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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.06.2023

Weniger happy als gedacht

Happy Place
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Seit dem College ist es Tradition, dass Harriet und ihre Freunde ein paar unbeschwerte Tage in einem Sommerhaus in Maine verbringen. Es ist der absolute Happy Place der Freunde, denn hier scheint die Welt ...

Seit dem College ist es Tradition, dass Harriet und ihre Freunde ein paar unbeschwerte Tage in einem Sommerhaus in Maine verbringen. Es ist der absolute Happy Place der Freunde, denn hier scheint die Welt perfekt. Auch die Liebesbeziehung zwischen Wyn und Harriet startete in Maine, doch diese ist längst nicht mehr so unantastbar wie von den Freunden gedacht, denn die beiden sind bereits seit sechs Monaten kein Paar mehr. Um die Urlaubsstimmung nicht zu verderben, halten die beiden ihr Geheimnis wohlbehütet unter beschluss und beschließen, eine Woche ihr Glück vorzugaukeln. Denn was kann daran schon so schwer sein?

Die Geschichte wird aus Harriets Perspektive erzählt und wechselt dabei zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, in der man die angebliche Freundschaft der Charaktere untereinander näher gebracht bekommt und auch erfährt, wie das zarte Band der Liebe zwischen Wyn und Harriet geknüpft wurde. Leider passten Vergangenheit und Gegenwart nicht wirklich zusammen für mich. Natürlich entfernen sich Freunde und das wird hier auch immer wieder erwähnt, aber wenn sich keiner mehr dem anderen nahe fühlt, warum sollten sie dann geschlossen entscheiden, dass sie eine Woche zusammen verbringen? Das macht für mich leider nicht ganz so viel Sinn, wie ich mir gerne erhofft hätte.

Ich mochte Harriet durchaus und konnte an vielen Stellen auch mit ihr mitempfinden, aber leider war sie die einzige der Charaktere, der ich mich ein wenig näher fühlen konnte. Ich hab einfach nicht verstanden, warum sie alle in einer Illusion darüber leben, die besten Freunde zu sein, die immer für einander da zu sein scheinen, aber keiner ist ehrlich zum anderen. Romane in denen Kommunikation Key wäre, die Charaktere sich aber dagegen wehren bzw. die Autor:innen es nicht für möglich halten, dieses Element zu berücksichtigen, machen mich immer ein wenig sauer. Es ist nicht nur eine Person, die mit ihren echten Empfindungen hinter dem Berg hält, nein, es sind direkt alle, was für mich einfach too much war.
Wyn hätte ich so gerne näher kennengelernt, aber erst gegen Ende schien er sich ein wenig zu öffnen bzw. die Autorin zuzulassen, dass die Leser:innen mehr von ihm zu spüren bekamen.
Auch die anderen Charaktere blieben in meinen Augen leider sehr blass. Dafür, dass sie so viel Zeit miteinander verbrachten und das auch noch auf engstem Raum, bekam man von ihnen leider erstaunlich wenig mit. Schade.

Den Schreibstil empfand ich, hingegen der Geschichte, als sehr leicht, flüssig und angenehm zu lesen.

Ich hatte mir von "Happy Place" deutlich mehr erhofft. Aufgrund des unbeschwerten Covers und des Klappentextes hatte ich einen seichten Sommerroman erwartet, gespickt mit romantischen Elementen, einem kleinen Krieseln und ganz vielen positiven Gefühlen. Was ich jedoch bekam war ein vermeintlicher "Happy Place", der sich nur dank der glücklichen Erinnerungen halten konnte, an denen sich alle wie verzweifelt versuchten, festzuhalten. Niemand wollte seinen Problemen und der inzwischen fast schon gescheiterten Freundschaft in die Augen blicken. Vielmehr hielten sich die ach so guten Freunde damit auf, Geheimnisse voreinander zu haben, obwohl sie sich schworen, die besten Freunde zu sein.
Die Atmosphäre war sehr bedrückend und somit alles andere als leicht und beschwinglich.

Ich hätte mir ein wenig mehr Leichtigkeit und weniger deprimierende Probleme erhofft, die sich gegen Ende hin ziemlich schnell in Luft auflösten, dafür, dass sie den kompletten Roman hindurch doch so unüberwindbar schienen. Schade.

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Veröffentlicht am 01.06.2023

Mehr Drama statt Spannung

Das Gift deiner Lügen
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Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ...

Das Villenviertel Severn Oaks ist eine bilderbuchartige Nachbarschaft. Die Menschen fühlen sich sicher, sind alle gut vernetzt und haben keinen Grund zur Sorge. Bis Erica Spencer, eine Nachbarschaftsheldin, ein Unfall passiert, der sie das Leben kostet. Nach einer kurzen Ermittlung wurde der Fall bereits zu den Akten gelegt, denn tragische Unfälle passieren nun mal. Ein Jahr später jedoch, erscheint ein rätselhafter Podcast, der sich mit dem Fall von Erica Spencer auseinandersetzt. Der Host ist anonym, doch er scheint Details des Unfalltages zu kennen, den eigentlich nur die Zeugen wissen können. Wöchentlich deckt er nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse der Bewohner des Ortes auf und bringt Dinge ans Tageslicht, die besser verborgen geblieben wären ...

