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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ungewöhnlicher, spannender und überraschender Thriller

Scherbenmädchen
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Zum Inhalt:
Während eines Pfadfindercamps wird die 13jährige Angie entführt. Drei Jahre später taucht sie plötzlich wieder zu Hause auf. Was in der Zwischenzeit passiert ist, weiß niemand, auch Angie nicht. ...

Zum Inhalt:
Während eines Pfadfindercamps wird die 13jährige Angie entführt. Drei Jahre später taucht sie plötzlich wieder zu Hause auf. Was in der Zwischenzeit passiert ist, weiß niemand, auch Angie nicht. Doch die Lösung zu diesem Fall ist in den Tiefen von Angies Psyche verborgen.

Meine Meinung:
Es ist ein absolut ungewöhnlich aufgebauter Jugend-Thriller, den Liz Coley hier präsentiert. Ausgehend von einem sehr spannenden Start rund um die Entführung Angies und ihrer unerwarteten Rückkehr, zieht sich die zentrale Frage danach, was in den drei Jahren passiert ist, als Grundmotiv konstant durch die Geschichte hindurch. Dieses Geheimnis wird nur Stück für Stück, einem Puzzle gleich, enthüllt. Dabei lernt der Leser auch Angie, ihr Umfeld und ihre Kindheit besser kennen und verstehen. Besonders interessant ist es, dass es Angie ganz genauso geht.
Eine besondere Stärke dieses Buches liegt für mich, neben der ungewöhnlichen Geschichte, in der Charakter-Entwicklung, die in diesem Buch durchaus eine ganz neue Bedeutung bekommt. Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie Angie selbst ihre Geschichte auf- und verarbeitet. Aber auch die anderen Charaktere sind Liz Coley sehr gut gelungen, von den verstörten Eltern, die mit ihren Gefühlen nicht richtig umzugehen wissen, bis zu Angies Freundeskreis, der sich vollkommen neu definiert. Es ist sehr interessant, die Interaktionen zwischen den Charakteren und deren Auswirkungen zu verfolgen.
Last but not least passt auch der Schreibstil sehr gut zum Setting und den Charakteren. Das Buch liest sich flüssig und leicht, ohne von der Ausdrucksweise zu einfach oder gar „platt“ zu wirken.
„Scherbenmädchen“ ist ein Thriller, der nicht „nur“ unterhält und fesselt, sondern der nebenbei auch ethische Fragestellungen aufwirft, die einen selbst ins Grübeln bringen und dem Ganzen Tiefgang verleiht.
Da die Story aber für meinen Geschmack ein / zwei Zufälle zu viel enthält, ziehe ich in der Endwertung einen Stern ab und vergebe insgesamt gute vier Sterne.

FAZIT:
Ein außergewöhnlicher, spannender Jugend-Thriller, der mich insbesondere mit seiner Grundidee und der Charakterentwicklung überzeugt hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein topaktueller Politthriller um die skrupellosen Machenschaften in Afrika

Todesdeal
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Zum Inhalt:
Eigentlich wurde Martin Fischer mit seinem Kollegen Bernd von seinem Boss in das Grenzgebiet zwischen Ruanda und Kongo geschickt, um eine Reportage über die Berggorillas und das Leben von Diane ...

Zum Inhalt:
Eigentlich wurde Martin Fischer mit seinem Kollegen Bernd von seinem Boss in das Grenzgebiet zwischen Ruanda und Kongo geschickt, um eine Reportage über die Berggorillas und das Leben von Diane Fossey zu schreiben, die im Dezember 1985 unter mysteriösen Umständen starb. Doch was für Martin die erste große Story und ein abenteuerlicher Safari-Trip mitten ins Herz von Afrika sein sollte, entwickelt sich ganz anders, denn Martin und Bernd kommen nie bei den Berggorillas an…

Meine Meinung:

Bestseller-Autor Veit Etzold ist nunmehr seit Jahren eine feste Größe unter den deutschen Thrillerautoren und dürfte Vielen von den bislang vier „Clara Vidalis“- Thrillern bekannt sein. Nun hat sich der Autor in ein für ihn neues Genre gewagt: Politthriller.

