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Veröffentlicht am 17.12.2023

Kampf in der Pariser Unterwelt

Vampyria - Der Hof der Wunder
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Jeanne ist mittlerweile eine geachtete Reiter in des Königs der Finsternis. Doch in Paris taucht eine Rivalin auf, die die königliche Macht in Frage stellt. Diese Dame der Wunder gebietet über eine Herde ...

Jeanne ist mittlerweile eine geachtete Reiter in des Königs der Finsternis. Doch in Paris taucht eine Rivalin auf, die die königliche Macht in Frage stellt. Diese Dame der Wunder gebietet über eine Herde von eigentlich unkontrollierbaren Ghulen, mit denen sie die Bewohner von Paris terrorisiert. Jeanne wird ausgesandt, um diese Dame der Wunder gefangen zu nehmen und das Geheimnis ihrer Macht über die Ghule herauszufinden, sodass der König der Finsternis zu noch mehr Macht gelangt. Doch gleichzeitig versucht Jeanne alles, um die Sache des Wiederstandes voranzutreiben.

Ich habe mir den zweiten Band der Reihe gleich nach dem ersten geholt, da der erste so geschallert hat, dass ich unmöglich aufhören konnte. Und so geht auch dieses Buch wieder sehr spannend und rasant los. Vor allem tauchen wir sehr schnell in die Finsternis von Paris ein und die Spurensuche beginnt. Hierbei geht mit die Erkenntnisgewinnung allerdings ein wenig zu geradlinig vor. Zwar gibt es Überraschungen und Wendungen am laufenden Band, allerdings geht ein bisschen deren guter Geschmack verloren. Die Mitte des Buches war im generellen nicht so spannend wie erhofft, auch wenn per se viel passiert. Ich konnte einfach nicht mehr s stark mitgerissen werden, wie im ersten Band. Und auch die Figur von Jeanne hält nicht mehr so viele Überraschungen bereit, wie im Vorgängerband, was mir damals das Lesen zu so eine Vergnügen werden hat lassen.

Nichtsdestotrotz bleibt das Buch spannend und unterhaltsam und vor allem bin ich sehr dankbar für eine Fantasy-Geschichte, die sich nicht in Kitsch und Unlogik ergibt. Ich freue mich schon auf den letzten Band.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Deutschland als Komputerweltmacht

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt ...

Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt werden kann, um die eigene Bevölkerung flächendeckend zu überwachen. Und das ist die Aufgabe des NSA, des Nationalen Sicherheitsamts, in dem die junge Helene Bodenkamp als Programmstrickerin arbeitet, denn das Programmieren ist Frauensache. Hier geht sie ihrer Arbeit nach, ohne viel über die Konsequenzen ihrer nachzudenken. Doch da begeht ein Mensch, der ihr sehr viel bedeutet, Fahnenflucht und muss fortan untertauchen. Eigentlich sollte es ein leichtes sein, für das NSA, ihn und seinesgleichen ausfindig zu machen. Doch gerade das versucht Helene zu verhindern.

Die Geschichte startet gleich mit einem Banger: ein Programm, von Helene entwickelt, wird getestet. Es soll mittels des durchschnittlichen Kalorienbedarfs pro Kopf eventuelle Verstecke von untergetauchten Personen ausfindig machen. Man wird sogleich von der Geschichte mitgerissen, relativ unkomplizierter Schreibstil und ein wirklicher Nervenkitzel, bevor sich die Geschichte der Kindheit unserer beiden wichtigsten Protagonist:innen Helene und Eugen zuwendet, zeigt, wie die beiden zu den Charakteren wurden, die man im Laufe des Buches besser kennenlernt, und wie die beiden zum NSA gekommen sind. Etwas ruhiger beginnend, steigert sich mit dem Alter der beiden auch die Spannung immer weiter, bis dann der Großteil der Geschichte in atemberaubender Spannung dahinprescht. So erfahren wir beim lesen nicht nur sehr viel über das damalige programmieren - hätte es damals ein solches gegeben - sondern auch, wie sich die moderne Technik und die damit einhergehenden Spionagemöglichkeiten auf die Bevölkerung und das globale Kriegsgeschehen ausgewirkt haben. Dabei entwickelt der Autor ein glaubhaftes und komplexes Konstrukt, eine kontrafaktische Version der Geschichte.

