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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2023

Große Alena-Schröder-Liebe!

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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Alena Schröders Debüt-Roman “Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid” war im letzten Jahr mein absolutes Lieblingsbuch. Wievielen Menschen ich das Buch schon empfohlen habe, kann ich gar ...

Alena Schröders Debüt-Roman “Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid” war im letzten Jahr mein absolutes Lieblingsbuch. Wievielen Menschen ich das Buch schon empfohlen habe, kann ich gar nicht mehr zählen. Als dann die Ankündigung zu “Bei euch ist es immer so unheimlich still” kam, war klar: Das ist die Neuerscheinung, auf die ich mich in diesem Jahr am meisten freue!



Ich gebe aber zu: ein kleines bisschen Angst hatte ich davor, dieses Buch zu lesen, zu oft schon war ich von einem Buch begeistert und der Nachfolger konnte an diese Begeisterung nicht anknüpfen. Hier war die Sorge allerdings unbegründet, Alena Schröder hat mich wieder komplett abgeholt, ich habe es doll geliebt - auch wenn das Buch nicht gaaaaaanz an “Junge Frau…” hereingereicht hat. Das lag aber auch dran, dass “Junge Frau…” von der Handlung her einen stärkeren Spannungsbogen besitzt, wie “Bei euch…”. Was Alena Schröder aber einfach so gut kann, wie kaum jemand anderes: Zum einen liebenswerte, interessante und multidimensionale Charaktere schreiben und zum anderen mehrere Handlungs- und Zeitstränge miteinander verknüpfen. Hoffe auf ganz schnellen Alena-Schröder-Nachschub, werde auf jeden Fall alles lesen, was sie veröffentlicht und wenn es nur ihr Einkaufszettel ist #ultra <3

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Tolles Debüt, möchte ich am liebsten direkt nochmal lesen!

22 Bahnen
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“Hauptsache, es wird keine tragische Liebesgeschichte. Dafür habe ich keine Kapazitäten.” (S. 188). Ich auch nicht, Tilda. Gut, dass “22 Bahnen” auch keine tragische Liebesgeschichte ist, sondern eine ...

“Hauptsache, es wird keine tragische Liebesgeschichte. Dafür habe ich keine Kapazitäten.” (S. 188). Ich auch nicht, Tilda. Gut, dass “22 Bahnen” auch keine tragische Liebesgeschichte ist, sondern eine schöne Erzählung über den Zusammenhalt zwischen zwei Schwestern, die in instabilen Familienverhältnissen aufwachsen. Die Liebesgeschichte gibt es zwar auch, war aber halt nicht der Mittelpunkt, was ich sehr erfrischend fand.

“22 Bahnen” punkte bei mir außerdem mit: Charakteren mit viel Tiefgang, einem tollen Schreibstil, witzigen Dialogen, einer nicht-kitischigen Liebesgeschichte und (last but not least) einem wuderschönen Cover. Tilda, die ältere Schwester, jobbt im Supermarkt an der Kasse und spielt dabei immer ein Spiel, bei dem sie versucht anhand der Gegenstände zu erraten, was für ein Mensch da einkauft, so kleine wiederkehrende Details mag ich einfach. Zwischen den Zeilen lässt sich dann auch viel zum Thema soziale Herkunft herauslesen, da hat also für ein 200-Seiten-Buch echt einiges dringesteckt!

Ida, die kleine Schwester, war mir aber manchmal ein bisschen zu unglaubwürdig erwachsen für ihr Alter. Darüber kann ich aber hinweg sehen, denn “22 Bahnen” war ein Roman, den ich einfach sehr gerne (und sehr schnell, weil ich dringend wissen wollte, wie es weiter geht) gelesen und mit einem schönen Gefühl - aber auch ein bisschen Wehmut, dass die Geschichte damit vorbei ist - zugeklappt habe. Tilda, Ida und Viktor werden mich im Herz aber noch eine Weile begleiten.

Und ich brauche ganz dringend Buchempfehlungen zu ähnlichen Büchern, “22 Bahnen” hat nämlich einfach komplett meinen aktuellen Lesegeschmack getroffen und im Zweifel lese ich es im Sommer einfach nochmal.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Toller Unterhaltungsroman

In blaukalter Tiefe
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“Ein Segeltörn ins Ungewisse”.
Die schwedischen Schären. Fünf Personen an Bord einer Yacht. Ein undurchschaubarer Skipper. Zwei Paare. Geheimnisse, Lügen, Machtspiele. Aufbrodelnde Konflikte. Und eine ...

“Ein Segeltörn ins Ungewisse”.
Die schwedischen Schären. Fünf Personen an Bord einer Yacht. Ein undurchschaubarer Skipper. Zwei Paare. Geheimnisse, Lügen, Machtspiele. Aufbrodelnde Konflikte. Und eine immer rauer werdende See…

“In blaukalter Tiefe” hat mich von Beginn an komplett gefesselt! Ich habe es Abends begonnen und hatte zum Glück am nächsten Tag frei - so konnte ich mich in meinen Lesesessel krümeln und das Buch einfach fertig lesen! Die Geschichte hat einen richtigen Sog auf mich entwickelt und ich wollte unbedingt erfahren, was zwischen den Personen passiert und wie der Segeltörn ausgeht.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und die Leserinnen erhalten Einblicke in alle Personen - außer den Skipper Erik. Die Perspektiv-Wechsel und damit einhergehenden eher kurzen Kapitel haben der Geschichte ein hohes Erzähltempo gegegen und mich dementsprechend nur so durch die Seiten fliegen lassen. Ich mochte außerdem richtig gern, dass die Charaktere allesamt sehr differenziert erzählt und nicht nur platte Stereotypen waren. Durch die verschiedenen Perspektiven merkt man als Leserin auch, wie unterschiedlich Situationen von verschiedenen Menschen wahrgenommen werden, weil unterschiedliche Blickwinkel und Wünsche dahinterstecken.

Fazit: Für mich war es ein Roman, der mich komplett gefesselt und dadurch gut unterhalten hat. Wer ein Buch für einen Tag/ein Wochenende auf dem Sofa oder für den Urlaub sucht, das man nicht mehr aus der Hand legen kann: This is your book! 5/5 Sterne und ich möchte jetzt unbedingt noch den ersten Roman der Autorin lesen!

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Überraschungs-Highlight!

Wovon wir leben
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Bei “Wovon wir leben” habe ich in die Leseprobe gelesen und fand sie gut, war aber ehrlicherweise nicht so begeistert, dass ich dachte, das Buch unbedingt lesen zu müssen (und bei den vielen tollen Neuerscheinungen ...

Bei “Wovon wir leben” habe ich in die Leseprobe gelesen und fand sie gut, war aber ehrlicherweise nicht so begeistert, dass ich dachte, das Buch unbedingt lesen zu müssen (und bei den vielen tollen Neuerscheinungen bin ich da teils knallhart). Zum Glück hat @hanserliteratur mir das Buch als Überraschungspost zugeschickt, denn “Wovon wir leben” ist bislang mein absolutes Highlight des Bücher-Frühjahrs!

Ich habe ca. 50 Seiten gebraucht, bis ich es so richtig, richtig doll geliebt habe, dann konnte ich es aber nicht mehr aus der Hand legen. Im Vordergrund steht das Thema Arbeit mit der Protagonistin Julia, die ihren Job als Krankenschwester nach einem Fehler verloren hat und zu ihrem Vater ins Dorf der Kindheit zurückkehrt. Dort hat die Fabrik, in der die meisten gearbeitet haben geschlossen. Und dann ist da noch Oskar, der sich von einem Herzinfarkt erholt und ein bedingungsloses Grundeinkommen bezieht.