Wenn man sich die Vita von Veit Etzold durchliest, verwundert es durchaus, dass er nicht schon früher einen Politthriller geschrieben hat. Denn sie untermauert, dass Veit Etzold ein absoluter Kenner der internationalen Wirtschaft und der Politik ist und mit Sicherheit ganz genau weiß, worüber er schreibt. Dr. Veit Etzold arbeitete u.a. für die Boston Consulting Group und war oder ist Berater bei den unterschiedlichsten Firmen und Institutionen, wie z.B. der global tätigen Bergbaufirma Gaia Mineral Ressources, der African Development Corporation in Ruanda und auch des deutschen Auswärtigen Amtes.

Mit „Todesdeal“ hat Etzold nun eine Story entwickelt, die um die skrupellosen, ja sogar kriminellen Machenschaften von internationalen Firmen, staatsnahen Institutionen oder sogar den Staaten selbst kreist. Nachdem jahrzehntelang Öl und Diamanten („Blutdiamanten“) die Objekte der internationalen Begierde waren, rücken mit dem immer schneller werdenden technologischen Fortschritt andere Rohstoffe in den internationalen Fokus der Beschaffungsketten: seltene Erden wie beispielsweise das von Menschenrechtsorganisationen als „Konfliktmaterial“ eingestufte Coltan. Das perfide daran: Die stärksten Volkswirtschaften der Erde werden immer abhängiger von diesen Rohstoffen, die oftmals aber nur in den schwächsten Volkswirtschaften vorkommen.

Wozu dies alles führen kann, zeigt Veit Etzold in seinem „Todesdeal“: Staaten (hier: Deutschland, Russland und die VR China) rufen streng geheime Programme und Einsätze ins Leben, um sich möglichst viel von den extrem knappen Ressourcen zu sichern. Dabei wird hemmungslos paktiert, getäuscht und betrogen. Man bedient sich der Schreckensherrschaft brutaler Warlords mit ihren Armeen aus Kindersoldaten und feuert die politische Instabilität in den Abbauländern weiter an. Alles im Dienst der eigenen Wirtschaftskraft.

So wird Martin Fischer ungewollt zum Spielball internationaler Interessen und muss dabei immer wieder um sein Leben fürchten. Schon der Prolog gibt einen sehr genauen Vorgeschmack auf das, was Martin und den Leser erwartet. Die Spannung erzeugt Veit Etzolt auf den knapp 500 Seiten aber nicht durch eine ständige Bedrohung des Lebens seines Protagonisten, sondern viel mehr durch das immer tiefer führende Eintauchen in die internationalen Verstrickungen, die sich dem Leser und Martin nur nach und nach eröffnen. Wenn man denkt, noch schlimmer könne es doch gar nicht kommen, darf man sicher sein: Es kann noch schlimmer kommen!

Dass man für eine solch komplexe Geschichte nicht mit einer Handvoll Charaktere auskommt, ist klar. Zu Beginn hatte ich daher auch meine Schwierigkeiten, mich im Dschungel der Charaktere zu Recht zu finden. Dabei hat mir aber das vorangestellte Personenregister ungemein geholfen. Während am Anfang, nach dem Prolog, gerade durch die vielen internationalen Szenenwechsel ein sehr hohes Tempo bei noch vergleichsweise geringer Spannung herrscht, steigt die Spannung im Verlauf der Geschichte stark an, während sich die Story immer mehr auf die Region um Goma / Kongo konzentriert.

Der Schreibstil Etzolds ist sehr flüssig und kurzweilig zu lesen. Es ist sehr interessant, mit wie vielen politischen, geschichtlichen und ökonomischen Fakten Veit Etzold den Leser durch seine Charaktere versorgt. Dazu kommen (Lebens-)Weisheiten und Sprichworte seiner internationalen Protagonisten (z.B. S. 292: „Man kann zwei Blätter Papier zusammenkleben, (…) Und sie dann wieder auseinanderreißen. Doch egal, wie vorsichtig man sie auseinanderreißt, ein Stück von einem Blatt bleibt immer am anderen hängen. Und umgekehrt.“). Ein kleines Bisschen haben mich dabei nur die zahlreichen Wiederholungen solcher Hintergrundinformationen oder Weisheiten gestört, die sich teilweise innerhalb weniger Seiten ergeben haben.

