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Veröffentlicht am 09.10.2023

Rückkehr in die Familie – absolut lesenswert

Die Leuchtturmwärterin
3

Nelly Vogel, Tochter einer gutsituierten Fabrikantenfamilie, ist begeisterte Fotografin. Doch leider ist sie nun ins Visier der Gestapo geraten. Obwohl Nelly nicht viel Kontakt zu ihrer Familie hat, da ...

Nelly Vogel, Tochter einer gutsituierten Fabrikantenfamilie, ist begeisterte Fotografin. Doch leider ist sie nun ins Visier der Gestapo geraten. Obwohl Nelly nicht viel Kontakt zu ihrer Familie hat, da die mit ihrem bisherigen Leben mehr als unzufrieden sind, setzt sich ihr Schwager für sie ein. Als General lässt er seine Beziehungen und Kontakte spielen, so dass sie nach Holland ausreisen kann und dort als Leuchtfeuerwärterin im kleinen Nordseedörfchen Paardendijk arbeiten. Kurz vor der Abreise steckt ihre Mutter ihr noch einen Brief zu. Ein einziger Satz steht darin: frag sie nach Febe….
Ich fand den Roman, der 1943 in Deutschland und Holland spielt, total gelungen. Schon mit den ersten Seiten ist es dem Autor gelungen mich in die Geschichte fallenzulassen. Er zeigt uns in Nelly eine temperamentvolle, junge Frau, die nach der Trennung von ihrem ehemaligen Journalistenkollegen Paul, versucht allein ihren Weg zu finden. Dass der sie gerade in den Geburtsort ihrer Mutter führt und sie dort von der ihr unbekannten Familienseite nur Abweisung und Argwohn erfährt, macht ihren Aufenthalt dort nicht gerade angenehm. Aber Nelly lässt nicht locker, schließlich und das merkt man beim Lesen, ist sie Journalistin und darum hartnäckig und einfallsreich. Darum ist das Lesen dieses Romans auch so spannend wie abwechslungsreich. Immer wieder gerät Nelly in Bedrängnis, darf doch keiner wissen, dass sie keineswegs die linientreue Nazianhängerin ist und auf der anderen Seite drängt es sie Febe, von der sie anfangs nicht einmal weiß wer das sein soll, finden. Ich empfand den Roman als sehr spannungsgeladen und gebe daher auch 5 Lese-Sterne.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.10.2023

Verwirrspiel ohne gleichen, wunderbarer Lesestoff

Rotkäppchen lügt
0

Die Hauptfigur Nora Rothmann, kann man mögen oder auch nicht. Mir hat sie gefallen, auch wenn sie gewisse autistische Verhaltensweisen erkennen lässt. Das liegt sicher daran, dass sie vor 19 Jahren ihre ...

Die Hauptfigur Nora Rothmann, kann man mögen oder auch nicht. Mir hat sie gefallen, auch wenn sie gewisse autistische Verhaltensweisen erkennen lässt. Das liegt sicher daran, dass sie vor 19 Jahren ihre gesamte Familie verloren hat, damals als sie selbst noch ein Kind war. Vielleicht macht sie deshalb auch heute noch vieles mit sich alleine ab, ist hartnäckig beim Nachforschen und fühlt sich auch bei kleinen Vergehen der Wahrheit verpflichtet. Vielleicht ist sie gerade deshalb auch so gut in ihrem Job in der internen Abteilung Amtsdelikte bei der Polizei. Dass die Kollegen sie wegen ihres Jobs und auch wegen ihrer Art nicht mögen und die Wölfin nennen, stört sie nicht.
Im Moment führt sie Ermittlungen gegen den pensionierten Polizeipräsidenten, Wilhelm Tuchfeldt. Entgegen der Empfehlung seines Rechtsanwalts, Martin Bechstein, stimmt Tuchfeldt einer Befragung durch Nora zu, doch leider endet diese tödlich ….
Ich fand diesen Thriller sehr gelungen, auch wenn das Lesen zum Teil eine Herausforderung war. Einfach weil Elias Haller hier Vergangenheit mit Gegenwart verflechtet, dann anfangs nicht zuordenbare alte Darknet-Verläufe aufführt und natürlich auch, weil Nora bei den vielen neuen Opfern Parallelen zu dem Mord an ihrer Familie sieht und sich gleichzeitig eine dunkle Bedrohung über ihr verdichtet. Da muss man beim Lesen schon arg aufpassen. Immer mehr erkennt Nora ein Netz aus Käuflichkeit, aus sadistischer Gewalt. Sie bekommt Hinweise vom neuen Wolf, wie sich der Täter im Internet nennt und doch kann sie daraus nicht die richtigen Schlüsse ziehen. Immer kommt ihr der Wolf zuvor und sie kann nur noch als Erste die Brutalität seiner nächsten Tötungsphantasien in Augenschein nehmen. Ein Anblick, der auch hartgesottene Kollegen auf den Magen schlägt. Anfangs gerät Nora dadurch selbst unter Verdacht. Doch Konrad König, genannt KK, erkennt recht bald, dass Nora hier zum Spielball gemacht wird und es Mitarbeiter in seiner Abteilung für Kapitalverbrechen gibt, die interne Informationen weitergegeben. Der Cliffhanger am Schluss ist darum auch absolut gelungen und ich hoffe, dass KK das im Folgeteil aufdeckt und künftig auf die richtigen Mitarbeiter setzt. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Weiterempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

gelungener Auftakt mit starken Charakteren und einer großen Aufgabe

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
1

Die drei Frauen sind unzertrennlich, auch wenn sie so unterschiedlich sind. Luises arbeitet gemeinsam mit Richard, ihrem ehemaligen Philosophie-Dozenten und künftigen Ehemann, aktiv im Widerstand gegen ...

Die drei Frauen sind unzertrennlich, auch wenn sie so unterschiedlich sind. Luises arbeitet gemeinsam mit Richard, ihrem ehemaligen Philosophie-Dozenten und künftigen Ehemann, aktiv im Widerstand gegen die Nazis. Doch nun sind sie aufgeflogen. Richard flieht Hals über Kopf nach New York und Luise soll ihm, nachdem sie noch einige Dinge geregelt hat, bald folgen. Auch Marias Leben und das ihrer Familie ist durch die immer mehr ausufernden Anfeindungen der Nazis gegenüber Juden, bedroht. Nur will Marias Mann den Buchladen nicht aufgeben, ignoriert die Gefahren. Die Dritte im Bunde ist Anni. Sie hat nur Augen für ihren Siegfried, ihren Liebsten seit Kindheitstagen. Doch der ist begeisterter SS-Mann, arbeitet für die Gestapo und ist damit auch unmittelbar eine Bedrohung für das eingeschweißte Damentrio.
Der Roman wird in zwei Zeitebenen erzählt. Einmal sind es die 30 und 40er Jahre, die Luises Weg nach Amerika, die Schwierigkeiten dort Fuß zu fassen und das Umsetzen ihres Versprechens gegenüber ihren Freundinnen wie auch ihre Schuldgefühle beschreiben. Das geschieht auf sehr bildhafte und eindringliche Weise, so dass ich Luise ins Herz geschlossen habe. Doch nun ist Luise bereits seit 5 Jahren tot und übergibt erst jetzt ihrer Enkelin, June, in einem beim Notar verwahrten Brief eine schier unlösbare Aufgabe. Von deren erfolgreicher Lösung macht Luise ihr Erbe an June abhängig. June soll ihre alten Freundinnen oder deren Nachkommen aufspüren, um denen den Anteil am Restaurant zu übergeben.
Der Wechsel zwischen dem hier und jetzt zu den Rückblenden auf Luises Leben in New York hat die Autorin sehr geschickt vorgenommen. Da wird beispielsweise aus Luises Emigrantenleben ein Stichwort aufgenommen, das dann in der Gegenwart als Denkanstoß für Junes Recherche aufgegriffen wird. Dadurch fließen die unterschiedlichen Zeiträume ineinander über. Es kommt zu keinen Gedankenbrüchen. Das hat mir gefallen. Überhaupt hat das Lesen dieses Romans mir sehr kurzweilige und spannende Unterhaltung gebracht, so dass ich gerne 5 Lese-Sterne gebe und mich bereits heute auf die Fortsetzung freue.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Marie Sand ein Schicksal, das tief berührt

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Berlin ist im Jahr 1947, in dem die Geschichte von Henni Bartholdy beginnt, gezeichnet vom Krieg und Lebensmittel sind noch immer rationiert. Henni lebt mit ihrer Mutter, die mit Putz-Jobs versucht über ...

