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Veröffentlicht am 26.07.2023

Doro Ritter stürzt sich mal wieder in die Ermittlungen

Bardolino Criminale
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Doros vierter Fall führt sie mal wieder an den Gardasee und bis auf ihre Ermittlungsarbeiten, die so manche gefährliche Überraschung ans Tageslicht bringen, beneide ich sie sehr für ihre Reise in das schöne ...

Doros vierter Fall führt sie mal wieder an den Gardasee und bis auf ihre Ermittlungsarbeiten, die so manche gefährliche Überraschung ans Tageslicht bringen, beneide ich sie sehr für ihre Reise in das schöne Italien.

Während andere am Gardasee Urlaub machen, hat Doro Ritter, Gourmetköchin und Hobbyermittlerin, einen ganz anderen Grund für ihre Reise an den See. Sie hat sich von ihrem Vater dazu breitschlagen lassen die Frau des Weingutbesitzers Enzo Buccelli undercover zu beobachten, da dieser vermutet, dass seine Frau ihn betrügt und zudem fehlt auch noch Geld auf dem Konto. Doro, der sie Sache sichtlich unangenehm ist, kann ihrem Spürsinn nicht entrinnen und stellt Nachforschungen an. Jedoch deckt sie so manches Geheimnis auf und begibt sich selbst in Gefahr.

Dies ist bereits das vierte Buch der Reihe der Autorin Gudrun Grägel und ich bin immer wieder begeistert. Allein das Cover ist ein echter Blickfang und nach Betrachten würde ich am liebsten den nächsten Urlaub im schönen Italien buchen. Aber auch der Klappentext gibt einen kleinen verheißungsvollen Einblick, sodass man das Buch unbedingt lesen muss. Die Autorin schafft es bei jedem ihrer Romane ein perfektes Gleichgewicht zwischen Urlaubsfeeling, Kulinarik und Krimi zu schaffen, eine Mischung die meiner Meinung nach einzigartig ist.

Durch den lebhaften, aber auch kurz und praktisch gehaltenen Schreibstil der Autorin kommt man schnell in die Geschichte rein und bleibt auch bis zum Schluss in ihr gefangen. Einmal in der Hand fliegen die Seiten nur so dahin. Neben herrlichen Landschaftsbeschreibungen, durch die man den schönen Gardasee geradezu vor Augen sehen kann, kommt die Spannung nicht zu kurz. In diesem Band hat mir besonders die Ungewissheit gefallen. Bis zum Schluss blieb ich Ahnungslos was den Täter betrifft, zumal die Handlung eine drastische Wendung nimmt und der Anfangsverdacht vom Ehebruch in weite Ferne rückt, da so viel mehr ans Tageslicht geholt wird.

Doro ist ein Charakter, der schon lange einen Platz in meinem Leserherzen hat und ihn auch dieses Mal nicht verloren hat, was wahrscheinlich auch nie passieren kann. Sie ist eine selbstständige Frau, ihre Neugierde bringt sie jedoch auch dieses Mal in Gefahr. Ganz zum Leidwesen von ihrem Freund Vinc, der natürlich auch nicht fehlen darf, schließlich bremst er Doro an geeigneter Stelle aus oder ist der Retter in der Not. Aber auch die Nebencharaktere in Form der Familie Buccelli oder Feriengast Frida sind liebevoll von der Autorin kreiert worden.

Kleinigkeiten wie ein Personenverzeichnis und kulinarische Rezepte aus der Handlung runden den spannungsgeladenen Krimi ab, den ich nur wärmsten empfehlen kann, egal ob Kenner der Reihe oder Neu-Leser, denn die einzelnen Bücher können problemlos unabhängig voneinander gelesen werden, obwohl ich natürlich die ganze Reihe empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 04.06.2023

Die Mafia gibts doch nur im Film? Falsch, denn sie ist mitten in Elwenfels

Traubentod
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Der Pate Teil 4? Gibt’s doch gar nicht! Zumindest denkt sich das der Großteil der Bevölkerung, doch das kleine pfälzische Dorf Elwenfels belehrt uns in „Traubentod“ etwas Besseren.

Carlos Herb, der sich ...

Der Pate Teil 4? Gibt’s doch gar nicht! Zumindest denkt sich das der Großteil der Bevölkerung, doch das kleine pfälzische Dorf Elwenfels belehrt uns in „Traubentod“ etwas Besseren.

