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Veröffentlicht am 28.08.2017

John Holland - eine faszinierende Figur

Der Herr der Bogenschützen
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Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Der Herr der Bogenschützen

„Der Herr der Bogenschützen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang ...

Buchmeinung zu Mac P. Lorne – Der Herr der Bogenschützen

„Der Herr der Bogenschützen“ ist ein historischer Roman von Mac P. Lorne, der 2017 bei Knaur TB erschienen ist.

Zum Autor:
Mac P. Lorne ist Jahrgang 1957.
Aufgewachsen in der ehemaligen DDR studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur Veterinärmedizin.
Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Gemeinsam mit seiner Familie baute er einen Reit-und Zuchtbetrieb in Bayern auf, aus dem sich auch Olympiareiter ihren Nachwuchs sicherten.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas.
Er ist Co-Autor mehrerer Fach- und Sachbücher aus den Gebieten Veterinärmedizin und Pferdezucht.
Englische Geschichte ist die große Leidenschaft des Autors und seine Romanreihe rund um Robin Hood begeistert zahlreiche Leserinnen und Leser.

Klappentext:
Vom enteigneten Sohn eines Verschwörers zum Kommandanten der englischen Langbogenschützen: John Holland, der spätere Duke of Exeter, ist eine schillernde Figur im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Mac P. Lorne lässt uns seine Ausbildung bei den walisischen Bogenschützen ebenso hautnah miterleben wie seine Kriegsgefangenschaft und sein mehrfaches Aufeinandertreffen mit einer verblendeten und fanatischen jungen Frau, die einmal als Jeanne d'Arc in die Geschichte eingehen soll und der es gelingt, einen fast beendeten Krieg wieder aufflammen zu lassen – und deren Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen er am Ende nicht verhindern kann, obwohl er ahnt, dass so eine Märtyrerin geschaffen wird …


Meine Meinung:
John Holland, die Hauptfigur des Buches ist ein starker Sympathieträger, den der Leser von früher Kindheit an begleitet. Von Beginn an erleidet er großes Unrecht und kämpft entschlossen gegen seine Widersacher. Manchmal kam er mir wie ein Heiliger vor, weil er kaum eine Schwäche zeigt, Rückschläge unverzagt in Kauf nimmt und zudem der nette junge Mann bleibt. Auch ungewollt geniest er eine gute Allgemeinbildung, die nicht nur militärische Dinge umfasst. Vor allem lernt er auch planvolles Vorgehen und das es sinnvoll ist, sich das Wissen anderer Leute zu Nutzen zu machen und im Idealfall zu übernehmen. Aber trotz aller historischen Elemente ist es auch ein Abenteuerroman.Es ist faszinierend John auf seinem Weg zu begleiten, sei es im Kampf auf dem Schlachtfeld, im Verlies oder auf glattem diplomatischen Boden. Ein zweiter Erzählstrang spielt in der französischen Provinz und dreht sich um die Familie Darc. Sehr eindringlich wird die Entwicklung der späteren Jungfrau von Orleans geschildert, deren Schicksal tief berührt. In beiden Erzählsträngen folgt der Autor historischen Begebenheiten und verzichtet weitgehend auf fiktive Figuren. Hier wird die umfangreiche Recherchearbeit des Autors deutlich. Seine Figuren wirken lebendig und aus dem Leben gegriffen. Auch der militärische Aufstieg John Hollands ist belegt. Besonders eindrucksvoll ist der Spannungsbogen. Immer wieder steigt die Spannung, um dann für kurze Zeit zurückgenommen zu werden. Dabei sind es nicht nur Kampfszenen, die ein Ansteigen der Spannung bewirken sondern oft auch Szenen, in denen John Neuland betritt, sei es sein Zusammentreffen mit König Henry oder seine ersten Schritte auf diplomatischer Ebene.
Das Buch wird adäquat abgerundet durch ein Glossar, eine Zeittafel und ein umfangreiches Nachwort des Autors, in dem er auch erklärt, was in diesem Buch Fiktion und was der Realität entspricht.

Fazit:
Ein überaus fesselnder Roman, der mich von Anfang an gefangen genommen hat. Er besticht sowohl durch Nähe zur historischen Realität als auch durch eine spannende Handlung. Der Leser wird von der überaus sympathischen Hauptfigur John Holland gefesselt, die nicht nur auf sondern auch neben dem Schlachtfeld überzeugt. Im Gegensatz dazu steht das traurige Schicksal der Jungfrau von Orleans, das mir so nicht bewusst war. So habe ich neben einer spannenden Handlung auch noch etwas lernen können. Gerne vergebe ich fünf Sterne (95 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Eine beeindruckende Erzählung

In tiefen Schluchten
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Buchmeinung zu Anne Chaplet – In tiefen Schluchten

„In tiefen Schluchten“ ist ein Kriminalroman von Anne Chaplet, der 2017 bei KiWi-Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Anne Chaplet ist ein Pseudonym ...

