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Veröffentlicht am 25.08.2017

Sylter Aschenputtel

Cinderella auf Sylt
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Cinderella hat die Nase gestrichen voll. Ihr Lebensgefährte betrügt sie nach Strich und Faden und lässt sie dann auch noch mit ihrem kleinen Sohn Tommy sitzen. Sie braucht eine Luftveränderung, schnappt ...

Cinderella hat die Nase gestrichen voll. Ihr Lebensgefährte betrügt sie nach Strich und Faden und lässt sie dann auch noch mit ihrem kleinen Sohn Tommy sitzen. Sie braucht eine Luftveränderung, schnappt sich Tommy und reist mit dem letzten Geld nach Sylt, um dort neu durchzustarten. Ohne einen Cent in der Tasche macht sie sich sofort daran, eine Unterkunft und einen Job zu finden. Das Schicksal meint es gut mit ihr, sie findet eine Arbeit als Zimmermädchen in einem Hotel. Doch Sohnemann Tommy hat keinen Bock auf Sylt, will einen Vater und stellt sich immer wieder quer. Cinderella ist an der Grenze ihrer Geduld und schaltet kurzerhand eine Anzeige, in der sie auf 400-Euro-Basis einen „Ersatzvater“ für Tommy sucht. Es meldet sich Student Moritz, und ab diesem Moment verläuft das Leben auf Sylt ganz anders, als geplant…

Emma Bieling hat mit „Cinderella auf Sylt“ einen unterhaltsamen und gleichzeitig auch gefühlvollen Debütroman vorgelegt und lässt den Leser in ein modernes Märchen eintauchen. Der Schreibstil ist locker flockig und mit einer guten Prise Humor gewürzt. Der Leser steht an der Seite von Cinderella und erlebt jede Phase ihres Lebens, ob Freude oder Leid, als unsichtbarer Schatten mit. Die Autorin hält sich dabei an die ganz typischen Alltagsprobleme, die einem jeden passieren können. Die Handlung wird aus der Sicht von Cinderella erzählt und kommt ohne große Spannungsbögen aus. Dafür ist Humor hier Trumpf und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Gleichzeitig erlebt der Leser auch ein wenig vom Sylter Inselflair, denn die Landschaftsbeschreibungen machen Lust darauf, das Eiland selbst baldmöglichst zu besuchen, um sich den Seewind um die Nase wehen zu lassen.

Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet, wirken durch ihr Verhalten und ihre Wesenszüge sehr lebendig und authentisch, der Leser kann sich gut mit ihnen identifizieren. Cinderella ist eine sympathische Frau, die viel zu gutmütig und naiv ist für diese Welt. Sie ist immer offen und ehrlich, öffnet damit auch so manches Herz und erfährt jede Menge Unterstützung aufgrund ihres einnehmenden Wesens. Dabei ist sie nicht auf den Mund gefallen. Sohn Tommy ist ein etwas naseweiser Junge, der gleichzeitig recht clever ist und sich zu behaupten weiß. Er wickelt seine Mutter um den Finger, die Beziehung zwischen den beiden ist innig und von Liebe geprägt. Aber Tommy hat auch seinen eigenen Kopf, der Cinderella oftmals Kopfzerbrechen bereitet. Moritz ist ein sympathischer junger Mann, der hilfsbereit und offen, allerdings hat er auch ein Geheimnis, dass er vor Cinderella zu verbergen sucht. Major Schulze ist ein schneidiger Rentner, der ein Auge auf Tommy hat und ihm als Ersatzopa dient. Auch die anderen Protagonisten schleichen sich mit ihren Aktionen und Episoden in das Herz des Lesers und geben der Handlung einen runden Rahmen.

„Cinderella auf Sylt“ ist ein gelungenes adaptiertes Märchen der heutigen Zeit und entführt den Leser für einige Stunden in eine amüsante und romantische Welt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 11.08.2017

Das Leben mit dem Schinderhannes

Die Räuberbraut
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19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, ...

