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Veröffentlicht am 16.07.2023

Sechs Frauen, viel Alkohol, wenig Spannung

One of the Girls
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Vorweg: Es ist kein Thriller oder eine spannungsgeladene Geschichte. Es war, für mich, ein Roman mit einer Leiche, sechs Frauen und deren Geschichten und sehr viel Alkohol.

Die Geschichte liest sich gut ...

Vorweg: Es ist kein Thriller oder eine spannungsgeladene Geschichte. Es war, für mich, ein Roman mit einer Leiche, sechs Frauen und deren Geschichten und sehr viel Alkohol.

Die Geschichte liest sich gut und schnell weg. Die sechs Frauen reisen auf eine griechische Insel, um den Junggesellinnenabschied zu feiern. Bei solchen Anlässen wird getrunken, viel getrunken, aber eben einen Tag oder eine Nacht. Hier floss leider immer der Alkohol über mehrere Tage und wenn man den Geschichten der Frauen folgt, dann ist dies wohl Alltag für sie. Diese ständige Betonung des Alkohols empfand ich beim Lesen als recht störend und unangebracht. Davon abgesehen, erinnerten mich die sechs Frauen an eine Gruppe, die nicht wirklich zusammenpassen, aber das Gefühl hatten, zusammen sein zu müssen.

Sie sind nicht geschlossen, nicht wirklich miteinander befreundet und kennen sich scheinbar auch nicht wirklich. So gibt es innerhalb der Geschichte immer wieder Auseinandersetzungen und Verletzungen, die ausgerechnet beim Junggesellinnnenabschied ausgetragen werden müssen. Trotz der Reibereien zwischen den Frauen konnte sich keine Spannung aufbauen und auf den finalen Knall musste man tatsächlich bis zum Schluss warten.

Mich konnte die Geschichte nur bedingt einfangen. Die Charaktere waren mir teilweise zu oberflächlich, ihr Verhalten (für ihr Alter) zu kindisch und unreif. Nur die vielen kleinen Verwicklungen und Verstrickungen fand ich gut und auch interessant, aber leider reicht dies nicht aus, um eine Spannung, die bis zum Schluss durchhält, aufzubauen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2023

Zwei Familien, zwei Lieben

Die Dame mit dem blauen Koffer
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In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und ...

In diesem Buch verfolgt man zwei Familiengeschichten. Die große Liebe und Traurigkeit von Hélène, die in der Kriegszeit ihren Geliebten verloren hat und mit ihrem Cafe sich durch das Leben kämpft. Und Justine, die mit ihrem Zwillingsbruder bei den mürrischen Großeltern aufgewachsen ist. Beide Charaktere lernen sich im Altenheim kennen und so erfährt der Lesende Stück für Stück die Geschichte ihrer Leben.

Während man bei Hélène (geboren 1917) bis zum zweiten Weltkrieg zurückgeht, um die Geschichte der großen Liebe, des Hasses und der Angst zu erfahren, reist man bei der 21jährigen Justine nicht so viele Jahre in die Vergangenheit. Beide Charaktere mussten Verluste erfahren. Sie wurden mit Geheimnissen und überraschenden Fakten konfrontiert, die die Sicht auf die bisherigen Begebenheiten verändern. Ganz langsam bringt die Autorin die Wahrheit hervor. Ich fand die Sprünge zwischen dem Hier und Jetzt und den Vergangenheiten von Hélène und Justine manchmal etwas zu abrupt. Es empfiehlt sich längere Passagen des Romans zu lesen, um gut in einen Lesefluss zu kommen.

Was ich an den französischen Romanen und Filmen mag, ist der leise und warmherzige Humor, die Liebe zum Detail ohne ins Kitschige zu verfallen und die Lust auf das Leben, egal, was passiert. Es wird immer wieder ein Ausweg, eine Zuflucht oder eine helfende Hand aufgezeigt.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Eine lange und gute Geschichte

Eine Nacht, die vor 700 Jahren begann
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Eine opulente Geschichte, die jetzt erst nach über 70 Jahren Verschluss ihre Veröffentlichung bekommt. Der Autor János Székely erzählt auf über 600 Seiten eine Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte ...

Eine opulente Geschichte, die jetzt erst nach über 70 Jahren Verschluss ihre Veröffentlichung bekommt. Der Autor János Székely erzählt auf über 600 Seiten eine Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Es gibt immer wieder Rückblicke in die Jahre 1514 und 1848. Sie erzählen stets von einem ungarischen Dorf, welches bereits seit Jahren von der Grafschaft unterdrückt und ausgebeutet wird. Jedoch wehren sich die Bauern kaum. Sie ertragen es, hungern und sterben in bitterer Armut. Aber es gibt auch immer wieder Männer und Frauen, die sich zur Wehr setzen und in der fortlaufenden Geschichte als Helden verehrt werden. Besonders Dani Kurucz taucht bei den Dorfbewohner:innen immer wieder in den Erinnerungen und Geschichten auf. Wird er auch 1944 wieder auftauchen und die Bauern beschützen?

János Székely hat bereits mit seinem Buch "Verlockung" gezeigt, was er für ein unglaublich guter Erzähler er ist. Er beschreibt die Charaktere und die Umgebung so detailliert und lebensnah, dass man sich schnell ein entsprechendes Bild erschaffen kann. Die Charaktere sind vielfältig und spiegeln die verschiedenen Gesellschaftsschichten Ungarns wider. Es gibt viele Charaktere, die man nur schwer ertragen kann und Charaktere, denen man gern folgt. Man lernt einiges über die politischen und gesellschaftlichen Konflikte, aber auch Traditionen von Ungarn.

