleiten wir Sarah über Jahre bei ihrem Aufstieg in der Filmbranche. Gleichzeitig bekommen wir einen tiefen Einblick in die Abgründe des glitzernden Showbusiness. Sarah und ,in kurzen Interviewsequenzen, auch andere beteiligte Frauen des Sets zeigen deutlich, wie abhängig von Geld und machhungrigen Männern die Branche ist. Wie wenig Chancen Frauen in diesem Umfeld haben, wenn sie erfolgreich sein wollen und was sie bereit sein müssen zu tun, um bestehen zu können. Egal ob hinter oder vor der Kamera.

Dieses Buch macht wütend, weil es diese Missstände immer noch gibt. Es rüttelt auf, weil diese Tatsachen immer noch nicht präsent genug in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein sind. Und es hilft hoffentlich, auf lange Sicht, Abhilfe zu schaffen.

Ein lesenswertes Buch, das sich durch den sensiblen und stimmigen Schreibstil von Winnie M Li wirklich flüssig und leicht lesen lässt.

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Veröffentlicht am 13.05.2025

vier Frauen und ihr jeweiliges Leben

Dream Count
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Worum geht es im Leben? Worauf kommt es an? Wonach streben wir? Fragen, die uns allen wahrscheinlich nicht unbekannt sind. Ebenso wie den vier Frauen in Chimamanda Ngozi Adichies neuem Roman, deren Leben ...

Worum geht es im Leben? Worauf kommt es an? Wonach streben wir? Fragen, die uns allen wahrscheinlich nicht unbekannt sind. Ebenso wie den vier Frauen in Chimamanda Ngozi Adichies neuem Roman, deren Leben miteinander verwoben sind. Die beiden Cousinen Chiamaka und Omelogor leben zwar auf unterschiedlichen Kontinenten, doch sie stehen sich sehr nahe. Zikora ist die engste Freundin von Chiamaka und lebt, wie diese, in Amerika. Die vierte im Bunde ist Kadiatou, die Haushälterin von Chiamaka.
Auch wenn die vier Frauen sich untereinander kennen und Teil des Alltags der anderen sind, haben ihre Lebensrealitäten nicht immer wirklich viel miteinander gemein. Zu unterschiedlich sind die Herkunft, die Sozialisation der Frauen, ihre Erfahrungen und die persönlichen Prioritäten im Leben.
Die Autorin schreibt literarisch anspruchsvoll und schafft es, anhand der Protagonistinnen viele geisteswissenschaftliche und gesellschaftsrelevante Themen anzusprechen. Jede der vier kämpft mit eigenen moralisch und ethischen Fragen oder die äußeren Umstände zwingen sie dazu. Es geht um toxische Beziehungen, Mutterschaft, sexuellen Missbrauch oder auch Korruption versus Integrität. Auch Rassismus und die Stellung der Frau, sowohl innerhalb der westlichen Kultur, als auch in der nigerianischen sind immer wieder Thema.
Dabei erhält jede der Frauen ihr eigenes Kapitel, manche sind dabei aus der personalen und manche aus der Ich-Erzähler Perspektive geschrieben.
Auch wenn mich der Schreibstil der Autorin wirklich begeistert und zu Beginn sofort in die Handlung ziehen konnte, verliert sie mich im Laufe der Zeit immer wieder. Für mich bleibt einiges zu oberflächlich oder nicht zu Ende erzählt, was ich als schade empfunden habe. Auch wurde mir eine der Frauen zusehends unsympathischer, aber das ist persönliches Empfinden.
Abschließend gesagt, ist es für mich ein gutes Buch, das mich sprachlich überzeugen konnte, inhaltlich aber etwas hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist.
Insofern macht Euch am besten Euer eigenes Bild.

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Veröffentlicht am 13.07.2024

Spezielles Buch mit Einblick in psychische Störungen

Welches Königreich
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Ein kurzer Roman, den ich nur schwer fassen konnte.
Es geht um die namenlose Ich-Erzählerin, die mit fünf anderen Jugendlichen in einer betreuten Wohngruppe lebt. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag, erzählt ...

Ein kurzer Roman, den ich nur schwer fassen konnte.
Es geht um die namenlose Ich-Erzählerin, die mit fünf anderen Jugendlichen in einer betreuten Wohngruppe lebt. Sie nimmt uns mit in ihren Alltag, erzählt von Schlaflosigkeit, gemeinsamen Kochen, geteilten Zigaretten oder auch ihrem Morgenritual.
 
