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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.07.2023

Viel zu spüren…

Die spürst du nicht
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Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte ...

Ganz im Gegensatz zum Titel seines neuen Romans „Die spürst du nicht“ gibt Glattauer seinen Leserinnen und Lesern beim Lesen viel zu spüren. In die Gesellschaft und in sich selbst hinein. Zwei bekannte Familien, (grüne) Politik, ein Wissenschaftler, erfolgreiche Weinbauern, das ist der Kontext in den Glattauer erst am Rande und dann im weiteren Verlauf des Buches in den Mittelpunkt der Geschichte das Leben einer geflüchteten somalischen Familie einwebt. Dabei seziert er nicht nur die Blase der Erfolgreichen und Mächtigen, in der Menschen mit weniger Glück und Chancen im Leben nur als Randnotiz oder Charityprojekt taugen. Einen sensiblen Blick wirft Glattauer auch auf den vermeintlichen Rand der Gesellschaft, und skizziert ein Beispiel von echter Solidarität und Freundschaft unter denen, die egal ob geflüchtet oder nicht, im Diskurs der Mächtigen nie als Subjekt stattfinden und sich nur gemeinsam Gehör verschaffen können.

Der Roman liest sich flüssig und sehr kurzweilig. Aufgelockert wird der Erzählstil immer wieder von Posts und Chatnachrichten. Dass er diese zeitgenössischen Kommunikationsmittel und -Formen in Literatur übersetzen kann, hat Glattauer bereits in seinen Romanen „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ (auch lesenswert!) bewiesen.

Ein Roman, der auch vor dem Hintergrund des aktuellen europäischen Asylkompromisses, unbedingt lesenswert ist und der abstrakten politischen Debatte ein Gesicht und (Mit)Gefühl gibt.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Mit den Augen eines Kindes…

Samuels Buch
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Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich ...

Samuel Finzis Schauspiel begeistert. Doch kann er dieses Talent auch in Literatur übersetzen? Er kann es! Man kann das Buch als noch eine Schauspielerbiographie lesen. Oder, und das macht es für mich eigentlich erst besonders und uneingeschränkt lesenswert, als einen kurzweiligen und sehr unterhaltsamen Einblick in das Bulgarien der 70er und 80er Jahre, und das Aufwachsen, die Träume und Gedanken eines neugierigen und schon früh seines Unterhaltungstalents bewussten Jungen, in einem künstlerisch- intellektuell geprägten Subsystem des Staatssozialistischen Landes. Finzi schreibt in prägnanten Bildern, die auch beim Leser unmittelbar ein Gefühl für die Situation evozieren. So zum Beispiel, wenn er über die Zeit bei seinen Großeltern außerhalb von Sofia schreibt „Ich bleibe noch eine Weile liegen, ich mag diese Geräusche, die mir sagen, dass Sommer ist und ich bei meinen Großeltern bin.“ In einer fast schon unbedarften Erzählweise thematisiert Finzi auch ernste Themen wie Antisemitismus, die Zwänge des und alltäglichen Herausforderungen im Staatssozialismus und seine Militärzeit. Am Ende des Buches, nach knapp 200 Seiten, ist Finzi Anfang 20 und startet in eine neue Etappe seines Lebens. Das einzig Negative des Buches ist, dass es hier endet und den Leser auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Gelungene Mischung aus kulinarischem Reisebericht, Restaurant-Homestory und Kochbuch

Salt and Silver am Meer
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Einmal um die Welt kochen und probieren und dann mit viel Liebe für die eigene Region und Kreativität in St. Peter Ording auf den Teller bringen? Das haben Cozy und Jo, Salt & Silver, gemacht und in diesem ...

Einmal um die Welt kochen und probieren und dann mit viel Liebe für die eigene Region und Kreativität in St. Peter Ording auf den Teller bringen? Das haben Cozy und Jo, Salt & Silver, gemacht und in diesem Buch kann man die beiden fast hautnah dabei begleiten.

Neben den leckeren Rezepten ist das Besondere des Kochbuchs für mich, dass die Autoren uns im ersten Teil des Buchs auf eine Art kulinarische Inspirationsreise um die Welt mitnehmen, von Marokko über Kalifornien und Lateinamerika, Israel und Libanon, Toskana und Portugal bis nach Japan und Korea. Daneben gibt es auch Einblicke in das eigene Restaurant am Meer, und seine Küche, sodass man sich mit den persönlichen Texten und Berichten dazu wie in einer Art Restaurant-Homestory mit den beiden fühlt.

Die Rezepte sind im Sinne einer saisonalen Küche nach Jahreszeiten aufgeteilt, plus ein kleines aber feines eigenes Austernkapitel. Unbedingt erwähnenswert ist das Extrakapitel zu Grundrezepten, hier finden sich u.a. auch Rezepte für verschiedene Aromaöle! Richtig toll!

Die Mischung aus regional norddeutscher Küche mit Einflüssen aus verschiedenen kulinarischen Kulturräumen ist sehr gelungen. Mein Favorit ist die bunte Bete mit Labneh, mmmh, richtig lecker!

Bereichert wird die kulinarische Entdeckungsreise durch hochwertige stimmungsvolle Fotoaufnahmen.

Mit dem Layout bin ich nicht ganz so gut zurecht gekommen, zumindest für ein Kochbuch. Für mich ist das Buch insgesamt mehr ein Coffee-Table-Book zum Stöbern, Lesen und Inspirieren als ein reines Kochbuch, jedoch deshalb nicht weniger empfehlenswert! Der Einband und die Gestaltung sind sehr wertig und das Buch damit auch wunderbar als Geschenk geeignet!

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Veröffentlicht am 11.05.2024

Ein Toter, ein Luxushotel und das wunderschöne Meran - Ermittlungen mit Spannung und Humor

Merano fatale
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Ein gepflegter Mann aus Frankfurt bricht tot auf der Terrasse des beliebten Meraner Cafés Unterweger zusammen. Es gibt schlechtere Orte zu sterben, wie Ispettore Emmenegger feststellt. Doch dies ist noch ...

Ein gepflegter Mann aus Frankfurt bricht tot auf der Terrasse des beliebten Meraner Cafés Unterweger zusammen. Es gibt schlechtere Orte zu sterben, wie Ispettore Emmenegger feststellt. Doch dies ist noch keine hinreichende Erklärung für den Tathergang. Handelt es sich um Selbstmord? Oder Mord?

Für Ispettore Emmenegger und seine Kollegin Eva gilt es dies herausfinden und damit beginnt eine spannende und unterhaltsame Ermittlungsreise durch das wunderschöne Meran und seine Schätze. Die Dynamik und Harmonie zwischen dem Ermittlerduo, das auch privat ein Paar bildet, ist sehr schön ausgearbeitet und auch darüber hinaus bereichern einige zum Teil originelle Protagonist:innen die Handlung. Allen voran natürlich Hund Hilde, die immer wieder für komische Situationen sorgt.

Die Spannung wird immer wieder durch neue Handlungstwists und Enthüllungen aufrechterhalten und im Verlauf weiter gesteigert. Ein bisschen aus der Zeit gefallen erschienen mir hin und wieder recht stereotype Geschlechterrollen, wie beispielsweise zickige Frauen und grummelige Herren, was jedoch auch durch die Generation der handelnden Personen bedingt sein kann.

Ein toller Bonus sind im Anhang die original Südtiroler Rezepte, die auch im Roman gekocht wurden!

Insgesamt überzeugt Merano Fatale mit einer gelungenen Mischung aus Spannung und humorvollen Szenen ergänzt um wunderschöne Landschafts- und Stadtbeschreibungen, die beim Lesen ein Urlaubsgefühl aufkommen lassen! Ein toller Lokalkrimi zum Mitfiebern, Träumen und Schmunzeln!

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Ein sehr persönlicher Reisebericht mit viel Kulinarik, Historie und Lebensart Italiens

Die Spaghetti-vongole-Tagebücher
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Den Titel auf ein Gericht zu reduzieren, ist eine wahre Untertreibung für den vielfältigen kulinarischen Inhalt dieses Buchs. Und auch bei der Kulinarik ist nicht Schluss, denn in den Spaghetti Vongole ...

Den Titel auf ein Gericht zu reduzieren, ist eine wahre Untertreibung für den vielfältigen kulinarischen Inhalt dieses Buchs. Und auch bei der Kulinarik ist nicht Schluss, denn in den Spaghetti Vongole Tagebüchern, gibt Autor Stefan Maiwald ebenso interessante und unterhaltsame Einblicke in die italienische Geschichte, Kultur und Lebensart.

Der Autor nimmt uns mit in seine Vorbereitungen für sein großes Geburtstagsmahl bei dem es in erster Linie darum geht seine kritischen Schwiegereltern zu überzeugen. Für den Anspruch der besten, authentischsten Küche, Rezepten, Zutaten und Inspiration reist er dafür von Conegliano nach Triest.

Dabei erfahren wir nicht nur viel über die Region und unglaublich leckere Rezepte. In den Einschüben - Am Wegesrand - gibt der Autor auch immer wieder Einblicke und Informationen zur Herkunft von Rezepten, italienischen Eigenarten, oder auch Mussolinis Verhältnis zur Pasta.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und einnehmend, man hat fast das Gefühl vom Autor direkt angesprochen und mitgenommen zu werden auf seine Reise und Begegnungen.

Unbedingt erwähnenswert ist auch, dass das ganze Buch nicht nur inhaltlich ein Genuss ist, auch Layout, das Cover und seine Haptik, überzeugen auf ganzer Linie.

Die Spaghetti Vongole Tagebücher sind ein kurzweiliger Leseurlaub in Italien, bei dem man ganz in die Region eintauchen kann, dabei viel über das italienische Kochen und Verhältnis zum Essen ebenso wie die Lebensart und Kultur erfährt und direkt etwas Leckeres zaubern möchte - bei mir ist es das Tiramisu.

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