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Veröffentlicht am 14.06.2023

Skurril, abgedreht und doppeldeutig

Der Ozean am Ende der Straße
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Ich muss gestehen, dies hier war mein zweiter richtiger Neil Gaiman. Ich hatte soviel über den Autor gehört und vorher bereits Coraline und Ein gutes Omen gelesen, das er ja zusammen mit Terry Pratchett ...

Ich muss gestehen, dies hier war mein zweiter richtiger Neil Gaiman. Ich hatte soviel über den Autor gehört und vorher bereits Coraline und Ein gutes Omen gelesen, das er ja zusammen mit Terry Pratchett verfasst hat. Und nun wollte ich noch eine seiner skurrilen Geschichten hautnah erleben. Es hat mir gut gefallen, wenn auch nicht so sehr, wie ich gehofft hatte.
Die Figuren waren zu meiner Freude sehr liebevoll gezeichnet, allen voran die Kinder, die hier in ihrer Detailliertheit besonders herausstechen. Erwachsene spielen hier eine nur sehr einseitige, manchmal sogar sehr eindimensionale Rolle, was mich allerdings weniger gestört hat. Denn hier geht es ganz klar um eine Geschichte aus der Sicht eines Siebenjährigen, weshalb die Tiefe, die in den Charakteren seiner Eltern stecken mag, nicht als solche erfasst wird. Ihre Handlungen und Absichten erscheinen den Kindern schleierhaft und unverständlich und genau das wird in dem Roman mit am besten verdeutlicht.
Dadurch bleiben jedoch auch einige wenige wichtige Begebenheiten für immer ungeklärt, was mich hin und wieder schon ein bisschen frustriert zurückgelassen hat.

Der Schreibstil passt hervorragend zur Geschichte und der Erzählperspektive aus der Sicht eines Kindes. Neil Gaiman schafft es wunderbar, mit Hilfe seiner Worte die einfache und sehr phantasievolle Denkweise seiner Protagonisten darzustellen und sie so zum Leben zu erwecken. Und auch die gesamte Szenerie und das ganze Drumherum hat man aufgrund seiner Beschreibungen sofort und unglaublich bildlich vor Augen, sodass man sich sogar die ungewöhnlichsten Orte gut vorstellen kann. Hierfür nutzt er viele bekannte und neue Motive aus Kindermärchen, die er zu einem teils originellen, teils abstrusen Ganzen zusammenfügt. Gleichzeitig spricht er wichtige Themen unserer Gesellschaft an und schildert sie aus den Augen des namenlosen Jungen, was sie noch grauenvoller erscheinen lässt.
Und genau darin liegt auch mein Kritikpunkt an dem Buch: An einigen Stellen verliert sich der Autor in seinen Bildern und Metaphern, sodass man schnell nicht mehr zwischen Realität und Anderswelt unterscheiden kann. Das finde ich gerade bei dem Angedeuteten etwas verstörend. Auf der einen Seite macht genau das den Reiz des Werkes aus, weil dieses Kind es eben genau so verarbeitet und man dadurch umso geschockter ist. Auf der anderen Seite bleiben viel zu viele Fragen offen und manches Geschehen unerklärlich, was man auch als Verharmlosung werten könnte. Genau das könnte einige Leser abschrecken, da man sich erst an diese Art der Skurrilität gewöhnen muss.


Fazit

Neil Gaimans Der Ozean am Ende der Straße ist ein skurriler Roman für Erwachsene aus der Sicht eines Kindes. Mit seinen liebevoll gezeichneten jungen Hauptfiguren kann er ebenso punkten wie mit seinem dazu passenden, sehr bildlichen Schreibstil und den ernsten Untertönen, die er immer wieder deutlich durchblitzen lässt.
Leider übertreibt es der Autor an manchen Stellen mit seinen metaphorischen Beschreibungen, sodass der Leser sich darauf einlassen muss, dass Realität und Fantasie der Kinder untrennbar miteinander verwoben sind.
Wer die Werke des Schriftstellers gerade wegen ihrer Abgedrehtheit liebt, kein allzu junger Leser ist und den ein vages Ende mit einigen ungeklärten Fragen nicht stört, für den ist dieses Buch bestens geeignet.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Psychologischer Hightech-Thriller

Heartware
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Als ich erfuhr, dass Jenny-Mai Nuyen einen Thriller geschrieben hat, wusste ich sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Nur allein, um herauszufinden, ob sich ihr Schreibstil auf das Genre übertragen ...

