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Veröffentlicht am 16.11.2023

Elbstürme - Eine Familiengeschichte, die es in sich hat

Elbstürme
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Lily fühlt sich von Jo verraten und heiratet auf Drängen der Familie Henry und verlässt mit diesem Hamburg und lebt für drei Jahre in Liverpool, wo auch ihre und Jos Tochter Hanna zur Welt kommt. Das Leben ...

Lily fühlt sich von Jo verraten und heiratet auf Drängen der Familie Henry und verlässt mit diesem Hamburg und lebt für drei Jahre in Liverpool, wo auch ihre und Jos Tochter Hanna zur Welt kommt. Das Leben mit Henry ist geprägt von häuslicher Gewalt. Die Erkrankung ihres Vaters eröffnet ihnen die Möglichkeit nach Hamburg zurückzukehren Diese Rückkehr erweist sich jedoch nicht als Befreiung, da Henry ihr den Umgang mit ihren alten Freundinnen aus der Frauenbewegung fast vollständig verweigert. Sie lebt in einem goldenen Käfig, wo alle ihre Schritte überwacht werden.
Jo Bolten verkraftet die Trennung von Lily schlecht und sucht Vergessen im Alkohol. Gleichzeitig setzt er sich für die Rechte der Hafenarbeiter ein. Für alle seine Verluste macht er den Werftbesitzer Oolkert, seinen Arbeitgeber, verantwortlich und versucht nun, diesem zu schaden, indem er sich in den Opiumhandel einmischt.
Bei einer gemeinsamen Bekannten treffen Lily und Jo wieder aufeinander und merken, dass ihre Gefühle füreinander nicht erloschen sind Es bleibt abzuwarten, ob es für Lily und Jo ein happy End geben wird oder ob Henry Hanna als Druckmittel einsetzt, um seinen Willen zu bekommen.
Miriam Georg hat mit Elbstürme eine tolle Fortsetzung geschrieben, die bis zum Ende spannend bleibt und den Leser wieder in das Hamburg um 1890 eintauchen lässt. Die Geschichte geht unter die Haut. Der Autorin gelingt es trefflich, Bilder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, sei es bei den gewerkschaftlichen Reden in den Kneipen oder beim Protest der Frauenbewegung. Es handelt sich um ein gut recherchiertes Buch, das zeigt, welche Opfer gebracht wurden, um den Frauen zu mehr Rechten zu verhelfen
Elbstürme ist eine facettenreiche Familiengeschichte, deren Ende nicht jedem gefallen dürfte. Ich denke aber, dass es in die Zeit passt, in der nicht sein kann, was nicht sein darf,
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Die Handlungen der Charaktere sind glaubhaft und nachvollziehbar.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2023

Das "feine" Hamburg um 1886

Elbleuchten
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Miriam Georg lässt uns teilhaben am Leben in Hamburg des Jahres 1886. Wir begleiten Lily Karsten, verwöhnte Reedereitochter, und Jo Bolten, Hafenarbeiter, die sich durch einen tragischen Zufall begegnen ...

Miriam Georg lässt uns teilhaben am Leben in Hamburg des Jahres 1886. Wir begleiten Lily Karsten, verwöhnte Reedereitochter, und Jo Bolten, Hafenarbeiter, die sich durch einen tragischen Zufall begegnen und ineinander verlieben. Hier ziehen sich Gegensätze an.
Die Autorin schildert facettenreich das Leben der unterschiedlichen Schichten und wir blicken mit ihr hinter die Fassaden der Reichen und erleben mit, wie Geld den Charakter verdirbt und dass man, wenn man nicht dem damals gängigen Bild entspricht, ausgegrenzt und diffamiert wird. Korruption und Ausbeutung gehören für diese Menschen einfach dazu.
Noch eindringlicher sind ihre Schilderungen der Armen. Beim Lesen hat man das Gefühl, mit Jo Bolten durch die Kneipen und engen Gassen der Gängeviertel zu gehen und den modrigen Geruch in der Nase zu haben. Hier regiert das Recht des Stärkern und Krankheit und Tod sind allgegenwärtig.
Durch Jo Bolten lernt Lily Karsten eine ganz andere Seite ihrer Heimatstadt kennen und fängt an, ihr bisherigen Leben in Frage zu stellen. Durch eine Freundin lernt sie gleichgesinnte Frauen kennen und beginnt sich von ihrer Familie zu distanzieren und zu emanzipieren. Es bleibt abzuwarten, wohin die Reise geht.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet, so dass ihre Handlungen glaubwürdig sind. Bei Lily Karsten bin ich etwas zwiegespalten, kann mir nicht vorstellen, dass eine junge Frau aus gutem Hause zu dieser Zeit so viel Freiraum hat und letztendlich alles hinter sich lässt. Der Autorin gelingt es, die Spannung über das gesamte Buch aufrecht zu erhalten. Ich werde mir gleichen den zweiten Teil kaufen.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Leben mit der Luftbrücke

Die Kinder der Luftbrücke
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Juliana Weinberg versetzt uns in das Berlin des Jahres 1948 und lässt uns teilhaben am Leben der Familie Thalfang. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buchcover ist hervorragend ...