Buchmeinung zu Anne Chaplet – In tiefen Schluchten

„In tiefen Schluchten“ ist ein Kriminalroman von Anne Chaplet, der 2017 bei KiWi-Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:
Anne Chaplet ist ein Pseudonym von Cora Stephan, die am 7. April 1951 in Norddeutschland geboren wurde und in Osnabrück aufgewachsen ist. Cora Stephan ist seit mehr als dreißig Jahren freie Autorin und schreibt Essays, Kritiken und Sachbücher.

Klappentext:
Die Geheimnisse der Cevennen – Start einer neuen Krimireihe.
In der wilden, elementaren Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen wohnen Rebellen und Eigenbrötler, Aussteiger und Propheten. Und seit einigen Jahren auch Tori Godon, ehemalige Anwältin, 42 Jahre alt, frisch verwitwet und auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Als ein holländischer Höhlenforscher, der sich bei ihrer Freundin einquartiert hat, verschwindet, ist Tori beunruhigt. Als der alte Didier Thibon, der ihr von sagenhaften Schätzen und Schmugglerverstecken in den Höhlen erzählte, tot aufgefunden wird, ist Tori alarmiert. Und als sie auf der Suche nach dem Holländer auf dem Karstplateau in eine Felsspalte stürzt, ist plötzlich auch ihr Leben in Gefahr. Wie hängen die Aktivitäten des Holländers mit den Hugenotten zusammen, die in dieser Region einst Zuflucht fanden? Und was hat das alles mit der Geschichte des Dorfes zu tun?

Meine Meinung:
Das Buch ist eher eine Erzählung als ein Kriminalroman. Zwar gibt es die ein oder andere Leiche, aber diese sind meist „historisch“. Hauptthema sind die Probleme des Zusammenleben zweier Gruppen in einem kleinen Dorf in den Cevennen. Neben den Alteingesessenen sind es Zugereiste aus Deutschland, die das Dorfbild prägen, sei es Eva, ein Althippie, die seit Jahrzehnten im Dorf wohnt und Zimmer an Touristen vermietet, sei es der Expolizist, der sehr gerne und sehr gut zuhört. Dann gibt es noch den Ingenieur, der Restaurierungsarbeiten an der Dorfkirche leitet und zu guter letzt Tori, die mit ihrem todkranken Mann in das Dorf seiner hugenottischen Vorfahren gezogen ist. Sie ist nach dem Tod ihres Mannes in einer Phase der Neuorientierung. Die Stärke des Buches liegt unzweifelhaft in der Sprache, die einfühlsam und auch mitreißend zugleich ist. Die Figuren haben ihre Ecken und Kanten und vor allem wirken sie glaubhaft. Einen wunderbaren Gag leistet sich die Autorin mit einem Hund, den sie July, den ihr Nachbar Hitler und den das Personal im Krankenhaus Cherie nennt. Voran getrieben wird die Geschichte durch Funde im Hause Toris und durch das Verschwinden eines Pensiongastes von Eva. Es gilt ein altes Dorfgeheimnis zu lüften und für Tori, den Weg in ein normales Leben zu finden. Es hat mich fasziniert, wie die Autorin die Entwicklung der Beziehungen schildert und dabei noch jede Menge Werbung für die Region einstreut,

Fazit:
Die Autorin ist eine begnadete Erzählerin und überzeugt auch durch ihre Figurenzeichnung, aber es ist kein Kriminalroman im klassischen Sinne. Von mir gibt es fünf Sterne (90 von 100 Punkte) und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für alle, die einfach einer gut erzählten Geschichte folgen wollen.

Veröffentlicht am 14.05.2017

Spannend und glaubhaft

Die fremde Königin
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Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die fremde Königin

„Die fremde Königin“ erschien 2017 bei Bastei Lübbe als Hardcover. Es ist der zweite Band in der Serie um Otto den Großen.

Klappentext:
"Könige sind ...

Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die fremde Königin

„Die fremde Königin“ erschien 2017 bei Bastei Lübbe als Hardcover. Es ist der zweite Band in der Serie um Otto den Großen.