Als ich erfuhr, dass Jenny-Mai Nuyen einen Thriller geschrieben hat, wusste ich sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Nur allein, um herauszufinden, ob sich ihr Schreibstil auf das Genre übertragen lässt. Und es funktioniert erstaunlich gut.
Aber zuerst zu den Figuren: Adam Eli ist der typische nerdige Einzelgänger, der sich vor der Welt hinter seinem Computer verschanzt. Sein Misstrauen und seine gleichzeitige bedingungslose Liebe zu Will lassen ihn genauso lebendig werden wie sein innerer Zwiespalt über die Frage, ob er ihr überhaupt trauen darf, Das macht ihn zu einem interessanten Hauptcharakter, mit dem man gerne mitfiebert.
Aber auch die weiblichen Personen können ihm leicht das Wasser reichen, vor allem da sie durch ihre komplexe Vergangenheit in ihren Gefühlen fast schon berechenbar und in allem anderen undurchschaubar bleiben.
Einzig die Bösewichter sind etwas zu distanziert dargestellt und lassen ein gewisses Maß an Charisma vermissen.


Der Schreibstil ist wahrscheinlich mit das Beste an dem Buch. Natürlich kann ich verstehen, wenn man Zweifel hat, ob die teils poetischen und sehr bildhaften Ausführungen der Autorin zu einem Thriller passen. So ging es mir anfangs auch. Doch es funktioniert erstaunlich gut und tut der Spannung auch keinen Abbruch. Nur an ein paar Stellen, besonders was die Liebesgeschichte angeht, gibt es unnötige Längen, die den Lesefluss etwas stören.
Dafür erhält man einen in weitesten Teilen actiongeladenen Roman, der nicht nur mit persönlichen, psychologisch sehr detaillierten Schicksalen aufwartet, sondern auch die Fragen aufwirft, wie weit Technik gehen soll und darf und wie abhängig wir eigentlich von unseren Erfindungen sind. Gleichzeitig stellt Jenny-Mai Nuyen ihre eigenen eingängigen Theorien auf, wer in unserer Welt die wirkliche Macht besitzt.
Vor dem Hintergrund schmerzen gewisse Logiklöcher (Ich sage nur Kreditkarte!) mehr, als vielleicht bei einem anderem Thema.

Fazit
Jenny-Mai Nuyens erster Ausflug ins Thrillergenre ist trotz anfänglicher Zweifel wirklich super gelungen. Der Roman punktet mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil, der trotz seiner Poetik genügend Spannung erzeugt, den sehr psychologisch gestalteten Figuren und einem hochinteressanten Thema mit der Frage nach der Verantwortlichkeit für technische Möglichkeiten.
Einzig ein paar Längen und gewisse Logiklöcher stören den Lesefluss.
Wer intelligente Thriller liebt, sich für eine sehr bildhafte Sprache begeistern kann und auf ausgefeilte Charaktere Wert legt, für den ist Heartware genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Atmosphärisch dichter Horror, der etwas Grusel vermissen lässt

Snowblind
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Ich muss gestehen, ich kannte den Autor bisher nur von zahlreichen Buffy-Büchern her. Umso gespannter war ich auf eines seiner original von ihm stammenden Werke und meine Erwartungen wurden zum größten ...

