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Veröffentlicht am 27.06.2023

Rätselhaft

Die Frau, die es nicht mehr gibt
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Alex will nach ihrem Abitur die Welt erkunden. Sie landet im Lubéron und lernt dort Loïc, Fantomas und Mado kennen. Die vier werden Freunde und verleben einen unvergesslichen Sommer. Doch dann schlägt ...

Alex will nach ihrem Abitur die Welt erkunden. Sie landet im Lubéron und lernt dort Loïc, Fantomas und Mado kennen. Die vier werden Freunde und verleben einen unvergesslichen Sommer. Doch dann schlägt das Schicksal zu und Mado verschwindet spurlos.

Dreißig Jahre später trifft Alex plötzlich wieder auf Mado, doch diese hat ihr Leben komplett neu erfunden. Nun bietet sich die Gelegenheit, die Hintergründe von damals aufzudecken.

Maiken Nielsen nimmt uns in ihrem Roman mit in die achtziger Jahre, in denen das Thema Linksterrorismus noch an der Tagesordnung war. Die Geschichte wird zum großen Teil aus Alex Sicht erzählt, doch in kurzen Abschnitten kommt auch Mados Sichtweise dazu. Dadurch bekommt man als Leser kurze Einblicke in Mados wirkliches Leben, denn sie ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Allerdings sind das immer nur Häppchen und man braucht wirklich das ganze Buch um alle Zusammenhänge zu verstehen.

Alex und ihre Freunde sind alle Anfang zwanzig und auf der Suche nach dem eigenen Ich. Was bei den meisten eher die Frage nach der beruflichen Zukunft ist, ist bei Mado schon sehr viel mehr. Hier steht wirklich das ganze Leben auf dem Prüfstand. Mir hat diese Geschichte von Freundschaft, Zusammengehörigkeit und Liebe sehr gut gefallen. Jeder der vier war auf seine Weise liebenswert, auch wenn Fantomas mit seinem Drogenkonsum und seiner Einstellung zum Leben manchmal doch ein wenig nervig war.

Die Gegend und die Gemeinschaft schildert die Autorin ganz großartig. Man hat die Landschaft vor Augen und die Gemeinschaft der Einheimischen mit ihren zugereisten Mitbewohnern ist etwas, was das Herz erwärmt. Man trifft neben den dort ansässigen auch auf einige bekannte Namen wie Leonard Cohen oder Dora Maar, die sich in der damaligen Zeit auch tatsächlich dort aufgehalten haben.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Es ist ein wirklich schönes Buch über Freundschaft, Zusammenhalt und Identitätsfindung.

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Veröffentlicht am 21.06.2023

berührend

Die Bibliothek der Hoffnung
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London, U-Bahn Station Bethnal Green. Im Jahr 1944 hat sich dort, in einer noch nicht zum Streckennetz gehörigen U-Bahn Station, eine kleine, unterirdische Gemeinde gefunden. Hier kommen Menschen unter, ...

London, U-Bahn Station Bethnal Green. Im Jahr 1944 hat sich dort, in einer noch nicht zum Streckennetz gehörigen U-Bahn Station, eine kleine, unterirdische Gemeinde gefunden. Hier kommen Menschen unter, die ihre Wohnung verloren haben, es gibt ein Theater, ein Café, einen Kindergarten und auch eine Bibliothek. Leiterin dieser Bibliothek ist Clara Button, die mit ihrer Freundin Ruby Monroe gemeinsam dafür sorgt, dass die Bewohner mit Lektüre versorgt sind, die ihnen ein wenig Abwechslung zum harten Alltag bietet.

Wir begleiten Clara und Ruby abwechselnd durch ihren Alltag. Clara geht ganz in ihrer Arbeit auf, auch um die Trauer um ihren Mann zu betäuben und ihr schlechtes Gewissen zum Schweigen zu bringen. Ruby hingegen wirkt wie eine lebensfrohe junge Frau, die nichts anbrennen lässt, aber auch sie hat ihr Päckchen zu tragen.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe mit den beiden Frauen mitgelitten und mich an ihren Erfolgen erfreut. Es war schön, wie gut der Zusammenhalt in damaligen Zeiten funktioniert hat, aber der Autorin ist es auch gut gelungen, die Widerstände und Widrigkeiten des Lebens damals darzustellen.

Jedes Kapitel ist mit einem Zitat eines Bibliothekars überschrieben und spiegelt die Liebe zu Büchern, dem Lesen und den Beruf des Bibliothekars wieder.

Ein ganz tolles Buch, das mich an vielen Stellen zu Tränen gerührt hat. Ich kann es daher nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 19.06.2023

sehr spannend!

Die Verbrechen der anderen
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Februar 1990 in Dresden. Eine Mutter meldet ihren Sohn als vermisst. Da er als Grenzsoldat einen Flüchtigen an der Grenze erschossen hat, befürchtet sie, dass ihm etwas angetan wurde. Und parallel dazu ...

Februar 1990 in Dresden. Eine Mutter meldet ihren Sohn als vermisst. Da er als Grenzsoldat einen Flüchtigen an der Grenze erschossen hat, befürchtet sie, dass ihm etwas angetan wurde. Und parallel dazu wird eine Fälschung in einer Kunstsammlung entdeckt. Wer hatte damit zu tun und wer ist für die Tode im Umkreis des Bildes verantwortlich? Viel Arbeit für den KDD und vor allem zwei recht undurchsichtige Fälle.

Das Team rund um Tobias Falck muss immer wieder mit Vorurteilen kämpfen, werden immer wieder in Verschwörungstheorien verstrickt und generell gestalten sich die beiden Fälle als sehr undurchsichtig. Und als bei dem Kunstfall auch noch ein Westdeutscher Experte verschwindet, fragen sich die drei, ob nicht doch die Stasi oder die KoKo ihre Finger mit im Spiel haben und das Ganze eine Nummer zu groß ist.