Klappentext:
"Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit ihrem Mummenschanz, damit die nicht merken, dass das Reich auseinanderfällt"
Anno Domini 951: Der junge Gaidemar, ein Bastard vornehmer, aber unbekannter Herkunft und Panzerreiter in König Ottos Reiterlegion, erhält einen gefährlichen Auftrag: Er soll die italienische Königin Adelheid aus der Gefangenschaft in Garda befreien. Auf ihrer Flucht verliebt er sich in Adelheid, aber sie heiratet König Otto.
Dennoch steigt Gaidemar zum Vertrauten der Königin auf und erringt mit Otto auf dem Lechfeld den Sieg über die Ungarn. Schließlich verlobt er sich mit der Tochter eines mächtigen Slawenfürsten, und der Makel seiner Geburt scheint endgültig getilgt. Doch Adelheid und Gaidemar ahnen nicht, dass ihr gefährlichster Feind noch lange nicht besiegt ist, und als sie mit Otto zur Kaiserkrönung nach Rom aufbrechen, droht ihnen dies zum Verhängnis zu werden ...

Meine Meinung:
Dieser historische Roman hat viele Komponenten eines Abenteuerromans. Es gibt den aufrechten, aber gebeutelten Helden, Liebesgeschichten, liebenswerte und sympathische Figuren, aber auch intrigierende Fieslinge, Kampfszenen, Gefangenschaft, Flucht und Tod. Es gibt aufrechte Kämpfer, die auf der falschen Seite stehen, Versöhnungen und Trennungen, Freundschaften und Feinschaften, ehrenhaftes und weniger ehrenhaftes Verhalten. Und es gibt die historisch belegten Vorgaben, die Eingang in diese Geschichte gefunden haben. Ein dickes Plus für dieses Buch sind die beiden Hauptprotagonisten, der fiktive Bastard Gaidemar und die historisch belegte junge Königin Adelheid. Beide müssen einiges aushalten, können aber auch ordentlich austeilen. Gaidemar ist ein Panzerreiter mit großem Herzen un unglaublich starkem Ehrgefühl, der von vielen wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird. Adelheid hingegen erweist sich nach anfänglichen Problemen als starke und machtbewußte Herrscherin, die großen Einfluß auf die Entscheidungen ihres Gatten Otto zu nehmen weiß. Die Machtorientiertheit ist ein, wenn nicht gar der wesentliche Charakterzug. Sie ist ein recht modern anmutender Charakter. Gaidemar ist eher klassisch angelegt, aber auch mit Charakterzügen ausgestattet, die zur Zeit passen, aber aus heutiger Sicht eher befremdlich wirken. Sein Verhältnis zur Gewalt ist manchmal verstörend und er scheut sich nicht, zu foltern und zu töten. Da ihm aber auch viel Leid zugefügt wird, ist er für mich der Held der Geschichte gewesen, nicht der strahlende weiße Ritter, aber ein edler Recke mit kleinen Fehlern. Überhaupt liegt eine der Stärken der Autorin in der Figurenzeichnung. Kaum eine Figur ist eindimensional, viele sind komplex und alle handeln nachvollziehbar. Dazu trägt die geschickte Auswahl der geschilderten Szenen, die immerhin einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren abdecken, ganz wesentlich bei. Ohne das es besonders auffällt, werden historische Ereignisse eingebunden. Auch das alltägliche Leben wird geschildert ohne den Handlungsfluss zu stören. Auch politische Entscheidungen und Entwicklungen werden nachvollziehbar erläutert. Historisch belegte und fiktive Erzählstränge ergänzen sich und auch humorvolle Einschübe erhöhen das Lesevergnügen. Ebenso stagnieren die Figuren nicht, sondern entwickeln sich glaubhaft weiter. Ein ausführliches Personenregister und ein umfangreiches Nachwort, in dem Historie und Fiktion deutlich getrennt werden, stehen für den positiven Gesamteindruck. Ein kleiner Wermutstropfen war der Abschluss des Romans für mich. Er war für mich zu sehr bollywoodartig, aber sei es drum.

Fazit:
Frau Gable hat einen spannenden und fesselnden historischen Roman abgeliefert, der durch eine komplexe Geschichte und starke und glaubhafte Charakterzeichnungen gefällt. Von mir gibt es fünf Sterne (90/ 100 Punkte) und eine klare Leseempfehlung für die Freunde abenteuerlich angehauchter historischer Romane.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühle
  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 03.05.2017

dunkler, aber immer noch sehr gut

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Buchmeinung zu Remy Eyssen – Gefährlicher Lavendel

„Gefährliccher Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2017 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für den deutschen Rechtsmediziner ...

Buchmeinung zu Remy Eyssen – Gefährlicher Lavendel

„Gefährliccher Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2017 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt.