Ich muss gestehen, ich kannte den Autor bisher nur von zahlreichen Buffy-Büchern her. Umso gespannter war ich auf eines seiner original von ihm stammenden Werke und meine Erwartungen wurden zum größten Teil erfüllt.
Was ihm besonders gut gelungen ist, ist, dass er seine zahlreichen Figuren alle sehr lebensecht gestaltet hat. Das liegt auch mit daran, dass die Perspektiven regelmäßig wechseln und jeder Charakter seine eigene Sicht zum Geschehen beiträgt. Und das ist gut so, denn sie haben ihre eigenen Fehler, Schwächen und starken Seiten, wie normale Menschen eben, denen man tagtäglich auf der Straße begegnet. So bekommt man nicht die eine Meinung präsentiert, die sich nur durch Dialoge mit anderen widerlegen lässt, sondern gleichzeitig mehrere Ansichten. Natürlich kann es da passieren, dass der eine oder andere dabei nicht unbedingt sympathisch rüberkommt. Aber ich fand sie durchweg glaubwürdig gezeichnet, auch wenn man so mancher interessanten Nebenperson etwas mehr Raum hätte geben können.


Der Schreibstil ist zugegebenermaßen nichts wirklich Besonderes. Die Sätze sind einfach, schlicht und leicht verständlich und dennoch gelingt es Golden, sowohl Coventry sehr bildlich vor dem inneren Auge erstehen zu lassen, als auch eine passende unheimliche und spannende Atmosphäre zu schaffen, die den Leser in seinen Bann zieht. Die ständig wechselnden Sichtweisen, die jedes Mal lediglich einen Teil der Handlung enthüllen, tragen zudem wesentlich dazu bei, einen an die Seiten zu fesseln.
Zugleich werden Vergangenheit und Gegenwart so miteinander verknüpft, dass man erst nach und nach erkennt, wie alles miteinander zusammenhängt und weshalb bestimmte Leute so handeln, wie sie es eben tun.
Leider habe ich mich bei der Lektüre nicht so gegruselt, wie ich es erwartet hatte. Vielleicht bin ich auch zu abgebrüht, denn spannend und unheimlich ist der Roman allemal. Bloß konnten mich die Monster der Geschichte einfach nicht schocken.


Fazit


Snowblind von Christopher Golden ist ein spannender Mysterythriller, der einen schnell in seinen Bann ziehen kann. Nachvollziehbare Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten, ein einfacher, aber fesselnder Schreibstil und eine Handlung, die die Vergangenheit geschickt mit der Gegenwart verwebt, sind die großen Pluspunkte des Buches.
Einzig die Horrorkomponenten konnten mich nicht so überzeugen wie erhofft. So sehr ich mich auch gruseln wollte, konnte ich es doch nicht.
Wer lebensechte Figuren bevorzugt, sich gerne von atmosphärischen Geschichten mitreißen lässt und sich vielleicht etwas leichter erschreckt als ich, der sollte dem Roman unbedingt eine Chance geben.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Tolle Ideen!

Mina Moningham - Das Schulhaus am Ende der Galaxis
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Allein das Cover finde ich schon sehr cool, obwohl Pink nicht so meine Farbe ist. Aber die Details fangen die Atmosphäre der Geschichte wunderbar ein.

Am Anfang tat ich mir ehrlich gesagt etwas schwer, ...

Allein das Cover finde ich schon sehr cool, obwohl Pink nicht so meine Farbe ist. Aber die Details fangen die Atmosphäre der Geschichte wunderbar ein.

Am Anfang tat ich mir ehrlich gesagt etwas schwer, mich in die Story reinzufinden. Es braucht ein paar Seiten, bis das Fantasyfeeling aufkommt, aber dann kommt es geballt. Und wie! So richtig schön skurril und voller liebevoller Details, die einen immer mehr in den Roman hineinziehen. Natürlich gibt es auch Ähnlichkeiten mit anderen Hütergeschten, aber das betrifft hauptsächlich das Grundgerüst. Die Ausarbeitung hat was wunderbar eigenes.

