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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.12.2017

So sollte das nicht enden...

Woman in Cabin 10
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Lo, eigentlich Laura Blacklock, erhält die Chance, sich auf einer Fjordkreuzfahrt als ernsthafte Journalistin zu etablieren. ...

Lo, eigentlich Laura Blacklock, erhält die Chance, sich auf einer Fjordkreuzfahrt als ernsthafte Journalistin zu etablieren. Zugleich ist die Fahrt auf dem luxuriösen Schiff eine Flucht vor ihrem Freund, der sie zu einer Entscheidung drängen will und vor der Einsamkeit in ihrer Wohnung, in der sie überfallen wurde.
Die Aurora erweist sich als wirklich exquisit ausgestattet, bietet Platz für 10 Passagierkabinen, weitere excellente Räumlichkeiten und verfügt über handverlesenes Personal. Lord Bullmer, der Eigentümer, residiert mit seiner reichen, aber schwerkranken Frau an Bord. Welches Ziel hat diese Kreuzfahrt? Ebenfalls auf dem Schiff: ein bekannter Abenteurer, andere Reporter, auch ein ehemaliger Kollege, Ben Howard. Der ist immer noch an Lo interessiert.
Am Anreisetag ist Lo übermüdet, traumatisiert, angeheitert. In der Nacht hört sie in der Nachbarkabine, wie ein schwerer Gegenstand (ein Körper?) ins Wasser fällt. Seitdem ist die junge Frau aus Kabine 10 verschwunden. Lo fürchtet, dass der mutmaßliche Mörder es jetzt auch auf sie als Zeugin abgesehen haben könnte. Sie macht sich auf die Suche nach der verschwundenen Frau. Aber Niemand glaubt ihr. Sie spricht mit allen Personen an Bord, jedoch hat Keiner die Vermisste je gesehen. Es wird immer unheimlicher, die Route wird geändert, der Funkverkehr ist gestört, Fotoapparate werden unbrauchbar... Lo findet sich eingesperrt in einer winzigen Kabine unter Deck wieder. Einblendungen von Freunden und Familienmitgliedern, die verzweifelt auf ein Lebenszeichen von ihr hoffen, lassen Schlimmes ahnen. Dann wird eine unbekannte Frauenleiche gefunden.
Als Leser ist man hin- und hergerissen. Wie glaubwürdig ist Lo? Überraschende Wendungen halten die Spannung aufrecht. Auf eine positive Begebenheit kommt eine Wende zum Schlechten. Wie wird das enden? Sehr spannend, sehr packend geschrieben.

Veröffentlicht am 02.10.2017

Glück = 13 Millionen?

Herrn Haiduks Laden der Wünsche
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Herr Haiduk betreibt einen Laden, groß wie ein Nadelöhr, verkauft Zeitungen, Zeitschriften, Süßkram, Zigaretten, nimmt Pakete an und ab und verkauft Lottoscheine. Er mag seine Kunden, ist ihnen gern behilflich. ...

Herr Haiduk betreibt einen Laden, groß wie ein Nadelöhr, verkauft Zeitungen, Zeitschriften, Süßkram, Zigaretten, nimmt Pakete an und ab und verkauft Lottoscheine. Er mag seine Kunden, ist ihnen gern behilflich. Eine junge Frau, die Französin Alma, kommt oft, liest Magazine durch, spricht nicht, geht wieder. Ausgerechnet sie findel einen Lottoschein, der 13 Millionen Euro wert ist. Selbst einlösen kommt für sie nicht in Frage, sie möchte den Verlierer ausfindig machen. Zudem fragt sie sich, ob der Besitzer mit einem solchen Gewinn glücklich sein könnte. Herr Haiduk findet das naiv, er möchte Alma schützen und lässt sich auf einen verrückten Plan ein. Die junge Frau bestellt also alle, die behaupten, dass der Schein ihnen gehört, zu einem Gespräch. Sie ist sich sicher, den Richtigen zu erkennen. Ob das gelingt? Schnell erkennt sie die offensichtlichen Schwindler, wird aber auch bedrängt und gerät in unübersichtliche Situationen. Haiduks muskulöser Gehilfe Adamo und er selbst versuchen, sie so gut wie möglich zu schützen. Ist Alma eine unfehlbare Glücksfee, die ein Lottokönig-Casting durchführt?
Der erfolglose Schriftsteller Paul bekommt diese Story - nicht ohne Hintergedanken- von Herrn Haiduk geschenkt.
F. Beckerhoff präsentiert eine unterhaltsame und abwechslungsreiche Geschichte. Unterschiedliche Charaktere werden treffend gezeichnet, egal, ob gierig, verzweifelt, betrügerisch oder hoffnungsvoll. Wer bekommt den Jackpot? Spannend bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 04.09.2017

Was ein Chor bewirken kann

Der Frauenchor von Chilbury
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1940, England, Chilbury. Die Männer und Söhne mussten fast alle in den Krieg ziehen. Der Gemeindechor soll aufgelöst werden. Gegen den Widerstand der bisherigen Dorfsprecherin trauen sich die Damen, einen ...