Berlin ist im Jahr 1947, in dem die Geschichte von Henni Bartholdy beginnt, gezeichnet vom Krieg und Lebensmittel sind noch immer rationiert. Henni lebt mit ihrer Mutter, die mit Putz-Jobs versucht über die Runden zu kommen, und ihrem kleinen lungenkranken Bruder Paul in einer kleinen Kellerwohnung. Henni ist dabei ihr Abitur machen, doch das muss warten, denn Mutter ist krank und um den Job bei den von Rothenburgs dadurch nicht zu verlieren, muss Henni an ihrer Stelle dort in der Arztvilla putzen. Hier lernt sie den Sohn der Familie, Eduard von Rothenburg, genannt Ed, kennen. Er fällt ihr regelrecht vor die Füße. Es ist eine Begegnung, die ihrer beider Leben beeinflussen wird.
Die Schere zwischen arm und reich wird in den 50er Jahren immer größer und Henni, findet ihre berufliche Erfüllung als Hebamme im Waldfriede. Empathisch, engagiert setzt sie sich für die Gebärenden ein, versucht ihnen trotz der Geburtsschmerzen eine Atmosphäre zu schaffen, die optimal für die erste Begegnung zwischen Mutter und Kind ist. Umso entsetzter ist Henni, wenn sie wieder einmal davon hört oder liest, dass eine Mutter ihr Baby ausgesetzt oder wie Abfall entsorgt hat. Henni weiß, dass die Mütter nicht böse sind, sie sind verzweifelt. Kurzer Hand stellt sie eine Apfelsinenkiste, dick gepolstert sowie mit luftdurchlässigem Deckel versehen und liebevoll mit Teddy und einem Brief für die verzweifelte Mutter ausgestattet im Hinterhof an die Tür zu ihrem Geburtsraum. Was sie macht ist ungesetzlich und doch kann sie nicht anders. Was das erste Findelkind in Henni auslöst und wie sie durch Ed unterstützt und dann doch wieder enttäuscht wird, das wird hier im Roman von der Autorin unter die Haut gehend geschildert. Man spürt beim Lesen wie sehr Henni ihren Beruf liebt und mit wieviel Gefühl sie die Geburt der Frauen begleitet. Im Gegensatz zur Krankenhausentbindung, wo festgelegte Abläufe und Überwachungsapparate den Verlauf der Entbindung eher steril bestimmen, setzt Henni auf die Bedürfnisse der Geberenden wie auch auf die Natürlichkeit dieser Vorgänge. Mich hat dieses Buch überzeugt, so dass es von mir auch 5 Lese-Sterne erhält, eine 100%ige Leseempfehlung eingeschlossen.

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Veröffentlicht am 11.09.2023

erschütternde Einblicke, emotional und eindringlich vermittelt

Die Violinistin von Auschwitz
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Alma Rosé kommt nach Auschwitz. Sie weiß, dass es für sie von hier kein Entkommen mehr gibt und doch findet sie hier eine Aufgabe, die sie ausfüllt. Nachdem eine Aufseherin sie als die berühmte Violinistin ...

Alma Rosé kommt nach Auschwitz. Sie weiß, dass es für sie von hier kein Entkommen mehr gibt und doch findet sie hier eine Aufgabe, die sie ausfüllt. Nachdem eine Aufseherin sie als die berühmte Violinistin Alma Rosé erkennt, gestattet man ihr ein Mädchenorchester zu gründen. Nicht um die Nazis die klassische Musik näher zu bringen und für deren Unterhaltung zu sorgen lässt sie diese Aufgabe übernehmen, nein einfach, weil sie weiß, dass den Mädchen im Orchester eine Selektion und damit die Gaskammer erspart bleibt, solange die Nazis sich durch ihre Musik gut unterhalten fühlen. Doch genau darin liegt das Problem. Viele der Mädchen beherrschen ihr Instrument mehr schlecht als recht. Wenn Almas Plan, der Rettung vor dem Krematorium aufgehen soll, müssen sie hart daran arbeiten. Nicht nur einmal muss die sonst so sanftmütige Alma hier hart durchgreifen.
Oft habe ich beim Lesen Almas Mut beim Umgang mit den Mächtigen des Lagers bewundert. Denn auch im Lager ist Almas Stolz nicht gebrochen und sie lernt schnell die Regeln zum Überleben. Man darf sich seine Gedanken und Gefühle nicht anmerken lassen. Man darf nicht auffallen und die Wichtigste: hinter der Maske nicht den Verstand verlieren wie auch die Hoffnung. Genau diesen täglichen Kampf ums Überleben vermittelt die Autorin sehr eindringlich, so dass es unter die Haut geht. Einfache Kost ist dieses Buch keinesfalls und doch habe ich mich mit Almas Geschichte, dieser so begabten und warmherzigen Violinistin, die so lebendig geschildert ist, sehr gut unterhalten gefühlt, auch wenn es ein sehr trauriges Schicksal ist. Von mir gibt’s darum 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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