Würdevolles, humorvolles Buch
Oben Erde, unten HimmelInhalt:
Suzu ist eine Einzelgängerin die sich aber perfekt und unauffällig in die Gesellschaft einfügen kann. Nachdem sie unerwartet ihre Stelle verliert und Angst hat, sich und ihren Hamster Punsuke nicht ...
Inhalt:
Suzu ist eine Einzelgängerin die sich aber perfekt und unauffällig in die Gesellschaft einfügen kann. Nachdem sie unerwartet ihre Stelle verliert und Angst hat, sich und ihren Hamster Punsuke nicht mehr lange ernähren zu können, bewirbt sie sich auf drei verschiedene Anzeigen. Von einem Arbeitgeber wird sie zu einem Gespräch eingeladen. Erst, als sie den Job bekommt, realisiert sie, mit welcher Arbeit sie es zu tun hat: ab sofort gehört sie zu einem Reinigungsunternehmen, das sich um die Aufräumarbeiten nach einem Kodokushi, einem "einsamen Tod" kümmert.
Erst beim Aufräumen fremder Wohnungen und Leben beginnt sie, auch in ihrem Leben ein wenig mehr Platz für sich und ihre Bedürfnisse zu schaffen.
Meine Meinung:
"Ich nannte in Krawatte" habe ich vor einigen Jahren gelesen und war komplett begeistert. Als ich mir dann das neueste Buch von Flašar ausleihen durfte, habe ich nicht gezögert. Aber ich war überrascht, wie zäh sich der Anfang für mich angefühlt hat. Dann aber habe ich die Figuren mehr und mehr ins Herz geschlossen. Suzus Chef, der im Buch nur "Herr Sakai" genannt wird, führt sein Unternehmen mit viel Gefühl und Humor. Er achtet die Verstorbenen und ihre Besitztümer, ist pragmatisch und zupackend und sorgt hinter seiner ein wenig strengen Fassade liebevoll für seine Angestellten. Seine Figur hat mir imponiert und obwohl mir natürlich bewusst war, dass Kodokushis, also Todesfälle einsamer Personen, die erst nach Wochen oder Monaten entdeckt werden, ein grosses Problem in eher anynomen Regionen sind, so habe ich mir vor der Lektüre dieses Buches nie überlegt, dass es (ähnlich den Tatortreinigern) eigene Reinigungsfachkräfte für Kodokushis geben könnte. In Japan ist dies der Fall. Und mit wie viel Würde und Respekt Suzu, ihr Mitarbeiter Takada und Herr Sakai jeden Tag an ihre Arbeit gehen, hat mich tief beeindruckt.
Schreibstil:
Ja, dieses Buch kann man riechen und ja, die Gerüche sind alles andere als angenehm. Wie Suzu gewöhnen wir uns aber beim Lesen daran. Dabei beobachten wir ausserdem, wie unsere Protagonistin beginnt, ihr eigenes Leben Woche für Woche ein wenig anders zu organisieren und Raum für neue Menschen, Routinen und Erlebnisse zu schaffen. Ganz zart beschreibt Flašar, wie sehr wir Menschen Gesellschaft brauchen und wie gut bereits kleinste Versuche des Kümmerns und Begegnens unsere Seele streicheln können.
Meine Empfehlung:
Auf "Oben Erde, unten Himmel" muss und darf man sich ein wenig einlassen und dann wird man mit schrulligen Figuren in einer bewegenden und zugleich humorvollen Geschichte über ein ernstes Thema unserer Zeit belohnt. Von mir gibt es eine herzliche Empfehlung für dieses zart erzählte Buch.