Zum Autor:
Remy Eyssen (Jahrgang 1955), geboren in Frankfurt am Main, arbeitete zunächst als Redakteur bei der Münchner Abendzeitung, später als freier Autor für Tageszeitungen und Magazine. Anfang der 90er Jahre entstanden die ersten Drehbücher. Bis heute folgten zahlreiche TV-Serien und Filme für alle großen deutschen Fernsehsender im Genre Krimi und Thriller.

Klappentext:

Der Frühling in Le Lavandou ist warm und verheißt einen herrlichen Sommer. Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter fühlt sich längst als echter Südfranzose und verbringt gemeinsam mit Isabelle viel Zeit auf seinem Weinberg. Doch die Idylle wird getrübt, als Leon zwei brutal zugerichtete Leichen obduzieren muss. Staatsanwaltschaft und Kommissarin haben schnell einen Verdächtigen zur Hand, doch Leon ist skeptisch und beginnt selbst zu ermitteln. Er kommt einer jahrzehntealten Geschichte auf die Spur und steht plötzlich vor der Frage, ob es gerechte Rache gibt. Da braut sich über der ausgetrockneten Erde der Provence ein apokalyptisches Gewitter zusammen, und Leon darf keine Zeit verlieren...

Meine Meinung:
Wie im Vorgängerband gibt es viele kurze Kapitel und die Erzählperspektive wechselt fast immer bei einem Kapitelwechsel. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig den Hauptfiguren Dr. Ritter, die stellvertretende Polizeichefin des Ortes und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es wenig Ecken und Kanten. Alle drei sind sympathisch und man kann nicht anders, als sie zu mögen, auch wenn es diesmal eine Reihe von Störungen im ungetrübten Familienidyll gibt. Man betrachtet die Geschichte aber auch aus der Perspektive des Täters und der der Opfer. Dies nutzt der Autor, um die Geschichte voran zu treiben und die Spannung zu erhöhen, aber auch um sie stellenweise etwas zurückzufahren. Generell ist aber die Grundstimmung deutlich dunkler als in den Vorgängern. Leon ist mittlerweile als Einheimischer akzeptiert und trifft sich regelmäßig mit seinen Freunden zum Kaffee und zum Boule. Manchmal darf es auch schon ein Wein sein, auch schon zu früherer Stunde. In diesen Szenen schimmert der Humor des Autors durch. Und natürlich ist Leon ein Womanizer, was sich in dieser Folge aber auch als Problem erweist. Die meisten Polizisten agieren etwas beschränkt und die Sprache ist recht einfach aber klar und deutlich. Und trotz dieser Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen. Remy Eyssen hat eine Mischung gefunden, die mich überzeugt hat. Leon Ritter ist ein Mensch, der gefällt und der vieles hat, was man auch haben möchte. Dazu eine Landschaft, wie man sie sich wünscht, eine kleine Liebesgeschichte und ein paar weniger appetitliche Nebenhandlungen. Die Nebenhandlungen sind in dieser Folge auch dunkler als in den Vorgängern, dazu kommt es auch auch zu einer Naturkatastrophe. Das war dann schon hart an der Grenze. Hier wäre weniger Nebenhandlung sicherlich mehr Lesevergnügen gewesen.
Fazit:
Dieses Buch bietet einige Ansatzpunkte zur Kritik, aber dem Autor ist immer noch eine überzeugende Mischung gelungen. Die Stärken liegen in der Atmosphäre und den gelungenen und sympathischen Figuren. Ich fand das Buch etwas schwächer als den Vorgänger, bewerte es aber noch mit fünf Sternen (90 / 100 Punkten). Auch gibt es eine klare Leseempfehlung für Krimifreunde.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Ethnokrimi der Spitzenklasse

Verwischte Spuren - Detective Daryl Simmons 7. Fall
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Buchmeinung zu Alex Winter – Verwischte Spuren
„Verwischte Spuren“ ist ein Kriminalroman von Alex Winter, der 2017 bei bookshouse als eBook und als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:

Alex Winter, ...

Buchmeinung zu Alex Winter – Verwischte Spuren
„Verwischte Spuren“ ist ein Kriminalroman von Alex Winter, der 2017 bei bookshouse als eBook und als Taschenbuch erschienen ist.

Zum Autor:

Alex Winter, geboren 1960 in Zürich/Schweiz, absolvierte die Kunstgewerbeschule in Zürich. Er arbeitete zunächst als Dekorationsgestalter, später in verschiedenen Berufen im In- und Ausland. Seit 1980 unternimmt er immer wieder mehrjährige Reisen, die ihn vor allem nach Australien, Neuseeland und in die Südsee führen. Alex Winter lebt heute mit seiner Frau im Zürcher Oberland.