Frank Goldammer liefert hier nicht nur einen sehr spannenden Kriminalfall, in dem niemand niemanden trauen kann, er liefert auch ein Bild der Zeit. Ostdeutsche, die von betrügerischen Wessis übers Ohr gehauen werden, die Verlockungen der westlichen Einkaufstempel und die Frage wohin es gehen soll in der DDR sind Themen, die er ganz nebenbei mit einbindet. Mir hat das ausgesprochen gut gefallen und ich muss sagen, ich habe mich an manchen Stellen echt fremdgeschämt für so manchen Wessi, der hier seinen Auftritt hat.

Ein bisschen zu viel war mir Tobias Zerrissenheit, als er sich nicht entscheiden kann, mit welcher Frau er denn nun gerne sein Privatleben teilen möchte. Vor lauter Angst etwas zu verlieren eiert er ganz schön lange herum, bis er dann endlich eine Entscheidung trifft. Das hätte wegen mir auch ein wenig kürzer sein dürfen, vor allem, da er ja ein patenter Ermittler ist und auch an Selbstbewusstsein gewonnen hat und sich auch mal durchsetzen kann.

Nachdem es im Team Schmidt, Falck und Bach manchmal doch ziemlich knirscht und gerade Edgar Schmidt sich nicht wirklich zum Teamplayer entwickelt bin ich mal gespannt, was der Autor noch so vor hat mit diesem Team. Potenzial ist auf jeden Fall noch eine Menge da. Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen ein weiteres Buch aus dieser Reihe zu lesen.

In diesem Sinne kann ich das Buch nur empfehlen. Sehr spannend zu lesen und man bekommt ein Gefühl dafür, was damals so alles ablief.

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Veröffentlicht am 18.06.2023

schöne Geschichte

Die Frauen vom Lindenhof - Ein Neuanfang für uns
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Marianne und ihre Familie haben es nicht leicht. Der Vater ist im Krieg geblieben, der Großvater ist traumatisiert und spricht nicht mehr und die familieneigene Schreinerei ist fast vollständig zerstört. ...

Marianne und ihre Familie haben es nicht leicht. Der Vater ist im Krieg geblieben, der Großvater ist traumatisiert und spricht nicht mehr und die familieneigene Schreinerei ist fast vollständig zerstört. Doch hat Marianne den Traum, diese wieder aufzubauen. Als sich eine finanzielle Möglichkeit bietet, baut sie eine kleine Firma auf, die Puppenmöbel herstellt. Doch nicht alle sind ihr wohlgesonnen und handelt zu ihrem Wohl. In Alexandre, einem Kriegsheimkehrer, findet sie einen Partner und auch die Liebe, doch manche Dinge können einfach nicht sein.

Mir hat das Buch großes Vergnügen bereitet. Mariannes anpackende Art, ihren Traum zu verwirklichen und ihre zugewandte Art haben mir richtig gut gefallen. Theodor dagegen, der Freund ihrer Schwester war mir zutiefst unsympathisch. Dazu gab es einige Figuren, die man mal mochte und dann auch wieder nicht. Gerade Henriette, Mariannes Schwester, merkt man ihre Pubertät sehr an. Mal ist sie zickig und egoistisch, dann wieder zugewandt. Hier hat mir die Figurengestaltung richtig gut gefallen.

Ich kann das Buch nur empfehlen. Der Schreibstil war gut zu lesen und man hatte Bilder im Kopf dazu. Die Gegensätze zwischen dem eher beschaulichen Leben in Hohenlohe und dem in Paris sind toll herausgearbeitet. Und auf jeden Fall werde ich diese Reihe weiter im Auge behalten. Band 2 ist ja bereits erschienen.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Mord im Périgord

Lorbeerglanz
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Eigentlich freut sich Marie über einen freien Tag, an dem ihre Großtante Léonie von ihrer Kreuzfahrt nach Hause kommt. Doch dann wird sie an einen Leichenfundort gerufen und dort stellt sich heraus, dass ...

Eigentlich freut sich Marie über einen freien Tag, an dem ihre Großtante Léonie von ihrer Kreuzfahrt nach Hause kommt. Doch dann wird sie an einen Leichenfundort gerufen und dort stellt sich heraus, dass der beliebte Restaurantchef Pierre Boisset ermordet wurde. Die Ermittlungen stellen sich als schwierig heraus, jedermann mochte den Toten, es scheint keinen Streit gegeben zu haben. Doch als ein zweiter Mord geschieht, klärt sich das Bild allmählich.

Ich habe mich wieder sehr gefreut Marie, Michel und Richard wieder zu treffen. Neben den Mordermittlungen stehen auch die private Weiterentwicklung der drei im Fokus. Gerade Michel und Marie müssen sich langsam klar werden, ob sie aus ihrer Beziehung noch mehr machen wollen.

Die Mordfälle waren auf jeden Fall sehr spannend und ich habe lange nicht erkannt worauf das Ende hinauslaufen wird. Die Sprache war wie immer sehr bildhaft und es hat mir Spaß gemacht von all den Mahlzeiten zu lesen, die in der Geschichte zu sich genommen werden. Da merkt man eben auch, dass Essen ein wichtiger Teil der dortigen Kultur ist. Besonders schön beschrieben fand ich auch den Besuch von Maries Familie.

Ich mochte diesen dritten Teil der Reihe und hoffe sehr noch mehr von Marie, ihrer Familie und ihren Kollegen lesen zu können. Von mir daher eine Leseempfehlung!

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