Profilbild von stefan182

stefan182

Lesejury Star
offline

stefan182 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit stefan182 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2023

Ein vielschichtiger und spannender Kriminalroman

Sommersonnenwende
0

Inhalt: Es ist der Sommer 1994. Die Sonne glüht; die Temperaturen in Schweden brechen Rekorde. Weiter angeheizt wird die Stimmung durch die Erfolge der schwedischen Nationalmannschaft bei der WM: Der große ...

Inhalt: Es ist der Sommer 1994. Die Sonne glüht; die Temperaturen in Schweden brechen Rekorde. Weiter angeheizt wird die Stimmung durch die Erfolge der schwedischen Nationalmannschaft bei der WM: Der große Coup, der Titel, scheint plötzlich real zu werden. Diese euphorisierende Stimmung geht allerdings fast völlig an dem Kriminalkommissar Thomas Wolf vorbei. Nicht nur ist Wolf – durch seine Einsätze als UN-Soldat – stark traumatisiert, was immer mehr sein Familienleben belastet. Hinzu kommt eine erschütternde Mordserie: Junge Frauen, erdrosselt und vergewaltigt, werden an verschiedenen Orten in Schweden gefunden. Auch die Journalistin Vera Berg wird unvermittelt auf diese Serie aufmerksam – und beginnt eigene, inoffizielle Ermittlungen.

Persönliche Meinung: „Sommersonnenwende“ ist ein Kriminalroman von Pascal Engman und Johannes Selåker. Es handelt sich um den ersten Fall um die beiden Ermittlerfiguren Thomas Wolf und Vera Berg. Erzählt wird die Handlung wechselweise aus den personalen Perspektiven beider Figuren, die zunächst noch getrennt voneinander ermitteln, ehe sich ihre Wege später kreuzen (daneben findet sich noch die Perspektive einer dritten Figur, die ich hier aber nicht spoilern möchte). Sowohl Wolf als auch Berg, deren jeweiliges Privatleben neben dem eigentlichen Fall eine vergleichsweise große Rolle spielt, sind interessant gezeichnet: Beide besitzen eine nicht unproblematische Vergangenheit, die sie noch in der Gegenwart belastet; trotz ihrer Versuche, „richtig“ zu handeln, kommen sie stellenweise vom Weg ab – was nicht ohne Konsequenzen bleiben wird. Kurz: Sie sind keine unbefleckten, genialen Ermittlerfiguren, sondern eher Antihelden mit Ecken und Kanten, wodurch sie lebendig und authentisch wirken. Der Fall, der in „Sommersonnenwende“ behandelt wird, ist sehr vielschichtig. So besitzt er einerseits – durch verschiedene Handlungsstränge – einen schönen Komplexitätsgrad, andererseits – durch die Undurchsichtigkeit der Handlung – eine fesselnde Spannungskurve. Zudem ist „Sommersonnenwende“ ein kleiner Gesellschaftsroman: Nicht nur erscheint der Kriminalroman wie ein Guckkasten in das Schweden Mitte der 1990er; zugleich führt er die Ermittlerfiguren (und mit ihnen die Lesenden) in eine fremdenfeindliche, mafiöse Untergrundbewegung. Das fulminante Ende des Romans (und damit die Frage nach der Täterfigur) ist kaum vorhersehbar und überraschend. Der Schreibstil von Engman/Selåker ist anschaulich sowie detailliert und lässt sich flüssig lesen. Insgesamt ist „Sommersonnenwende“ ein spannender, tiefenscharfer Kriminalroman mit lebendigen Protagonisten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.10.2023

Ein spannender Kriminalroman über zeitgenössische Kunst

Die Akte Madrid
0

Inhalt: Granada 2016. Ein surrealistisches Gemälde, das über Jahre hinweg keine großartige Beachtung erfahren hat, wird aus einem Luxushotel gestohlen. Dies droht zu einem handfesten Skandal zu werden. ...