Bei Spannung und Lesetempo war dann das Ende des Buches auch schon recht schnell erreicht, wobei ich sagen muss, dass mir dieses zu schnell abgehandelt ist. Es passiert noch einmal sehr viel, dass aber nur schemenhaft an mir vorbeigezogen ist. Die letzten Geschehnisse, auch wenn sie noch so viel Potential zur weiteren Ausarbeitung gehabt hätten, werden leider nur recht kurz abgebunden. Im Übrigen auch so wie Helenes Freund, der Fahnenflüchtige, den sie versteckt. Bei ihm hatte ich einfach nie das Gefühl, dass er ein vollwertiges Mitglied dieser Geschichte sei, zu oft vorgekommen, um nur ein unbedeutender Randcharakter zu sein, aber zu langweilig, als dass er irgendeine Bedeutung erlangen könnte.

Kurzum spannend, auch wenn der Schreibstil nichts weltbewegendes war und auch die Ausarbeitung von Geschichte und Figurenensemble hätte Stellenweise mehr Leben und Interesse vertragen können. Nichtsdestotrotz aber vor allem wegen der Grundidee und dem gut umgesetzten Universum ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Intrigen und Ränkespiel

Die Fünf-Minuten-Ehe
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Philadelphia Carteret stammt eigentlich aus einer wohlhabenden Familie des englischen Adels. Doch nachdem ihre Mutter sich nach ihrer Geburt von der Familie losgesagt hat, muss sich die mittlerweile 23 ...

Philadelphia Carteret stammt eigentlich aus einer wohlhabenden Familie des englischen Adels. Doch nachdem ihre Mutter sich nach ihrer Geburt von der Familie losgesagt hat, muss sich die mittlerweile 23 jährige als Lehrerin für Gesang durch das London des Jahres 1815 schlagen und so sich selbst und ihre Mutter vor dem Hungertod retten. Doch als die Mutter ernstlich erkrankt beschließt Philadelphia, sich an die wohlhabende Familie zu wenden, in der Hoffnung, auf finanzielle Unterstützung. Doch schnell merkt die junge Dame, dass sie eine Doppelgängerin im Kampf ums Geld hat, und auch sonst scheint kaum jemand glücklich über ihre Anwesenheit zu sein. Und schneller als Philadelphia schauen kann wird sie schon in das Ränkespiel rund um das Erbe des Lord Bollington gezogen.

Ich hatte schon einmal das Vergnügen mit Joan Aiken und wurde vor allem vom sprachlichen Stil der Autorin begeistert. Sie vermag es besonders gut, ein unheimliches und düsteres Setting zu erzeugen, sodass bei mir beim Lesen sogleich ein recht herbstliches Gefühl aufgetreten ist, vor allem, wenn sich die Handlung auf dem Stammschloss des Lord Bollington abspielt, auch wenn die Geschichte eigentlich in den Monaten Mai und Juni spielt. Atmosphärisch wird ein detailreiches Bild der Handlung und des Handlungsschauplatzes gezeichnet, ohne dass dabei die Gesichte langweilig zu werden drohe. Darüber hinaus vermag es Joan Aiken auch auf überaus überzeugende Art und Weise die unterschiedlichen Charaktere darzustellen. Vielseitig und individuell entsteht eine Sammlung aus den unterschiedlichsten Figuren, von liebreizend und naiv, bis hin zu gerissen und hinterhältig. Ein Händchen dürfte sie dabei vor allem beim Schreiben von Kindercharakteren haben. So finden sich in der Geschichte zehn Geschwister, die zwar nur sehr wenig Raum einnehmen, dennoch war ich von der überzeugend kindlichen Art, wie sie sprechen und in ihrer Handlungsweise dargestellt sind, überzeugt. Vor allem aber - und die Befürchtung hatte ich - handelt es sich bei Philadelphia um kein sonderlich naives, dummes oder ansträngendes Wesen, dass das Klarkommen mit ihr besonders leicht machte.