19. Jh. Hunsrück. Die junge Juliana Blasius, Tochter eines Bänkelsängers und in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, trifft nach einem Tanzvergnügen auf einen charismatischen Mann namens Johannes Bückler, der sich im Verlauf eines Gesprächs als der berühmt-berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes herausstellt. Als dieser ihr das Angebot macht, mit ihm und seiner Truppe zu ziehen, entschließt sich Juliana schnell, bricht mit ihrer Familie und geht in Begleitung ihrer Schwester Margret mit auf Reisen. Schinderhannes ist dafür bekannt, hauptsächlich reiche Kaufleute und Händler jüdischer Abstammung zu berauben, wobei die übrige Bevölkerung ihm genug Rückhalt gibt und ihn sogar noch unterstützt. Juliana verliebt sich schnell in den selbstbewussten Hannes und nimmt dabei in Kauf, ständig auf der Flucht zu sein und nie einen festen Wohnsitz ihr Eigen zu nennen. Doch je länger die Raubzüge und das Versteckspielen dauern, umso mehr sehnt sich Juliana nach einem eigenen Zuhause, wo sie mit Hannes leben kann. Doch wird Hannes ihrem Wunsch nachgeben und sich endlich einen sicheren Broterwerb suchen, oder tanzt er weiter auf dem Drahtseil, bis er erwischt wird und sich die Schlinge um seinen Hals legt?

Astrid Fritz hat mit ihrem Buch „Die Räuberbraut“ einen spannenden und unterhaltsamen historischen Roman um eine geschichtlich belegte Person vorgelegt. Mit einem flüssig-authentischen und lebendigen Schreibstil lässt die Autorin den Leser schnell in eine vergangene Zeit abtauchen und an der Seite von Juliana hautnah das Leben einer „Räuberbraut“ miterleben. Die einzelnen Passagen aus dem Jahr 1844, die Julianas Rückblenden auf ihr Leben beinhalten, sind ebenso interessant, denn sie zeigen auf, wie sehr sich die Denkweise von ihr über die Jahre verändert hat. Der Spannungsbogen ist gemächlich angelegt und steigert sich innerhalb der Handlung immer weiter bis zum finalen Schluss. Die historischen Fakten wurden von der Autorin akribisch recherchiert und der Handlung als glaubhaften Hintergrund unterlegt. Die Raubzüge wurden so eindrucksvoll geschildert, dass man sich vor dem inneren Auge alles sehr gut vorstellen konnte. Die vielen Reisen zeichnen ein strapaziöses Bild, wenn man bedenkt, wie mühsam und beschwerlich damals das Fortkommen mit Gepäck war.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie haben alle ihre Eigenheiten, Stärken und Schwächen, wirken aufgrund dessen sehr lebendig und realitätsnah. Juliana ist eine junge Frau aus ärmlichen Verhältnissen. Sie ist ebenso mutig wie stark, lässt sich von Schicksalsschlägen so leicht nicht unterkriegen. Aber sie ist auch eine Frau mit Wünschen und Träumen, die sie gerne in die Tat umsetzen würde. Doch für ihre Liebe verzichtet sie auf vieles und setzt sich immer wieder der Gefahr aus. Hannes ist ein attraktiver und charismatischer Mann, der aufgrund seines Selbstbewusstseins und seines Wagemutes die Menschen schnell um den Finger wickeln kann. Er ist redegewandt und mutig, aber auch leichtsinnig und fast schon hochmütig, fühlt sich seiner Sache geradezu zu sicher, denn er ist sich der Unterstützung der normalen Bevölkerung sicher, die ihn immer wieder unterstützt. Dies nutzt er aus, was sich am Ende rächen wird. Margret ist Julianas Schwester, sie gibt Juliana Halt und ein Stück weit auch Familie und Altbewährtes, dass Juliana oftmals vermisst. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihrem Erscheinen und ihrem Tun zur Spannung und Unterhaltung dieses Romans bei.

„Die Räuberbraut“ ist ein unterhaltsamer und spannender Roman über die Raub- und Beutezüge des bekannten Schinderhannes, der dem Leser einen Mehrwert an Informationen bietet und Geschichte leibhaftig miterleben lässt. Hier ist eine Leseempfehlung auf jeden Fall verdient!

Veröffentlicht am 30.07.2017

Kein Opfer mehr

Die Überlebende
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Als Collegestudentin wurde Flora Dane entführt und 472 Tage festgehalten, eingesperrt, ausgehungert, misshandelt und missbraucht, bis sie ihren Peiniger töten und sich befreien konnte. Als einige Jahre ...