Die Leser:innen begleiten über die Geschichte hinweg die einzelnen Nachbar:innen von Seven Oarks. Und genau da lag für mich schon das erste große Problem: Es waren so viele Charaktere, dass ich einfach den Überblick verloren hab. Gefühlt sind es 10 Familien, die alle noch Kinder und Freunde haben, deren Namen man von der ersten Seite ab eigentlich schon verinnerlicht haben muss. Ich hab immer Schwierigkeiten solchen Konstellationen zu folgen, aber in diesem Fall war es mir schlichtweg unmöglich. Ich konnte mir kaum eine Hintergrundstory merken bzw. einem bestimmten Charakter zuordnen, sodass die gegenwärtigen Handlungen eventuell besser nachvollziehbar gewesen wären. Ich hab komplett den Überblick verloren, wer mit wem, wann, warum und wer welche Geheimnisse versucht, zu vertuschen. An sich empfand ich die Konstellationen schlüssig und sogar authentisch, aber in so einem kurzen Buch, so viele Charaktere auf einmal anstatt nach und nach einzuführen, ist einfach nur verwirrend gewesen.
Somit konnte ich auch zu keinem der Charaktere eine besondere Bindung aufbauen. Sie verschmolzen für mich zu einem Nachbarschaftspulk, der zwar etliche, teilweise interessante Informationen bot, aber es war eben ein dicker Klumpen, weswegen es irgendwann anstrengend wurde.

Auch die Spannung vermisste ich an vielen Stellen. Der Desperate-Housewives-Vibe überschattete für mich jegliche aufkeimende Spannung, da Klatsch und Tratsch mehr Raum einnahmen als nötig gewesen wäre.

Eine nette Geschichte für zwischendurch, die zwar den ein oder anderen unerwarteten Moment hatte, mich aber aufgrund ihrer Umsetzung nicht überzeugen konnte. Schade.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Durchwachsen

Tiefes Grab
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Martin Reese war erfolgreicher Software-Firmenbesitzer und hat sich frühzeitig in eine Art „Ruhestand“ versetzen lassen. Mit genug Geld auf der Kante, widmet er sich voll und ganz seinem Dasein als Familienvater. ...

Martin Reese war erfolgreicher Software-Firmenbesitzer und hat sich frühzeitig in eine Art „Ruhestand“ versetzen lassen. Mit genug Geld auf der Kante, widmet er sich voll und ganz seinem Dasein als Familienvater. Heimlich geht er einem eher ungewöhnlichen Hobby nach: Er spürt lang verschollene Opfer von Serienkillern auf, gräbt ihre menschlichen Überreste aus und meldet seinen Fund der Polizei, jedoch anonym. Martin selbst sieht sich als rechtschaffender Gerechtigkeitskämpfer an, beinahe als Held, der der Polizei unter die Arme greifen muss. Bei seiner letzten Grabung macht er jedoch eine schockierende Entdeckung: Er scheint aufgeflogen zu sein, denn offenbar weiß jemand alles über ihn und sein kleines Hobby. Wie gefährlich es ist, einem Serienkiller in die Quere zu kommen, muss Martin am eigenen Leib erkennen.



„Tiefes Grab“ hat eine durchaus spannende Idee hinter der Geschichte und geht die Serienkillerthematik auf eine für mich neue Art und Weise an. Jedoch hat die Geschichte keinen wirklichen Spannungsbogen und lässt es teilweise gänzlich an Nervenkitzel fehlen. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, aber es wurde leider nicht genutzt.



Auch die Charaktere konnten mich nicht wirklich überzeugen. Martin denkt, er sei eine Art Held, der dort einsetzt, wo die Polizei versagt. Seine eigentlichen Beweggründe sind jedoch niederer Natur. Bzw. die Interpretation seiner eigentlichen Beweggründe, denn so richtig wurde in meinen Augen nicht aufgeklärt, was seine Intention ist. Für mich war er durchweg unsympathisch. Ein sehr überheblicher und über die Maßen schräger Protagonist, dessen Schicksal mich schlichtweg nicht packen konnte. Zwar möchte man die Beweggründe erfahren, vor allem in Bezug auf die Schwester seiner Frau, aber je länger sich die „Auflösung“ zog, desto mehr verlor ich das Interesse.
Auch die Nebencharaktere bleiben sehr blass und motivieren nicht zum Weiterlesen der Geschichte.



Ein Thriller, der viel der Interpretation überlässt, wenig klar anspricht und somit viel Nervenkitzel verloren geht. Für mich war es ein ständiges Auf und Ab. Es gab durchaus ein paar packende Momente, die verebbten jedoch sehr schnell.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Gute Idee, schwache Umsetzung

Die Stille des Todes
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Es geht wieder los, etwas wiederholt sich, etwas, das die gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Mit der Inhaftierung des mutmaßlichen Täters vor 20 Jahren gab es ein kollektives Aufatmen, ...