„Ich schalte den Wasserkocher ein und gebe in eine (Tasse) […] Nescafé. In die andere roten Fruchtjoghurt, nicht weil ich Hunger hätte, sondern weil unsere täglichen Rituale die beste Illusion eines Neuanfangs, eines neu beginnenden Zyklus sind.“ S.65
 
Dabei bekommen wir einen Einblick in das Leben mit einer psychischen Störung. Wie schwer es ist einen Alltag leben zu wollen bzw. zu müssen. Wie groß allein die Herausforderung ist nur eine einzige Entscheidung treffen zu müssen. Welche Bedeutung ein eigenes Zimmer für die Betroffenen hat, gepaart mit dem Wissen, dass die Betreuer*innen trotzdem jederzeit eindringen können.
 
Geschrieben ist der Roman in extrem kurzen Kapiteln, bis hin zu einzelnen Sätzen. Die Einblicke und Ausschnitte wirken aus dem Zusammenhang gerissen, wie Facetten, was ein konzentriertes Lesen erfordert und einen Lesefluss erschwert. Die Erzählerin bleibt mir zusätzlich fern, immer wieder muss ich Passagen ein zweites Mal lesen, um sicher zu sein, dass ich den Inhalt richtig in Zusammenhang bringe. Dabei ist die Sprache nicht emotionslos, ganz im Gegenteil. Immer wieder treffen mich Sätze unvorbereitet in ihren Aussagen und ihrer Macht.
 
„Man bezeichnet die Eindämmung des Gefühlsspektrums als Behandlung.“ S.84
 
Für mich bildet die distanzierte Protagonistin und das nur partielle Bei-Ihr-Sein des Textes aber auch ein gelungenes Stilmittel, um die Lebensrealität der Betroffenen zu veranschaulichen.
 
Es ist ein spezielles Buch und war - für mich - eine besondere Leseerfahrung.
 
Wer Lust auf etwas abseits von Mainstreamthemen und -Büchern sucht und sich mit dem Bereich der psychischen Störungen auseinandersetzen möchte, dem kann ich es empfehlen. Am besten aber als Buddyread, da es einiges an Gesprächsthemen mit sich bringt.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Wichtiges Thema und keine Kommunikation dazu

Elternhaus
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Es geht um Sanne, Petra und Gitti, drei Schwestern, die sich über die Jahre sehr fremdgeworden sind und nun das Elternhaus ausräumen. Währenddessen und auch danach begleiten wir Lesenden die drei Frauen ...

Es geht um Sanne, Petra und Gitti, drei Schwestern, die sich über die Jahre sehr fremdgeworden sind und nun das Elternhaus ausräumen. Währenddessen und auch danach begleiten wir Lesenden die drei Frauen und erfahren anhand ihrer Erinnerungen und durch Einblicke in ihren aktuellen Alltag, wie sie zueinanderstehen.

Ein Roman, der für mich mit viel Nostalgie aufwartet. In ganz vielen Beschreibungen und Situationen wurde ich an meine eigene Kindheit erinnert und musste schmunzeln. Denn so individuell, wie wir immer glauben, war sie dann wohl doch nicht. Geteilte Kinderzimmer, Geschwisterrivalität und Erziehungsmethoden, um nur einige zu nennen.

Die drei Schwestern entwickeln sich alle komplett unterschiedlich und stehen somit auch an völlig verschiedenen Punkten in ihrem Leben, als der Umzug der Eltern sie wieder räumlich zueinander führt.
Allerdings sprechen gerade Sanne und Petra nicht miteinander. Ihr vermeintliches Wissen über die jeweils andere resultiert aus den Wahrnehmungen der Vergangenheit und auch diese Annahmen sind häufig nicht korrekt. Diese Entfremdung der Schwestern las ich mit einem gewissen Kopfschütteln, da es nur zu Verstimmung und Missverständnissen führen konnte. Auch, dass alle drei quasi nichts voneinander wissen, befremdetet mich.
Der häufige Alkoholkonsum innerhalb der Geschichte war für mich negativ auffallend, auch wenn mir bewusst ist, dass es leider durchaus in vielen Familien der Wahrheit entspricht.
Sanne war mir leider überhaupt nicht sympathisch, insofern konnte ich auch wenig Mitleid für ihre momentane Situation empfinden. Da waren mir Petra und Gitti doch um einiges näher.

Alles in allem war es für mich kein wirklich schlechtes Buch. Aber eins, das hinter meinen Erwartungen zurückblieb und somit kein „must-read“.

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