Inhalt: Granada 2016. Ein surrealistisches Gemälde, das über Jahre hinweg keine großartige Beachtung erfahren hat, wird aus einem Luxushotel gestohlen. Dies droht zu einem handfesten Skandal zu werden. Denn: Julius Ritter, der Vater des deutschen Verteidigungsministers Franziskus Ritter, hat das Gemälde vor Jahrzehnten auf nicht ganz legalem Wege erworben. Da Ritter Jun. fürchtet, dieser Umstand könne sich als Fallstrick für seine Kandidatur als NATO-Generalsekretär erweisen, beauftragt er den Kunsthistoriker Lennard Lomberg damit, das Gemälde ausfindig zu machen – möglichst ohne großes Aufsehen. Während seiner Ermittlungen spürt Lomberg der Geschichte des Gemäldes nach, die bis in das Spanien Francos reicht…

Persönliche Meinung: „Die Akte Madrid“ ist ein kunstaffiner Kriminalroman von Andreas Storm. Es handelt sich um den zweiten Band der „Lennard-Lomberg-Reihe“. Die Handlung von „Die Akte Madrid“ ist in sich abgeschlossen, sodass man sie auch ohne Kenntnis des Vorgängers „Das neunte Gemälde“ lesen kann (für ein besseres Verständnis der Figurenbeziehungen ist es aber natürlich sinnvoll, die Reihe chronologisch zu lesen). Erzählt wird die Handlung aus einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven, wobei diejenige Lombergs den Ankerpunkt des Krimis bildet. Die Handlung entfaltet sich auf mehreren im Wechsel erzählten Zeitebenen, wovon ich hier nur einzelne anteasern möchte: Während wir 2016 in Spanien gemeinsam mit Lomberg den Verbleib des Gemäldes ermitteln, begleiten wir im Jahr 1966 einen Journalisten, der Verstrickungen der Bonner Republik mit Francos Spanien aufdecken will. In den 1940er Jahren wiederum erfahren wir etwas über den Ursprung des Gemäldes – und den folgenschweren Pakt zwischen Hitler und Franco. Für alle Zeitebenen gilt: Zeitgeschichte, Politik und zeitgenössische Kunst spielen hier eine ebenso große Rolle wie der Fall des verschwundenen Gemäldes; Historisches wird stimmig mit Fiktivem verknüpft. Die Verzahnung der einzelnen Zeitebenen ist klug durchdacht und komponiert: Man ist – durch den Wechsel der Zeitebenen – Lomberg permanent einen kleinen Schritt voraus, dennoch entstehen immer wieder schöne „Aha“-Momente. Durch die verschiedenen Perspektiven, Zeitebenen und Handlungsorte ist „Die Akte Madrid“ ein inhaltlich abwechslungsreicher Krimi mit einem angenehmen Tempo. Die Handlung selbst changiert zwischen klassischem Kriminalroman und Agententhriller. Der Schreibstil von Andreas Storm, der mit einer feinen Ironie auftrumpft, lässt sich angenehm und flüssig lesen. Insgesamt ist „Die Akte Madrid“ ein spannender, schön komponierter Kriminalroman, der sich ungezwungen dem Thema der zeitgenössischen Kunst widmet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2023

Ein fesselnder Thriller

ANGST
0

Inhalt: Viktor scheint zwar ganz nett zu sein, ist aber insgesamt nicht Mias Typ. Daher steht auch für Mia fest: Ihr erstes Date soll ihr letztes bleiben. Doch Viktor sieht das ganz anders. Er lässt Mia ...

