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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2025

Vielfältig

Die wilden Jahre
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"Die wilden Jahre" von Susanne Goga ist ein vielfältiger Roman. Die spannenden Settings Rheinland direkt nach dem Ersten Weltkrieg und Theater werden mit einer einfühlsamen Familiengeschichte, die gleichzeitig ...

"Die wilden Jahre" von Susanne Goga ist ein vielfältiger Roman. Die spannenden Settings Rheinland direkt nach dem Ersten Weltkrieg und Theater werden mit einer einfühlsamen Familiengeschichte, die gleichzeitig aber auch Krimi ist, verbunden. Das daraus entstandene Buch ist jedoch nicht zu komplex, sondern immer intelligent unterhaltsam. Die Umstände im (teils besetzten, teils 'neutralen') Rheinland im April 1919 werden eindrücklich und gut recherchiert beschrieben. Die Atmosphäre am Theater und der angeschlossenen Schauspielschule hätten für mich aber gerne ausführlicher behandelt werden können.
Mit der bei den Ermittlungen zum Mordfall über sich hinauswachsenden forschen Schauspielschülerin Thora habe ich mitgefiebert - auch ihr Bruder Hannes ist mir ans Herz gewachsen, auch wenn ich ihn aufgrund seines passiven Verhaltens manchmal hätte schütteln wollen. Zwei sympathische Hauptfiguren, deren gegenseitige Geschwisterliebe rührt.
Insgesamt ein Buch, das unterhält, aber nie seicht ist und bei dem man aber auch etwas über die beschriebene Zeit mitnimmt.

Veröffentlicht am 19.11.2025

Gelungen!

Die Knef
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Moritz Stetter überlässt in seiner Comic-Biographie "Die Knef" meist der Protagonistin selbst das Wort, zitiert sie dabei aus Liedern, Büchern und Interviews. Das macht einen ganz eigenen Reiz aus, der ...

Moritz Stetter überlässt in seiner Comic-Biographie "Die Knef" meist der Protagonistin selbst das Wort, zitiert sie dabei aus Liedern, Büchern und Interviews. Das macht einen ganz eigenen Reiz aus, der mir sehr gut gefallen hat, auch wenn man so vermutlich eher ein von der Protagonistin selbst gezeichnetes also evtl. selektives Bild, als eine ganz unabhängige Biographie bekommt. Aber es ist ja nun mal auch kein Sachbuch, sondern eine Grapic Novel und dementsprechend ist es oft auch ein Schnelldurchlauf mit pointierten Szenen statt langer Schilderungen.
Die Bildsprache hat mir auch sehr gut gefallen. In Erinnerung werden mir vor allem die sehr passenden düsteren Bilder bleiben, aber sie machen mengenmäßig eher einen kleinen Teil aus, denn das Leben der Hildegard Knef hatte viele Tiefen, aber auch mindestens genausoviele Höhen.
Insgesamt wird das Leben dieser selbstbewußten, vielseitigen Künstlerin hier sehr gut gewürdigt.

Veröffentlicht am 22.08.2025

Gelungen!

Die Ausweichschule
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Berührend, aber nie schwermütig, tatsächlich sowohl informativ als auch intelligent unterhaltsam und nie langweilig.
Eine Autofiktion über den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium vor mittlerweile ...

Berührend, aber nie schwermütig, tatsächlich sowohl informativ als auch intelligent unterhaltsam und nie langweilig.
Eine Autofiktion über den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium vor mittlerweile über zwanzig Jahren - das kann ja nur schief gehen und wer will sowas eigentlich lesen, könnte man denken, aber Kaleb Erdmann ist es tatsächlich gelungen, sich diesem Ereignis in seiner Kindheit zu stellen und mit "Die Ausweichschule" ein wirklich überaus gelungenes Buch darüber zu schreiben, das meiner Meinung nach immer den richtigen Ton trifft und die Begleitumstände des Amoklaufs persönlich und (selbst-)kritisch, aber ohne Schuldzuweisung darstellt.
Das Buch und sein namensloser Protagonist werden mir in Erinnerung bleiben und ich drücke Kaleb Erdmann die Daumen für den Deutschen Buchpreis!
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, es sei denn, die auf der Hand liegenden Trigger sind zu belastend.

Veröffentlicht am 27.07.2025

Mein Highlight dieses Jahr!

Onigiri
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Ein Buch und Figuren, die mir sehr nahe gingen. Yuko Kuhn erzählt in "Onigiri" die Geschichte von zwei (oder drei) ganz unterschiedlichen Frauen. Dreh- und Angelpunkt ist die Migration der Mutter von Japan ...

Ein Buch und Figuren, die mir sehr nahe gingen. Yuko Kuhn erzählt in "Onigiri" die Geschichte von zwei (oder drei) ganz unterschiedlichen Frauen. Dreh- und Angelpunkt ist die Migration der Mutter von Japan nach Deutschland. Der große Mut und die Aufgeschlossenheit, die das frühe Leben der Mutter prägen, enden nach einer Verkettung von Rassismus und psychischen Problemen schließlich in der Demenz und einer letzten gemeinsamen Reise von Mutter und Tochter nach Japan. Ausgehend von dieser herzzerreissend traurig-schönen Reise wird in Rückblicken die Geschichte der dysfunktionalen Familie der beiden erzählt. Dieses Leben zwischen den Kulturen voller Unbeständigkeit, Rassismus und psychischer Probleme ist teilweise nur schwer zu ertragen. Statt Bitterkeit zieht sich aber eher ein versöhnlicher Ton durchs Buch.
Erzählt ist das in einer fast schon distanzierten Sprache, die mich an Literatur aus Japan erinnert.
Mein literarisches Highlight dieses Jahr (bisher). Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.08.2023

Intelligent unterhaltsam

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Auch in ihrem zweiten Roman "Bei euch ist es immer so unheimlich still" mischt Alena Schröder auf zwei Zeitebenen Familiengeheimnisse, (schwierige) Mutter-Tochter-Beziehungen und Frauenschicksale vor zeitgeschichlichem ...

Auch in ihrem zweiten Roman "Bei euch ist es immer so unheimlich still" mischt Alena Schröder auf zwei Zeitebenen Familiengeheimnisse, (schwierige) Mutter-Tochter-Beziehungen und Frauenschicksale vor zeitgeschichlichem Hintergrund. Wie schon in ihrem erfolgreichen Debüt "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ergibt sich durch diese Zutaten eine intelligente Unterhaltungsliteratur, die zudem sehr gut geschrieben ist. Im Mittelpunkt stehen die Frauen der westdeutschen Familie Borowski von den 1950'er Jahren bis hinein ins Wendejahr 1989. Die Frauen tragen eher im Kleinen Kämpfe mit sich selbst, miteinander und mit dem Patriarchat aus. Nach und nach werden zudem einige Familiengeheimnisse aufgedeckt. Das Buch liest sich in einem Rutsch, wird nie langweilig. Wenn man denn einen Kritikpunkt finden will, dann vielleicht die etwas klischeehaften Charaktere, die sich recht erwartbar verhalten. Da alles andere aber stimmt, kann man meiner Meinung nach gut darüber hinwegsehen und sich einfach gut und intelligent unterhalten lassen. Es ist wieder ein tolles Buch!