Klappentext:

»Vor ihm stand ein junger, groß gewachsener Aborigine. Seine schwarzen Augen funkelten wie die einer wütenden Schlange. In seiner rechten Hand hielt er ein großes Jagdmesser, dessen blitzende Klinge Johns Bauch berührte.« Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte ohne Erinnerung, den die Farmertochter Sally Storer schwer verletzt am Ufer des Warburton Creeks entdeckt und gesund pflegt? Warum nur ließ sie sich von ihm überreden, auf die Farm ihrer Familie zurückzukehren, um sich ihren Dämonen zu stellen? Immerhin wird Sally von der Polizei und der Familie ihres verschwundenen Mannes Jesse für dessen Mörderin gehalten. Während Sally von allen Seiten immer mehr unter Druck gerät, erweist sich John Rivers, wie sie »ihren« Unbekannten nennt, als Felsen in der Brandung. Doch John entpuppt sich nicht nur als guter Freund, sondern auch als cleverer Ermittler. Zu clever, wie zu ihren Leidwesen nicht nur Sally, Jesses Familie und die offenbar noch in einen weiteren Vermisstenfall involvierten Paakantyi-Aborigines feststellen müssen …


Meine Meinung:
Dies ist mein zweites Buch aus der Serie um den weißen Aborigine Daryl Simmons. Daryl hat sein Gedächtnis verloren und wird mehr tot als lebendig von einer Farmersfrau gefunden und gerettet. Weil er in einem Fluss gefunden wurde, wird er von seiner Retterin John Rivers genannt. Auch ohne den vorhergehenden Fall zu kennen, hatte ich keine Probleme in die Geschichte zu finden. Daryl / John hat alles, was mit seiner Person zu tun hat vergessen. Im Laufe der Geschichte kehren einige Erinnerungen zurück und John überrascht mit ungeahnten Fähigkeiten. Er befürchtet aber auch, dass seine Weste dunkle Flecken oder gar mehr aufweist. So hat er kein Vertrauen zur Polizei und versucht die Geheimnisse um seine Retterin alleine zu lösen.
Ich habe die Hauptfigur von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er ist nicht unbedingt nett, aber er strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Er hat mehr von einem Eingeboren als von einem Weißen und kann die Handlungen der Aborigines oft besser verstehen und nachvollziehen als die der Farmer und der Polizisten. Dazu ist er ein aufmerksamer Beobachter und kann sehr gut zuhören, so daß viele Personen oft ungewollt ihr Wissen mit ihm teilen. So nebenbei erfährt man ähnlich zu Hillerman einiges über Stammesrituale und Eigenheiten der Eingeborenen. Zusätzlich wird auch viel Wissen über das oft harte Leben der Farmer und der Stockmen, den australischen Cowboys, vermittelt.
Die Krimihandlung selber kommt nur langsam in Schwung. Trotzdem war ich von Anfang an von diesem Buch gefesselt. Der Autor legt großen Wert auf die Beschreibung von Landschaften, Stimmungen, Beziehungen und Leuten. Meist sind es die Beobachtungen und Schlüsse der Hauptfigur, die die Handlung vorantreiben. Ein zusätzliches Moment erzeugen die zurückkehrenden Erinnerungen Johns und seine persönlichen Beziehungen zu den Aborigines und vor allem zu seiner Retterin Sally. Die Figurenzeichnung ist ausgeprägt und alle Figuren haben Stärken und Schwächen, auch wenn das Hauptaugenmerk auf John und Sally liegt. Es ist selbstverständlich, dass kulturelle Eigenarten der Aborigines bei der Auflösung eine große Rolle spielen und es John ist, der diese auch zu deuten weiß. Zusätzlich gibt es auch einige wenige Actionszenen, die sehr gut an die äußerlichen Rahmenbedingungen des Outbacks angepaßt sind, aber der Fokus liegt eindeutig auf den ruhigeren Abschnitten. Auch die Auflösung und das Ende des Romans haben mir sehr gut gefallen.
Fazit:
Daryl Simmons / John Rivers hat mich auch in diesem Band überzeugt. Dazu kommt die Charakterisierung der Figuren in vielen Grautönen, so dass die Figuren auch glaubhaft und echt wirken. Wer ruhige Krimis mag, ist hier richtig. Und Informationen über die Kultur der Aborigines und das Leben auf den Farmen im Outback gibt es kostenlos dazu. Von mir gibt es fünf von fünf Sternen (95 / 100 Punkten) und eine klare Leseempfehlung.