Als Collegestudentin wurde Flora Dane entführt und 472 Tage festgehalten, eingesperrt, ausgehungert, misshandelt und missbraucht, bis sie ihren Peiniger töten und sich befreien konnte. Als einige Jahre junge Frauen verschwinden, macht Flora Jagd auf die Entführer, denn inzwischen ist sie freiwillig durch eine harte Schule von Selbstverteidigung gegangen und will diesen Männern das Handwerk legen. Sie lässt sich selbst entführen und rächt sich tödlich an dem Mann. Als Detective D.D. Warren am Tatort eintrifft und Flora sieht, vermutet sie bereits, dass Flora hier ihre Finger irgendwie im Spiel hat. Doch bevor sie Flora zu der Tat verhören kann, gibt es bereits die nächste Frauenleiche zu beklagen und Flora ist spurlos verschwunden. Es sieht so aus, als wäre sie schon wieder Opfer einer Entführung. Wer will sich an Flora rächen?

Lisa Gardner hat mit ihrem Buch „Die Überlebende“ einen neuen spannenden Psychothriller um die Ermittlerin D.D. Warren vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lebendig, durch die plastische Schilderung und das psychologische Talent der Autorin werden dem Leser Gänsehautfeeling und durch die Düsternis ständig wachsende Spannung vermittelt. Der Spannungsbogen wird schnell aufgebaut und steigert sich immer mehr Richtung Finale. Durch die Aufteilung der Handlungsstränge in Gegenwart und Rückblenden vermittelt die Autorin dem Leser auch einen guten Einblick über Floras aussichtlos erscheinende Lage in ihrem Entführungsmärtyrium und deren persönliche Entwicklung während dieser Zeit und darüber hinaus. Sie spielt mit den Gefühlen des Lesers, lässt ihn mit Flora leiden, schürt die Wut, die Angst und die Hoffnungslosigkeit, aber auch die Gedanken an Rache, die sich ganz automatisch einstellen, wenn man über das Horrorszenario liest.

Die Charaktere sind interessant ausgestaltet und rufen beim Leser die verschiedensten Gefühle hervor. Dabei wirken sie lebendig und real. Flora ist eine selbstbewusste Frau, vielleicht nicht unbedingt die sympathischste Protagonistin, doch sie hat allen Grund, misstrauisch gegenüber allem und jedem zu sein und einen „Sicherheitszaun“ um sich herum aufzubauen. Die alte Flora aus jungen Jahren kann es nicht mehr geben nach allem, was sie durchgemacht hat. Allerdings ist sie leichtsinnig und auch gefährlich, eine brisante Mischung, die zum Verhängnis werden kann. D.D. Warren ist eine intelligente Frau, die sich nicht manipulieren lässt und sich wie ein Pitbull in ihre Arbeit verbeißt. Sie durchschaut viele Dinge recht schnell, was für ihren Job recht hilfreich ist. Auch die Nebenprotagonisten steigern durch ihr Erscheinen und ihr Handeln die Spannung und sollen wohl auch etwas Verwirrung stiften.

„Die Überlebende“ ist ein Psychothriller der härteren Sorte und nichts für zarte Seelen. Auch, wenn er mittendrin einige Längen hat und sich manche Handlung etwas unglaubwürdig anfühlt, ist es doch ein sehr spannendes Buch, dass beim Lesen kribbelig macht und einen nachts nicht schlafen lässt. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung für diesen Nervenkitzel!

Veröffentlicht am 15.07.2017

Der Rächer

Du sollst nicht leben (Ein Marina-Esposito-Thriller 6)
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Darren Richards hat mit einem Unfall zwei Leben ausgelöscht und ist durch einen Formfehler weiterhin ein freier Mann. Doch nicht lange, denn er gerät in die Hände des „Rechtssprechers“, der ihn vor die ...

Darren Richards hat mit einem Unfall zwei Leben ausgelöscht und ist durch einen Formfehler weiterhin ein freier Mann. Doch nicht lange, denn er gerät in die Hände des „Rechtssprechers“, der ihn vor die Wahl stellt: sein Leben oder das seiner Freundin Chloe und dem gemeinsamen Kind Shannon. Darren ist sein eigenes Leben wichtiger, so fällt seine Entscheidung schnell, die er dann mit eigenen Augen mitverfolgen muss. Der „Rechtssprecher“ meldet die Morde der Polizei und verlangt ausdrücklich Phil Brennan, zum Tatort zu kommen. Aber es werden noch weitere Tote folgen und Phil wird schnell klar, dass er einen rächenden Serienmörder verfolgt, doch diesmal kann er nicht auf die Unterstützung seiner Ehefrau, der Profilerin Marina Esposito, setzen, die in eigener Mission in Colchester einen schwierigen Fall zu lösen hat. Während der Untersuchungen wird Phil ständig aufs Neue vom „Rechtssprecher“ kontaktiert, doch bringt ihn das bei der Aufklärung nicht weiter. Phil will den Täter schnappen, bevor der erneut zuschlagen kann und hofft, dass dieser einen Fehler begeht, der ihn zu ihm führt…

Tania Carver hat mit dem Buch „Du sollst nicht leben“ einen sehr spannungsgeladenen Thriller vorgelegt, der Nervenkitzel pur nicht nur verspricht. Dies ist der 6. Band um Marina Esposito und ihren Ehemann Phil Brennan, der ebenfalls wieder in sich abgeschlossen ist. Der Schreibstil ist flüssig, der Leser ist ab der ersten Seite als unsichtbarer Beobachter mitten in der Handlung. Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge unterteilt, die einerseits Phils Suche nach dem „Rechtssprecher“ aufzeigen, andererseits Marinas eigene Ermittlungen in einem anderen Fall darlegen. Durch die wechselnden Perspektiven und die unterschiedlichen Fälle wird die Spannung immer weiter in die Höhe gepuscht und macht oftmals atemlos. Auch die verschiedenen Themenbereiche wie Drogenhandel, Selbstjustiz, Gerechtigkeit und Prostitution bringen ein Vielfaches an Spannung. Durch geschicktes Verwirrspiel der Autoren lassen den Leser immer wieder vor neuen Überraschungen stehen, sogar den Täter lernt der Leser kennen. Das Ende gibt schon einen Vorgeschmack auf den nächsten Band.

Die Charaktere sind individuell ausgearbeitet und haben ihre Ecken und Kanten, deshalb wirken sie durchweg lebendig und real. Allein die Hauptprotagonisten entwickeln sich weiter und wirken schon wie alte Freunde, die man bei der Arbeit beobachtet. Phil Brennan ist ein rechtschaffender Mann, der sich wie ein Pitbull in seine Aufgaben verbeißt. Er hasst es, zum Narren gehalten zu werden und vermisst seine Frau, die ihn schon bei vielen Fällen unterstützt und Hilfe geleistet hat. Marina ist eine intelligente Frau, die diesmal an einem eigenen Fall arbeitet und hier ebenfalls vor Herausforderungen steht, die weiter gehen, als ihr lieb ist. Durch die gut gewählten und ausgestalteten Nebenprotagonisten und ihren Handlungen bekommt die Geschichte einen atemberaubenden Verlauf voller Hochspannung.

„Du sollst nicht leben“ ist ein spannungsgeladener Thriller, der mit einigen sehr gruseligen Szenen aufwartet und ein regelrechter Pageturner ist. Man kann das Buch nicht aus der Hand legen und Kopfkino ist hier garantiert. Leseempfehlung für Nervenkitzel pur, während man gespannt auf den nächsten Teil der Serie wartet.

Veröffentlicht am 15.07.2017

Zwei Herzen schlagen in einer Brust

Der Gaukler und die Tänzerin
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1737 Landgrafschaft Hessen Darmstadt. Magdalene ist der uneheliche Bastard des Landgrafen von Hessen Darmstadt und wächst behütet im Hause ihres Vaters auf. Als 6-jährige musse sie den Mord an ihrer Mutter ...

1737 Landgrafschaft Hessen Darmstadt. Magdalene ist der uneheliche Bastard des Landgrafen von Hessen Darmstadt und wächst behütet im Hause ihres Vaters auf. Als 6-jährige musse sie den Mord an ihrer Mutter durch die zukünftige Ehefrau des Landgrafen, Luise von Spiegel, mitansehen und vor Angst flüchtet sie. Magdalene landet bei einer Zigeunergruppe und findet hier eine neue Heimat, wird Tänzerin und bekommt sogar den neuen Namen Suni, während sie nach und nach das schlimme Ereignis verdrängt. Doch nach und nach kommen die Erinnerungen durch Ausflüge und Begegnungen zurück und machen ihr die Gefahr bewusst, in der sie schwebt, besonders, als sie zufällig Luise von Spiegel gegenüber steht, der Mörderin ihrer Mutter. Den Schokoladenmohr Mathis, ihr Freund aus Jugendtagen, hat es ebenfalls schlecht getroffen. Er ist Teil des Kuriositätenkabinetts von Lorenz, dem Liebhaber Luises, und muss dessen Befehlen gehorchen. Lorenz, der sich bei Luise lieb Kind machen will, setzt Mathis darauf an, Magdalene aufzuspüren, denn er will sie töten. Doch Mathis macht da nicht mit und versucht, Magdalenes Leben und auch seins zu retten. Ob es den beiden gelingen wird, endlich Frieden und Sicherheit zu finden?

Nicole Steyer hat mit ihrem Buch „Der Gaukler und die Tänzerin“ einen sehr fesselnden und unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell wird der Leser in ein anderes Zeitalter entführt und nimmt als stiller Beobachter an den Geschehnissen im 18. Jahrhundert teil. Der Spannungsbogen wurde schnell hoch angelegt und steigert sich noch während der Geschichte immer weiter in die Höhe durch die ständigen Verfolgungen und Unglücksfälle, die dem Leser oftmals die Luft anhalten lassen. Sehr detailliert beschreibt die Autorin die Jagd auf Magdalene, hier hätte man sich vielleicht etwas kürzer fassen können. Auch gab es einige Zufälle zu viel, doch dies tut der spannenden Handlung keinen Abbruch. Die sehr gute Recherchearbeit der Autorin, die ihrem Roman durch reale Vorbilder Authentizität eingehaucht hat, macht die Geschichte besonders. Das Thema „menschliche Andersartigkeit“ kommt hier besonders zum Ausdruck, denn die meisten Charaktere sind entweder Zigeuner oder Kleinwüchsige oder Farbige, und diese Menschen wurden zur damaligen Zeit ausgegrenzt, verachtet oder zur Schau gestellt, damit sich das gemeine Volk darüber amüsieren konnte. Ebenfalls gibt die Autorin Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Zeit und kann dem Leser so ein reales Bild vermitteln.

Die Charaktere wurden von der Autorin sehr schön ausgestaltet und platziert. Sie wirken wirklichkeitsgetreu, individuell und sehr authentisch und gerade deswegen wachsen einige von ihnen dem Leser besonders ans Herz. Magdalene ist eine mutige und starke junge Frau, die bereits einiges in ihrem Leben meistern musste. Der Mord an ihrer Mutter hat sie geprägt und sie bisher zu einem Leben im „Untergrund“ und auf der Flucht verdammt. Bei den Zigeunern fühlt sich Magdalene heimisch und verstanden. Sie sind ihr eine neue Familie geworden, die sie schützt. Aber leider kann sie sich nie sicher fühlen. Mathis ist ein lieber Kerl, der durch seine Hautfarbe zu leiden hat. Er dient als Amüsement der Obrigkeit und wird in einer Truppe von Andersartigen mit zur Schau gestellt, um den Menschen eine Gänsehaut zu bescheren. Mathis ist ein ehrlicher und hilfsbereiter Mann, der sich gegen Unrecht wehrt und seinen Freunden jederzeit Hilfe angedeihen lässt. Louise ist eine hartherzige Frau, die nur an sich selbst denkt und durch Lügen, Betrügen und Morden ihre Ziele verfolgt. Lorenz ist ein eiskalter Mann, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Auch die übrigen Protagonisten wissen durch ihr Auftreten und ihre Handlungen zu überzeugen und verhelfen der Geschichte zu weiterer Spannung und Lebhaftigkeit.

„Der Gaukler und die Tänzerin“ ist ein spannender historischer Roman, der Intrigen, Geheimnisse, Mord, Liebe und Freundschaft in sich vereint. Absolute Leseempfehlung für ein sehr unterhaltsames Buch, das ein wunderbares Kopfkino entstehen lässt!