János Székely hat dieses Buch nicht mehr veröffentlichen können. Es wurde erst jetzt entdeckt und von Ulrich Blumenbach übersetzt. Vielleicht hat man sich deshalb nicht an eine Kürzung des Textes gewagt, denn leider waren manche Szenen zu lang und ausschweifend. Andere Szenen wiederholten sich in den Jahren. Eine Straffung hätte der Geschichte gut getan. Ich kann jedoch auch verstehen, dass man posthum keine Kürzung vornehmen möchte bzw. kann.

Trotz mancher ausschweifenden Passagen ist es eine lesenswerte Geschichte, da János Székely ein phantastischer Erzähler ist, dessen Geschichten man gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 09.05.2023

Sparen auf japanisch

3000 Yen fürs Glück
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Was kann man mit Sparen erreichen und wofür sollte man sein Geld ausgeben? Welchen Einfluss hat Geld auf unser Leben und unseren Charakter?

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen ...

Was kann man mit Sparen erreichen und wofür sollte man sein Geld ausgeben? Welchen Einfluss hat Geld auf unser Leben und unseren Charakter?

Das Buch lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite mochte ich die Familiengeschichte, die Einblicke in die japanische Kultur, der Blick auf die Traditionen und das Leben in Japan. Ich folgte gern den Charakteren bei ihrer Entwicklung. Die kulturellen Unterschiede, die man beim Lesen feststellte, waren spannend. Auch die ganzen Hintergrundinformationen zur Umgebung, zur Stadt und Japan selbst, waren schön beschrieben und interessant.

Auf der anderen Seite kam ich mir bei manchen Passagen wie bei einer Rentenberatung vor. Die Geschichte kippte von einem Roman in ein Sachbuch und nach dem Abschnitt wieder zurück. Die Ratschläge und die Berechnungen wirkten manchmal wie ein Fremdkörper in der Geschichte, was den Lesefluss etwas störte. Man wurde aus der Familie herausgerissen und in die Bankberatung hineingeworfen. Die Verbindung von beiden Seiten war leider nicht so gut gelungen. Die Tipps an sich, waren gut und nachvollziehbar.

Die Idee, ein Buch zum Thema Sparen und Altersvorsorge mit einer Familiengeschichte zu verbinden, ist gut, da es das Sparenthema greifbarer und verständlicher macht, aber leider war es nicht so gut umgesetzt worden.

Cheyenne Dreißigacker, die Übersetzerin, hat am Ende noch ein paar Worte zur Übersetzung hinzugefügt. Diese sollte man lesen, um bestimmte Verhaltensweisen besser zu verstehen. Auch das Glossar am Ende des Buches war hilfreich.

Veröffentlicht am 21.04.2023

Für Katzenfans

Auf Samtpfoten durch die Geschichte
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Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren ...

Katzen gehören mit zu des Deutschen liebsten Haustiere. Doch welche Rolle spielte eigentlich die Katze in der Weltgeschichte? Waren sie schon immer da und so beliebt? Wo kann man in der Geschichte Spuren von ihnen finden?

Zusammen mit der Katzendame Baba streift der Autor und der Lesende durch die (Welt-)Geschichte. Alles wird aus ihrer Sicht geschrieben, d.h. eine Katze erzählt die Geschichte. Für mich war das etwas befremdlich, da ich das Vermenschlichen von Tieren (außer in Kinderliteratur) nicht so mag. Auch fand ich leider keinen so richtigen Zugang zu den Bildern von Baba in historischen Kostümen, auch wenn sie sehr umfangreich und der Epoche entsprechend angepasst, gestaltet wurden. Am Ende des Buches beschreibt der Autor wie es zu den ganzen Kostümen und der Idee kam. Der Schreibstil war für mich schwierig. Die erzählende Katze konnte mich leider nicht einfangen. Da das Buch durchaus auch als Sachbuch angesehen werden kann, war für mich dieser Schreibstil nicht passend. Er kann aber durchaus Lesenden, die die "trockenen" Sachbücher nicht mögen, gefallen.

Die geschichtlichen Dokumente wie z.B. Zeitungsausschnitte, Poster, Texte und Kunstgegenstände, die zusätzlich hinzugefügt wurden, fand ich gut und interessant, da sie aufzeigen, welchen Einfluss die Katzen auf das Leben der Menschen hatten. Sie waren nicht nur für die Jagd gegen das Ungeziefer gut, sondern waren auch Vorbild für das Frauenbild (z.B. Kleopatra). Sie wurden geliebt, gefüttert und umsorgt. Jedoch nicht überall auf der Welt. In einigen Gebieten mussten sie sich ihren Platz erst erkämpfen und behaupten.

Der Lesende bekommt die (nicht allumfassende) Weltgeschichte aus Katzensicht präsentiert. Viele bekannte Namen von Herrscher:innen und Künstler:innen werden erwähnt und am Ende des Buches findet man noch Anregungen zu Büchern in denen die Katzen eine Rolle spielen.

Für Katzenliebhaber:innen ein schöner Schmöker mit vielen geschichtlichen Fakten. Wer weiß, ob nicht die eigene Katze schon mehr erlebt hat, als wir annehmen, denn die Katze hat bekanntermaßen sieben Leben.