Auch die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen. Dieses Spiel aus falschen Verwandten, Doppelgängerinnen, heimlich geschlossenen Abmachungen, Lug und Betrug mag vielleicht ziemlich klassisch und abgedroschen wirken. Mir aber hat das Verfolgen Philadelphias durch dieses Dschungel sehr viel Spaß gemacht. Allerdings muss man dabei auch sagen, dass die Geschichte ohne sonderlich große Überraschungen aufwarten kann. Von Anfang an ist eigentlich klar, wem zu trauen ist, und wer sich als klarer Antagonist erweist. Zwar habe ich mir immer wieder gedacht, dass die eine oder andere Figur wirklich Potential hätte, unsrer Lieben Philadelphia in den Rücken zu fallen.

Wie dem auch sei, die Geschichte ist nett und unterhaltsam, eine willkommene Abwechslung zu dem, was ich sonst so lese, und hat einfach Spaß gemacht, auch wenn sie im Großen und Ganzen recht vorherseebar ist. Von der Autorin werde ich aber definitiv noch weitere Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 29.07.2023

Ein Bauwerk für Jahrtausende entsteht

Die Brücke der Ewigkeit
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Jan Otlin wächst auf der Prager Kleinseite auf, als die Magdalenenflut, die Tod und Verderben über ganz Mitteleuropa gebracht hat, die alte Judithbrücke wegreißt. Mittendrin seine Mutter. Er schwört sich, ...

Jan Otlin wächst auf der Prager Kleinseite auf, als die Magdalenenflut, die Tod und Verderben über ganz Mitteleuropa gebracht hat, die alte Judithbrücke wegreißt. Mittendrin seine Mutter. Er schwört sich, dass wenn seine Mutter gerettet werden würde, er derjenige Mann sein würde, der die neue Steinbrücke über die Moldau errichten würde. Der Rettungsversuch gelingt und durch Glück und Zufall findet sich Jan Otlin Jahre später wirklich als Brückenbaumeister an der Moldau wieder. Doch mit dem Steinmetz Rudolph von Straßburg hat Jan Otlin einen hinterlistigen Konkurrenten um den Titel als Baumeister der neuen Brücke.

Ich habe mich richtig gefreut auf das Buch. Geschichten rund um historische Bauwerke lese ich sehr gerne, seit mich vor vielen Jahren "Die Säulen der Erde" und im Anschluss "Die Tore der Welt" von Ken Follett so sehr begeistern konnten. Zwar war mir klar, dass die Chancen relativ schlecht stünden, dass dieser Roman an diese Meisterwerke nahtlos anknüpfen würde. Dennoch habe ich mich gefreut, auf ein historisches Prag, eine Großbaustelle, ein Abenteuer und vielleicht ein wenig Liebe. Vieles davon habe ich auch geboten bekommen. Sprachlich macht der Autor für einen historischen Roman sehr vieles richtig: gut lesbar und erzählend, ohne sich im Detailreichtum zu verlieren. Doch schnell habe ich gemerkt, dass die Baustelle zugunsten anderer Handlunsgstränge sehr in den Hintergrund rückt. Es beginnt schon damit, dass das Buch aufgeteilt ist auf zwei Zeitebenen. Der Haupthandlungsstrang in der Zeit von etwa 1355 bis 1365 und "das Ende" das im Jahr 1367 spielt und nur sehr wenig Zeit einnimmt. Immer wieder tauchen kurze Sequenzen des Endes auf und unterbrechen die Hauptgeschichte. Hier erfährt man viel vom Ende der Geschichte, wird neugierig gemacht mit dem Wissen, dass in der Haupthandlung irgendetwas großes geschehen muss, ohne, dass dabei zu genau gesagt werden würde, was es sei. Spannung wird schon einmal gut erzeugt. Auch ansonsten ist die Geschichte in einem schnellen Takt gestrickt und hat mir beim Lesen sehr viel Spaß gemacht.