Inhalt: Viktor scheint zwar ganz nett zu sein, ist aber insgesamt nicht Mias Typ. Daher steht auch für Mia fest: Ihr erstes Date soll ihr letztes bleiben. Doch Viktor sieht das ganz anders. Er lässt Mia nicht in Ruhe; findet immer wieder Gründe, Mia zu kontaktieren und sie in ihrer Wohnung aufzusuchen. Was anfänglich eher „nur“ nervig ist, steigert sich schrittweise in einen handfesten Fall von Stalking – bis es zu einem tödlichen Zwischenfall kommt…

Persönlich Meinung: „Angst“ ist ein Psychothriller von Ivar Leon Menger. Erzählt wird die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven: So findet sich einerseits die Ich-Perspektive Mias, die zugleich den Haupthandlungsstrang bildet, andererseits eine aus personaler Sicht erzählte Perspektive, deren Sprecher (zunächst) offenbleibt. Inhaltlich dreht sich „Angst“ – wie der Inhaltsteaser schon nahelegt – um einen Stalkingfall. Dieser wird mit seiner schrittweisen Eskalation – von vermeintlichen Harmlosigkeiten zu massiven Grenzüberschreitungen – authentisch dargestellt. Sehr gut hat mir auch die Zeichnung von Mia gefallen: Diese wird mit all ihren Ängsten und Sorgen, die sie in Bezug auf Viktor hat, lebendig charakterisiert, sodass man unweigerlich mit ihr fiebert und fühlt. Die Handlung selbst ist – durch die größeren und kleineren Fragezeichen, die sich während der Lektüre bilden – durchweg fesselnd und spannend. Auch ist das Ineinandergreifen der verschiedenen Erzählstränge klug durchdacht. Den großen Twist am Ende des Thrillers kann man zwar erahnen, allerdings nicht in seiner vollen Gänze, sodass er eine*n beim Lesen trotzdem kalt erwischt. Der Schreibstil von Ivar Leon Menger ist ungemein anschaulich, dabei zugleich sehr flüssig zu lesen, sodass man nur so durch die 400 Seiten des Thrillers fliegt. Insgesamt ist „Angst“ ein schön komponierter, fesselnder Thriller mit einer lebendigen Protagonistin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2023

Ein fesselnder Kurzkrimi mit einem eher konventionellen Ende

Augen ohne Licht
0

Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ...

Inhalt: Eine Frau erwacht in einem dunklen Raum. Wo sie ist, ist ihr unbekannt. Auch wie sie dort hingekommen ist, weiß sie nicht mehr. Ihr einziger Gedanke: Sie muss unbedingt den Raum verlassen, um zu ihrer Familie – ihrem Mann Jake und ihrer Tochter Nancy – zurückzukehren.

Persönliche Meinung: „Augen ohne Licht“ ist ein Kurzthriller von S. K. Tremayne. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive einer (zunächst) namenlosen Ich-Erzählerin. Der Plot des Thrillers ähnelt einem Escape Room: Die Ich-Erzählerin sucht in dem dunklen Raum nach Hinweisen, die einerseits auf einen Ausweg aus dem Raum, andererseits auf die Person, die sie gefangen hält, hindeuten könnten. Spannung entsteht – neben der generellen Rätselhaftigkeit des Raumes – vor allem dadurch, dass die Ich-Erzählerin als unzuverlässig auftritt: Permanent hat man während der Lektüre das Gefühl, dass irgendein Umstand im Hintergrund abläuft, der der Ich-Erzählerin eigentlich bekannt ist, den sie aber nicht greifen kann. Der Plot ist – da man bis zuletzt nicht mit voller Sicherheit sagen kann, warum die Ich-Erzählerin eingesperrt ist – fesselnd; die Auflösung (mit ihrem Twist) war für mich allerdings letztlich doch etwas zu prototypisch und konventionell. Der Schreibstil von S. K. Tremayne lässt sich flüssig und angenehm lesen. Insgesamt ist „Augen ohne Licht“ ein fesselnder und spannender Kurzthriller, dessen Ende mich allerdings nicht vollends überzeugen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.08.2023

Ein spannender wie twistreicher Thriller

DAS ENDE – Dein letzter Tag ist gekommen
0

Inhalt: Die Europol-Ermittler Inga Björk und Christian Brand sehen sich mit einem neuen Fall konfrontiert: Auf einer dubiosen Internetseite erscheinen nach und nach Livestreams, in denen Menschen – ihnen ...

Inhalt: Die Europol-Ermittler Inga Björk und Christian Brand sehen sich mit einem neuen Fall konfrontiert: Auf einer dubiosen Internetseite erscheinen nach und nach Livestreams, in denen Menschen – ihnen scheinbar nicht bewusst – bei Verrichtung ihres Alltags gefilmt werden. Kurze Zeit, nachdem die Streams online gegangen sind, wird die erste dort gefilmte Person vor laufender Kamera ermordet. Björk und Brand müssen in ihrem neuen Fall allerdings nicht nur die Frage nach dem Täter klären – auch die Identität der Opfer birgt Rätsel…

Persönliche Meinung: „Das Ende – Dein letzter Tag ist gekommen“ ist ein Thriller von Jan Beck. Es handelt sich um den vierten Teil der „Björk und Brand“-Reihe. Da die Handlung des Thrillers in sich abgeschlossen ist, kann man mit diesem Band auch quer in die Reihe einsteigen (besonders für ein besseres Verständnis der Beziehung zwischen Björk und Brand ist es aber natürlich sinnvoll, die Bände chronologisch zu lesen). Erzählt wird „Das Ende“ aus einer Vielzahl unterschiedlicher personaler Perspektiven in mehreren Handlungssträngen. Den Haupthandlungsstrang bilden dabei die Ermittlungen im „Livestream“-Fall. Wechselweise wird hier aus den Perspektiven von Björk und Brand erzählt. Eine besondere Brisanz erhält dieser Handlungsstrang durch personale Veränderungen innerhalb Europols: Björk und Brand bekommen eine neue Chefin, die durch ihre spezielle Art die Arbeit der beiden Europol-Ermittler torpediert. Ein weiterer Handlungsstrang spielt in Köln: Eine Frau ist verunfallt; kurz zuvor hatte sie dem Polizisten Gregor Born noch auf verstörende Weise erzählt, ihr Sohn sei verschwunden. Im Präsidium stößt dies auf taube Ohren, sodass Born sich allein auf die Suche nach dem Jungen begibt (wie dieser Handlungsstrang mit Björk und Brand zusammenhängt, bleibt lange Zeit offen. Die Querverbindung ist aber ein kleines Meisterstück). Neben diesen beiden Handlungssträngen existieren noch mehrere kürzere Stränge, die ich aber hier nicht spoilern möchte. Nur so viel: Die unterschiedlichen Handlungsstränge sorgen dafür, dass „Das Ende“ ein undurchsichtiges Vexierspiel voller Spannung und Wendungen (die einen zudem eiskalt erwischen) wird. Die Handlungsorte des Thrillers sind auf ganz Europa verteilt; quantitativ wie qualitativ sticht allerdings Köln hervor. Der Handlungsort Köln wird so authentisch und anschaulich beschrieben, dass man bei einem Besuch der Rheinmetropole die konkreten Orte des Geschehens ablaufen könnte. Mein einziger Wermutstropfen in Bezug auf den vierten Fall von Björk und Brand: Das Ende von „Das Ende“. Zwar ist es im Großen und Ganzen stimmig und alle wichtigen Fragen werden geklärt, doch existieren letztlich ein paar kleinere, offengebliebene Fragen, deren Antwort ich gerne erfahren hätte. Wie schon die zuvor erscheinen Björk und Brand-Thriller lässt sich auch „Das Ende“ sehr flüssig und angenehm lesen, sodass man nur so durch die Seiten des Buches fliegt. Insgesamt ist „Das Ende“ ein rasanter, spannender sowie twistreicher Thriller, der sich sehr flüssig lesen lässt; die Auflösung der Handlung hätte für mich noch ein bisschen ausführlicher sein können, aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere