Profilbild von Island

Island

Lesejury Star
offline

Island ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Island über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2023

Kurzweiliges aus der Berliner Amtsstube

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
0

Conny ist eine fiktive Beamtin Ende 40 in einem Berliner Amt und berichtet auf flapsige Berliner Weise von ihrem Arbeitsalltag, ihren Kolleg:innen und deren Macken und auch etwas aus ihrem Privatleben ...

Conny ist eine fiktive Beamtin Ende 40 in einem Berliner Amt und berichtet auf flapsige Berliner Weise von ihrem Arbeitsalltag, ihren Kolleg:innen und deren Macken und auch etwas aus ihrem Privatleben und ihrer Nachbarschaft.

Dabei werden selbstverständlich viele Beamten-Klischees ausgepackt, aber auch Vorurteile entkräftet und es kommt zu vielen Begegnungen mit mehr oder weniger skurrilen Besucher:innen und Beamt:innen. Nebenbei werden auch Mängel im System auf die Schippe genommen, wie die bisher nicht wirklich gelungene Digitalisierung deutscher Ämter. Conny und ihre Kolleg:innen verkörpern zwar das ein oder andere Beamtenklischee, zugleich ist aber auch jede:r trotzdem irgendwie liebenswert, da die Charaktere recht vielschichtig ausgestaltet wurden und neben Erzählerin Conny auch andere kurz selbst zu Wort kommen. In manch einer Beschreibung kann man sich sicher auch selbst wieder erkennen, ohne, dass man in diesem Beruf arbeitet oder muss schmunzeln, weil es einem schon mal ähnlich ging.

Bei diesem Buch bietet es sich zudem fast an, sich für die Hörbuch-Variante zu entscheiden, da diese den Berliner Dialekt natürlich besonders gut einfängt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2023

Harte Zeiten

Helle Tage, dunkle Schuld
0

Ich habe bereits die Ruhrpott-Saga und die Reihe um die Dorfschul-Lehrerin von Eva Völler sehr gerne gelesen. Von daher war ich nun auch auf ihren ersten, ebenfalls historischen, Kriminalroman gespannt.

Die ...

Ich habe bereits die Ruhrpott-Saga und die Reihe um die Dorfschul-Lehrerin von Eva Völler sehr gerne gelesen. Von daher war ich nun auch auf ihren ersten, ebenfalls historischen, Kriminalroman gespannt.

Die Handlung spielt in Essen, etwa drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
Der Kriminalbeamte Carl Bruns ist zurück im Polizeidienst, nachdem er während der Herrschaft der Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht mehr ausüben durfte. Im Zusammenhang mit Mordermittlungen stößt er einerseits auf ein schlimmes und noch ungesühntes Kriegsverbrechen, das sich gegen Kriegsende ereignet hat und begegnet zugleich seiner mittlerweile verwitweten Jugendliebe Anne wieder, bei der er aber nicht genau weiß, ob er ihr und ihrer Schwester wirklich vertrauen kann.

Ich fand es sehr spannend ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit einzutauchen und mitzuerleben, wie hart die Menschen ums Überleben kämpfen mussten, während zugleich auch viele, die im Nationalsozialismus große Schuld auf sich geladen hatten, versuchten, ihrer Strafe zu entgehen. Dies alles schildert Eva Völler sehr anschaulich und authentisch und alles wirkt gut recherchiert. Immer wieder finden sich auch Textstellen im typischen Dialekt des Ruhrgebiets, aber nur so viel, dass es den Lesefluss nicht behindert. Spannung ist ebenfalls vorhanden, die Geschichte um Eva, ihre Schwestern und Carl hat mich sehr gefesselt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es ist auf jeden Fall lesenswert für alle, die historische Romane, die im 20. Jahrhundert spielen und/oder historische Krimis mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2023

Fast 100 Jahre deutscher Geschichte in einem Roman

Das Licht zwischen den Schatten
0

Der neue Roman von Michaela Beck ist ein ziemlich dicker Wälzer, der es in sich hat. Auf mehreren Zeitebenen wird die Geschichte der verschiedenen Protagonist:innen erzählt, bevor die Erzählstränge am ...

Der neue Roman von Michaela Beck ist ein ziemlich dicker Wälzer, der es in sich hat. Auf mehreren Zeitebenen wird die Geschichte der verschiedenen Protagonist:innen erzählt, bevor die Erzählstränge am Ende zusammengeführt werden.