Der Autor baut die Geschichte also sehr schön auf ein finales Ende hin auf, dessen Einläutung ich mit Pauken und Trompeten erwartet hatte. Je knapper aber die Seiten wurden, die ich noch vor mir hatte, umso unruhiger wurde ich, denn für das eigentliche Ende hatten wir dann nur mehr so knappe 20 Seiten Zeit. Alles was die vielen Seiten zuvor so schön aufgebaut wurde, ist dann so einfach ins Ziel eingewunken worden, ohne große Erklärungen und ohne mich zufriedenstellen zu können. In Hinarbeitung auf das Ziel wurde gemordet, betrogen und gelogen und dann geht es schwuppsdiwupps und alles löst sich erst zum Unwohlgefallen und dann eh schön zum Wohlgefallen der Leserschaft auf. Es liest sich ein wenig wie Torschlusspanik, die den Autor vor dem Abgabetermin des Buches erfasst hätte.

Insgesamt hat mich das Buch mit seiner Geschichte, der Atmosphäre, die stellenweise sogar kurz ins fantastische zu wandern drohte, den Charakteren, die mir, ob gut und böse, sehr viel Freude beim Lesen breitet haben, begeistern können. Also eine klare Empfehlung für Leute, die sich für historisches und die Stadt Prag begeistern können. Denn über das Ende kann man in weiten Teilen hinwegsehen.

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Veröffentlicht am 09.07.2023

Eine Novelle aus Kyjiw

Ein Freund des Verblichenen
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Tolja lebt mit seiner Freundin in einer Einzimmerwohnung in Kyjiw. Das Leben ist nicht so, wie es ihm Gefällt, die Luft ist raus. Und so beschließt er, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Doch nicht durch ...

Tolja lebt mit seiner Freundin in einer Einzimmerwohnung in Kyjiw. Das Leben ist nicht so, wie es ihm Gefällt, die Luft ist raus. Und so beschließt er, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Doch nicht durch die eigene Hand soll er sterben, dafür bringt er nicht den Mut auf. Und so wird im Handumdrehen ein professioneller Auftragsmörder engagiert, eine viel heroischere und tragischere Art zu sterben, wenn man plötzlich ermordet wird, und niemand weiß wieso. Doch an dem Tag, an dem der Anschlag auf sein leben stattfinden soll, lernt er die junge Lena kennen, und plötzlich scheint das mit dem Sterben zu wollen doch nicht mehr so eine gute Idee. Doch, wie den Mörder abbestellen, wenn der jeden Moment zuschlagen könnte.

Hier findet man eine kurze Novelle, die durch atmosphärische Sprache punktet, und dennoch ein recht rasches Lesetempo erzeugen kann. Tolja irrt durchs Leben, man erfährt beim lesen nur hin und wieder ein paar Fakten über ihn. So scheint er arbeitslos zu sein, immer knapp bei Kasse und dem Tag mit durch die Gegend streifen und anderen ruhigen Beschäftigungen zu verbringen. Über die anderen vorkommenden Personen erfährt man ebenso wenig über das bisherige Leben, oder was sie außerhalb der erzählten Sequenzen so tun. Gerade durch diese Existenz im Hier und Jetzt funktioniert die Geschichte aber meiner Meinung nach so gut. Wenig Plotgetrieben - Toljan ist wirklich nur damit beschäftigt, mit seiner Angst jeden Moment getötet werden zu können, beschäftigt - überzeugt das Buch wirklich durch Atmosphäre und Studie um die menschliche Psyche in der Ausnahmesituation des Gewissens zu sterben.

Die Geschichte ist kurze Unterhaltung, literarischer Ausflug und emotionaler und intelligenter Nachklang zugleich, der allerdings mit wenig Geschichte aufwarten kann. Dennoch lesenswert und zu empfehlen.

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