Carlos Herb, der sich in Elwenfels vor seiner Hamburger Vergangenheit versteckt, gerät in Schwierigkeiten als Mitglieder des Gangster-Clans, der ihm nach dem Leben trachtet, nähe seiner neuen Wahlheimat gesichtet werden. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit, bis sie sein Versteck entdecken und das bedeutet nicht nur Gefahr für ihn. Als wäre die Situation nicht schon verzwickt genug, macht sich noch eine Filmcrew in Elwenfels breit um den Film mit dem passenden Titel „Village oft the Wicked“ zu drehen…doch die Grenzen zwischen Film und Realität verschmelzen langsam….

Als großer Fan der Elwenfels-Reihe habe ich lange auf dieses Buch hin gefiebert und kann schon mal so viel verraten, das Warten hat sich gelohnt. Wer die ersten 4 Bände kennt, wird wissen wovon ich schreibe, dem Rest rate ich, die Bücher unbedingt zu lesen. Natürlich kann man „Traubentod“ auch lesen ohne die vorherigen Bände zu kennen, da jedoch in den vorherigen Büchern doch viel passiert ist, macht es durchaus Sinn die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Wer trotzdem mit diesem Band anfangen möchte, kommt dennoch gut mit, da die wichtigsten Dinge noch mal kurz zusammengefasst werden. Hier möchte ich auch die Karte des Dorfes lobend hervorheben, denn so können neue aber auch eingefleischte Fan sich das Dorf noch besser vor Augen führen.

Ebenfalls hat mir das Cover wieder besonders gut gefallen, denn nicht nur, dass es optisch in die Reihe passt, was für Leseratten wichtig sein kann, es gibt auch noch einen kleinen Ausblick auf die wichtigsten Dinge der Handlung. Neben der Filmcrew ist das, und das ist für jeden Pfälzer natürlich klar, der Wein, auch wenn er hier nochmal eine besondere Stellung einnimmt. Nicht nur das Cover hat mich überzeugt, sondern auch der Klappentext, der Neugier auf mehr weckt.

Nach 4 Bänden könnte man meinen Elwenfels kann einen nicht mehr überraschen, aber Britta Habekost schafft genau das mit ihrem Mann Christian. Eine Filmcrew im manchmal zeitlich zurückgeblieben Elwenfels hätte ich mir nicht vorstellen können, dass die Dorfbewohner dann auch noch mitspielen wollen, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Durch die Eitelkeit der Dorfbewohner, kommt so manche lustige Situation zustande, sodass ich oft laut los lachen musste beim Lesen. Der Humor ist einfach zu köstlich, was durch den Pfälzer Dialekt noch untermalt wird. Für mich als Pfälzer ist natürlich besonders lustig, aber auch Nicht-Pfälzer können das ein oder andere lustige Wort erlernen. Und falls es Verständigungsprobleme gibt, gibt es am Ende ein Glossar, dass auch ich immer wieder gerne lese.

Die Charaktere sind in Elwenfels sehr vielseitig, dennoch wurde jeder in liebevoller Detailarbeit von dem Autorenduo erschaffen, sodass diese in meiner Vorstellung existieren und ich mir die Szenen mit ihnen bildlich vorstellen kann. Es gibt so viele Dorfbewohner, die mir ans Herz gewachsen sind, sei es jetzt Cordula mit ihrem Hauch zur Nostalgie, das Duo Willi und Otto mir ihren legendären Sprüchen oder Pfarrer Karl, der in diesem Band mal eine ganz andere Seite von sich zeigt. Natürlich gibt es noch so viele mehr, denn keiner von ihnen darf fehlen.

Neben Humor, kommt die Spannung nicht zu kurz, sodass sich die perfekte Mischung ergibt. Carlos Herb wird von seiner Vergangenheit eingeholt und steckt ganz schön in der Klemme, sodass ich mehrmals mit ihm mitgezittert habe, schließlich ist ein Gangster-Clan hinter ihm her. Es gab mehrere Szenen bei denen ich den Atem angehalten habe und gebangt habe, besonders im alles entscheidenden Showdown. Generell ist das Buch so spannend gewesen, dass es mir noch sehr schwergefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen.

Natürlich darf auch eine Prise Magie nicht fehlen, denn sonst würde sich die Reihe ja kaum von anderen Lokalkrimis unterscheiden. Diese Magie, die dezent in die Handlung eingefädelt ist, macht die Buchreihe zu etwas ganz Besonderem und Einzigartigen.

Ich kann nur sagen, dass mir auch dieses Buch wieder spannende, humorvolle Stunden beschwert hat, die dank dem packenden und fesselnden Schreibstil viel zu schnell vorbei waren. Der einzige Kritikpunkt ist, dass die letzte Seite viel zu schnell gelesen war, sodass ich nun nur noch auf den nächsten Band warten kann.

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Veröffentlicht am 25.04.2023

Wein - Blutig im Abgang

Winzerblut
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Mit Winzerblut hat der Autor Uwe Ittensohn, wie nicht anders gewohnt, wieder einen hervorragenden Regionalkrimi geschaffen. Wie der Titel schon verrät, geht es in diesem Buch um das Lieblingsgetränk der ...

Mit Winzerblut hat der Autor Uwe Ittensohn, wie nicht anders gewohnt, wieder einen hervorragenden Regionalkrimi geschaffen. Wie der Titel schon verrät, geht es in diesem Buch um das Lieblingsgetränk der Pfälzer: Wein.

Während das Getränk, ob pur oder als Schorle, den Pfälzern eigentlich Freude bringt, ist er hier schuld am bizarren Tod eines jungen Studenten. Alles sieht zunächst nach einem Unfall aus und Hauptkommissar Achill will den Fall schnell zu den Akten legen. Seine Kollegin Oberkommissarin Bertling sieht das anders und ermittelt zusammen mit Privatschnüffler auf eigene Faust entlang einer mysteriösen Blutspur weiter. Sie dringen dabei in die Geheimnisse des Weinbaus vor und stoßen auf ein weiteres ungewöhnliches Verbrechen.

Eins vor weg, ich bin mal wieder begeistert darüber wie der Autor es immer wieder schafft mich aufs Neue zu überraschen, denn auch wenn es sich immer um dieselben Hauptfiguren handelt und die Region gleichbleibt, hat jeder Krimi doch immer wieder etwas Neues. Es fängt schon beim Cover an, dass schon einen ersten Blick auf die Thematik des Buches hinweist, was mir persönlich sehr gefällt. Aber auch der Klappentext hat mich sofort neugierig gemacht und so war schnell für mich klar, dass ich dieses Buch einfach lesen muss.

Bei Winzerblut handelt es sich um den 5. Band einer ausgezeichneten Regionalkrimi-Reihe. Auch wenn man die Vorgänger-Bände nicht kennt, stellt dies kein Problem dar, da man als Leser nicht nur sachte vom Autor in die Personenverhältnisse eingeführt wird, sonders es gibt am Anfang des Buches ein Personenverzeichnis, das meiner Meinung nach ein weiterer Pluspunkt ist. Auch wenn ich es nicht gebraucht habe, kann ich mir vorstellen, dass es gerade für Neulinge sehr hilfreich ist. Natürlich kann ich die anderen 4 Bände wärmstens empfehlen, habe diese jedoch selbst nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen, was aber das Lesevergnügen nicht minimiert hat, eher wurde ich neugieriger auf die vorherigen Bände. Die Handlung wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, was jedoch nie zu Verständnisproblemen geführt hat, da bei den Kapiteln immer das Datum angegeben ist. Gerade die Zeitsprünge waren eins meiner persönlichen Highlights und haben eine besondere Spannung hervorgerufen.

Die einzelnen Kapitel haben nach meinem Empfinden die perfekte Länge. Die Tatsache, dass diese nicht zu lang sind, hat es mir schwer gemacht das Buch aus der Hand zu legen, denn ich dachte mir immer „nur noch ein Kapitel“, dass es nicht nur bei einem geblieben ist, wird jedem Bücherwurm klar sein. Aber natürlich war nicht nur die Länge Schuld, sondern vor allem die Spannung, denn diese kam nicht zu kurz. Durch unterschiedliche Handlungsstränge und die verschiedenen Zeiten war jedes Kapitel für sich spannend und am Ende gab es immer einen kleinen Cliffhänger, der es manchmal unmöglich gemacht hat, das Buch aus der Hand zu legen und mir deshalb eine sehr kurze Nacht beschert hat.

Auch kam durch die Ermittlungen hinter Achills Rücken eine gewisse Spannung in der Personenkonstellation auf, die mir gefallen hat, da wir Leser dadurch Verena Bertling näher kennenlernen konnten und sie konnte endlich ihr Potential als Ermittlerin unter Beweis stellen, was für mich eine große Freude war.

Der Fall hat mich diesmal richtig in seinen Bann gezogen und war für mich unvorhersehbar, sodass ich am Ende überrascht war. Auch die Wein- und Winzerthematik war für mich sehr interessant und auch für mich als Pfälzerin gab es viele neue Informationen. Auch waren die Fakten geschickt in die Handlung eingestreut, sodass es sich nicht wie ein wissenschaftlicher Vortrag gelesen hat. Der Pfälzer Dialekt lockert das Ganze zusätzlich auf, auch wenn der breite Dialekt aus Hambach wohl nicht für jeden einfach zu lesen ist.

Wie man merkt, bin ich mal wieder vollauf begeistert und muss schon sagen, dass ich ein klein wenig traurig war, dass das Buch so schnell gelesen war. Ich hoffe Uwe Ittensohn lässt uns nicht so lange warten, bis der nächste Band erscheint, den ich schon mit Freude erwarte.

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Veröffentlicht am 23.01.2023

Auch in den dunkelsten Zeiten gibt es Hoffnung

Die Wiege der Hoffnung
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Lang ersehnt war ich sehr froh das neuste Buch von Tara Haigh lesen zu dürfen und ohne etwas vorweg zu nehmen, es war meiner Meinung nach das bisher beste Buch von ihr, auch wenn die anderen natürlich ...

Lang ersehnt war ich sehr froh das neuste Buch von Tara Haigh lesen zu dürfen und ohne etwas vorweg zu nehmen, es war meiner Meinung nach das bisher beste Buch von ihr, auch wenn die anderen natürlich auch toll sind. Dieses Buch hat mich auf eine unglaubliche und einzigartige Weise mitgenommen, berührt und es lässt mich nicht mehr los. Doch worum geht es eigentlich?

In diesem Roman nimmt uns Tara Haigh mit in eines der dunkelsten Kapitel unseres Landes, wenn nicht sogar in das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte. Als Leser verfolgen wir die Geschichte von der Protagonistin Louise Rosenbaum. Louises Familie besitzt eine Apotheke und die Eltern hoffen natürlich, dass ihre Tochter in deren Fußstampfen tritt. Dies kann Louise jedoch nicht, da ihr als Jüdin ein Pharmaziestudium verwehrt bleibt, aber Louise hat eh die Liebe zur Kunst für sich entdeckt. Das gerade diese Liebe zur Kunst ihr und ihrer Familie erst mal Sicherheit bringt hätte Louise sich nicht vorstellen können, denn aus Liebe zur Kunst kollaboriert sie mit den Nazis um bedeutende Kunstwerke zu retten. Aber sie rettet nicht nur die Kunst vor dem Feind, sondern verhilft anderen Juden unter Bedrohung ihres eigenen und das ihrer Familie zur Flucht. Doch auch für Louise zieht sich die Schlinge zu und sie wagt gemeinsam mit ihrem geliebten Emilio die Flucht. Das Ziel: Apulien, Emilios Heimat und die Wiege der Hoffnung für viele Juden, die in Palästina ihre Zukunft sehen.

In diesem Roman öffnet Tara Haigh den Lesern die Augen für die grausamen Verbrechen der Nazi-Zeit. Im Vordergrund stehen Themen wie die Enteignung jüdischer Haushalte, aber auch die Verfolgung und Flucht von Juden. Dadurch, dass wir als Leser diese geschichtlichen Ereignisse aus den Augen der Protagonistin Louise erleben, gehen einem die Erlebnisse tief unter die Haut, anders wie bei einem wissenschaftlichen Text aus dem Geschichtsbuch. Auch wenn Louise ein fiktiver Charakter ist erscheint sie so lebendig und ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht nur eine „Louise“ in Berlin und anderen Städten gab, die versucht hat im Verborgenen zu helfen, so sehr wie sie konnten. Auch regt das Gelesene zum Nachdenken an, denn auch wenn Louise hilft wo es nur geht, kollaboriert sie dennoch mit dem Feind, was viele ihrer Glaubensbrüder und Schwestern kritisch beobachten und auch Louise hegt immer wieder Zweifel. Dieses intensive Nachdenken hat mich lange beschäftigt, was mir persönlich gefallen hat, denn so bekommt man doch einen anderen Blick auf die Geschichte. Und ich weiß nicht, ob ich wie Louise und zahlreiche reale Menschen den Mut gehabt hätte gegen die Nazis zu arbeiten, auch nicht im Geheimen. Durch Louise und die anderen Charaktere durchlebt man die unterschiedlichsten Gefühle, die so intensiv beschrieben werden, dass ich beim Lesen oft nicht mehr unterscheiden konnte, ob es noch die Emotionen der Charaktere sind oder meine eigenen. Aber nicht nur ernste Themen spielen eine Rolle, denn Louises Liebe zu Emilio schafft einen emotionalen Ausgleich und es ist sehr schön zu lesen, wie sich die beiden näherkommen.