FAZIT:
Spannend und zutiefst erschreckend. Auch wenn „Todesdeal“ ein fiktionaler Politthriller ist, fragt man sich als Leser, wie viel Wahres an den vielschichtig beängstigenden Zuständen wohl dran ist.

Veröffentlicht am 19.09.2023

Ein sehr atmosphärischer Skandinavien-Krimi mit großem Fokus auf die Ermittler

Tief im Schatten
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„Rund um das Grundstück lauern die Schatten. Die dunklen Bäume verschmelzen mit dem Hintergrund. Die Stille ist auf einmal feinselig und aufdringlich.“ (S. 294)

Meine Meinung:
Ein klassischer, ja fast ...

„Rund um das Grundstück lauern die Schatten. Die dunklen Bäume verschmelzen mit dem Hintergrund. Die Stille ist auf einmal feinselig und aufdringlich.“ (S. 294)

Meine Meinung:
Ein klassischer, ja fast schon unspektakulärer Start: im tief verschneiten schwedischen Grenzgebiet zu Norwegen wird die übel zugerichtete Leiche des ehemaligen regionalen Ski-Stars aufgefunden. Nachdem dem Team um Polizeikommissarin Hanna Ahlander noch der letzte Fall in den Knochen steckt, zeichnen sich die nächsten mühsamen und komplizierten Ermittlungen ab…
Während der eigentliche „Hauptfall“ über weite Teile ein wenig blass bleibt, sorgt ein zweiter, einige Jahre in der Vergangenheit verdatete Handlungsstrang für mehr Neugier und Spannung. Hier präsentieren sich tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele und Interna aus der sektenartigen freikirchlichen Gemeinde „Licht des Lebens“. Ein Drama nimmt seinen Lauf, bei dem man schon von Beginn an sicher fühlt, dass das kein gutes Ende nehmen kann. Dieser Storyteil hat mich dann auch sehr an „Apfelmädchen“ von Tina N. Martin erinnert.
Sehr erstaunt hat mich allerdings, dass die beiden Handlungsstränge dann doch recht früh zueinander gefunden haben und miteinander verwoben wurden. Auch dieser Kniff hat wieder für ein Erstarken der Neugier bei mir gesorgt, während sich die parallelen Ermittlungen zum Mordfall doch als sehr schleppend erweisen.
Überhaupt behandelt Viveca Sten „ihren“ Kriminalfall ein wenig stiefmütterlich. Dafür nehmen die privaten Probleme und Sorgen der Ermittler umso breiteren Raum ein: Hanna, die auf einen Neuanfang hofft und familiäre Probleme mit sich herumschleppt, Daniel, der zwischen Familie und Job keine richtige Ballance zu finden scheint und Anton, der seine Homosexualität nicht öffentlich machen will und zu allem Übel auch noch eine folgenschwere Beziehung einzugehen scheint. Viel Raum, für das „Drumherum“ also, weniger für einen fesselnden Fall.
So hat mich an diesem Buch auch viel mehr das Drama um eine junge Frau gefesselt als der eigentliche Fall, der es über das ganze Buch hinweg nicht schafft, erzählungs- und spannungstechnisch in den Vordergrund zu rücken. Dementsprechend habe ich dann am Schluss die so halbwegs überraschende Auflösung des Falls eher mit einem „aha, ok, nun weiß ich Bescheid“ hingenommen, anstatt dass sich ein „wow, so war das also!“-Gefühl eingestellt hätte. Das war schon ein bisschen schade…
Dank des „Dramas“ hatte ich dann aber doch spannende Lesestunden. Insgesamt für mich (knappe!) vier Sterne!

FAZIT:
Mehr Drama als Krimi und Protagonisten, deren Privatprobleme breiten Raum einnehmen. Dennoch eine solide Leseunterhaltung.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2023

YA-Romantasy mit toller Grundstory, aber enttäuschenden Charakteren

Stealing Infinity
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“Das hier ist ein Ort, an dem Träume wahr werden können, solange du bereit bist, dich von deinem alten Selbstbild zu lösen, und offen bleibst für das, was du sein kannst“ (S. 325)

Meine Meinung:
Von der ...

“Das hier ist ein Ort, an dem Träume wahr werden können, solange du bereit bist, dich von deinem alten Selbstbild zu lösen, und offen bleibst für das, was du sein kannst“ (S. 325)

Meine Meinung:
Von der Musterschülerin zur problembehafteten Außenseiterin. Die 17jährige Natascha erfährt einen drastischen Absturz, bis hin zu dem Moment, da sie eines Diebstahls bezichtigt wird. Doch dann – ganz unten angekommen – bietet ihr ein mysteriöser Unbekannter plötzlich einen Platz an einem Privatinternat an. Plötzlich findet sich Natascha in einem düsteren Hightech-Bau auf einer sturmumtosten Insel, umgeben von Luxus und Überfluss wieder…

Der Start in die Geschichte ist spannend und hat mich wahnsinnig schnell in seinen Bann gezogen. Fragen über Fragen ploppten im ersten Drittel auf und ich war wahnsinnig gespannt, welche Geheimnisse es hier zu erkunden gibt. Ein wirklich vielversprechender Start!

Leider hat meine Begeisterung im Laufe dieses Buches dann spürbar abgenommen. Statt Antworten gibt es immer mehr Fragen, und der Romantasy-Part verdrängte zusehends die spannenden Lesemomente. Auch war mir Protagonistin Natascha zu Beginn noch durchaus sympathisch, verspielte dies dann aber immer mehr und entpuppte sich mit ihrem Fimmel für Designerklamotten und Schmuck – trotz all ihres Wissens um Geschichte und Kunst – als doch sehr oberflächlich und dazu noch ganz schön naiv. Wenn sie dann endlich mal auf der richtigen Spur war, ließ sie sich Sekunden später nur allzu gerne wieder von den „wunderschönen Augen“ oder „süßen Lippen“ von Love-Interest Braxton bereitwillig ablenken. Eine straighte und selbstbewusste Protagonistin sieht leider anders aus. Dazu kommt noch, dass dieser Roman mit nur einer Handvoll Charaktere auskommt (absolute Randfiguren ausgenommen) und es Alyson Noël trotzdem nicht gelingt, mir diese irgendwie näher zu bringen. Manche sind einfach viel zu stereotyp (wie Braxton, als klassischer Beau mit Geheimnissen), andere bleiben einfach nur blass und unnahbar. So richtig gemocht habe ich am Ende des Buches keinen der Charaktere. Schade! Wenigstens gibt es aber zwei bis drei Figuren, die (noch) das Potenzial haben, im Folgeband „groß rauszukommen“ (worauf ich einfach hoffe).

Die Story selbst bietet eine echt coole und sehr vielversprechende Grundidee, gespickt mit einigen innovativen Fähigkeiten (anderes ist abgespickt) und einem schönen Background mit vielen tatsächlich existierenden Kunstwerken. Aber es hat den Anschein, dass über dieses spannende Konstrukt einfach mit aller Macht eine 0815-Romantasy-Storyline drübergebügelt worden ist. Auch hier wieder: Schade!
Auch wenn vieles im Verlauf der Story sehr vorhersehbar war, hat es die Autorin doch wenigstens geschafft, mich an ein bis zwei Stellen zu überraschen: Immerhin!
Am Ende wirkt das Buch, als sei es mittendrin abgebrochen worden. Einen wirklichen Cliffhanger sucht man leider vergebens, aber dennoch bin ich nun gespannt, wie die Geschichte ausgehen wird und ob ich mit meinen ganzen Vermutungen Recht behalten werde (was ich befürchte).

Alles in allem gibt es von mir 3,5 Sterne, die ich mit viel Vorschusslorbeeren für den Folgeband auf vier aufrunde. Immerhin hat die Geschichte das Potenzial, in Band zwei noch richtig spannend zu werden und ich gebe die Hoffnung einfach nicht auf, dass mich manche Charaktere doch noch überraschen werden. Let´s see!

FAZIT:
Ein vielversprechender Start mit einigen Schwächen – der Folgeband hat Potenzial, wird sich aber steigern müssen!

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Im Netz der Witwe – ein ausgeklügelter Spionage-Thriller mit etwas schleppendem Beginn

EAST. Welt ohne Seele
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„Er war gezwungen, sich selbst zu zerstören. Stück für Stück, Gedanke um Gedanke, Schmerz um Schmerz. Erst wenn er unterwegs alles verloren hatte, würde er nackt dastehen und wissen, wohin er gekommen ...

„Er war gezwungen, sich selbst zu zerstören. Stück für Stück, Gedanke um Gedanke, Schmerz um Schmerz. Erst wenn er unterwegs alles verloren hatte, würde er nackt dastehen und wissen, wohin er gekommen war.“ (S. 72)

Meine Meinung:
Der dänische Bestseller-Autor Jens Henrik Jensen dürfte sicherlich Vielen schon durch seine OXEN-Reihe bekannt sein. Mit „EAST“ wurde nun sein Debutroman aus dem Jahre 1997 erstmals auf Deutsch veröffentlicht.
Ein russischer Major und seine Frau werden durch ein Bombenattentat in Moskau getötet, während zeitgleich ein unbekannter Mann am helllichten Tag in einer Bar erschossen wird. Auch wenn es der CIA-Führungsebene nicht gefällt, ist der Alkoholiker und ausgemusterte Agent Jan Jordi Kazanski augenscheinlich der beste Mann, um die Hintergründe dieser Taten aufzudecken. Und so entsendet man ihn auf eine tödliche Mission nach Krakau…
Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn so meine Schwierigkeiten mit diesem Buch hatte, ebenso wie mit seinem Protagonisten Kazanski. Über die ersten zwei Drittel des Buches bin ich mit ihm überhaupt nicht warm geworden. Er war mir überhaupt nicht sympathisch, seine Entscheidungen oftmals wenig nachvollziehbar und seine – warum auch immer – anscheinend magnetische Wirkung auf Frauen ein Rätsel.
Auch die Geschichte hat mich zunächst wenig gefesselt, dafür mehr verwirrt. Regelrecht verworren ging es stellenweise zu, wenn man als Leser genauso den Anschluss von Szene zu Szene verliert wie der sturzbetrunkene Protagonist selbst. Das mag vielleicht bewusstes Stilmittel sein, mir hat es aber nicht gefallen. Über weite Strecken des Buches bleibt der Plot rätselhaft und irritierend. Auch wenn regelmäßige Anschläge für gewisse Spannungsspitzen gesorgt haben, habe ich doch den intensiven „Thrill“ vermisst, den ein Top-Thriller ausmacht.
Erst im letzten Drittel hat sich das Blatt gewendet, Puzzlestückchen setzten sich – quälend langsam – zusammen und ich bekam mehr Nähe zu den Protagonisten. Dafür ist es Jens Henrik Jensen gelungen, für mehr als eine faustdicke Überraschung zu sorgen. So fügt sich am Ende vieles, aber nicht alles, zusammen und es verbleibt der Eindruck, eine intelligent erdachte Geschichte gelesen zu haben, die doch noch einiges an Luft nach oben besitzt. So merkt man diesem Buch an, dass es ein Erstlingswerk ist, und dass der Autor inzwischen durchaus gereift ist.
Was mir allerdings gut gefallen hat, ist die Einbettung realer Fakten aus der Welt der Spionage (wie der Querverweis auf die beiden Doppelagenten Aldrich Ames und Harold J. Nicholson) sowie eine interessante wie beängstigende „Theorie“ aus der Wissenschaft.
Insgesamt vergebe ich schwache drei-vier Sterne.

FAZIT:
Eine intelligente Story, streckenweise verwirrend erzählt und mit eher unnahbaren Charakteren.

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