Es geht wieder los, etwas wiederholt sich, etwas, das die gesamte Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Mit der Inhaftierung des mutmaßlichen Täters vor 20 Jahren gab es ein kollektives Aufatmen, doch jetzt scheint die Serie weiterzugehen. Der Verbrecher – noch immer in Haft. Handelt es sich um einen Nachahmungstäter, gab es damals Ermittlungsfehler? Viele Fragen, kaum Antworten und ganz besonders wenig Zeit, denn die Anzahl der potentiellen weiteren Opfer ist hoch und die Chance sie alle schützen zu können verschwindend gering..


Rückblickend wird von den damaligen Taten und Ermittlungen erzählt, nichts deutet darauf hin, dass man den falschen geschnappt hat. Die ganze Stadt glaubt das Monster gut verwahrt hinter Gittern. Doch plötzlich stehen Inspector Ayala und sein Team vor einer schier unwirklich anmutenden Szenerie. Der Leser ist ähnlich ratlos und beginnt bereits ohne konkrete Hinweise sämtliche Möglichkeiten durchzuspielen. Dass es jemandem gibt, der geschickt die Fäden zieht und gekonnt zu manipulieren weiß, scheint offensichtlich und unumstritten. Doch wo ist derjenige zu suchen und vor allem zu finden? Eine Mammutaufgabe, die eigentlich viel Zeit in Anspruch nimmt, aber genau die ist knapp bemessen, denn das Morden geht weiter.


Neben den aktuellen Ereignissen und den vergangenen Taten, die erzählerisch in das gegenwärtige Geschehen eingewoben werden, erhält man durch tatsächliche Rückblenden noch einiges mehr an Hintergrundwissen. Zunächst weiß man dieses nicht genau einzuordnen, doch mit der Zeit ergibt sich ein Gesamtbild, das plötzlich erschreckend klar vor dem Auge des Betrachters erscheint.


So interessant und gut durchdacht die Idee hinter der Geschichte auch ist, in ihrer Umsetzung wirkt sie doch in weiten Teilen recht langwierig. Einzelne Passagen werden so lange durchgekaut, bis jedes noch so kleine Detail erläutert und jeder Winkel inspiziert wurde, obwohl es schon viel früher an der Zeit gewesen wäre endlich zum Punkt zu kommen. Bei weitem nicht alle ausführlich dargelegten Beschreibungen sind für die Handlung relevant, häufig ist man mitunter sogar genervt, wenn sich wieder einmal eine längliche Erklärung ankündigt. Dies hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Spannungskurve und das Lesevergnügen. Auch schafft man es so nicht den Charakteren auf emotionaler Ebene zu begegnen, eine gewisse Distanz bleibt vorhanden.


Ein Auftaktband, der maximal als solide zu betiteln ist und den Leser unschlüssig zurücklässt was das Weiterverfolgen der Reihe angeht.

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Veröffentlicht am 07.08.2023

Ausbaufähig

Die Erlöserin
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Catherine hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen aus unerträglichen, gewaltvollen oder gefährlichen Lebensumständen zu retten. Kontaktieren können sie die Frauen über das Darknet, wo sie sich dazu verschrieben ...

Catherine hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen aus unerträglichen, gewaltvollen oder gefährlichen Lebensumständen zu retten. Kontaktieren können sie die Frauen über das Darknet, wo sie sich dazu verschrieben hat, den Frauen eine neue Identität zu verschaffen. Eigentlich ist sie unschlagbar in ihrem Beruf. Doch ein einziges Mal hat sie einen Fehler begangen, der tödliche Konsequenzen mit sich zog. Gut verdrängt und erfolgreich verschleiert wähnt sie sich in Sicherheit, doch plötzlich holt sie die Vergangenheit wieder ein.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, wobei die Kapitel relativ kurz gehalten und dadurch gut konsumierbar und leicht hintereinander weglesbar sind.
Die Hauptstory an sich war auch relativ spannend und konnte mich zeitweise bei der Stange halten, was mich jedoch störte war, dass es so viel nebensächliches Geplänkel gab, dass die eigentliche Geschichte stark verwässerte und unnötig in die Länge zog. Die Spannung, die zuvor aufgebaut wurde, wurde gefühlt immer wieder im Keim erstickt, weil sich mehr mit Nebensächlichkeiten befasst wurde. Dadurch ging der rote Faden komplett verloren und ich musste mich immer wieder zurückholen und mir selbst ins Gedächtnis rufen, um was es eigentlich bei der Geschichte ging.

Die Charaktere waren für mich wirklich schwierig. Sie schienen alle ihre Päckchen zu tragen, jedoch waren sie so oberflächlich und unnahbar gezeichnet, dass ich keinerlei Bezug zu ihnen finden konnte. Obwohl sie viel Potenzial für Sympathie- und Antipathieträger hatten, wurde dieses Potenzial nicht mal im Ansatz ausgeschöpft.

Die Auflösung war nochmal ganz nett, konnte aber die Defizite davor leider nicht wettmachen.

An sich ist die Geschichte okay, hält aber nicht meinen Erwartungen an einen Thriller stand und hat enorme Luft nach oben.

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