Gerade die Figuren haben es mir richtig angetan. Zwar musste ich mit Mina anfangs etwas warm werden, mochte sie dann allerdings umso mehr. Am meisten haben mir die sehr lebendigen Nebenfiguren gefallen, angefangen mit Kater Mischa bis hin zu Hilde und dem verpeilten Paddy. Sie alle haben ihre absolut liebenswerten Eigenschaften, die die eine oder andere Logiklücke oder ungeklärte Begebenheit perfekt ausgleichen.

Und das Haus ist erst der Hammer. Ich kann es mir so richtig gut vorstellen und würde gerne selbst drin leben, gerade mit den Elfen im Garten. Aber Achtung, man darf seine Gefühle bloß nicht verletzen, sonst reagiert es äußerst sensibel!

Spannung bietet das Buch natürlich auch reichlich, doch die geballte Ladung erwartet einen erst in der zweiten Hälfte. Dann aber versteht man endlich, was es mit den Parallelwelten und den verschiedenen Dimensionen auf sich hat.

Ein richtig süßes, wundervolles Buch voller verrückter Ideen und abgedrehter Charaktere, die man einfach liebhaben muss! Nur die eine oder andere Zusatzinfo hätte ich gerne noch gehabt, deswegen gebe ich dem Buch 4,5 von 5 Himbortörtchen.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Tolle Frauenfiguren

Lyrén Saga: Winter
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Okay, eines vorneweg: Ich war hellauf begeistert, dass es in diesem Roman keine Liebesgeschichte gibt. Schippingmöglichkeiten sind vorhanden, werden aber absolut nicht ausgebaut. Das war verdammt angenehm ...

Okay, eines vorneweg: Ich war hellauf begeistert, dass es in diesem Roman keine Liebesgeschichte gibt. Schippingmöglichkeiten sind vorhanden, werden aber absolut nicht ausgebaut. Das war verdammt angenehm zu lesen. Ich weiß, viele brauchen sowas unbedingt, doch ich fands klasse so ganz ohne.

Was mir auch richtig gut gefallen hat, war das Setting. Elin schafft es, die wunderschön wilden Landschaften Skandinaviens sehr bildlich einzufangen und damit die passende Atmosphäre für ihre Geschichte zu schaffen. Hierin geht es hauptsächlich um den Konflikt zwischen alten Göttern und Magie und dem Ein-Gott-Glauben. Und damit verbunden ist natürlich auch die Konfrontation zwischen Männlich und Weiblich beziehungsweise der patrialischen und matriarchalischen Herrschaftsform. Noch sind die Männer etwas unterrepräsentiert, doch Woltan zeigt als Charakter einen in mehrfacher Hinsicht eisigen Willen, seine Sicht der Dinge durchzusetzen.

Die Frauen sind dagegen auch nicht ohne. Ich mochte vor allem die Dreiheit Ananda, Mira und Ravna, obwohl die Königin auch einiges an Potential hat. Sie sind alle sehr starke Persönlichkeiten, ohne komplett perfekt zu sein, und das mochte ich sehr.

Manches hätte man durchaus noch ausbauen können. Es gab ein paar Szenen, die weckten schon Erwartungen, gerade bei Fantasylesern, und waren dann leider etwas kurz oder abgehackt. Ein gutes Beispiel ist die Wanderung durch den Albentunnel. Da hätte man soviel Grusel einbauen können 😅 Aber gut, das ist nur meine Meinung aufgrund meines Lesegeschmacks.

Was ich mir persönlich gewünscht hätte, wäre eine Übersetzung der fremdsprachigen Ausrufe. Ein paar kann man aus dem Kontext erschließen, aber eben nicht alle. Gerade ich als Sprachbegeisterte freue mich immer wieder, neue Ausdrücke in einer fremden Sprache zu lernen.

Ich bin auf jeden Fall schon gespannt auf Band 2, in dem ich hoffentlich auch mehr über die Königin erfahre und gebe dem Buch 4 von 5 Amuletten.

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