Juliana Weinberg versetzt uns in das Berlin des Jahres 1948 und lässt uns teilhaben am Leben der Familie Thalfang. Ihr Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Das Buchcover ist hervorragend gewählt, ein richtiger Eyecatcher, und hat dazu geführt, dass ich mir das Buch näher angesehen habe. Die Geschichte hat mich völlig in ihren Bann gezogen, so dass es mir schwerfiel, das Buch aus der Hand zu legen.
Sehr eindringlich schildert die Autorin das Leben in Berlin nach Ende des zweiten Weltkrieges; die beengte Wohnsituation, das Anstehen nach Lebensmitteln – zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel -, keine Arbeit und mittendrin die Schwächsten, nämlich die Kinder. Als die Protagonistin endlich Arbeit findet und sich in einen Piloten der US Air Force verliebt, wird ihr dieses Glück nicht gegönnt. Die unverheirateten Kolleginnen glauben, dass ihr, der verheirateten Frau, deren Mann seit fünf Jahren als vermisst gemeldet ist, dies nicht zusteht. Eifersucht, Neid und Missgunst werden hier sehr plastisch beschrieben. Hier gelingt es der Autorin sehr gut, die unterschiedlichen Charaktere glaubwürdig zu beschreiben.
Aber auch ihre Tochter kann sich mit dem neuen Mann an ihrer Seite nicht abfinden und hofft auf die Rückkehr des Vaters. Gerade dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt. Als der Familie weitere Probleme drohen und sie ihre vom Krieg traumatisierten Kinder nicht weiter belasten will, trennt sie sich von ihrem Freund.
Den einzigen Schwachpunkt des Buches sehe ich in der Auflösung des Schicksals des vermissten Ehemannes. Hier wollte die Autorin wohl noch unbedingt etwas zu schreiben. Dies hätte sie meines Erachtens aber auch lassen können oder aber etwas Spektakuläres. Was wir jetzt zu lesen bekommen ist einfach überflüssig, schließlich sind nach dem Krieg nicht alle Schicksale aufgeklärt worden.

Veröffentlicht am 18.03.2023

Fenna macht das schon

Das Gold der Küste
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Die Geschichte einer starken und selbstbewussten jungen Frau
Isabel Voss gelingt es hervorragend, mich in das Nordfriesland des 14. Jahrhunderts mitzunehmen. Durch ihren flüssigen Schreibstil bin ich ohne ...

Die Geschichte einer starken und selbstbewussten jungen Frau
Isabel Voss gelingt es hervorragend, mich in das Nordfriesland des 14. Jahrhunderts mitzunehmen. Durch ihren flüssigen Schreibstil bin ich ohne Schwierigkeiten in die Geschichte eingetaucht und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Die Geschichte der beiden Hauptfiguren erinnert ein wenig an Romeo und Julia, die ja auch aus zwei verfeindeten Familien stammen und deren Liebe nicht erwünscht ist.
Fenna muss schon als Kind den Tod ihrer Mutter verkraften und wird von ihrem Vater zu einer starken jungen Frau erzogen, die sehr genau weiß was sie will, nämlich Jorik heiraten, den Sohn des Widersachers ihres Vaters. Auch Jorik hat es nicht leicht, fühlt er sich doch einerseits zu Fenna hingezogen und andererseits als Beschützer seiner Schwestern, die dem Unmut es Vaters ausgesetzt sind. Er sitzt also "zwischen den Stühlen."
Als nach einem erneuten Schicksalsschlag Fenna das Amt des Redjeven zufällt, lässt Joriks Vater,. Ove Barwegen, nichts unversucht, die Macht in Rungholt an sich zu reißen. Dies gelingt jedoch nicht auf Anhieb. Erst bei der nächsten Wahl hat er die nötigen Stimmen durch Bestechung und Erpressung zusammen. Fenna hat sich Feinde gemacht, als sie sich entschied, die Salzwiesen nicht mehr zur Salzgewinnung zu nutzen. Salz, das Rungholt reich gemacht hat und das Ove Barwegen braucht, um "im Geschäft" zu bleiben. Auch Jorik kann Fenna Verhalten nicht verstehen und es kommt zum Streit. Fenna folgt ihrem Gewissen und bleibt standhaft, auch wenn das bedeutet, ihre große Liebe zu verlieren.
Ove Barwegen hat leider weder geschäftlich noch politisch ein glückliches Händchen, so dass Rungholt in eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem Grafen von Schleswig verwickelt wird. In letzter Sekunde kann durch das beherzte Eingreifen von Fenna das Schlimmste verhindert werden.
Doch dann zieht ein schwerer Sturm auf. Jetzt muss sich zeigen, ob die Maßnahmen, die Fenna ergriffen hat, ausreichend sind.und ob sie noch einmal die Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch mit Jorik hat.
Mir hat der Roman gut gefallen. Er war vom Anfang bis zum Ende spannend. Mir war nicht bekannt, dass im 14. Jahrhundert in Nordfriesland Salz abgebaut wurde, der alte, nordische Glaube noch so verbreitet war und dass dort die Frauen den Männern gleichgestellt waren.

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Veröffentlicht am 19.06.2025

In Plyn wird es nicht langweilig

Die Frauen von Cornwall
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Daphne du Maurier nimmt uns in ihrem literarischen Debüt “Die Frauen von Cornwall” mit nach Plyn und lässt uns über vier Generationen teilhaben am Leben der Familie Coombe. So beginnt eine Familiensaga, ...

Daphne du Maurier nimmt uns in ihrem literarischen Debüt “Die Frauen von Cornwall” mit nach Plyn und lässt uns über vier Generationen teilhaben am Leben der Familie Coombe. So beginnt eine Familiensaga, die im Jahre 1830 startet und im Jahre 1930 endet.

Der für die deutsche Übersetzung gewählte Titel ist etwas irreführend, sind doch nur in den Teilen eins und vier die Protagonisten weiblich. Da hätte für den englischen Originaltitel “The Loving Spirit” eine passendere Übersetzung gefunden werden können.

Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig und einzelne Dialoge wirken hölzern. Dies liegt aber sicher daran, dass die Autorin den Roman in den Jahren 1929/1930 verfasst und sich die Übersetzerin genau an das Original gehalten hat.

Nicht alle Handlungen der Protagonisten sind für mich nachvollziehbar, was aber auch der Zeit geschuldet sein mag.

Die Geschichte beginnt mit Janet Coombe, die als wild beschrieben wird und ihre Wünsche und Träume nicht ausleben kann, besonders den Wunsch zur See zu fahren. Heute würde man sie wohl als freiheitsliebend und selbstbewusst beschreiben. Sie passt sich der damaligen Zeit an und beugt sich den Konventionen. Ein ganz besonderes Verhältnis hat sie zu ihrem Sohn Joseph, ihrem Liebling, das fast als krankhaft bezeichnet werden kann und weit über eine Mutter-Sohn-Beziehung hinausgeht.

Ihr Sohn Philip, dem dieses besondere Verhältnis nicht gefällt und sich zurückgesetzt fühlt, wird in der Folgezeit zur Belastung für die Familie.

Im zweiten Abschnitt wird das Leben von Joseph geschildert, der als Kapitän zur See fährt und ebenfalls als wild beschrieben wird. Er heiratet zweimal, findet aber in beiden Ehen keine Erfüllung. Eigentlich liebt er nur seine Mutter Janet und das Meer. Bei seiner zweiten Eheschließung kommt es seinem Bruder Philip in die Quere und schafft sich einen Feind fürs Leben.

Auch er erwählt eines seiner Kinder, nämlich Christopher, zu seinem Liebling und ist bitter enttäuscht, dass dieser seine Liebe zur See fahrt nicht teilt.

Christopher lässt die Seefahrt Seefahrt sein und lässt sich in London nieder, heiratet und wird Vater von drei Kindern. Er hat einen schwachen Charakter und ist leicht zu beeinflussen, was sich sein Onkel Philip zunutze macht. Eine Fehlentscheidung führt dazu, dass er nach seiner Rückkehr nach Plyn zwar in gutem Glauben handelt, aber trotzdem für den Ruin der Schiffswerft seiner Familie mitverantwortlich ist. Auch er hat ein Lieblingskind, nämlich seine Tochter Jennifer.

Jennifer geht mit ihrer Mutter nach dem Tod ihres Vaters nach London zurück und lebt im Haus ihrer Großmutter, die eine Pension betreibt. Den dort herrschenden Regeln beugt sie sich widerwillig, begehrt später gegen die Mutter auf, sucht sich eine Anstellung und geht schlussendlich nach Plyn zurück. Dort trifft sie auf ihren Großonkel Philip und versucht sich auf subtile Art an ihm zu rächen, was fast in einer Tragödie endet.

Daphne du Maurier beschreibt völlig unaufgeregt das Leben in Plyn und London. Diese Familiensaga hat alles, was eine gute Geschichte ausmacht. Es geht um Liebe, Hass, Intrigen, Betrug und Leidenschaft.

Das Buchcover ist sehr schön gestaltet. Es zeigt die Küste von Cornwall in Pastellfarben, ein richtiger Eyecatcher.

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