“Wenn Arbeit einfach Arbeit wäre, wäre Auszeit zum Beispiel Auszeit. Aber Auszeit zählt auch nur, wenn die Arbeit die Arbeit bleibt.” (S. 8)

Auf nicht einmal 190 Seiten bringt Birgit Brinbacher aber noch so viele Themen mehr unter, wie zum Beispiel Familienbeziehungen, Care-Arbeit, Gender-Rollen (besonders im Dorf), Inklusion, Zukunftspläne - generell die Frage: Wie wollen wir eigentlich leben?

Brigit Birnbacher schreibt sehr feinfühlig und hat mit ihren Worten bei mir so oft mitten ins Herz getroffen, ohne dabei ins kitschige oder pathetische abzurutschen. Dass ich Bücher mit Bleistift in der Hand lese und schöne Stellen markiere kommt bei mir häufig vor, dass ich gleich mehrfach zusätzliche Herzen an den Rand male, weil ich die Stellen so sehr liebe, dafür muss ein Buch etwas ganz besonderes sein - “Wovon wir leben” gehört dazu. Ganz große Empfehlung!

“Bea war immer anders. Bea ist Architektin geworden. Bea ist winterhart, Bea blüht ganzjährig, etwas an ihr trotzt immer noch dem wachstumsfeindlichen Klima hier.” 💚

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Veröffentlicht am 09.10.2022

Absolutes Highlight!

Verbrenn all meine Briefe
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“Ich schaue mir die Übersicht und all die Verwüstungen auf der Seite meiner Mutter. Die Wut, die sich weitervererbt hatte. Wie sehr hatte sie mir eigentlich geschadet?” (S. 21)

Protagonist Alex verliert ...

“Ich schaue mir die Übersicht und all die Verwüstungen auf der Seite meiner Mutter. Die Wut, die sich weitervererbt hatte. Wie sehr hatte sie mir eigentlich geschadet?” (S. 21)

Protagonist Alex verliert leicht die Fassung, eines Tages realisiert er mit Schrecken: Seine Töchter haben Angst vor ihm, die Beziehung zu seiner Frau leidet unter den Wutausbrüchen. Bei einer Therapeutin soll er Familienbeziehungen zeichnen und stellt fest, dass die Familie seiner Mutter von Dysfunktionalität und lebenslang andauernden Streitereien durchzogen ist. Woher kommt diese Wut, die sich offenbar in seiner Familie über Generationen hinweg weitervererbt hat? Um das herauszufinden, beschäftigt er sich mit seinen seinen Großeltern und entdeckt eine verhängnisvollen Affäre.

Die Leseprobe von “Verbrenn all meine Briefe” hatte mich total begeistert - so sehr, dass ich am Ende vom Prolog Tränen in den Augen hatte. In kürzester Zeit hatte mich das Buch komplett gefesselt. Die Geschichte ist grandios erzählt und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich es an einem Nachmittag fertig gelesen. Jedes Mal wenn ich dachte: That’s it, ekliger kann ein Mensch nicht mehr werden, hat Sven Stolpe sich nochmal selbst übertroffen, mein Herz ist an so vielen Stellen für Karin mitgebrochen und ich habe mitgefiebert (und gehofft) ob/dass sie es schafft, ihn und die Beziehung doch zu verlassen. Dicke Triggerwarnung für toxische Beziehung und emotionalen sowie phyischen Missbrauch an der Stelle.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich vom Klappentext und dem Prolog von einer anderen Gewichtung ausgegangen bin. Ich dachte, der Protagonist erkundet seine Familiengeschichte, um den Ursprung der weitervererbten Wut zu entdecken und zu verstehen, aber dass dann mehr Reflexion über eben jene Vererbungund deren Einfluss auf seine Gegenwart (und Ehefrau + Kinder) stattfindet. Stattdessen ist dies aber nur der “Rahmen”, der die Suche in der Familiengeschichte begründet. Schade, denn gerade diese Reflexionen hätte ich sehr spannend gefunden - nichts desto trotz war das Buch aber für mich ein absolutes Highlight!

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