Profilbild von Caillean

Caillean

Lesejury Star
offline

Caillean ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Caillean über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2023

Man sieht nur, was man sehen will

Die Suche
0

Jane Harper hat mit „Die Suche“ einen weiteren Krimi um den Ermittler Aaron Falk vorgelegt. Und wie immer spielt sie die Karten perfekt... Vorfälle aus der Vergangenheit, deren Auswirkungen bis in die ...

Jane Harper hat mit „Die Suche“ einen weiteren Krimi um den Ermittler Aaron Falk vorgelegt. Und wie immer spielt sie die Karten perfekt... Vorfälle aus der Vergangenheit, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart spürbar sind, feine Spannungen zwischen den handelnden Personen, bei denen man bald schon nicht mehr weiß wessen Aussagen man trauen kann - das sind die Spezialitäten der Autorin und das hat sie auch in diesem Buch wieder meisterhaft zu einer spannenden Spurensuche verwoben.

Alles beginnt mit einer Familienfeier - Aaron ist bei Freunden zur Taufe ihres jüngsten Sohnes eingeladen. Doch überschattet wird das Wochenende von einem Vermisstenfall, der vor genau einem Jahr auf einem Jahrmarkt begann und seitdem die Bevölkerung des kleinen Städtchens nicht losgelassen hat. Eine junge Mutter verschwand spurlos, ihr 6 Wochen altes Baby fand man Stunden später in seinem Kinderwagen auf dem Fest. Wollte sie sichergehen, dass das Kind gefunden wird, bevor sie sich abgesetzt hat? Fiel sie einem Verbrechen zum Opfer? Beging sie Selbstmord im nahegelegenen Stausee?

Auch Aaron lässt dieser Fall nicht los und im Gespräch mit seinen Freunden und deren Familien setzt sich langsam ein Bild zusammen... doch im Zusammenhang damit kommen noch weitere mysteriöse Vorkommnisse aus der Vergangenheit ans Licht. Zum Beispiel zwei tragische tödliche Unfälle, die Jahre zurückliegen und immer noch Fragen aufwerfen. Hängt doch alles miteinander zusammen? Oder sind hier einfach nur merkwürdige Zufälle zustande gekommen?

Wie immer bei Jane Harpers Krimis kann man es sich als Leser nicht leisten, unaufmerksam zu sein oder Seiten nur flüchtig zu lesen. Denn in den vielen zwischenmenschlichen Interaktionen, die Harper beschreibt, tauchen immer wieder kleine Hinweise auf - natürlich auch falsche Fährten - die am Ende ein großes Ganzes ergeben werden. In ihren Büchern muss auf Zwischentöne geachtet werden.

Deshalb würde ich auch dieses Buch nicht für Leser empfehlen, die sich nur zurücklehnen und berieseln lassen wollen. Ja, es ist Unterhaltungsliteratur, aber es ist auch ein Netz aus Intrigen, Lügen und Täuschungen, bei dem man aufmerksam bleiben muss um den Faden nicht zu verlieren.

Ein so geschriebener Krimi ist vielleicht keine so leichte Kost, aber da ich Aaron Falk schon seit geraumer Zeit begleite und bereits einige Fälle mit ihm gelöst habe, weiß ich, worauf ich mich einlasse. Und auch diesmal haben mich die Figuren wieder so beeindruckt, dass ich selbst nach dem Zuklappen des Buches - als ich bereits das nächste angefangen hatte - mit einem leisen Bedauern daran gedacht habe, dass ich eigentlich gern noch etwas mehr Zeit mit Aaron und seinen Leuten verbracht hätte. Und was kann ein Autor mehr erreichen, als dass einem ein Buch auch nach dem Lesen noch nachhängt?

Ich bin bekennender Fan von Aaron Falk und von Jane Harpers Art, spannende Geschichten zu entwerfen. Sie hat mich auch dieses Mal wieder eingefangen und freue mich schon darauf, wenn Aaron das nächste Mal in einen Fall stolpert...

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2023

Schade, dass diese wunderbare Reihe nun zu Ende ist!

Wunderzeit
0

Schon mit den drei Vorgänger-Bänden hat mich Corina Bomann begeistert und dieser 4. Band ist ein gelungener Abschluss der Waldfriede-Reihe!

Aufgebaut auf der realen Chronik des Krankenhauses, welche ...

Schon mit den drei Vorgänger-Bänden hat mich Corina Bomann begeistert und dieser 4. Band ist ein gelungener Abschluss der Waldfriede-Reihe!

Aufgebaut auf der realen Chronik des Krankenhauses, welche von einer der Schwestern überliefert ist, strickt die Autorin hier einen tollen Mix aus Fiktion und wahrem Hintergrund. Im Nachwort erklärt Corina Bomann in jedem Band, welche Handlungsstränge und Begebenheiten wahr sind und für welche sie ihre künstlerische Freiheit eingesetzt hat. Was mich in allen 4 Bänden fasziniert hat: meist waren es die unglaublichen Geschichten, die tatsächlich so passiert sind und ich habe beim Lesen des Nachworts oft gestaunt. Denn es bewahrheitet sich das Sprichwort: die besten Geschichten schreibt das Leben.

Nun, nicht immer die besten, aber auf jeden Fall die krassesten. In diesem Abschlussband ist es ein Mordfall, der unglaublich scheint und bei dem man zunächst denkt, dass dies bestimmt der Spannung wegen eingefügt wurde. Nur um im Nachwort zu lesen, dass zu dieser Zeit tatsächlich eine Lernschwester des Waldfriede unter ganz ähnlichen Umständen einem Mord zum Opfer gefallen ist!

Auch in diesem Roman habe ich daher bewundert, wie die Autorin es schafft Realität und Fiktion so zu verbinden, dass man das eine vom anderen nicht unterscheiden kann. Und es dazu noch so spannend zu verpacken, dass man förmlich durch die Seiten fliegt und den Roman in kürzester Zeit verschlingt.

In diesem letzen Band begleitet man die fiktive Figur Christina, ein Flüchtlingskind aus Ostpreußen, das nach einer Odyssee im Krankenhaus Waldfriede strandet und später als Lernschwester hauptsächlich auf der Entbindungsstation des Krankenhauses eingesetzt ist. Man erfährt ihre traumatische Geschichte, die sie noch lange in ihrem Leben beeinträchtigt, aber man begleitet sie auch durch glückliche Stunden, feiert kleine und große Erfolge und ist dabei, wenn sie ihre große Liebe kennenlernt.

Die Figuren bei Corina Boman sind immer sehr nahbar, man hat das Gefühl, es könnten Freundinnen sein. Und auch Schwester Hanna, die Chronistin des Waldfriede und somit eine halb-fiktionale Figur in dieser Reihe, wächst einem unheimlich ans Herz. Dass sie in allen 4 Bänden dabei ist und man ihr Leben von ihrer Jugend bis zu ihrem Ruhestand mitverfolgen kann, rundet die Geschichte ab und gibt ihr einen roten Faden. Gleiches gilt auch für Dr. Conradi, den Leiter des Waldfriede. Sein Weg von der Gründung des Krankenhauses bis ins Alter wird ebenfalls nachgezeichnet - wobei viele Begebenheiten und Eckpunkte aus seinem Leben belegt sind und von der Autorin genau so verwendet wurden.

Und so ist die Reihe „Die Schwestern vom Waldfriede“ viel mehr als nur nette Frauenunterhaltung rund um Ärzt*innen, Krankenschwestern und Pfleger. Sie ist außerordentlich gut recherchiert und vermittelt ein Bild vom Krankenhausbetrieb in den wohl bewegtesten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Bücher setzen dem Haus und ihren vielen fleißigen Bediensteten ein Denkmal, wobei einige auch namentlich genannt werden oder Figuren ihren realen Vorbildern nachempfunden wurden. Für mich eine der besten unterhaltenden historischen Reihen, die ich in den letzten Jahren lesen durfte! Ich hoffe sehr, dass Corina Bomann auch weiterhin so wunderbare Romane schreibt - ich bin auf jeden Fall wieder mit dabei!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2023

Der krönende Abschluss einer tollen Reihe!

Die Totenärztin: Schattenwalzer
0

Der krönende Abschluss! Mit Schattenwalzer endet eine der besten historischen Krimireihen der letzten Jahre im deutschsprachigen Raum. Und ich bin traurig...😢

Atmosphärisch das Setting, galant der Erzählstil ...

Der krönende Abschluss! Mit Schattenwalzer endet eine der besten historischen Krimireihen der letzten Jahre im deutschsprachigen Raum. Und ich bin traurig...😢

Atmosphärisch das Setting, galant der Erzählstil - und sympathische Figuren runden die Romane ab. Ich werde Fanny und ihre Freunde schrecklich vermissen und hoffe sehr, dass Rene Anour schon neue Ideen für frische Bücher im Kopf hat!

Vermissen werde ich definitiv auch die Stimme von Catharina Ballan , die Fannys Abenteuer so wunderbar charmant und mit diesem bezaubernden Wiener Einschlag in der Stimme erzählt hat! Ich habe jedes einzelne der Hörbücher genossen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2023

Wunderbare Unterhaltung!

Die Stewardessen. Eine neue Freiheit
0

So wunderbare Unterhaltung! Ich hatte ein wenig Bedenken, dass mir die Geschichte von Margot, die in den 1950er Jahren eine der ersten Stewardessen der neu gegründeten Lufthansa wird, etwas zu seicht sein ...

So wunderbare Unterhaltung! Ich hatte ein wenig Bedenken, dass mir die Geschichte von Margot, die in den 1950er Jahren eine der ersten Stewardessen der neu gegründeten Lufthansa wird, etwas zu seicht sein könnte.

Aber Margot ist eine Figur mit einer so frischen und schlagfertigen Art, dass sie den kompletten Roman trägt. Dazu kommt, dass die Autorin offenbar wirklich akribisch über die Anfänge der Lufthansa nach dem 2. Weltkrieg recherchiert und ihre "Fundstücke" sehr passend im Roman eingeflochten hat. Man kann einfach völlig abtauchen in diese Zeit und bekommt einen Eindruck vom beginnenden Wirtschaftswunder und dem Hunger nach Leben, den die Generation der Kriegskinder hatte. Außerdem lernt man viel über das damalige Ausbildungssystem im Flugverkehr und wie festgefahren damals (leider) die Rollenbilder noch waren.

Ich habe diesen Roman unheimlich genossen und bin sehr froh, dass die Fortsetzung schon erschienen ist, so dass ich bald lesen kann, wie es mit Margot und ihren Freunden weitergeht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.07.2023

Berührend!

Ein neuer Morgen für Samuel
0

Das Buch, das mich durch die diesjährige Leipziger Buchmesse begleitet hat, war EinNeuerMorgenFürSamuel . Ich hatte es von einer Bekannten geschenkt bekommen und wusste nicht, was mich erwartet. Aber der ...

Das Buch, das mich durch die diesjährige Leipziger Buchmesse begleitet hat, war EinNeuerMorgenFürSamuel . Ich hatte es von einer Bekannten geschenkt bekommen und wusste nicht, was mich erwartet. Aber der Roman ist so kraftvoll und packt ein so schwieriges Thema an, dass ich völlig darin versunken bin.

Als ein junges Paar aus Paris 1944 nach Auschwitz deportiert wird, legt die junge Mutter ihr Baby kurz vor Abfahrt des Zuges einem verdutzten Bahnmitarbeiter in die Hände. Der Mann kümmert sich mit seiner Frau um das Kind, muss selbst mit der plötzlich gewachsenen Familie fliehen und schafft es nach Amerika. Dort ziehen sie das Kind wie ihr eigenes auf - in dem traurigen Wissen, dass kaum jemand Auschwitz lebend verlässt. Doch nach 9 Jahren steht plötzlich die Polizei vor der Tür - und will das Kind an seine leiblichen Eltern übergeben.

Der Roman thematisiert nicht nur, wie man plötzlich für ein fremdes Leben verantwortlich ist, sondern auch, wie eine eigentlich juristisch korrekte Entscheidung zu einem moralischen Dilemma führt.

Nicht immer leicht zu lesen und zu verdauen, aber eine sehr spannende (und traurige) Geschichte, die tatsächlich genau so passiert sein könnte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere