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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2024

Anspruchsvolles Sachbuch, schwierig im Alltag umsetzbar

Arthrose endlich heilen
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Der Untertitel „Arthrose endlich heilen“ ist nicht gerade bescheiden und macht mich sehr vorsichtig im Umgang mit diesem Buch. Heilungsversprechen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn Dr. Feist ...


Der Untertitel „Arthrose endlich heilen“ ist nicht gerade bescheiden und macht mich sehr vorsichtig im Umgang mit diesem Buch. Heilungsversprechen sind immer mit Vorsicht zu genießen, auch wenn Dr. Feist als Biologe und Sportwissenschaftler und anerkannter Fachmann für Arthrose-Behandlung und der Ko-Autor Tobias Homburg als Physiotherapeut mit Zusatzausbildung in klinischer Psychoneuroimmunologie durchaus als Koryphäen für das Thema gelten dürfen.
Was wie immer und überall bei der Betrachtung und Behandlung einer Erkrankung gilt, wird in diesem Buch vorbildlich geleistet: Nämlich die ganzheitliche Betrachtung und damit auch der ganzheitliche Behandlungsansatz. Dr. Feist baut auf vier Bausteine: entzündungssenkende Ernährung, entzündungsfreies Milieu zur Knorpelregerantion, gezielte körperliche Aktivität und psychische Stärkung/Stressminderung. Diese vier Komponenten werden sehr anschaulich und wissenschaftlich fundiert dargestellt. Überhaupt bietet das Buch sehr viel medizinisches und wissenschaftliches Hintergrundwissen, sodass es nach Durcharbeiten dieser Seiten verständlicher wird, warum erst das Zusammenwirken dieser Komponenten den tatsächlichen Heilungsprozess in Gang bringen kann. Allerdings sind diese wissenschaftlich biologisch-medizinischen Hintergrundinformationen für den Laien zwar eindrucksvoll, aber in ihrer Richtigkeit und Relevanz natürlich nicht zu beurteilen oder zu bewerten. Die Mehrheit des Laienpublikums dürfte daher ein Drittel des Buches einfach überblättern auf der Suche nach den tatsächlich umsetzbaren Anweisungen und Tipps. Allerdings geht es im praktischen Teil, d. h. unter der Überschrift „Umsetzung der Dr. Feist-Strategie“ genauso anspruchsvoll und prall gefüllt mit Fachbegriffen weiter. Es ist also durchaus schwierig, als Leser das herauszufiltern, was konkret umzusetzen ist. Beispiel Baustein 1, Ernährungswissen und Top-Lebensmittel: Auch hier dominieren Tabellen und Fachbegriffe. Man muss schon genau lesen (und verstehen), um für sich selbst die praktikablen Vorgehensweisen zum Thema Ernährung herauszufiltern. Schön und leicht verständlich sind dagegen die Anleitungen für kräftigende Bewegungsübungen. Leider sind diese Übungen mehrheitlich auf dem Boden zu absolvieren, was für viele ältere Menschen nicht mehr machbar ist.
Was mich persönlich sehr stört, sind die im Buch vielfach eingestreuten „Lobesbriefe“ von Betroffenen. Sie wirken natürlich eindrucksvoll, aber niemand kann nachvollziehen, ob diese Briefe „echt“ sind. Wenn die Autoren bereits über Jahre so erfolgreich Arthrose zu behandeln wissen, dann sind solche Dankesbriefe von Betroffenen in einem ernst zu nehmenden Sachbuch absolut unnötig.
Fazit: Umfangreiche Tabellen sollen Hintergrundwissen vermitteln, sind aber für die Mehrheit der unter Arthrose leidenden Menschen nicht verständlich. Hier wäre es sicher nützlicher gewesen, weniger wissenschaftlich, sondern vielmehr lebensnah zu argumentieren und damit das Buch leichter lesbar und leichter umsetzbar zu machen. Wer jedoch bereit ist, sich durchzubeißen durch all den theoretischen Wust, der wird sicher mit sehr gründlichem Wissensgewinn belohnt und wird besonders offen sein für eine ganzheitliche Sichtweise, um dem eigenen Körper rundum aufmerksam, achtsam und unterstützend zu helfen.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Unerwartet und sehr, sehr spannend

Memoria
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Das Cover zeigt gewaltiges Feuer und Hitzeentwicklung. Dies und auch die kurzen Angaben auf der Buchrückseite ließen mich mit völlig falschen Erwartungen in das Buch starten. Denn mit Science Fiction ...