Die Autorin hat die Charaktere mit so viel Liebe und Sorgfalt gestaltet, dass sie nicht nur lebendig erscheinen, sondern auch ans Herz wachsen, die meisten zumindest. Louise ist für mich mein bisher liebster Buchcharakter, aus allen Büchern die ich je gelesen habe. Wir Leser begleiten sie von ihrer Schulzeit, in der wir sie als intelligente Schülerin erleben, über ihre Studienzeit, die in einem ganz anderen Sinne aufregend ist wie bei heutigen Studenten bis zu ihrer Flucht nach Italien. Ihre Weiterentwicklung über die Kapitel hinweg, hat mich sehr beeindruckt, denn sie ist nicht nur schlau, sondern auch selbstreflektierend und hat ihr Herz am rechten Fleck, auch wenn es für sie nicht immer einfach ist. Aber auch die anderen Familienmitglieder sind detailgetreu gestaltet worden. Besonders interessant waren die verschiedenen Ansichten der einzelnen Familienmitglieder zu den aktuellen Geschehnissen im Land, vor allem auch wie sich diese Ansichten im Laufe der Jahre verändert haben. Während Louises Mutter von Anfang an skeptisch ist und am liebsten ihre Sachen packen will, spielt ihr Vater die Ereignisse herunter und ihr Bruder, der seine Zukunft in der Schauspielerei sieht, schlägt sich eh mehr auf die Seite der Nazis als die der Juden. Was mich auch sehr gepackt hat waren die Ansichten der deutschen Schulkameraden und Kunden in der Apotheke, auch wie Juden in der Öffentlichkeit präsentiert wurden und wie sehr die Bürger diese Geschichten geglaubt haben.

Das Gelesene erschüttert auch, gerade die Szene der Rassenkunde in der Schule hat mich sehr ergriffen, was ein Unsinn damals verbreitet wurde. Die Ereignisse machen einen sprachlos, machen traurig und nehmen einen mit, aber dennoch bleibt immer ein Funken Hoffnung. Die Handlung ist unglaublich spannend, denn Louise riskiert sehr viel und nicht nur sie hatte Angst, dass sie erwischt wird. Die Spannung gipfelt in der Flucht nach Apulien, bei der ich nicht nur einmal den Atem vor Spannung angehalten habe. Italien war ein weiteres Highlight für mich. Die Landschaft und die Landsleute werden so bildlich beschrieben, dass ich das Gefühl hatte dort zu sein. Auch habe ich viele spannende Fakten über Apulien erfahren.

Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen, denn es fesselt unglaublich, lässt einen nicht mehr los und beschert einem viele spannende Lesestunden, denn der Schreibstil nimmt den Leser einfach mit. Das Buch ist mein neues Lieblingsbuch und ich weiß schon jetzt, dass ich dieses Buch noch mehrmals lesen werde.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Auf dem Volksfest wird nicht nur auf Luftballons geschossen

Prost, auf die Gaukler
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Als riesiger Fan der Reihe, habe ich mich natürlich sehr auf „Prost auf die Gaukler“ gefreut. Die Idylle in Brunngries bleibt natürlich nicht lange aufrecht, denn schon wieder gibt es einen Toten. Aber ...

Als riesiger Fan der Reihe, habe ich mich natürlich sehr auf „Prost auf die Gaukler“ gefreut. Die Idylle in Brunngries bleibt natürlich nicht lange aufrecht, denn schon wieder gibt es einen Toten. Aber ohne Leiche wäre es in dem nicht ganz so beschaulichen Ort ja langweilig 😉

Da will Kommissar mehr oder weniger freiwillig den Eröffnungsabend des Brunngrieser Volksfest im vollen, stimmungsvollen Bierzelt genießen und zack schon wieder eine Leiche. Das Opfer der Frauenschwarm und Stargast Ron Goldinger, ein Volksmusiker, der die Frauenherzen zum Schmelzen bringt. Die Tatwaffe der Pfeil einer Armbrust und ein Zelt voller Verdächtiger, da hat es Tischler nicht leicht, der zusammen mit seinem Kollegen Fink sofort die Ermittlungen aufnimmt. Auf der Suche nach dem Täter auf dem fröhlichen Volksfest, kommt bei den Ermittlern die Frage auf „War Goldinger wirklich der schillernde Schlagerstar, der er zu sein schien?“.

Wie immer hat mich schon die Dackeldame Resi auf dem Cover dahinschmelzen lassen. Ich persönlich bin ja ein Fan davon, wenn das Cover Aufschluss auf den Inhalt des Buches gibt, was hier mit dem Pfeil, den Servietten im Bayernlook und natürlich dem Festzelt gegeben ist, sodass man sich die ganze Szenerie schon vorstellen kann. Der Klappentext hat wie gewohnt Lust auf mehr gemacht, sodass ich mich riesig gefreut habe so kurz nach „Prost auf die Singles“ auch „Prost auf die Gaukler“ in der Hand haben zu dürfen.

Die Handlung nimmt sofort Fahrt auf, denn Tischler befindet sich mit gefühlt ganz Brunngries und dem halben Umland auf dem Volksfest, wo der Promi Schlagersänger Ron Goldinger auftritt, oder soll ich besser sagen Z-Promi? Die Stimmung ist ausgelassen, jeder genießt das Fest, außer Ron Goldinger, denn der ist tot. Irgendjemandem scheint sein Auftritt nicht ganz so gut gefallen zu haben, doch Tischler und Fink begeben sich gleich auf die Suche, auch wenn das nicht ganz so leicht ist, wie man denkt, denn trotz hunderter Zeugen hat wieder mal keiner was gesehen. Der Mord hat die Volksfeststimmung kein bisschen getrübt und so haben die beiden Ermittler die Freude auf dem schillernden Volksfest mit all seinen Buden zu ermitteln. Der Autor Friedrich Kalpenstein hat dabei die Atmosphäre so gut eingefangen, dass ich trotz Dezember richtig in Volksfeststimmung gekommen bin und mir das Gelesene bildlich vorstellen konnte und nicht nur einmal hatte ich den Duft von einem Burger in der Nase.

Tischler und Fink sind mir beide richtig ans Herz gewachsen. Gerade Fink habe ich am Anfang etwas als Trottel abgetan, davon merkt man heute gar nichts mehr. Natürlich sorgt auch er, wie es bei einem Provinzkrimi meiner Meinung nach nicht fehlen darf für viele Lacher, aber er hat sich charakterlich sehr weiterentwickelt und man Lacht nicht mehr nur über ihn, denn mittlerweile kann er auch ein paar gute Sprüche raushauen. An Tischlers Humor kommt er natürlich noch nicht heran, aber bei den beiden im Doppel kann man gar nicht mehr aufhören zu Lachen. Natürlich kommt neben dem sagenhaft guten Humor auch die Spannung nicht zu kurz. Der Autor hat hier ein ausgewogenes Gleichgewicht geschaffen, sodass man den Krimi richtig genießen kann, aber auch miträtseln kann. Gerade bei den Ermittlungen habe ich mitfiebern können und war bis zum Ende so ahnungslos wie unsere Lieblingsermittler. Tatverdächtige gab es viele aber kein Motiv hat 100 % gepasst und durch die Ermittlungen ist auch das ein oder andere Geheimnis herausgekommen, aber dennoch klärt sich am Ende alles plausibel auf, sodass die Spannung bis zu Letzt hoch war.

Mein persönlicher Star in diesem Buch war natürlich die Resi, die das Ermittlerteam perfekt ergänzt. Ich habe mich sehr gefreut, dass es mehr Szenen mit ihr gibt und hoffe, dass sich das in den Folgebüchern (von denen hoffentlich noch seeehr viele kommen) nicht ändern wird.

Es handelt sich hier natürlich um eine Buchreihe, weshalb ich empfehlen würde, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Man kann die Bücher auch nicht in der richtigen Reihenfolge lesen, da die Fälle an sich abgeschlossen sind, aber gerade im Privatleben der Ermittler fehlen dann doch ein paar Infos. Als Fan der Reihe kann ich die übrigen Bände wärmstens empfehlen, denn es lohnt sich wirklich und man bekommt viele spannende aber auch lustige Lesestunden beschert.

Wirklich wieder ein Top-Band einer meiner Lieblingskrimi-Reihen, die ich wirklich jedem empfehlen kann, ob Krimi-Fan oder nicht. Jetzt kann ich natürlich kaum noch den nächsten band erwarten und hoffe, dass die Wartezeit nicht allzu lang ist.

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