1940, England, Chilbury. Die Männer und Söhne mussten fast alle in den Krieg ziehen. Der Gemeindechor soll aufgelöst werden. Gegen den Widerstand der bisherigen Dorfsprecherin trauen sich die Damen, einen Frauenchor zu gründen. Schon bald finden sie Trost und Freude am Singen. Im Verborgenen finden Dramen, Liebesgeschichten und Konkurrenzkämpfe statt. Der reiche Gutsbesitzer braucht einen Sohn als Erben, eine Hebamme plant Betrug, die Dorfschönheit bricht Männerherzen, ein Mädchen träumt von einer Karriere als Sängerin, eine besorgte Mutter bekommt unerwünschte Einquartierung.
In Form von Tagebucheinträgen und Briefen bekommt man Einblick in Gedanken und Geschehnisse in Chilbury. Und der Krieg kommt näher.
Man fühlt sich ein wenig voyeuristisch, durchlebt aber gern mit den Dorfbewohnerinnen freudige und berührende Momente, verachtet gewissenlose Verhaltensweisen und erhofft für alle ein gutes Ende.
Durch kurze Abschnitte gut zu lesen. Die einzelnen Einträge, aus verschiedenen Blickwinkeln geschrieben, zeigen, wie wichtig der Chor nicht nur für seine Mitglieder, sondern auch für die Dorfgemeinschaft und darüber hinaus sind. Ein Buch, das Mut macht und anders als die üblichen Berichte aus dieser Zeit daher kommt.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Rechtssprechung durch Zuschauervoting

Marthas Widerstand
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Martha ist 16, Waise, lebt in einem der ärmeren Vororte einer Stadt in England und hat Jackson Paige erschossen. Ja, Jackson Paige, den Wohltäter! Und sie gibt es auch noch zu!! Dafür kommt sie natürlich ...

Martha ist 16, Waise, lebt in einem der ärmeren Vororte einer Stadt in England und hat Jackson Paige erschossen. Ja, Jackson Paige, den Wohltäter! Und sie gibt es auch noch zu!! Dafür kommt sie natürlich in Zelle 1, das heißt, sie hat noch sieben Tage bis zu ihrem Urteil. Das wird von aufgehetzten Zuschauern per Televoting gefällt. Kein Verfahren, keine Beweise, nur sensationslüsterne, zahlungskräftige Gaffer entscheiden. An jedem neuen Tag kommt Martha in eine noch erbärmlichere Zelle. in der letzten, siebenten, steht der Elektrische Stuhl.
Abendlich wird die Votingshow gesendet.
Warum bekennt sich Martha schuldig? War es überhaupt sie, die geschossen hat?
Eve Stanton, eine Betreuerin, hat ihre Zweifel und geht engagiert auf Spurensuche. Sie trifft auf Marthas Nachbarin, ihren Freund Isaac, der übrigens Paiges Adoptivsohn ist und andere, die dieses abartige Rechtssystem ablehnen. Man erfährt viel über Marthas Leben, ihre Gedanken und auch einiges über Paige, der bestimmt nicht der Mann war, für den die Öffentlichkeit ihn hält.
Das "Urteil" fällt wie erwartet aus: es wurde manipuliert, die perfide Stimmungsmache der überaus unsympathischen, aber rhetorisch gewandten Moderatorin trug nicht unwesentlich zu dem Ergebnis bei. Allein Eve, ein ehemaliger Richter und die Nachbarin versuchen, die Zuschauer zum Nachdenken zu bewegen. Vergeblich.
Ein absolut packendes Thema. Was wäre, wenn das Rechtssystem ausgehebelt und per Abstimmung durch zahlungsfähige Personen geurteilt wird? Was, wenn die Gier nach Profit alle Menschenrechte außer acht lässt?
Spannend geschrieben. Verwirrspuren werden gelegt, nicht alles erscheint logisch oder hat die erwarteten Folgen. Aber da es einen zweiten Band geben wird, erklärt sich in diesem sicher Einiges.
Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 10.08.2017

Liebe auf Umwegen

Morgen ist es Liebe
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Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ...

Martin möchte sein Leben beenden: Schlaftabletten nehmen und einschlafen im Schnee, das ist der Plan. Schuldgefühle erdrücken ihn. In der dafür geplanten eiskalten Dezembernacht muss er einen Unfall mit ansehen. Alexandra überschlägt sich mit ihrem Auto. Kurz bevor sich das Benzin entzündet, zieht er sie aus dem Wagen, bedeckt sie mit seinem Mantel. Unglücklicherweise steckt sein Abschiedsbrief darin. Den muss er zurückbekommen!
Das erweist sich als schwierig. Martin erfährt Alexandras Adresse, traut sich im entscheidenen Moment aber nicht, seine Geschichte zu erzählen. Stattdessen fegt er für Alexandra und ihre verwitwete Mutter Schnee, führt den Hund aus und wird Gast im Gartenhäuschen. Zunächst mag Alexandra den vermeintlichen Bettler so gar nicht, unterstellt ihm unlautere Absichten. Zeit für einen verzweifelten Familienvater, sich als der bislang unbekannteRetter vom Unfallort zu profilieren. Schließlich taucht noch ihr treuloser Ex auf, möchte sie zurückerobern. Alexandra scheint nicht abgeneigt. Ein übereifriger Polizist und ein skrupelloser Zeitungsreporter machen die Situation nicht leichter.
Nach einem weiteren unglücklichen Zwischenfall wird Martin des Hauses verwiesen.
Anfänglich etwas lahm, kommt die Handlung aber bald in Fluss. Die handelnden Personen brauchen auch ziemlich lange, um auf einfachste Dinge zu kommen. Allerdings macht es trotzdem Spaß, das Buch zu lesen. Es ist gut geschrieben, die Figuren sind überwiegend sympathisch. Empfehlenswerte Sommerlektüre.