Das Cover zeigt gewaltiges Feuer und Hitzeentwicklung. Dies und auch die kurzen Angaben auf der Buchrückseite ließen mich mit völlig falschen Erwartungen in das Buch starten. Denn mit Science Fiction in seiner per definitionem eigenen Art hat der Thriller nicht wirklich etwas zu tun. Eher sehe ich den Roman als eine Gratwanderung zwischen unserer vertrauten Welt und einem Blick über diesen Rand hinaus in die nahe mögliche Zukunft. Und so kommt bei der Lektüre immer wieder neu die Frage auf, was Dystopie ist und was die Realität, die uns schneller einholen wird als wir denken können.
Harriet gerät unerwartet in eine Feuersbrunst vor den Toren Frankfurts und rettet in letzter Sekunde mit Hilfe zweier unbekannter Frauen eine ältere Dame aus ihrem brennenden Haus. Dass Harriet, die nie autofahren konnte, es schafft, alle Personen in rasender Fahrt in einem Auto vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen, ist ein erstes Rätsel, das Harriet und den Leser verwirrt. Und so verwirrt uns die Autorin weiter durch aufblitzende Erinnerungen und Träume, die Harriet unverständlich und unerklärlich sind. Doch Harriet macht sich beharrlich auf den Weg, sich selbst auf die Spur zu kommen.
Im Präsens geschrieben, wird die Handlung und damit der Leser in großem Tempo durch die Seiten getrieben. Mich hat der Thriller völlig überrascht. Denn Zoe Beck spielt mit unseren Ängsten genauso wie mit allen denkbaren Möglichkeiten der Manipulation. Das menschliche Gehirn ist noch lange nicht wirklich erforscht. Und es gibt so viele denkbare Wege, dystopisch oder nicht, unsere Gedanken, unsere inneren Bilder, unsere Erinnerungen manipulativ zu steuern, zu löschen, neu zu programmieren. Die Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit, auf die sich Harriet unverdrossen und mutig macht und dabei in Lebensgefahr gerät, ist sehr, sehr spannend erzählt. Ich las das Buch in kürzester Zeit durch, getrieben von der Erwartung eines fulminanten Endes, einer Aufklärung mit einer überraschenden Wendung.
Doch leider beraubte mich die Autorin dieser Hoffnung. Denn das Ende ist vorhersehbar und allzu glatt und wohlgefällig. So glatt und wohlgefällig, wie auch die Hauptperson geschildert wird. Harriet, eine Pianistin, ein Wunderkind – diese hätte eine tiefergehende psychologische Schilderung verdient. Und so wären die weiteren Entwicklungen auch nicht so oberflächlich geblieben. Hier hat die Autorin, wie ich finde, das Potenzial dieses Thrillers nicht völlig ausgeschöpft. Das ist sehr schade. Aber ein spannendes Leseabenteuer war es für mich allemal.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Interessantes, ungewöhnliches Vogelbuch in schlechter Sprache verpackt

Die Superkräfte der Vögel
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Dass es sich bei diesem Buch nicht um ein „normales“ Sachbuch handelt, zeigt schon das etwas merkwürdig gestaltete, nicht gerade gefällige Cover, aber auch der Untertitel, der die Autorin als „Vogelguckerin“ ...



Dass es sich bei diesem Buch nicht um ein „normales“ Sachbuch handelt, zeigt schon das etwas merkwürdig gestaltete, nicht gerade gefällige Cover, aber auch der Untertitel, der die Autorin als „Vogelguckerin“ bezeichnet. Und in der Tat: Sachbücher transportieren in der Regel trocken, sachlich und nüchtern Wissen zum Nachschlagen. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber Sachbücher, die Interesse am jeweiligen Fachgebiet „entzünden“ und aus reiner Neugierde oder Wissensdrang des Lesers echte Begeisterung erwachsen lassen, sind etwas Besonderes. Solch ein Buch liegt hier vor. Es ist unterhaltsam und es erzählt Erstaunliches und Überraschendes. Und es ist begeisternd.
Wer weiter eintauchen will in die lebendige Vogelschau der Autorin, dem seien der Podcast „Vögel, aber cool“ und die Beiträge bei Instagram unter „vogelguckerin“ empfohlen.
„Man sieht nur was man weiß“ – das ist eine Aussage, die mich schon mein langes Leben hinweg begleitet. Wie wahr und wie richtig. Wir sind umgeben, egal wo wir wohnen, von Vögeln. Wir hören sie, wir sehen sie, aber in den seltensten Fällen fallen sie uns auf. Wir schauen lieber exotische Vögel im Zoo an, sind beeindruckt von Größe und Farbenpracht. Die Spatzen um uns herum, die Meisen, die Rotkehlchen, die beachten wir eher nicht. Doch wer dieses Buch gelesen hat, sieht die Vogelwelt mit anderen Augen, mit wacheren, aufmerksameren Augen.

Das ist die gute Seite am Buch. Was mich jedoch entsetzlich stört, ist die „lockere“ Sprache. Mag sein, dass man damit das jüngere Publikum ansprechen möchte. Aber ich persönlich finde nicht, dass dieses Ansinnen ausreicht, um schlechtes Deutsch zu verwenden. „Supercool“ oder „megacool“ wiederholen sich. Für eine Autorin ein traurig armer Wortschatz, um etwas Besonderes zu beschreiben. Schlimmer noch ist das Gendern bei Vögeln. Sorry, alberner geht es kaum noch.

Fazit: Ein Sachbuch, das frisch und lebendig das Beobachten von Vögeln weckt und uns durchaus Erstaunliches vermittelt. Das Ganze leider in schlechter Sprache und hässlichen Illustrationen verpackt.