Dabei kann man als Leser in verschiedene Epochen der jüngeren deutschen Vergangenheit eintauchen, angefangen mit dem Arbeitersohn Konrad am Ende des Ersten Weltkrieges, dem die Nationalsozialisten später ein Medizinstudium ermöglichten, der ihre Ideologie aber nicht teilt. Anschließend den Wirren der Nachkriegszeit und schließlich der Teilung Deutschlands. Diese erlebt man dann einerseits zusammen mit André , der in der DDR bei systemtreuen Adoptiveltern aufwächst, und andererseits auch aus der West-Perspektive durch Brigitte, deren Eltern mit ihr aus der DDR geflohen waren und die später in die Kreise der RAF geriet.

Dadurch erlebt man beim Lesen viele prägende Ereignisse der deutschen Geschichte hautnah aus der Perspektive der Beteiligten mit und kann sich so gut vorstellen, vor welche Konflikte sie die politischen Rahmenbedingungen oft stellten. Die verschiedenen Erzählstränge sorgen für zusätzliche Spannung, sodass mich der Roman sehr gefesselt hat. Der Schreibstil der Autorin war gut lesbar und ich empfehle das Buch gerne an alle weiter, die historische Romane mögen, die sich mit den vergangenen Jahrzehnten deutscher Geschichte beschäftigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2023

Meister der Prokrastination

Kleine Probleme
0

In ihrem neuen Buch schreibt Nele Pollatschek, selbst Mitte 30, aus der Sicht von Lars, 49, der seine Stelle als Redakteur beim Fernsehen aufgegeben hat, um sein eigenes Buch zu schreiben. Er schiebt das ...

In ihrem neuen Buch schreibt Nele Pollatschek, selbst Mitte 30, aus der Sicht von Lars, 49, der seine Stelle als Redakteur beim Fernsehen aufgegeben hat, um sein eigenes Buch zu schreiben. Er schiebt das aber schon sehr lange vor sich her, wie so vieles andere. Und nun steht zum Jahresende die Rückkehr seiner Frau, die sich eine Auszeit im Ausland genommen hat, und seiner Kinder (vom Auslandsschuljahr) an und er möchte noch alles Mögliche auf die Schnelle schaffen, um einen guten Eindruck auf sie zu machen. Natürlich schweift er trotzdem immer schnell wieder ab und dann kommt auch immer wieder Unglück dazwischen.

Nele Pollatschek ist es sehr gut gelungen, diese Stimmung einzufangen und ein sehr genaues Bild von ihrem Protagonisten zu zeichnen, sodass man sich, auch als weibliche Leserin, in ihn und seine Lage hineinversetzen kann. Immer wieder gibt es dabei Momente des Wiedererkennens und des Schmunzelns, aber auch eine Portion Tragik fehlt nicht. Dabei schreibt die Autorin in einem sehr sprachgewaltigen Stil voller sprachlicher Bilder und Aufzählungen, was mich teils auch an Poetry Slam erinnert hat. Zwischendurch gibt es zudem auch philosophische Anklänge, die zum Nachdenken anregen. Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2023

Familienbande

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
0

Die schwedischen Familien Brandt und Nihlzén kennen sich schon sehr lange, weil die etwa gleichaltrigen Söhne Erik und William miteinander aufgewachsen sind, die gleiche Schule besuchten und im selben ...

Die schwedischen Familien Brandt und Nihlzén kennen sich schon sehr lange, weil die etwa gleichaltrigen Söhne Erik und William miteinander aufgewachsen sind, die gleiche Schule besuchten und im selben Fußballteam spielten, was auch die Eltern miteinander verbunden hat. Vor acht Jahren, kurz nach dem Schulabschluss der beiden Jungs ändert ein einschneidendes Ereignis aber alles. Dennoch verlieben Eriks Schwester Emily und William sich ein paar Jahre später ineinander und nun brechen bei der schicken Traumhochzeit acht in einem Schloss alte Wunden auf, als die Familien und die damaligen Freunde alle wieder aufeinandertreffen und es kommt sogar jemand ums Leben.

Die Geschichte wird einerseits auf verschiedenen Zeitebenen, also vor etwa acht Jahren, wenige Monate vor der Hochzeit und am Hochzeitstag selbst, erzählt. Andererseits auch aus verschiedenen Perspektiven, der der Brautmutter, der des Brautvaters, der des Bruders der Braut, der des Vaters des Bräutigams und der von Emily und William selbst. Dadurch erfährt man bruchstückhaft immer mehr kleine Details, die zur Auflösung beitragen, es bleibt aber bis fast zum Schluss spannend und gibt immer wieder neue Wendungen. Diese Art des Aufbaus trägt zudem dazu bei, dass man die einzelnen Charaktere sehr gut kennenlernt und sich in sie hineinversetzen kann. Der Schreibstil der Autorin ließ sich gut und flüssig lesen und auch die Covergestaltung hat mich angesprochen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere