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Veröffentlicht am 28.09.2023

Der Neubeginn

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
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1936. Die Herrschaft der Nazis beeinflusst das Leben der drei Freundinnen Luise, Maria und Anni. Als Luise aufgrund ihrer Widerstandsaktivitäten im Berliner Untergrund in die USA fliehen muss, legen die ...

1936. Die Herrschaft der Nazis beeinflusst das Leben der drei Freundinnen Luise, Maria und Anni. Als Luise aufgrund ihrer Widerstandsaktivitäten im Berliner Untergrund in die USA fliehen muss, legen die drei ihr Geld zusammen für das Startkapital eines gemeinsamen Restaurants, das Luise dort eröffnen soll. Doch während Luise sich in New York eingewöhnen muss, zerbricht die Freundschaft. - Ihre Enkeltochter June erfährt nach dem Tod ihrer Großmutter, dass sie gemeinsam mit den beiden alten Freundinnen Luises deren Erbe antreten soll, doch dazu muss sie diese erst ausfindig machen. Durch die scheinbar aussichtslose Suche erfährt June zunächst jedoch viel Neues über ihre starke Großmutter und ihre Familiengeschichte ....

"Die Glücksfrauen. Der Geschmack von Freiheit" ist der erste Band einer Trilogie um drei Exilantinnen während des Nazi-Regimes von einer deutschen Erfolgsautorin, die hier unter dem Pseudonym "Anna Claire" schreibt.

In zwei gut miteinander verwobenen Erzählsträngen erzählt die personale Erzählerin von Luise in den Jahren 1936 bis 1946 und June im Sommer 2023. Der Schreibstil ist fließend und sehr emotional; die Angst der Widerstandskämpfer und der Juden unter dem Naziregime ist greifbar und das schwere Leben der Exilanten im Amerika des 20. Jahrhunderts, das große Vorbehalte gegen die Deutschen und insbesondere die Juden hegt, wird anschaulich geschildert. Die Autorin hat gut recherchiert und flicht zahlreiche Informationen aus dem Zeitgeschehen in die Geschichte ein. Dabei empfand ich bemerkenswert, wie die Frauen sich untereinander vernetzten und so immer mehr Fuß in ihrem neuen Leben fassen konnten, während die Männer oftmals an dem neuen, ungewollten Dasein verzweifelten. Auch Parallelen zur Gegenwart mit den rechtsradikalen Urteilen sind unschwer zu identifizieren.

Der Roman wird getragen von der Frage nach dem Fehler, der zum Bruch zwischen den drei Freundinnen führte und so fiebert die Leserin mit June mit, während sie Nachforschungen anstellt. Aber auch Junes eigenes (Liebes-)Leben entwickelt sich.... Nachdem sich gegen Ende ein neues Rätsel im Zusammenhang mit begangener Schuld auftut, endet dieser erste Teil mit einem fiesen Cliffhanger, der den zweiten Teil sehnsüchtig erwarten lässt.

Die Figuren sind dabei anschaulich und mehrdimensional gezeichnet und es macht viel Spaß, mit ihnen auf die Reise zu gehen, auf der Glück und Leid immer nachvollziehbar wiedergegeben sind. Schön ist, dass starke Frauen im Zentrum der Handlung stehen.

Abgerundet wird der Roman durch das Rezept für "Luises Berliner Steuselkuchen", der eine wiederkehrende Konstante in der Geschichte ist.

Ich bin sicher, dass auch diese Trilogie zum Erfolg der Autorin beitragen wird, da auch die schwierigen Themen höchst unterhaltsam und mit viel LIebe verbunden erzählt werden. Absolut empfehlenswert für angenehmes Lesevergnügen.


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Veröffentlicht am 10.09.2023

Sein nächster Fall

Die Akte Madrid
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In Granada wird ein wertvolles Gemälde, das eigentlich als verschollen galt, gestohlen und sein Besitzer, der deutsche Verteidigungsminister Franziskus Ritter beauftragt den Kunstexperten Lennard Lomberg ...

In Granada wird ein wertvolles Gemälde, das eigentlich als verschollen galt, gestohlen und sein Besitzer, der deutsche Verteidigungsminister Franziskus Ritter beauftragt den Kunstexperten Lennard Lomberg mit der Suche. Brisant ist, dass das Gemälde im Zusammenhang mit der hochexplosiven Geschichte des Vaters der MInisters zusammenhängt und seiner Karriere ein jähes Ende bescheren könnte...
Im MIttelpunkt der Handlung steht diesmal das sagenumwobene Gemälde der (fiktiven) Künstlerin Alma Arras, ein Porträtgemälde mit dem Titel ""Tormenta en ciernes, übersetzt: Ein Sturm zieht auf. Es zeigt Salvador Dalí, Luis Buñuel und Federico García Lorca im Café Gijón von Madrid.

Mit "Die Akte Madrid" findet die Lomberg-Reihe des deutschen Autoren Andreas Storm, der im letzten Jahr sein viel beachtetes Erstlingswerk ""Das neunte Gemälde" veröffentlichte, ihre erste Fortsetzung. Und auch, wenn es wieder vertraute Figuren und kleinere Anspielungen auf den ersten Fall gibt, lässt sich das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und bildet einen abgeschlossenen Fall.

Wie bereits im ersten Buch handelt es sich nicht um einen klassischen Whodunnit,; der KUnstexperte Lomberg, unterstützt von seiner Freundin Sina und seiner Tochter, ermittelt nicht wirklich, sondern Storm erzählt in unterschiedlichen Handlungssträngen und Zeitebenen die Geschichten von der Künstlerin Alma Arras und dem einstigen Honorargeneralkonsul der Bundesrepublik Deutschland in der Provinz Málaga, Julius. Ritter. Dabei legt er Stück für Stück die Vergangenheit dar und nimmt seine Leser mit in die Zeit des spanischen Bürgerkrieges und der grausamen Franco-Diktatur und findet ZUsammenhänge mit den deutschen Nazis und der jungen Bonner Republik.. Die (kurzen) Kapitel sind überschrieben mit Ort und Zeit der Handlung, und es ist nötig, sich wirklich darauf zu konzentrieren, wenn man nicht den Faden verlieren will. Doch die individuelle Erzählweise des Autors und die gepflegte Sprache von Lomberg und seinesgleichen vermochten es wieder, mich in den Bann zu ziehen.

Storm erzählt von komplexen Figuren, spannender deutscher und spanischer Geschichte und wieder einmal von der Beutekunst und bringt wichtige historischen Fragen und Themen dem interessierten Leser näher. Neben spannender Unterhaltung gibt es auch viel INformatives über Politik und Geschichte zu lernen.

Nach etwas zähem Beginn konnte mich die Handlung voll in ihren Bann ziehen und ich fieberte mit bis zu einem rundum befriedigenden Ende.

Ein Personenverzeichnis, das historische Personen von fiktiven Figuren abgrenzt, HIntergrundinformationen gibt und Anlehnungen an real existierende Personen erklärt, rundet das Buch ab.

Für mich ein großes Lesevergnügen, das ich jedem empfehlen kann, der sich von seiner Lektüre nicht einfach nur berieseln lassen möchte, sondern einen echten Mehrwert mag.

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Veröffentlicht am 18.07.2023

Authentisch

Elternhaus
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Sanne ist eine Macherin: Neben einem Vollzeitjob und Familie mit zwei inzwischen erwachsenen Kindern, die flüggeg werden, kümmert sie sich auopferungsvoll um ihre Eltern. Da diesen das einst selbst gebaute ...

Sanne ist eine Macherin: Neben einem Vollzeitjob und Familie mit zwei inzwischen erwachsenen Kindern, die flüggeg werden, kümmert sie sich auopferungsvoll um ihre Eltern. Da diesen das einst selbst gebaute Haus mit großem Garten mehr und mehr über den Kopf wächst, beschließt Sanne, die Eltern in eine altersgerechte Wohnung umzusiedeln, was diese nur mit Widerwillen geschehen lassen. Ihre beiden Schwestern Gitti und Petra hingegen sind entsetzt.. Alle müssen sich nun mit dem Verlust ihres Elternhauses arrangieren, mit dem Kindheitserinnerungen wach werden - und gleichzeitig ihr eigenes Leben seine gewohnten Bahnen verlässt.

Ute Mank setzt sich in ihrem Roman "Elternhaus" mit einem schwierigen Thema, das die Allermeisten von uns betrifft, auseinander: Was tun, wenn die eigenen Eltern alt werden, wie weit darf und muss man sich einmischen und was bedeutet schließlich der Verlust des eigenen Elternhauses für Erwachsene? Dabei erzählt die Autorin abwechselnd aus der Sicht der ältesten Schwester Sanne und der mittleren Petra, die beide zueinander einen recht konträren Charakter und Lebensentwurf haben. Tief taucht die Autorin ein in die Gedanken und Gefühlswelt der Schwestern, ihrer Kindheit im Elternhaus - und deren eigenes Leben mehr und mehr aus den Fugen gerät.

Trotz des heiklen Themas und der kleinen und großen Katastrophen entwickelte sich beim Lesen ein ganz eigener Sog und ich wurde voll in die Geschichte hineingezogen.DAs Ende würde ich nur bedingt als offen bezeichnen, da eigentlich keine Probleme mehr gelöst werden müssen, sondern sich alle mit ihrer - neuen - jeweiligen Situation - mehr oder weniger - abgefunden haben.

Die Figuren wirken absolut authentisch und als Leser findet man sich in der ein oder anderen wieder.

Für mich ist "Elternhaus" ein Buch, das eine ganz eigene Dynamik entwickelt und tief berührt sowie zum NAchdenken anregt. MIr hat der Roman sehr gefallen und ich empfehle ihn allen Leser*Innen, die sich nicht einfach nur berieseln lassen möchten mit ihrer Lektüre,

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Veröffentlicht am 15.07.2023

Von der Hutverkäuferin zur Göttin

Greta Garbo (Ikonen ihrer Zeit 9)
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Greta Gustafsson ist 15 und arbeitet in der Hutabteilung des großen Stockholmer Kaufhauses PUB; ihr Traum ist es jedoch, Schauspielerin zu werden. Ein Auftritt in einem Werbefilm bringt erste Kontakte ...

Greta Gustafsson ist 15 und arbeitet in der Hutabteilung des großen Stockholmer Kaufhauses PUB; ihr Traum ist es jedoch, Schauspielerin zu werden. Ein Auftritt in einem Werbefilm bringt erste Kontakte zur Branche und so geht es Schritt für Schritt über Berühmtheiten ihrer Zeit und einen Kurzbesuch der Schauspielschule schließlich bis nach Hollywood, wo sie zur bestbezahltesten Schauspielerin aufsteigt. Doch ständige Selbstzweifel und ihre Schüchternheit sowie starkes Heimweh nach Schweden und ihrer Familie lassen sie ihren Ruhm nicht vollständig genießen können....

"Greta Garbo - die einsame Göttin" ist die neunte Romanbiografie aus der Serie "Ikonen ihrer Zeit" über starke Frauen, die jeder kennt.
In diesem Band hat Kristina Lüding akribisch recherchiert, alles mit Fiktion erweitert und so einen spannenden biografischen Roman über die große Greta Garbo geschrieben, der seinen LeserInnen die oft als widersprüchlich und schwierig bezeichnete Schauspielerin näher bringt. In einem Nachwort gibt die Autorin ergänzende Informationen.

Durch den leichten Schreibstil führt Kristina Lüding an die uns so wenig bekannte Schauspierin heran und legt dabei auch einen Schwerpunkt auf ihre Jugend und den unplanmäßigigen Weg, den Greta genommen hat (und wann und wieso es zu einer Namensänderung kam). Dabei gelingt es mühelos, ihr Verhalten zumindest nachvollziehen zu können und Verständnis für ihre Handlungen aufzubringen. Lüding glückt es, vielfältige Gefühle in mir auszulösen und ich muss zugeben, dass allerdings auch Frustration und Unverständnis dabei sind, hervorgebracht durch das ständige Hadern der "Göttin" mit sich und den Umständen; wirklich sympathisch wurde sie mir dabei nicht. Oftmals regte mich die Lektüre an, weiter zu recherchieren, mir Bilder und Filmausschnitte im Internet anzuschauen, um das Gelesene zu ergänzen. Ich konnte vieles lernen und mir nun ein umfassendes Bild dieser 1990 verstorbenen Legende machen, die tatsächlich gar nicht immer eine so starke Frau war.

Dieses Buch ist jede
m zu empfehlen, der sich für (starke) Frauen interessiert, Neues über die Ikone Greta Garbo erfahren möchte und / oder sich für das Film-Business interessiert.


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Veröffentlicht am 08.07.2023

Etwas Größeres als Mord

Wasserschlag für Greetsiel
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Als der Anwalt Jan de Fries nach einer gemeinsamen Fischerei-Fahrt mit seinen Kumpels in der Kneipe sitzt, entwickelt sich zwischen zwei Fremden ein heftiges Streitgespräch. Wenig später ist der eine ...

Als der Anwalt Jan de Fries nach einer gemeinsamen Fischerei-Fahrt mit seinen Kumpels in der Kneipe sitzt, entwickelt sich zwischen zwei Fremden ein heftiges Streitgespräch. Wenig später ist der eine tot, der andere wird - blutüberströmt - als Tatverdächtiger festgenommen. Kurz darauf erscheint eine ominöse Frau in Jans Kanzlei und fordert ihn auf, den Beschuldigten aus dem Gefängnis zu holen, doch dieser will das gar nicht....

Dirk Trost legt mit "Wasserschlag für Greetsiel" bereits den zehnten Band um seinen eigenwilligen Anwalt Jan de Fries vor, der sich im beschaulichen Greetsiel mit einer kleinen Kanzlei aus dem großen Business zugezogen hat und doch immer wieder in herausfordernde Fälle hineingerät. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, war ich sofort in der Geschichte drin und hatte keine Verständnisprobleme. (Allerdings endet das Buch mit einem Cliffhanger, dessen Anspielung wohl nur Kenner der Reihe etwas anfangen können.)

Wieder steht der kleine Sielort Greetsiel an der ostfriesischen Küste im Mittelpunkt, doch Jans Ermittlungen führen ihn auch an andere Orte. Anders als in anderen Ostfrieslandkrimis geht es hier aber um viel mehr als einen gemeinen Mord, sondern um etwas viel Größeres - und so ist auch die Handlung um einiges brutaler und blutiger.

Viele Details, die im Späteren durchaus noch wichtig werden und überraschende Wendungen ziehen sich durch die spannende Handlung. Erst nach und nach lassen sich die einzelnen Puzzlestückchen sowohl für Jan als auch uns Leser*Innen immer mehr zusammensetzen, bis es letztentlich zu einem großem Showdown kommt, das durchaus Hollywoodreif ist.

Die einzelnen Figuren waren mit einem liebevollen Blick gezeichnet; teilweise etwas plakativ; die Hauptfigur Jan de Fries ist mir durchaus sympathisch und ich hatte Spaß daran, ihn und seinen Hund Motte durch die Handlung zu begleiten. Positiv empfand ich dabei, dass Motte als echter HUnd mit seinen Vorzügen und Schwächen agiert und nicht zu einem "Polizei-Hund" hochstilisiert wird. Und auch die Polizei spielt hier eine eher untergeordnete Rolle bis hin zum Negativen.

DAss Dirk Trost weitere Themen in diesem Buch aufgreift, gefiel mir sehr: Die tiefe Freundschaft zwischen den Männern Jan, Onno und Dieter, die für einander einstehen, das Verhältnis zu seiner Tochter, die neugierige Nachbarin usw. um nur einige zu nennen.

Mir hat dieser Krimi sehr gefallen und ich freue mich, dass er sich von dem Einerlei der Küstenkrimis abhebt.
Ich vergebe sehr gute vier Sterne.

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