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Veröffentlicht am 03.10.2023

Ein Stück Zeitgeschichte vielschichtig erzählt

Kajzer
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Dieses Buch schlug ich erst einmal mit gewissen Vorbehalten auf. Wollte ich wirklich lesen über ein Thema, das schon in zig Variationen in der Literatur und in Filmen seinen Niederschlag gefunden hatte? ...


Dieses Buch schlug ich erst einmal mit gewissen Vorbehalten auf. Wollte ich wirklich lesen über ein Thema, das schon in zig Variationen in der Literatur und in Filmen seinen Niederschlag gefunden hatte? Ich war irgendwie des Themas überdrüssig, wohl wissend, dass gerade in unserer heutigen Zeit solche Bücher nicht nur wichtig, sondern dringend notwendig sind. Aber in meinem höheren Alter war ich es satt, wieder und wieder über das Entsetzliche zu lesen.

Menachem Kaiser, im fernen Toronto lebend und eigentlich ohne Bezug zu seiner Familiengeschichte, macht sich auf den Weg nach Polen. Es gibt dort ein Mietshaus, einst in Familienbesitz, dann von den Nazis enteignet. Der Autor versucht, dieses einstige Familieneigentum wieder zu erlangen. Dass diese Reise sowohl in die Vergangenheit, wie in das Leben seines Großvaters, führt als auch in die Gegenwart, in der Skurriles und fast mystisch Anmutendes gleichermaßen zu finden ist, erzählt Menachem Kaiser staunend, irritiert, genervt, bewegt und durchaus auch mit einem leisen Humor. Und genau dieser leise Humor machte das Buch für mich gut lesbar. Auch wenn manche Passagen bzw. Erzählstränge für mein Empfinden zu breit erzählt werden. Auch wenn nicht chronologisch erzählt wird und damit mitunter dem Geschehen schwierig zu folgen war.

Fazit: Ein Buch, das zwischen erzählender Literatur und Sachbuch einzuordnen ist. Ein Buch, das ein Stück Zeitgeschichte sowohl aus dem distanzierten Blickwinkel eines jüngeren Menschen als auch aus dem familiären persönlichen Betroffensein erzählt wird, vielschichtig und mit leisem Humor, manchmal langatmig, manchmal berührend. Ein durchaus wichtiges Buch, wie ich finde.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Schöne Sprachbilder, aber insgesamt mühsam zu lesen

60 Kilo Kinnhaken
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Da ich selbst Islandpferde hatte, war ich stets interessiert an dem Land Island. Obwohl ich nie selbst dort war, hatte ich durch Filme und Fotos eine gewisse Vorstellung von dieser spröden Landschaft. ...

Da ich selbst Islandpferde hatte, war ich stets interessiert an dem Land Island. Obwohl ich nie selbst dort war, hatte ich durch Filme und Fotos eine gewisse Vorstellung von dieser spröden Landschaft. Keine Vorstellung jedoch hatte ich von der Geschichte und von den Menschen mit ihren Besonderheiten. Deshalb war ich äußerst neugierig auf den vorliegenden, viel gelobten Roman, der als Fortsetzungsband zu „60 Kilo Sonnenschein“ das Leben von Gestur erzählt. Den ersten Band kenne ich nicht, deshalb empfand ich den gewaltigen Umfang des vorliegenden Romans mit fast 700 Seiten als ziemliche Herausforderung. Und ich hatte große Mühe, mich in das Geschehen einzufinden. Die Fülle an Eigennamen, die ich mir erst einmal nicht merken konnte, überforderte mich. Das relativ kurze Glossar am Buchende half mir dabei nicht wirklich.
Gestur, ein Waise, ist in diesem zweiten Teil zum jungen Mann geworden. Er stürzt sich kopfüber in das Leben. Der fiktive Ort Segulfjördur boomt dank der erfolgreichen Heringsfischerei. Der einst einsame Fjord wird überschwemmt von Fremden, von Fabriken, von Geschäftsleuten. Die Isländer in ihren Torfkaten werden zur Minderheit. Und in Europa bricht der Krieg aus. Gestur nimmt alles mit, was sich ihm bietet. Doch wie immer im Leben: Was zu schnell wächst, stürzt irgendwann in sich zusammen. Der Schicksals-Kinnhaken schlägt mit Wucht zu.
Der Autor wird hochgelobt, was ich durchaus verstehe. Denn sein Sprachstil ist besonders und außerordentlich eindrücklich. Hallgrimur Helgason bezeichnet sich selbst als „eine Eule im eigenen Werk, … alles sehend“. Der episch breit angelegte Roman ist imposant, originell, von Sprachbildern sprühend. Und doch war das Lesen sehr anstrengend. Und mir persönlich war der Roman einfach zu dick. Es gab lange Passagen mit ausführlichen Landschafts- und Wetterschilderungen. Und die ich, das muss ich zugeben, teilweise übersprungen habe.
Fazit: Ein Roman in einem besonderen, bildhaften Sprachstil geschrieben, aber die epische Breite des Erzählens überforderte mich streckenweise.

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